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Klinikbaus ja noch nicht bekannt ist, doch es wird weder von der Gemeinde noch vom Landratsamt Schwierigkeiten geben. Sie und Wolfgang sollten sich allerdings bemühen, die Pläne möglichst bald einzureichen.«

      »Ich glaub’s einfach nicht!« stieß Dr. Metzler hervor. »Wir reden uns den Mund fusselig und kommen nicht mal in die Nähe eines Erfolgs, während du so mir nichts dir nichts eine vorläufige Genehmigung bekommst.« Er mußte lächeln. »Sag mal, wen hast du denn da bestochen?«

      »Niemanden«, antwortete Rainer gelassen. »Ich habe die Herren vom Gemeinderat – meinen Vater eingeschlossen – einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie haben euch gegenüber ja schon angedeutet, daß die Genehmigung der Pläne nur noch eine Formsache wäre, wenn die Finanzierung gesichert werden kann. Jetzt ist die Finanzierung gesichert.«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Haben Sie das alles auch genau durchgerechnet, Rainer? Wenn Sie den Klinikbau allein finanzieren wollen, kommt da doch eine enorme Belastung auf Sie zu.«

      Rainer atmete tief durch. »Das weiß ich, Herr Dr. Daniel. Aber die Finanzierung ist kein Problem. Ich besitze aus dem Erbteil meiner Mutter ein großes Grundstück, und es wäre sicher auch in ihrem Sinne gewesen, dieses Grundstück zu verkaufen, um damit den Bau einer Klinik zu finanzieren.« Er zuckte die Schultern. »Mein Vater hat natürlich getobt. Er ist der Meinung, man könnte das Grundstück gewinnbringender nutzen, aber mein Entschluß steht fest. Steinhausen muß eine Klinik bekommen.«

      »Das ist ein feiner Zug von dir«, meinte Dr. Metzler anerkennend.

      Bescheiden winkte Rainer ab, dann konzentrierte er sich auf seine Unterlagen.

      »Die Klinik soll in einer möglichst ruhigen Gegend mit guter Luft liegen«, erklärte er. »Deshalb bietet sich ein Grundstück außerhalb Steinhausens für den Bau an.« Erst jetzt sah er wieder auf. »Herr Dr. Daniel, ich werde Ihnen den Grund am Waldsee notariell überschreiben lassen. Der Wald und der See sind Gemeindeeigentum, aber das angrenzende Grundstück gehört mir, und ich glaube, das wäre ein guter Ort für die Klinik von Steinhausen.«

      Dr. Metzler runzelte die Stirn. »Das ist Naturschutzgebiet, Rainer. Ich glaube nicht…«

      »Alles schon geregelt«, fiel Rainer ihm ins Wort. »Eine Klinik stellt keinen Eingriff in die Natur dar – noch dazu, wo der Bau auf dem hinteren Teil des Grundstücks stehen soll. Der restliche Grund bis hinunter zum Waldsee soll als Park angelegt werden, wenn möglich als Naturpark. Also kein englischer Rasen, sondern eine Blumenwiese mit vielen Bäumen.«

      Dr. Metzler lehnte sich zurück und schloß für einen Moment die Augen. Er sah alles förmlich vor sich, und dabei huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er nickte.

      »Ja, das gefällt mir«, meinte

      er.

      »Ein Problem wurde bisher allerdings noch nicht angesprochen«, gab Dr. Daniel zu bedenken. »Ich kenne das Grundstück, von dem Sie sprechen, Rainer, und ich weiß, daß es keine Zufahrt gibt.«

      Rainer nickte. »Auch das ist geklärt. Die Gemeinde hat sich bereit erklärt, eine Straße dorthin zu bauen.«

      Wieder lag Bewunderung in Dr. Daniels Blick, als er Rainer anschaute. »Da haben Sie wirklich ganze Arbeit geleistet, und ich fürchte, ein schlichtes ›Danke‹ wäre zu wenig dafür.«

      Doch Rainer schüttelte den Kopf. »Ich will keinen Dank, Herr Dr. Daniel. Bauen Sie die Klinik, und retten Sie Leben – das ist alles, was ich mir wünsche.«

      *

      Nun gab es für Dr. Daniel und Dr. Metzler natürlich kein Halten mehr. Sie beauftragten einen Architekten und hatten innerhalb der folgenden drei Wochen die Pläne vorliegen. Gemeinde und Landratsamt hielten Wort und machten mit der endgültigen Genehmigung keine Schwierigkeiten mehr. Eine Woche später begann eine Firma mit den Aushubarbeiten.

