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gemeinsam in seinem Büro saßen. »Ich konnte nichts entdecken, was eine Schwangerschaft verhindern würde. Der Unfall, in den du damals verwickelt warst, hatte zwar die Fehlgeburt zur Folge, aber ansonsten hat er keine weiteren Schäden hinterlassen.«

      Voller Verzweiflung sah Stefanie erst ihren Mann, dann Dr. Daniel an.

      »Aber warum kann ich dann nicht mehr schwanger werden?«

      »Weil du die schrecklichen Ereignisse noch immer nicht verarbeitet hast«, antwortete Dr. Daniel ruhig.

      Gerrit nickte. »Genau das habe ich auch schon vermutet. Trotzdem bin ich froh, daß sich Steffi noch einmal untersuchen ließ.«

      »Und was sollen wir jetzt tun?« wollte Stefanie wissen. »Muß ich mich denn einfach damit abfinden, daß ich keine Kinder mehr bekommen kann, weil Martin Bergmann mich damals angefahen hat und ich diesen Unfall nicht richtig verarbeiten kann?«

      »Nein, Steffi, ganz im Gegenteil«, erwiderte Dr. Daniel. »Du sollst dich nicht damit abfinden, sondern versuchen, die Geschehnisse aufzuarbeiten. Wenn du das geschafft hast, dann wirst du auch schwanger werden können.«

      »Das heißt, ich muß zu einem Psychiater«, erklärte Stefanie mit unüberhörbarer Bitterkeit in der Stimme.

      »Nein, Steffi, absolut nicht. Ich bin sicher, daß es ausreichend ist, wenn du mit mir sprichst, und auch Gerrit kann dir helfen, mit dieser unseligen Geschichte fertigzuwerden.« Er schwieg kurz, bevor er ihr noch einen weiteren Rat gab. »Vielleicht solltest du auch versuchen, nicht mehr ganz so verbissen auf eine Schwangerschaft hinzuarbeiten. Ich weiß schon, das ist leichter gesagt als getan, aber erfahrungsgemäß klappt es am ehesten, wenn man gar nicht daran denkt.«

      Stefanie seufzte. »Sie haben recht, Herr Doktor, das ist wirklich leichter gesagt als getan. Dani wird immer größer, und sie soll ihr Geschwisterchen doch möglichst bald bekommen. Wenn sie erst mal fünf oder sechs Jahre alt ist, dann wachsen die beiden doch beinahe wie Einzelkinder auf.«

      »Erstens mal ist es bis dahin noch ein recht weiter Weg. Daniela ist doch erst zwei. Und zweitens bin ich beispielsweise auch fünf Jahre jünger als meine Schwester, und trotzdem hatten Irene und ich nie das Gefühl, wie zwei Einzelkinder aufgewachsen zu sein.« Er lächelte. »Meistens war es für mich sogar sehr schön, so eine große Schwester zu haben.«

      Dr. Scheibler schmunzelte. »Nur meistens?«

      »Gelegentlich können einem große Schwestern auch auf die Nerven fallen«, räumte Dr. Daniel bereitwillig ein. »Aber das ändert sich auch mit zunehmendem Alter nicht. Irene versucht heute noch, mich zu erziehen, wo sie nur kann, dabei sollte dieser Teil meiner Entwicklung eigentlich längst abgeschlossen sein.«

      Stefanie und Gerrit mußten lachen.

      »Damit erzählen Sie mir nichts Neues«, stimmte Stefanie dann zu. »Geli und Wolfgang machen es mit mir doch genauso, wobei sich Wolfgang noch einigermaßen zurückhält. Im Grunde hat er den großen Bruder nur damals herausgekehrt, als ich mich in Gerrit verliebt hatte. Aber Geli hält sich immer noch für meine zweite Mutter. Sogar in Danis Erziehung will sie mir dreinreden, dabei hätte sie eigentlich genug damit zu tun, sich um ihre Zwillinge zu kümmern. Raimo und Tommy sind ja die reinsten Landplagen.«

      Dr. Daniel erinnerte sich nur mit Unbehagen an die beiden Zehnjährigen, deren Ungehorsam eigentlich kaum zu überbieten gewesen war. Dann wandte er sich dem ursprünglichen Thema wieder zu.

      »Also, Steffi, ich würde vorschlagen, daß du einmal pro Woche zu mir kommst«, meinte er. »Dann werden wir ausführlich über das sprechen, was damals geschehen ist.« Er sah Dr. Scheibler an. »Wenn es Ihre Zeit erlaubt, Gerrit, dann sollten Sie bei diesen Gesprächen vielleicht auch dabei sein. Für Daniela wird sich währenddessen sicher ein Babysitter finden.«

      Stefanie und Gerrit nickten.

