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Attentäter Null. Джек Марс
Читать онлайн.Название Attentäter Null
Год выпуска 0
isbn 9781094313139
Автор произведения Джек Марс
Жанр Шпионские детективы
Издательство Lukeman Literary Management Ltd
„Nun...” Marias Blick sprang von Null auf Reidigger und wieder zurück. „In Ordnung”, gab sie nach. „Es klingt gut. Ich sollte mich schätzungsweise besser jetzt schon um den Papierkram kümmern.”
„Ich schreibe dir eine SMS”, versprach Null, während sie mit laut klackenden Absätzen auf dem Beton die Fabrikhalle verließ.
Alan zog seine eigene schusssichere Weste mit einem langen Knurren aus und zog sich dann wieder die schweißbefleckte Fernfahrermütze über sein zerzaustes Haar, bevor er gelassen fragte: „Ist das ein Trick?”
„Ein Trick?” schnaubte Null. „Wozu? Um Maria zurückzubekommen? Du weißt, dass ich nicht darüber nachdenke.”
„Nein. Ich meine ein Trick, damit Maria als Prellbock zwischen ihnen und dir steht.” Für einen Geheimagenten, der die letzten vier Jahre unter einer anderen Identität gelebt hatte, war Alan so brutal aufrichtig, dass es manchmal schon fast beleidigend schien.
„Natürlich nicht”, erwiderte Null fest. „Du weißt, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass die Dinge wieder so werden, wie sie mal waren. Maria ist eine Freundin. Kein Prellbock.”
„Na klar”, stimmte Alan zu, doch er klang zweifelnd. „Vielleicht war ,Prellbock’ einfach nicht das richtige Wort. Vielleicht mehr wie ein...” Er blickte auf die schusssichere Weste, die auf dem Stahlwagen vor ihm lag und zeigte dann darauf. „Na, ich kann gerade an keine bessere Metapher denken.”
„Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst”, beharrte Null und versuchte, nicht die Hitze in seiner Stimme zu zeigen. Er war nicht verärgert darüber, dass Alan ehrlich war, doch er fand die Andeutung irritierend. „Maria hat es nicht verdient, an Thanksgiving allein zu sein und die Dinge mit den Mädchen sind viel besser, seit sie seit mehr als einem Jahr waren. Alles läuft gut.”
Alan hob beide Hände geschlagen hoch. „OK, ich glaube dir. Ich passe nur auf dich auf, das ist alles.”
„Ja, ich weiß.” Null schaute auf seine Uhr. „Ich muss los. Maya kommt heute an. Gehen wir am Freitag ins Fitnessstudio?”
„Ganz bestimmt. Grüß die Mädchen von mir.”
„Mache ich. Genieße dein Hühnchen und den Motor.” Null winkte, als er sich auf die Tür zubewegte, doch jetzt überschwemmten Zweifel seine Gedanken. Hatte Alan recht? Hatte er unbewusst Maria eingeladen, weil er Angst hatte, allein mit den Mädchen zu sein? Was, wenn ihr Zusammentreffen sie erneut daran erinnerte, warum sie überhaupt gegangen waren? Oder noch schlimmer, was, wenn sie dasselbe wie Alan dachten, dass Maria als eine Art Schutzbarriere zwischen ihm und ihnen diente? Was, wenn sie dachten, dass er es nicht ernsthaft versuchte?
Alles läuft gut.
Das war zwar überhaupt kein Trost, doch zumindest war seine Fähigkeit, zu lügen so überzeugend wie eh und je.
KAPITEL ZWEI
Maya schlurfte die Treppen zu der Wohnung im zweiten Stock hinauf, die ihr Vater mietete. Es war in einem neu entwickelten Gebiet außerhalb der Stadtmitte von Bethesda, in einer Nachbarschaft, die während der letzten Jahre mit Apartments, Stadthäusern und Einkaufszentren aufgebaut wurde. Kaum die Art von Ort, von dem sie vermutet hätte, dass ihr Vater dort lebte, doch sie verstand, dass er es eilig hatte, etwas Verfügbares zu finden, nachdem seine Beziehung mit Maria beendet war.
Wahrscheinlich, bevor er es sich anders überlegen konnte, stellte sie sich vor.
Für den kürzesten Moment trauerte sie um den Verlust ihres Zuhause in Alexandria, das Haus, in dem sie, Sara und ihr Vater zusammenlebten, bevor der ganze Wahnsinn begann. Damals, als sie noch glaubten, dass ihr Vater ein Geschichtsprofessor war, bevor sie herausfanden, dass er ein Geheimagent bei der CIA war. Bevor sie von einem psychopathischen Attentäter entführt wurden, der sie an Menschenhändler verkaufte. Damals, als sie glaubten, dass ihre Mutter an einem plötzlichen Schlaganfall verstorben war, während sie nach einem Arbeitstag auf ihr Auto zuging, wobei sie wirklich von einem Mann ermordet wurde, der die Leben der Mädchen mehr als einmal gerettet hatte.
