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Meine Sünde. Lia Labes K.
Читать онлайн.Название Meine Sünde
Год выпуска 0
isbn 9783347014664
Автор произведения Lia Labes K.
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Mein Herz stoppt kurz nachdem ich Kays Stimme erkenne. Ich antworte mit einem ,Klar‘, kann aber nichts mehr hinzufügen. Die Worte sind stecken geblieben. Weiß der hinterlistige Fuchs eigentlich, wie leicht er mich ausschalten kann? Er steckt mir noch ein paar Münzen in die Schürzentasche und dreht sich wieder um. Ich hatte eine komplette Herzattacke, weswegen ich mich den ganzen Mittag über wenig bis gar nicht konzentrieren kann. Was wollte er von mir? Habe ich das letzte Mal etwas vergessen?
Wieso „…, wenn die anderen weg sind“? Soll ich ihn dort etwa alleine treffen?! Großer Gott! Ich schüttele heftig meinen Kopf und versuche die Arbeit nur irgendwie hinzubekommen.
Die Zeit vergeht und irgendwann ist Schichtende. Ich kontrolliere mein Handy die ganze Zeit, um keinen Anruf von Mom zu verpassen, aber das war dann nicht mehr nötig: Jenny, eine Kellnerin von Meike, kommt auf mich zu und erklärt gelassen:
“Du kannst ruhig gehen! Ich und Meike schaffen das schon. Deine Mama wartet eh schon vorne im Auto.“ “Danke“, rufe ich und lege meine Sachen ab.
Ich beeile mich, um zu meiner Mutter ins Auto zu steigen. Mit einem Kuss auf die Wange begrüße ich sie und hoffe zudem, dass sie endlich wieder Zeit für mich hat. Leider erzählt sie mir herzlich wenig während der Autofahrt, denn es soll ja eine Überraschung sein. Naja, dafür habe ich genug Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. War… war ich wirklich so sehr verstreut wegen Kays Worten? Wieso? Klar, er ist echt nett und cool und loyal und…. gutaussehend… Was denk ich mir bitte nur?! Bin ich jetzt total übergeschnappt? Die ganze verdammte Fahrt versuche ich ihn aus meinem Kopf zu verbannen, was mir jedoch nicht gelingt. Als Mom endlich einmal stehen bleibt, springe ich wie ein kleines Kind aus dem Wagen und sehe mich neugierig um. Wir stehen auf einem Parkplatz direkt neben einem Wald.
“Komm“, meint sie glücklich und streckt mir ihre Hand entgegen.
Fragend starre ich sie an, gebe ihr aber die Hand. Wir gehen in den Wald hinein. Die Sonnenstrahlen glitzern durch die Kronen der Bäume hindurch. Es ist herrlich!
“Ich kann mich nicht erinnern, mir einen Spaziergang gewünscht zu haben“, lass ich sie spaßeshalber wissen.
Sie kontert direkt:
“Oh doch! Du sagtest »ich wünsche mir mehr Zeit mit meiner Mama«!“
Punkt für sie. Wir wandern eine ganze Weile und reden über Dinge, die wir schon immer mal besprechen wollten. Geschichten und Erinnerungen werden geteilt. Auch, wenn es nur ein Augenblick ist: Wir sind tatsächlich frei. Frei von Sorgen. Und das ist das Einzige, wonach ich mich so lange sehne.
Nach einer Stunde kehren wir dann doch zum Auto zurück.
“Darf ich fahren?“, frage ich spontan.
Ich meine, es ist mein Geburtstag und abgesehen davon bin ich schon lange nicht mehr gefahren. Ich bemerke den überlegenden Ausdruck in ihrem Gesicht, aber dennoch erlaubt sie es nicht. Klar, es ist Sebastians Karre, aber er hätte es eh nie gemerkt… Ich verstehe zwar nicht, wieso sie mich nicht fahren lässt, aber ich soll die Antwort schon bald bekommen. Schnell wird mir klar, dass sie nicht nach Hause fahren will. Krampfhaft versuche ich mich zu erinnern, wo die Straße hinführt, aber mir fällt es einfach nicht ein. Nach einigen Minuten kommen wir an einer uralten Werbetafel vorbei. Olli’s Motor? Die Werkstatt! Aber was will meine Mutter dort? Ob Sebastian wieder was bestellt hat? Wohl kaum… Nachdem er sich mit dem Chef, Kays Vater, gestritten hatte - oder besser ihn verprügelt hatte - hat er keinen Fuß mehr dort hineingesetzt. Klar, Herr Fuchs hat ihn natürlich angezeigt und ihm Hausverbot erteilt. Obwohl… Wenn ER nicht reindarf, wäre es dann tatsächlich viel logischer, dass meine Mutter alles für ihn besorgt. Da es nur eine Vermutung ist, frage ich sie zur Sicherheit, was sie dort wolle. Alles, was sie sagt, ist:
„Mein Auto wird repariert, ich muss nur was nachfragen. Dauert nicht lange.“ Standartsatz.