      »Ganz bestimmt, Herr Doktor«, versicherte die junge Frau, dann reichte sie Dr. Daniel voller Dankbarkeit die Hand. »Ich bin froh, daß Sie sich für mich immer wieder so viel Zeit nehmen. Und wenn ich dann wirklich schwanger werden könnte… das wäre unser größtes Glück, nicht wahr, Gerrit?«

      Ihr Mann stimmte zu, dann lächelte er. »Noch vor ein paar Jahren hätte ich mir nicht einmal vorstellen können, verheiratet zu sein, und jetzt… der Gedanke an eine große Familie kann mich nicht erschrecken, ganz im Gegenteil. Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn unsere Dani noch drei oder vier Geschwisterchen bekommen würde.«

      Dr. Daniel lächelte. »Ich werde sehen, was sich da machen läßt. Erstmal müssen wir die Ursache für diese innere Blockade wegschaffen.«

      *

      »Herr Heidenrath, das geht aber nicht!« erklärte Schwester Bianca, als Helmut den kleinen Koffer seiner Frau packte.

      »So?« Er warf der jungen Krankenschwester einen wütenden Blick zu. »Zeigen Sie mir denjenigen, der mich aufhalten wird, wenn ich meine Frau nach Hause holen will.«

      »Das werde ich Ihnen zeigen, verlassen Sie sich darauf«, prophezeite Bianca, dann lief sie ins Schwesternzimmer hinüber und rief in der Praxis Dr. Daniel an.

      Keine fünf Minuten später stand der Arzt im Zimmer.

      »Tut mir leid, Herr Heidenrath, aber Ihre Frau kann noch nicht entlassen werden«, meinte er, und sein Ton duldete eigentlich keinen Widerspruch.

      »Jetzt hören Sie mir mal zu«, entgegnete Helmut scharf. »Meine Frau wird zu Hause gebraucht. Ich habe keine Lust, vier Kinder zu versorgen und den Haushalt in Schwung zu halten, nur damit sie sich hier drinnen auf die faule Haut legen kann.«

      Mit größter Mühe gelang es Dr. Daniel angesichts dieser Worte ruhig zu bleiben.

      »Ihre Frau hat eine äußerst schwierige Geburt hinter sich, und ich kann noch immer nicht aus-schließen, daß es zu weiteren Komplikationen kommen wird. Aus diesem Grund…«

      »Sie sind überängstlich, das ist alles«, fiel Helmut ihm grob ins Wort. »Früher haben die Frauen ihre Kinder auf dem Feld zur Welt gebracht und gleich weitergearbeitet.«

      »Deshalb war damals nicht nur die Säuglingssterblichkeit besonders hoch, sondern auch die der Mütter«, konterte Dr. Daniel. »Frau Heidenrath bleibt noch zwei Tage hier, dann können Sie sie nach Hause holen. Etwas anderes kann ich nicht verantworten.«

      »Müssen Sie auch nicht«, entgegnete Helmut kalt, dann sah er seine Frau an. »Los, steh auf und zieh dich an.«

      Genilla fühlte sich noch sehr schwach und zittrig, trotzdem gehorchte sie.

      »Herr Heidenrath…«, begann Dr. Daniel energisch, doch Helmut unterbrach ihn erneut. »Ich hole meine Frau auf eigene Verantwortung aus der Klinik. Damit sind Sie aus dem Schneider, und mehr wollen Sie ja wohl nicht.«

      »Da unterliegen Sie aber einem gewaltigen Irrtum«, erklärte Dr. Daniel mit Nachdruck. »Ich will meine Patientinnen gesund entlassen und nicht…«

      »Los, geben Sie mir schon so einen Wisch«, verlangte Helmut ungeduldig. »Gunilla wird unterschreiben, daß sie die Klinik auf eigenen Wunsch verläßt.«

      Es machte Dr. Daniel rasend, daß er nichts tun konnte, um Gunilla vor diesem rücksichtslosen Mann zu schützen. Er ließ sich von Schwester Bianca eine entsprechende schriftliche Erklärung bringen, behielt sie aber noch einen Augenblick in der Hand.

      »Frau Heidenrath, niemand zwingt Sie, dieses Stück Papier zu unterschreiben«, erklärte Dr. Daniel eindringlich. »Wenn Sie sich weigern, dann ist das Recht auf unserer Seite. Ich kann Sie hierbehalten, bis die Gefahr weiterer Nachblutungen gebannt ist. Bitte, Frau Heidenrath, gehen Sie kein unnötiges Risiko ein.«

      »Hören Sie schon auf mit Ihrem unnützen Geschwafel«, brauste Helmut auf, dann wandte er sich seiner Frau zu. »Und du unterschreibst gefälligst!«

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