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kam der Gedanke einer Ehe mit Fiona noch immer absurd vor. Aber er sah auch die positiven Konsequenzen, die eine Ehe mit ihr für andere hatte. Und die negativen, die seine Weigerung, Fiona zu heiraten, haben würde. 227 Familien bei Rehmann, noch mal so viele auf dem Gut. Laura die nie wieder nach Hohenstein heimkommen könnte. Markus, der nie in der Entwicklungsabteilung von Rehmann Pharma würde arbeiten können. Konnte Philipp sie alle im Stich lassen? Er war der Fürst von Hohenstein. Es war seine Verantwortung, dass es den Mitarbeitern gut ging. Die Verpflichtung, für die Angestellten und seine Geschwister zu sorgen, hatte er genauso geerbt wie die Güter.

      War das nicht genug, um Fionas Antrag anzunehmen? Natürlich, er selbst liebte Fiona nicht. Er hatte es ihr gesagt. Doch sie schien das nicht zu stören.

      Dann war da noch Katharina. Er hatte mit ihr sein Leben verbringen wollen. Aber sie liebte einen anderen. Welchen Sinn hatte es da noch, sich der Vernunft zu widersetzen und Fionas Angebot auszuschlagen?

      »Es ist dir wirklich ernst damit, mich heiraten zu wollen? Obwohl ich dir sage, dass ich dich nicht liebe?«

      »Ja, Philipp. Denn ich bin sicher, dass wir wieder zusammenfinden.«

      Er nickte. »Dann sollten wir einen Hochzeitstermin suchen.«

      Fiona strahlte ihn an, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn.

      *

      Am Montag setzte sich Katharina beschwingt an ihre Arbeit. Sie fühlte sich herrlich. Das Wochenende war wunderbar gewesen. Zuerst der Ball und gestern der Besuch von Arno. Sie hatten in Erinnerungen geschwelgt und viel gelacht. Die Bedenken, die Katharina wegen Fiona Daldorf gekommen waren, hatte sie verdrängt. Natürlich hatte Philipp mit ihr tanzen müssen. Dahinter steckte gar nichts. Katharina konzentrierte sich lieber darauf, wie Philipp sich ihr gegenüber verhalten hatte. Allein der Gedanke an das Lächeln, das er ihr geschenkt hatte, löste ein angenehmes Kribbeln in ihr aus. Katharina konnte noch immer seinen Arm um ihre Taille und die Wärme seines Körpers spüren, als er sie umarmt und geküsst hatte. Sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen. Ob er sie wieder abholen würde? Oder sollte sie einfach zum Schloss hin-überreiten?

      Katharina rief sich zur Ordnung. Im Moment musste sie sich um die Akte kümmern.

      Gegen Mittag verließ sie die Kanzlei, um sich bei einem Spaziergang etwas zu entspannen. Sie trat vor das Haus und machte sich in Richtung des Sees auf den Weg. Kaum hatte sie einige Schritte getan, als sie eine Stimme hinter sich hörte.

      »Ach, guten Tag, Komtess Erlenburg. Wie nett, Sie zu sehen.«

      Katharina drehte sich um und stand Fiona Daldorf gegenüber. Die Bankerin schenkte ihr ein falsches Lächeln.

      »Frau Daldorf«, grüßte Katharina kühl.

      »Machen Sie auch gerade Mittagspause? Lassen Sie uns doch ein Stück gemeinsam gehen.«

      Katharina legte keinen Wert auf Fiona Daldorfs Begleitung. Sie wusste aber nicht, wie sie das Ansinnen ablehnen sollte, ohne unhöflich zu wirken. So gingen sie gemeinsam die Fußgängerzone hinunter und bogen in die Straße ein, die sie zum See hinunterführte.

      »Der Ball am Samstag war sehr schön, Frau Daldorf«, sagte Katharina, nur um Konversation zu machen.

      »Danke. Ich gebe mir jedes Jahr große Mühe, damit der Ball ein Erfolg wird. Ich freue mich, dass sie sich gut amüsiert haben.« Fiona legte Katharina vertraulich die Hand auf den Arm. »Ich wollte mich auch noch bei Ihnen bedanken.«

      Katharina blieb verblüfft stehen und sah Fiona Daldorf fragend an. »Bedanken? Wofür?«

      »Es war sehr nett von Ihnen, Philipp zu dem Ball zu begleiten. Ich musste je leider unseren Zweigstellenleiter aus Hamburg als Tischherrn wählen.«

      In Katharina stieg Unruhe auf. »Was meinen Sie damit, es sei nett von mir gewesen, Philipp zu begleiten?«

      Fiona Daldorf riss die grünen Augen auf. »Nun, weil er doch eine Tischdame brauchte«, sagte sie, als sei das offensichtlich. »Ich hatte ja angenommen, er würde Laura mitbringen. Aber da ist ihm wohl Markus zuvorgekommen.«

