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Frontschweine. Léon Lancee
Читать онлайн.Название Frontschweine
Год выпуска 0
isbn 9783347098985
Автор произведения Léon Lancee
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
„Das stimmt“, stimmte Helmuth zu, „Komm, lass uns unseren Teil der Arbeit erst mal machen, bevor die Zwei wieder zurück sind. Sonst werden wir noch zusammengestaucht, das ist ihnen zuzutrauen. Ich sorge für die Munition und den Sprit. Du regelst die Schablonen und die Farbe, sodass wir die Nummern und Divisionszeichen auf die Kaffeemühle spritzen können.“
Fast zwei Stunden später saß die ganze Besatzung unter der neuen Zeltplane, die sie zwischen den Panzer und ein paar Bäume gespannt hatten.
Sie lagen faul mit ausgetreckten Beinen auf dem Boden und tranken in aller Ruhe einen Becher Kaffee.
Ein Soldat in schwarzer Panzeruniform mit einem Kleidersack auf der Schulter blieb stehen und sprach sie an: „Könnt ihr mir sagen, wo ich die Besatzung des ´242` finden kann? Ich sehe nirgends einen Panzer mit dieser Nummer.“
Neugierig blickten alle zum stämmigen blonden Soldaten auf, der vor ihnen stand.
Das Eiserne Kreuz 1. Klasse hing auffällig auf seiner Uniformjacke, ebenso wie das Abzeichen für Mann-gegen-Mann-Kämpfe.
„Wenn du den ´242` suchst, dann bist du hier richtig.“ Helmuth stand auf: „Wir haben noch keine Turmnummer auf unsere Maschine malen können. Wen suchst du?“
Der blonde Soldat überragte Helmuth ein ganzes Stück. „Dann möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin Joseph Heinemann und wurde als euren neuen Lader eingeteilt. Meine Freunde und die Kameraden nennen mich übrigens immer Sepp.“
„Willkommen an Bord“, lachte Helmuth, während er ihm die Hand schüttelte.
„Ich bin Helmuth Kessler, seit fast einer Woche Panzerkommandant des ´242`, weil unser voriger Kommandant gefallen ist. Die beiden robusten Jungs dort sind Mannfred und Wolff, der Kanonier und der Fahrer, und der andere ist Horst, unser Funker und Bugmaschinengewehrschütze.“
Die anderen standen ebenfalls auf, um den Neuling zu begrüßen und ihm die Hand zu schütteln.
„Du bist gerade zur rechten Zeit eingetroffen“, lachte Wolff, während er auf Mannfred zeigte. „Unsere feste Küchenhilfe hat gerade frischen Kaffee gekocht, und niemand kann das besser als er. Setz’ dich hin, würde ich meinen, und lass dir einen leckeren Becher einschenken.“
„Whow“, lachte Horst, „Ich meinte, dass sie keine Riesen bei den Panzern annahmen, aber du bist wohl eine Ausnahme. Du wirst regelmäßig krumm stehen an Bord.“
Der große blonde Soldat lachte, während er den Becher Kaffee annahm, den Wolff ihm reichte, und sich ins Gras setzte. „Ob ich eine Ausnahme bin, weiß ich nicht, aber ich komme von der Waffen-SS, und dort wurde eine robuste Statur geschätzt.“
Helmuth sah ihn erstaunt an: „Wieso bist du denn jetzt zur vierten Panzerdivision eingeteilt, wenn du zu den schwarzen Jungs gehörtest?“
„Das lässt sich ziemlich einfach erklären. Beim Wachkommando der ´Leibstandarte`, sozusagen der persönlichen Leibwache des Führers, wird so ziemlich schwer auf Rassenmerkmale und Hintergründe geachtet. In meinem Fall stellte sich heraus, dass die Oma meiner Mutter hundertprozentig jüdisch war. Das war für die Idioten, die bei uns die Büros besetzt halten, Grund genug, mich versetzen zu lassen. Und dann war ich, so stellte sich heraus, auf einmal auch nicht mehr gut genug für die Waffen-SS, von der ich wohlgemerkt zu ihnen gekommen war. Ich habe vorhin bei der Waffen-SS gedient. Dort wurde ich auch ausgebildet. Wegen meiner guten Dienstvergangenheit durfte ich angeben, wo ich am liebsten unterkommen wollte, und dann habe ich um Versetzung zur einer Panzerdivision gebeten. Ich bin in Frankreich für den Rest meines Lebens genug gelaufen und wollte jetzt mal in Luxus per Panzer statt zu Fuß über das Schlachtfeld ziehen. Deshalb bin ich jetzt hier.“
„Das ist eine seltsame Verhaltensweise“, brummte Mannfred.
