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am Fenster gestanden hatte, steckte seinen Kopf ins Zimmer. „Werde ich gebraucht?“, fragte er.

      Skormansky stieß die Luft aus. Dann lachte er. „Wie du siehst, komme ich prima allein zurecht.“

      Der Mann blickte auf Bount. „Gute Arbeit“, lobte er und zog sich zurück.

      Bount hatte Mühe, sein Bewusstsein im Griff zu behalten. Es versuchte immer wieder in die schwarzen Nebel einer Ohnmacht abzudriften. Seine Rippen schmerzten, und das gefiel ihm nicht. Noch viel weniger gefiel ihm, wie Skormansky über ihn hergefallen war, praktisch ohne Vorwarnung.

      „Steh’ auf, du langer Lulatsch“, knurrte Skormansky und stieß seinem Besucher in die Seite. Bount quälte sich auf die Beine. Er spuckte kurz, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und war verzweifelt bemüht, das Schwächegefühl abzuschütteln, das ihn gefangen hielt.

      Skormansky grinste höhnisch. „Wer immer nur auf der Suche nach Scheidungsmotiven ungetreuen Männern oder Frauen hinterherläuft, kriegt Plattfüße, der schadet seiner Form“, höhnte er. „Was hat dich bloß auf den Gedanken gebracht, dich um Ronny zu kümmern?“

      „Ronny? Wer ist Ronny?“, murmelte Bount. Er hielt sich mit einer Hand an einer Sessellehne fest und sah, wie sich in Skormanskys Gesicht etwas veränderte. Es schien, als fiele ein Rollo darüber. Kein Zweifel, Skormansky hatte sich verplappert. Es war erstaunlich, dass das einem Mann wie ihm überhaupt passieren konnte.

      „Verschwinde, und vergiss nicht, dass du bei einem zweiten Besuch dieser Art weniger glimpflich davonkommen wirst“, drohte Skormansky. Er schlug erneut zu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Diesmal schaffte es Bount, der heran fliegenden Faust mit einem Sidestep zu entkommen.

      Skormansky staunte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Bount sich so rasch fangen würde. Aber größer noch als Skormanskys Verblüffung war seine Wut. Er schlug nicht gern ins Leere. Also schickte er erneut die Rechte auf die Reise. Seine Knöchel schrammten über Bounts Wange, aber sie traf nicht voll.

      Bount ging auf Distanz. In Situationen wie diesen brachte er es fertig, ganz cool zu sein. Er ließ seine Wut nicht in sein Handeln einfließen, sie blieb gleichsam draußen vor der Tür.

      Skormansky fluchte. Er griff mit beiden Fäusten an. Er wollte einen weiteren Erfolg verbuchen, wollte Bount noch einmal am Boden sehen.

      Bount ließ Skormansky voll auflaufen. Skormansky schnappte nach Luft, als er den Treffer hingenommen hatte. Für eine volle Sekunde war er wie gelähmt. Er verstand nicht, dass ein Mann, der vor Sekunden noch am Boden gelegen hatte, schon wieder zu fighten vermochte.

      Bount ließ ihm keine Chance. Noch ehe die Schrecksekunde Skormanskys verklungen war, traf Bounts Rechte.

      Jetzt war Skormansky angeschlagen. Er stand immer noch auf den Beinen und war sichtlich entschlossen, das Blatt zu wenden, aber er hatte keine Aussicht, damit durchzukommen. Bounts Fäuste beherrschten die Situation. Die Linke kam voll durch. Skormansky fiel um. Bount beugte sich über den Gegner und klopfte ihn nach Waffen ab. Skormansky hatte tatsächlich eine bei sich. Er trug einen Revolver im Schulterholster. Bount nahm die Waffe an sich.

      In diesem Moment öffnete sich die Tür. Der Gorilla steckte erneut grinsend den Kopf ins Zimmer. „Hast du ihn ..“, begann er, unterbrach sich jedoch abrupt, als er feststellte, dass es einen Szenenwechsel gegeben hatte.

      „Nimm die Klauen hoch, Freundchen“, sagte Bount, richtete sich auf und ließ den Gorilla in die Waffenmündung blicken. Der Gorilla gehorchte schweigend.

