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damit, daß ich sie fand!«

      »Wo?«

      »Aha! Hier kommen wir an die Grenze des Unbewiesenen. Geben Sie mir noch etwas Zeit, nur ein ganz klein wenig Zeit, und ich verspreche Ihnen, daß Sie bald alles wissen werden, was ich weiß.«

      »Nun gut, wir müssen Sie wohl so nehmen, wie Sie sind«, sagte der Inspektor. »Aber was das betrifft mit dem ›Die-Sache-fallen-lassen‹, warum im Namen aller Helligen sollten wir die Sache fallen lassen«?

      »Aus dem einfachen Grund, mein lieber Mr. Mac, weil Sie noch gar keine Ahnung von dem haben, was Sie suchen und untersuchen wollen.«

      »Wir haben die Ermordung von Mr. John Douglas vom Birlstone Herrenhaus zu untersuchen.«

      »Sehr richtig, das haben Sie. Aber geben Sie sich keine Mühe, den geheimnisvollen Fremden mit dem Zweirad aufzuspüren. Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß es zu nichts führt.«

      »Also, was schlagen Sie uns dann vor?«

      »Ich will Ihnen ganz genau sagen, was Sie tun sollen, vorausgesetzt, daß Sie es tun werden.«

      »Nun gut, ich will Ihnen zugestehen, daß Sie gewöhnlich ernste Gründe für Ihre sonderbaren Handlungen haben. Darum werde ich Ihren Rat gern entgegennehmen.«

      »Und Sie, Mr. White Mason?«

      Der Provinzdetektiv blickte ratlos von einem zum andern. Er war mit Holmes’ Eigenarten noch nicht vertraut.

      »Ich meine, was dem Inspektor recht ist, kann auch mir recht sein«, antwortete er endlich.

      »Famos«, rief Holmes. »Also dann rate ich Ihnen, einen hübschen kleinen, fröhlichen Spaziergang über Land zu machen. Ich hörte, daß man von dem Hügelkamm hinter dem Dorf eine wundervolle Fernsicht über den Forst haben soll. Für das Mittagessen wird sich sicherlich ein nettes Landwirtshaus finden. Meine Unkenntnis der hiesigen Gegend macht es mir indessen unmöglich, Ihnen einen bestimmten Vorschlag zu machen. Dann am Abend, wenn Sie müde, aber zufrieden heimgekehrt sind, –«

      »Mann, das geht über den Spaß«, rief McDonald, indem er sich ärgerlich vom Stuhl erhob.

      »Also gut, verbringt den Tag, wie Ihr wollt«, sagte Holmes, ihm fröhlich auf die Schulter klopfend. »Tut, wonach euch der Sinn steht, geht, wohin es euch gelüstet, und dann wollen wir uns, wenn es dämmert, hier wieder treffen; aber zuverlässig, Mr. Mac, – unbedingt zuverlässig.«

      »Das klingt schon etwas mehr nach Vernunft.«

      »Und trotzdem, mein Rat war vortrefflich, aber ich bestehe nicht darauf, wenn wir uns darüber einig sind, uns erst dann wieder zu treffen, wenn ich Sie brauche. Und nun möchte ich noch, bevor wir uns trennen, einen kurzen Brief an Mr. Barker schreiben.»

      »Was?«

      »Ich werde ihn Ihnen diktieren, wenn es Ihnen recht ist. Sind Sie bereit?« –

      »Sehr geehrter Herr!

      Wir halten es für unsere Pflicht, das Wasser aus dem Festungsgraben abzulassen, in der Annahme, daß wir darin –«

      »Das ist unmöglich,« sagte der Inspektor. »Das habe ich bereits festgestellt.«

      »Nur Ruhe, mein lieber Herr, schreiben Sie, bitte, was ich Ihnen sage.«

      »Also gut, vorwärts.«

      »vielleicht etwas finden, das für unsere Untersuchung von Wert ist. Ich habe bereits alle Vorkehrungen dazu getroffen und benachrichtige Sie hiermit, daß die Arbeiten morgen früh damit beginnen werden, das Bett des Grabens –«

      »Unmöglich«, wiederholte McDonald.

      »– zu verlegen. Ich hielt es für notwendig, Sie hiervon in Kenntnis zu setzen.« –

      »Haben Sie das? Also gut, dann setzen Sie Ihre Unterschrift darunter und schicken Sie den Brief ungefähr um vier Uhr durch Boten. Zu dieser Zeit wollen wir uns in diesem Zimmer wieder zusammenfinden. Bis dahin wollen wir uns mit anderen Dingen beschäftigen, denn ich versichere Ihnen, daß in der Untersuchung eine Pause eintreten muß.«

      * * *

      Der Abend senkte sich hernieder, als wir uns wieder versammelten. Holmes war in sehr ernster Stimmung. Ich war neugierig, während sich die beiden Detektive offensichtlich in einer kritischen, ärgerlichen Laune befanden.