Maya schüttelte ihren Kopf und strich sich den Pony aus der Stirn, als sie versuchte, die Gedanken zu verdrängen. Es war Zeit für einen Neubeginn. Oder zumindest musste sie das ernsthaft versuchen.
Sie fand die Tür zur Wohnung ihres Vaters, bevor sie bemerkte, dass sie keinen Schlüssel hatte und vielleicht zuerst hätte anrufen sollen, um sich zu versichern, dass er zu Hause war. Doch nachdem sie zwei Mal kurz angeklopft hatte, wurde der Sicherheitsriegel zur Seite geschoben und die Tür öffnete sich. Maya starrte für mehrere verblüffte Sekunden in das Gesicht einer relativ Fremden.
Sie hatte Sara länger nicht gesehen, als sie es zugeben wollte und das konnte man dem Gesicht ihrer jüngeren Schwester leicht ansehen. Sara wurde schnell zu einer jungen Frau, ihre Gesichtszüge definierter - oder vielmehr wurden sie zu denen von Katherine Lawson, ihrer verstorbenen Mutter.
Das wird schwieriger, als ich dachte. Während Maya mehr ihrem Vater ähnlich sah, erbte Sara schon immer Aspekte ihrer Mutter, sowohl in ihrer Persönlichkeit, als auch in ihren Interessen und ihrem Aussehen. Ihre junge Schwester war auch bleicher als Maya sich erinnerte, doch Maya war sich nicht sicher, ob das nur eine falsche Erinnerung war oder mit dem Entzug zusammenhing. Ihre Augen schienen irgendwie glanzloser und die dunklen Ringe, die Sara versucht hatte, mit Makeup zu verdecken, waren offensichtlich. Sie hatte ihr Haar irgendwann rot gefärbt, mindestens zwei Monate zuvor und jetzt kamen an den Wurzeln die ersten paar Zentimeter ihres natürlich blonden Tons heraus. Sie hatte es auch kürzlich auf Kinnlänge schneiden lassen, sodass es ihr Gesicht zwar hübsch umrahmte, doch sie ein paar Jahre älter aussehen ließ. So sehr, dass man annehmen könnte, sie und Maya wären gleichaltrig.
„Hallo”, sagte Sara einfach.
„Hi.” Maya schüttelte die anfängliche Überraschung über ihre dramatisch veränderte Schwester ab und lächelte. Sie stellte ihren grünen Seesack ab und tat einen Schritt voran, um ihre Schwester zu umarmen. Sara schien sie dankbar zu empfangen, als ob sie abgewartet hätte, um herauszufinden, wie ihre ältere Schwester sie begrüßen würde. „Ich habe dich vermisst. Ich wollte gleich nach Hause kommen, als Papa mir erzählt hat, was geschehen ist...”
„Ich bin froh, dass du das nicht getan hast”, antwortete Sara offen. „Ich hätte mich fürchterlich gefühlt, wenn du die Akademie wegen mir verlassen hättest. Außerdem wollte ich nicht, dass du mich siehst... nicht so.”
Sara schlüpfte aus der Umarmung ihrer Schwester und griff den Seesack auf, bevor Maya protestieren konnte. „Komm rein”, winkte sie ihr zu. „Willkommen Zuhause, würde ich sagen.”
Willkommen Zuhause. Komisch, dass es sich so wenig wie Zuhause anfühlte. Maya folgte ihr in die Wohnung. Es war ein ganz hübscher Ort, modern, mit viel natürlichem Licht, doch recht nüchtern. Hätte nicht etwas Geschirr in der Spüle gelegen und der Fernseher im Wohnzimmer leise gebrummt, so könnte sich Maya nicht vorstellen, dass jemand tatsächlich hier lebte. Es gab keine Bilder an den Wänden, keine Dekoration, die auf irgendeine Art von Persönlichkeit hingewiesen hätte.
Fast wie ein weißes Blatt. Doch sie musste zugeben, dass ein weißes Blatt passend für ihre Situation war.
„Das ist es also”, kündigte Sara an, als ob sie Mayas Gedanken läse. „Zumindest für den Moment. Es gibt nur zwei Schlafzimmer, also müssen wir eines teilen...”
„Ich schlafe gerne auf der Couch”, bot Maya an.
Sara lächelte leicht. „Es macht mir nichts aus, zu teilen. Es wird so wie damals, als wir klein waren. Es wäre... schön. Dich in der Nähe zu haben.” Sie räusperte sich. Obwohl sie so oft am Telefon sprachen, war es dennoch ganz offensichtlich komisch, wieder im selben Raum zu sein.