      Etwa zu dieser Zeit erging auch die Entscheidung über das Sorgerecht für die verwaiste Carmen Brück. Während der vergangenen Wochen war bereits eine Dame vom Jugendamt da gewesen und hatte genauestens überprüft, ob das fünfzehnjährige Mädchen wirklich gut untergebracht sei. Die Dame hatte sich so distanziert verhalten, daß Dr. Daniel plötzlich Angst bekommen hatte. Immerhin war er ja nur ein Bekannter der Brücks gewesen. Konnte ihm da das Sorgerecht für ein junges Mädchen tatsächlich zugesprochen werden? Doch nach genauer Prüfung der Unterlagen wurde Dr. Daniels Antrag stattgegeben.

      »Heißt das, ich darf jetzt für immer bei dir und Tante Irene bleiben?« vergewisserte sich Carmen.

      Dr. Daniel nickte. »Ja, Kleines, du hast jetzt wieder ein Zuhause.«

      Da brachte Carmen ein Lächeln zustande. »Das ist schön.« Sie schwieg einen Moment und fügte dann leise hinzu: »Vati wäre sicher damit einverstanden. Er hat dich sehr gemocht, und… ich mag dich auch, Onkel Robert.«

      *

      Die Vormittagssprechstunde war fast zu Ende, als noch eine unangemeldete Patientin eintraf.

      »Es tut mir leid, daß ich ohne Termin hereinplatze«, entschuldigte sie sich. »Aber ich müßte dringend mit Herrn Dr. Daniel sprechen.«

      Gabi Meindl unterdrückte einen Seufzer. Den ganzen Vormittag über hatten sich die Patientinnen praktisch die Türklinke in die Hand gegeben, und nun schien Dr. Daniel nicht mal eine ruhige Mittagspause vergönnt zu sein.

      »Es dauert auch bestimmt nicht lange«, versprach die junge Frau, als sie Gabis Zögern bemerkte.

      »Nehmen Sie noch einen Augenblick im Wartezimmer Platz«, bat sie schließlich. »Der Herr Doktor wird gleich Zeit für Sie haben.«

      Gabi wartete, bis die Patientin im Wartezimmer verschwunden war, dann drückte sie den Knopf der neuen Gegensprechanlage.

      »Herr Doktor, es tut mir leid, Sie jetzt noch zu stören«, erklärte sie. »Aber Frau Kraus ist gerade eingetroffen und möchte Sie dringend sprechen.«

      Dr. Daniel runzelte die Stirn. Wenn Michaela Kraus ihn dringend sprechen wollte, dann hatte das sicher nichts Gutes zu bedeuten.

      »Schicken Sie sie herein«, erklärte er und stand gleichzeitig auf, um seiner Patientin entgegenzugehen.

      Die innere Erregung war Michaela Kraus unschwer anzusehen, als sie Dr. Daniels Sprechzimmer betrat.

      »Ich bin so froh, daß Sie für mich Zeit haben, Herr Doktor«, platzte sie heraus.

      »Was ist denn passiert, Frau Kraus?« fragte Dr. Daniel besorgt.

      Michaela ließ sich auf einen der beiden Sessel fallen, die vor dem Schreibtisch standen.

      »Sie und Hochwürden Wenninger hatten recht«, erklärte sie, und dabei erhellte ein glückliches Lächeln ihr Gesicht. »Ich hatte so große Angst vor einem Gespräch mit Rudi, aber eine Woche nach dem Termin bei Ihnen habe ich mich endlich überwunden und ihm alles erzählt.« Ihr Lächeln wurde schwärmerisch. »Er hat einfach fabelhaft reagiert. Er war ganz erschüttert, weil ich in meiner Kindheit so wenig Schönes erlebt habe. Und er war fast ein bißchen ärgerlich, weil ich nicht früher mit ihm darüber gesprochen habe. Ja, und dann drängte er mich geradezu, mich der Selbsthilfegruppe anzuschließen, von der Hochwürden Wenninger gesprochen hat.«

      »Das klingt ja ganz hervorragend«, meinte Dr. Daniel, als Michaela eine Sprechpause einlegte, um Atem zu holen.

      »Herr Doktor, ich bin so glücklich!« fuhr sie dann fort. »Mein Leben verläuft jetzt ganz anders. Ich empfinde alles so… so intensiv. Und ich bemühe mich, meinen Körper kennenzulernen. Jeder Tag ist wie ein großes Erlebnis für mich.« Sie senkte den Kopf. »Allerdings… so ganz konnte ich meine Bedenken vor dem intimen Zusammensein mit meinem Mann noch nicht ablegen.«

      »Das wird auch noch eine Weile dauern«, meinte Dr. Daniel. »Was Ihnen jahrelang anerzogen wurde, können Sie nicht innerhalb weniger Wochen abschütteln.«

      »Das sagen die Frauen aus der Gruppe auch«, bestätigte Michaela. »Aber ich glaube, ich habe schon recht gute Fortschritte erzielt.

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