„Zunächst befördern sie einen von einer Eliteeinheit wie die Waffen-SS zur echten SS, und dann ist man mit einem Mal nicht mehr gut genug für die Einheit, von der man gekommen ist. Lustige Typen sind dort bei der ´Leibstandarte` tätig.“
„Womit hast du das Eiserne Kreuz 1. Klasse eigentlich verdient?“ fragte Wolff neugierig.
„In Frankreich an der Somme, wo ich bei einem französischen Gegenangriff auf unsere Stellungen mit gebündelten Handgranaten drei französische Panzer vom schwereren Typ Char B ausgeschaltet habe. Deshalb wurde mir vorgeschlagen, bei der Leibwache des Führers zu dienen. Ich selbst habe mich niemals für das Wachkommando angemeldet.“
Horst sah das neue Besatzungsmitglied Sepp gespannt an.
„Hast du unseren Führer wohl mal aus nächster Nähe gesehen?“
„Ja, gewiss, ich habe sogar auf dem Berghof, Hitlers Villa bei Berchtesgaden in den Alpen, Wachdienst machen müssen. Dort habe ich ihn mehrere Male aus nächster Nähe gesehen. Aber er hat niemals ein Wort zu uns gesagt. Das war nur den hohen Tieren vorbehalten und nicht dem einfachen Fußvolk.“
Mannfred warf seinen Becher ins Gras.
„Das muss ein ziemlicher Schlag für dich gewesen sein. Denn letztendlich kommt es darauf hinaus, dass sie dich einfach fortgeschickt haben, weil eines deiner Vorfahren nicht ganz dem Idealbild entsprach. Dafür konntest du doch keinen Dreck.“
Sepps Gesicht verfinsterte sich: „Nein, das stimmt. Das war auch etwas, mit dem ich natürlich nie gerechnet hatte. Meine Welt brach zusammen, als ich hörte, dass ich gehen musste, denn das wurde auch als ein unehrenhafter Abgang betrachtet, weil ich kein reiner Deutscher mehr sei. Aber das habe ich eigentlich ziemlich schnell verkraftet. Warum, erkläre ich euch später wohl noch mal. Dass ich nicht einmal mehr zur Waffen-SS als Elitekorps zurückkehren durfte, war für mich noch viel schlimmer. Aber wie gesagt, wegen meiner Dienstvergangenheit bin ich jetzt hier gelandet, und wenn es nach mir geht, machen wir das Beste daraus. Ich bin im Nachhinein nicht wirklich unzufrieden mit dieser Zuweisung.“
„Hat das etwas damit zu tun, dass Panzeruniformen fast mit denen der SS gleich sind?“ fragte Helmuth scharfsinnig.
Sepp lächelte: „Ehrlich gesagt ein bisschen, denn so fiel es zuhause weniger auf. Es wird von manchen Leuten doch wohl als eine Schande oder Degradierung gesehen. Und so habe ich das anfangs auch erfahren, aber das ist mittlerweile ziemlich vorbei, weil ich mich damit abgefunden habe. Aber ich bin einfach ehrlich, wenn ich sage, dass ich gern zur Waffen-SS zurückgegangen wäre.“
„Bei welcher Einheit der Waffen-SS hast du gedient?“
„Das war bei der Motorisierten Division ´Das Reich`.“
„He, das ist aber ein starkes Stück“, reagierte Wolff überrascht, „Wir kennen dort einen Untersturmführer mit seiner Gruppe. Michael von Losswitz heißt er.“
Sepp staunte: „Nicht zu glauben! Der war mein Chef in Holland und auch in Frankreich. Ein großartiger Kommandant, aber auch ein stahlharter Soldat. Woher kennt ihr ihn um Himmels willen?“
Helmuth lachte: „Das ist eine lange Geschichte, Mann, aber die heben wir uns für heute Abend auf, wenn es dir recht ist. Heute soll unsere Kaffeemühle noch bemalt werden und müssen wir noch unsere Sachen verstauen und ihnen ein Plätzchen geben. Das gilt auch für dein Zeug. Danach sind wir noch zwei Tage dienstfrei, weil wir gerade einen jämmerlichen Marsch durch feindliches Gebiet hinter uns haben und unser Urlaub in Minsk deswegen gescheitert ist. Und obgleich unser Zugkommandant Leutnant Mayer ein netter Mensch ist, kann er sehr unbequem werden, wenn wir unsere Sachen nicht ordentlich geregelt haben. Dann wäre ich vermutlich die längste Zeit Panzerkommandant gewesen, und das will ich doch lieber nicht geschehen lassen.“
Sepp stand auf: „Prima, ich bin auch nichts Anderes gewöhnt. Wenn wir unsere Sachen nicht perfekt geregelt hatten, wurde einfach eine schwere Strafe erteilt, um dafür zu sorgen, dass so was kein zweites Mal passierte.“
Helmuth verteilte die Aufgaben und nahm selbst auf sich den neuen Lader zu instruieren und einzuweisen.
Es war bald Essenszeit, als die Arbeit getan