Wir erreichen tatsächlich die Werkstatt, meine Mutter steigt aus und bittet mich, im Auto zu warten. Es vergehen keine zwei Minuten, da kurbele ich das Fenster hinunter. Einerseits ist es warm und andererseits bin ich derbe neugierig. Plötzlich höre ich meine Mom schreien:
“WAS?! Nein! Das darf nicht wahr sein! Gestern war der doch noch in Ordnung!“ Meine Sinne melden sich, ich steige aus dem Wagen, schließe vorsichtig die Tür und schleiche mich zum offenen Garagentor. Sie befindet sich anscheinend gleich um die Ecke. Schnell bemerke ich, dass sie sich mit Kays Vater unterhält, wobei das Gespräch dadurch viel interessanter wird.
“Oliver? Sag mir bitte nicht, dass das jetzt wahr ist!“, sie ist völlig aus der Fassung.
“Leider doch. Die Teile sind völlig hinüber, es wird Monate dauern, bis sie überhaupt geliefert werden können.“ Toller Chef. Der heitert echt jeden auf.
Ich spähe um die Ecke und entdecke Kay, wie er gelassen im Fahrersitz eines glänzenden Fords gesackt ist. Er lässt ein Bein aus der Autotür heraushängen und checkt gerade sein Handy. Die Krise bei meiner Mutter wird immer schlimmer und bevor sie vor Entsetzen umfällt, bittet Oliver ihr einen Stuhl an. Sein Sohn jedoch springt mit einem Grinser aus dem Wagen und erklärte voller Stolz:
“Jetzt ist alles nur mehr halb so schlimm! Ich habe gerade mit einem Bekannten in Schaffertal geschrieben. Er meinte, er könne mir die Ersatzteile in den nächsten zwei Monaten liefern!“
Mom blickt zwar auf, aber vor lauter Staunen weiß sie nicht mehr, was sie sagen soll. Ich bin echt froh, dass Kay da ist. Er hat immer einen Geistesblitz. Ich hoffe echt, sie bekommen ihr Auto wieder zum Laufen.
“Jetzt müssen wir nur schauen, dass Alex nichts mitbekommt“, gesteht Mom.
WAS ?! Ich steige vor Schreck zurück und stoße dabei einen Eimer mit Eisenteilen um. Wie konnte ich den übersehen ?! Im nächsten Augenblick steht Herr Fuchs direkt vor mir:
“Wer schleicht denn da herum?“
Ich erschrecke erneut und verbleibe wie vereist. Sofort kommen Kay und Mom um die Ecke, gleichermaßen überrascht von meinem Dasein.
“Alex! Ich…ich…“, stottert sie mit den Händen im Gesicht.
Kay aber packt mich an den Schultern und sagt beruhigt:
“Gut, dass du da bist! Komm, ich glaube deine Mama will dir was zeigen.“
Sanft schiebt er mich in die Richtung des neuen Wagens.
“Tada! Alles Gute zum Geburtstag, Alex.“
Mir wird auf einen Schlag warm, das Blut fließt in den Kopf. Mein Körper wird immer steifer und dann beginne ICH zu stottern:
“I-Ist… ist der…f-für mich?“
Langsam drehe ich mich zu Mama um und blicke sie entsetzt an. Sie scheint zu weinen, schreitet zu mir und nimmt mich in den Arm, als hätte sie mich seit Jahren nicht mehr so gesehen. Mir blieb die Spucke weg. Ich…. Ich habe von meiner eigenen Mutter ein neues Auto bekomme… aber …aber wieso? Ich brauche eine ganze Weile, bis ich mich wieder sammeln kann, dann schiebe ich sie vorsichtig von mir und frage entsetzt:
“Bist du des Wahnsinns?! Ich meine…. Weißt du eigentlich wie viel der gekostet hat?! Wir sind ohne den Alten sowas von pleite! Ich meine… das ganze Geld! Das- Mom… Nein. Ich kann das nicht annehmen!“
Sie sieht auf und lächelt so unschuldig und beruhigt, als wäre alles ok:
“Genau deswegen will ich ja, dass du ein Auto hast. Damit du jederzeit wegfahren kannst.“
Diesmal nehme ich sie in den Arm und lasse ein paar einzelne Tränen fließen. Ein ,Danke‘, so stumm und doch hörbar, verlässt meine Lippen. Trotzdem werde ich sie niemals mit diesem Arsch alleine lassen.
Kapitel 3: Ruhe
Wir verbringen noch eine ganze Weile bei Olli’s Motor, da uns der Chef auf einen Kaffee eingeladen hat. Es ist echt angenehm. Mama und ich haben es auf der Couch