      Bount ging zur Tür. Er stieß dem Gorilla die Waffe in die Seite, knöpfte ihm den Smith & Wesson ab, leerte Trommel und Lauf von den darin befindlichen Patronen, gab dem Gorilla die Waffe zurück und durchquerte die Diele. Der Mann, der Bount hereingelassen hatte, war nicht zu sehen. „Sag Skormansky, dass er sich seine Kanone bei mir abholen kann“, erklärte Bount vor dem Verlassen der Penthousewohnung. „Mache ihm klar, dass er sie nur dann bekommt, wenn er mir dafür einen gültigen Waffenschein vorlegt.“

      12

      In Lyonel Dissingers Vorzimmer saß an diesem Morgen eine ältere, nervös wirkende Dame mit Brille und im Nacken verknotetem Haar. Bount legte ihr seine Karte auf den Schreibtisch. „Melden Sie mich Mr. Dissinger, bitte“, sagte er.

      Die nervöse Dame griff nach dem Kärtchen, überflog es und wurde noch unruhiger, als sie Bounts Beruf entdeckte. Sie murmelte etwas Unverständliches, verschwand hinter der Tür von Dissingers Privatbüro und tauchte Sekunden später wieder auf. „Mr. Dissinger lässt bitten, Sir“, murmelte sie.

      Dissinger kam Bount entgegen, mit einer roten Nelke im Knopfloch. Er streckte dem Besucher mit freundlichem Ernst die Hand entgegen. „Ist es möglich, dass ich von Ihnen schon gehört habe?“, fragte er.

      „Das ist nicht auszuschließen“, bestätigte Bount.

      „Nehmen wir in der Sesselgarnitur Platz“, schlug Dissinger vor und machte eine einladende Handbewegung. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“

      Sie setzten sich. „Ich war gestern schon einmal hier. Ich war dabei, als Ihre Sekretärin umkippte, und ich war es auch, der den Notarztwagen alarmierte.“

      „Oh, das waren Sie? Dann muss ich mich bei Ihnen für Ihre Umsicht bedanken. Wenn Miss Lark zusammengebrochen wäre, ohne sofortige Hilfe zu bekommen, hätte sie leicht ein Opfer der Vergiftung werden können, nicht wahr?“

      „Kaum“, sagte Bount. „Ich habe mit dem Krankenhausarzt gesprochen. Die Laboruntersuchung von Miss Larks Mageninhalt lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um keine tödliche Giftmenge gehandelt hat.“

      „Was schließen Sie daraus?“

      „Ehe ich Ihnen das sage, wüsste ich gern, wie Sie zu Miss Lark stehen.“

      „Ich schätze sie. Sie ist beweglich, stets präsent und von bemerkenswertem Intellekt.“ Er lächelte matt. „Wo findet man das heute schon noch einmal, Attraktivität plus Intelligenz? Miss Lark hatte beides. Ich habe sie schon mal zum Essen eingeladen, ich kann auch nicht leugnen, dass sie mich als Frau reizt, Sie wissen schon , aber ich würde nicht mal im Traum daran denken, mit ihr flirten zu wollen. Solche Dinge sind für einen Mann in meiner Position tabu, sie schaden der Autorität.

      Außerdem würde die Firmenleitung daran Anstoß nehmen. Sie werden verstehen, dass ich keine Lust habe, mir meine Chancen zu verderben.“

      „Sie sind Finanzdirektor. Ist das nicht schon einer der einflussreichsten Posten innerhalb der Firma?“

      „Das ist fraglos richtig, aber natürlich gibt es noch Entwicklungsmöglichkeiten“, sagte Dissinger. „Zum Beispiel hätte ich nichts dagegen, im kommenden Monat zum Vizepräsidenten gewählt zu werden. Für diesen Posten ist der Ruf totaler Integrität unerlässlich. Nein, zwischen Miss Lark und mir hat es nichts gegeben und wird es nichts geben.“

      „War sie mit Oliver Carr befreundet?“

      „Wie kommen Sie denn darauf?“

      „Ich suche eine Verbindung. Oliver Carr wurde vergiftet, genau wie Miss Lark.“

      „Das ist richtig“, sagte Dissinger und zeigte zum ersten Mal Anzeichen von Unruhe. „Ich habe selbst schon darüber nachgedacht, aber ich muss zugeben, dass mir dazu nichts Plausibles eingefallen ist. Festzustehen scheint nur, dass der Täter in der Firma zu suchen ist.“

      „Haben Sie schon mal den Namen Gringer gehört? Nikolaus Gringer?“

      „Nein.“

      „Er war mit Miss Lark befreundet. Jetzt ist er tot. Das Gift, das sein Ende verursachte, ist in der Zusammensetzung identisch mit dem, das Carr tötete und Miss Lark ins Krankenhaus brachte.“

      „Phantastisch“, murmelte Dissinger. „Ich habe dafür keine Erklärung.“

      „Was war Carr für ein Mann?“

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