      »Meine Herren,« sagte mein Freund, »ich werde Sie nun bitten, einer abschließenden Nachprüfung meiner Beobachtungen beizuwohnen und Sie können sich dann selbst eine Meinung darüber bilden, ob die Schlußfolgerungen, zu denen ich gelangte, gerechtfertigt sind oder nicht. Es ist ein kühler Abend und da wir nicht wissen, wie lange unsere Expedition dauern wird, würde ich Ihnen raten, sich einen warmen Überrock mitzunehmen. Es ist von höchster Wichtigkeit, daß wir an Ort und Stelle sind, bevor es dunkel wird, und darum wollen wir, wenn Sie gestatten, sogleich aufbrechen.«

      Wir hielten uns entlang der äußeren Umrandung des Parkes, bis wir an einen Platz kamen, wo in der Umzäunung eine Öffnung war. Wir schlüpften durch diese und folgten dann Holmes in der hereinbrechenden Dämmerung bis zu einem Buschwerk, das nahezu gegenüber dem Haupteingangstor und der Zugbrücke lag. Die letztere war noch herabgelassen. Holmes kauerte sich hinter der dichten Wand von Lorbeerbüschen nieder und wir alle folgten seinem Beispiel.

      »Was gibts nun für uns zu tun?« fragte der Inspektor in ziemlich ungehaltenem Tone.

      »Unsere Seelen in Geduld zu fassen und so wenig Geräusch wie möglich zu machen«, antwortete Holmes.

      »Wozu sind wir überhaupt hier? Ich glaube wirklich, Sie sollten etwas offener zu uns sein.«

      Holmes lachte.

      »Watson behauptet immer, daß ich Anlage zum Dramatiker habe«, sagte er. »Der Künstler in mir rührt sich und verlangt eindringlichst eine gut inszenierte Vorstellung. Sie müssen zugeben, Mr. Mac, daß unser Beruf eintönig und trübselig wäre, wenn wir nicht gelegentlich einmal einen Schlußeffekt zur Verherrlichung unserer Bemühungen aufbauen könnten. Die ungeschminkte Beschuldigung und das brutale Auf-die-Schulter-klopfen – was kann man schon daraus machen? Aber die blitzartige Kombination, die listige Falle, die kluge Voraussicht kommender Ereignisse, die triumphierende Rechtfertigung kühner Theorien, ist dies nicht der Stolz und die Bejahung einer Lebensaufgabe? Wir genießen jetzt die Spannung einer Situation, ähnlich der des Jägers vor der Falle. Wo wäre diese Spannung geblieben, wenn meine Worte so knapp und präzise wären, wie die Ausdrucksweise eines Kursbuches. Alles was ich von Ihnen verlange, Mr. Mac, ist etwas Geduld; bald wird Ihnen alles klar sein.«

      »Ich will nur hoffen, daß der Stolz, die Bejahung und alles übrige sich einstellen wird, bevor wir einen Schnupfen weghaben«, sagte der Londoner Detektiv in komischer Ergebung.

      Wir hatten alle Ursache, uns diesem Wunsche anzuschließen, denn unsere Wacht war lang und höchst ungemütlich. Langsam senkten sich die Schatten auf die ausgedehnte, düstere Fassade des alten Hauses. Unsere Körper waren erfroren bis auf die Knochen und die Zähne klapperten uns, in dem kalten, feuchten Dunst, der aus dem Festungsgraben empor, stieg. Im Eingangstor sahen wir eine einzige Lampe brennen, die Bibliothek war hell erleuchtet. Alles andere war still und dunkel.

      »Wie lange soll das noch dauern?« fragte der Inspektor plötzlich. »Und auf was warten wir überhaupt?«

      »Wie lange das noch dauern wird, weiß ich ebensowenig wie Sie«, antwortete Holmes mit einer kleinen Schärfe im Ton. »Es wäre für uns sicherlich bequemer, wenn die Verbrecher sich ihre Handlungen ebenso programmäßig einrichten würden, wie die Eisenbahn ihre Züge. Und was wir erwarten? – Aha, seht, das ist es, was wir erwarten!«

      Während er sprach, wurde der Lichtschein in der Bibliothek zeitweise durch eine Gestalt, die vor dem Licht auf-und abging, verdunkelt. Die Lorbeerbüsche, in denen wir lagen, befanden sich fast dem Fenster gegenüber und keine fünfzig Schritte davon entfernt. Unmittelbar darauf hörten wir das Knarren der Scharniere, als das Fenster geöffnet wurde,

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