      »Philipp«, Katharinas Stimme war belegt. Sie räusperte sich und begann erneut: »Philipp hat mich zu dem Ball eingeladen, weil er es wollte. Es ging keineswegs darum, dass er eine Tischdame brauchte.«

      »Hat er Ihnen das denn nicht gesagt? Normalerweise ist er in solchen Dingen äußerst korrekt.« Aus Fionas Stimme klang Überraschung. Katharina war sich nicht sicher, ob sie echt oder geheuchelt war. Sie beschloss, für klare Verhältnisse zu sorgen. »Nein …, er hat nichts dergleichen gesagt. Er sagte nur, dass er mich liebe.« Die Erinnerung an Philipps Worte ließ sie lächeln.

      »Das hat er gesagt?« Fiona schien entsetzt. »Das kann ich nicht glauben.«

      »Warum nicht? Weil sie vor Jahren ein Paar gewesen sind? Das hat er mir erzählt. – Und auch, dass Sie sich getrennt haben.«

      Fiona schien Katharinas Worte nicht gehört zu haben. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum Philipp so taktlos war, Ihnen gegenüber von Liebe zu sprechen. Das passt so gar nicht zu ihm.«

      Wut stieg in Katharina auf. »Ich nehme an, er hat von Liebe gesprochen, weil er mich liebt.« Nein, sie konnte diese scheinheilige Bankerin wirklich nicht leiden. Wenn Fiona Daldorf begriff, dass sie bei Philipp keine Chance mehr hatte, ließe sie ihn vielleicht endlich in Ruhe.

      »Ich fürchte, da haben Sie etwas falsch verstanden, meine teure Komtess Erlenburg«, begann Fiona Daldorf zuckersüß. Sie zögerte, als ob sie sich zu ihren nächsten Worten durchringen müsse. »Ich will ja ihre Gefühle nicht verletzen – aber Fürst Philipp und ich haben uns gestern verlobt.«

      Katharina stand da, wie vom Donner gerührt. Sie traute ihren Ohren nicht. »Was?«, krächzte sie.

      »Gestern Nachmittag«, bestätigte Fiona Daldorf strahlend. »Natürlich ist es noch nicht allgemein bekannt, aber Philipp und ich werden heiraten.«

      Katharina fühlte sich, als ob alle Energie sie verlassen hätte. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben. Das konnte nicht sein. Das war unmöglich! Philipp liebte sie. Das hatte er gesagt. Mehr als einmal. Er hatte ihr erklärt, dass seine Beziehung zu Fiona Daldorf beendet war, seit Jahren schon.

      »Das glaube ich nicht«, brachte Katharina endlich heraus.

      »Sie Ärmste, Sie sind ja ganz blass«, sagte Fiona Daldorf, und Katharina meinte die Schadenfreude in ihrer Stimme förmlich mit Händen greifen zu können. »Kommen Sie, setzen wir uns hier auf die Bank am Ufer.«

      Das Blut rauschte in Katharinas Ohren. Widerstandslos ließ sie sich von Fiona Daldorf auf die Bank ziehen.

      »Philipp sagte, es wäre aus zwischen Ihnen beiden«, sagte sie lahm, ohne auf Fionas Worte einzugehen.

      »Wir hatten ein paar Differenzen, ja. Aber die gibt es schließlich bei jedem Paar, nicht?«

      »Aber … aber Philipps Schwester. Laura hat auch gesagt, dass es zwischen Ihnen beiden aus und vorbei sei.«

      »Ich sagte ja, wir hatten Differenzen. Aber das ist Vergangenheit. Und Laura … Nun, sie war das ganze Jahr in England im Internat. Da hat sie die Entwicklung natürlich nicht so mitbekommen.«

      »Das kann ich einfach nicht glauben«, wiederholte Katharina. »Philipp und Sie? Verlobt? Warum sollte er mir dann Liebe vorspielen?«

      Fiona Daldorf schien einen Augenblick mit sich zu ringen. »Ich will offen zu Ihnen sein, Komtess. Sie sind ein netter Mensch, und Philipp findet sie sicherlich sympathisch. Aber er entstammt einer sehr traditionsreichen Familie. Sympathie ist für ihn eine Privatangelegenheit. Und – entschuldigen Sie, wenn ich direkt bin – in Ihrem Falle vorübergehend. Eine Ehe schließen die Fürsten von Hohenstein vor allem unter finanziellen Gesichtspunkten. Die Familie hätte im Laufe der Jahrhunderte kein so großes Vermögen angesammelt, wenn sie nicht auf ihren finanziellen Vorteil geachtet hätte, nicht wahr? Da ist Philipp nicht anders als seine Vorgänger. Eine Frau ohne Vermögen kommt für ihn als Braut nicht in Frage.«

      »Nein,

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