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Dr. Daniel Staffel 6 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Staffel 6 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740939892
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Staffel
Издательство Bookwire
Eva-Maria erbleichte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte gedacht, man würde sie einfach zur Beobachtung hierbehalten.
»Das…, das ist aber doch
eine ganz schreckliche Untersuchung«, warf sie ängstlich ein.
»Nun ja, besonders angenehm ist sie nicht«, meinte Dr. Daniel und betrachtete sie dabei sehr aufmerksam. »Sind die Schmerzen denn wirklich so schlimm?«
Eva-Maria wollte schon verneinen, da besann sie sich. Wenn sie jetzt ihrem ganz natürlichen Impuls nachgeben würde, war alles, was sie bis jetzt unternommen hatte, umsonst gewesen. Niemand würde ihr mehr glauben, und sie würde morgen entlassen werden. Sie würde Sàndor nicht mehr sehen…, jedenfalls nicht täglich, und vor allem – wie sollte sie ihm noch in die Augen schauen, wenn sie jetzt der offensichtlichen Lüge überführt würde?
»Ja, Herr Doktor, es tut wirklich furchtbar weh«, behauptete sie leise und schämte sich, daß sie Dr. Daniel belog, doch ihr Wunsch, weiterhin von Sàndor betreut zu werden, war einfach stärker.
Dr. Daniel nickte. »Dann werden wir das morgen früh gleich in Angriff nehmen.« Er griff nach Eva-Marias Hand und drückte sie sanft. »Ich werde versuchen hier zu sein, um dir wenigstens ein bißchen seelischen Beistand zu leisten.«
Wieder bekam Eva-Maria Angst, doch nun war es zu spät, um noch die Wahrheit zu sagen. Sie mußte bei der Version mit den Schmerzen bleiben – gleichgültig, was passierte!
*
Dr. Daniel hatte am nächsten Morgen die Waldsee-Klinik gerade betreten, als die Gynäkologin Dr. Alena Reintaler die Eingangshalle durchquerte. Als sie ihn sah, blieb sie abrupt stehen.
»Robert, gut, daß Sie hier sind«, erklärte sie hastig. »Ich bin gerade auf dem Weg zu Fräulein Klein.«
Dr. Daniel hielt sich nicht mit weiteren Fragen auf, sondern folgte der Gynäkologin ins erste Stockwerk zu dem Zimmer von Brigitte Klein.
»Herr Doktor, helfen Sie mir«, flehte Brigitte mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Es tut so weh…, ich glaube, ich verliere das Baby…«
Rasch trat Dr. Daniel an ihr Bett und schlug die Decke zurück. Alena reichte ihm ein Paar Plastikhandschuhe, die er sich schnell überstreifte.
»Versuchen Sie sich trotz der Schmerzen zu entspannen, Fräulein Klein«, bat er. »Ich muß Sie untersuchen, um festzustellen, was genau los ist.«
Mit zusammengepreßten Lippen nickte Brigitte, doch die heftigen Gebärmutterkontraktionen ließen keine wirkliche Entspannung zu. Trotzdem gelang es Dr. Daniel, sie gründlich zu untersuchen.
»Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht zu sehr weh getan«, meinte er. »Aber bei Ihren heftigen Verspannungen ging es leider nicht anders.«
»Sie waren sehr vorsichtig«, entgegnete Brigitte, dann sah sie ihn angstvoll an. »Werde ich eine Fehlgeburt haben?«
Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, Fräulein Klein. Sie haben vorzeitige Wehen, aber der Muttermund ist noch geschlossen. Sie werden das Baby nicht verlieren, wenn wir gegen die Wehen etwas unternehmen.«
Brigitte berührte ihren Bauch, dem man die Schwangerschaft noch kaum ansah, dann blickte sie zu Dr. Daniel auf.
»Tun Sie etwas dagegen, Herr Doktor«, bat sie leise. »Ich möchte das Baby nicht verlieren…, jetzt nicht mehr.«
Dr. Daniel lächelte. »Das freut mich.« Er drehte sich zu Alena um und sprach kurz mit ihr. Die junge Ärztin nickte, verließ dann den Raum und kam wenig später mit einem Infusionsständer zurück, an dem bereits eine Flasche hing.
»Sie bekommen jetzt eine Infusion«, erklärte Dr. Daniel an Brigitte gewandt, deren Gesicht schon wieder vom Schmerz der vorzeitigen Wehen gezeichnet war. »Das Medikament wird rasch wirken.«
»Hoffentlich«, flüsterte Brigitte, dann sah sie Dr. Daniel an. »Kommt es denn oft vor, daß Schwangere vorzeitige Wehen haben?«
»Ja, es passiert immer wieder, allerdings nur selten mit einer solchen Heftigkeit, wie es bei Ihnen der Fall ist.«
Brigitte seufzte. »Ich habe das Gefühl, als wäre bei mir alles schwierig.«
Diesen Eindruck hatte Dr. Daniel auch, doch das sprach er natürlich nicht aus, um Brigitte nicht noch mehr zu entmutigen. Die ganze Situation mußte für sie schon schlimm genug sein.
Dr. Daniel griff nach dem Infusionsbesteck und beugte sich über Brigittes linken Arm.
»Das Einführen der Kanüle wird ein bißchen weh tun«, warnte er die junge Frau, und sie zuckte auch tatsächlich ein bißchen zusammen, als der Arzt in die Vene einstach.
»Schon vorbei«, beruhigte Dr. Daniel sie, während er die Nadel zurückzog und die Kanüle weiter in die Vene vorschob. Dann fixierte er sie mit Klebeband, schloß die Infusion an und regelte die Tropfgeschwindigkeit. »Die Wehen werden jetzt bald weniger schmerzhaft sein und schließlich ganz aufhören.«
»Danke, Herr Doktor.« Brigitte sah ihn sehr ernst an. »Seien Sie ehrlich…, werde ich das Baby bis zum Geburtstermin tragen können?«
Dr. Daniel zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Wahrscheinlich nicht. So, wie ich es bis jetzt sehe, müssen wir mit einer Frühgeburt rechnen, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit Kaiserschnitt erfolgen muß.«
Brigitte nickte, als hätte sie genau diese Antwort erwartet.
»Wissen Sie, Herr Doktor, Oliver und ich haben uns immer Kinder gewünscht…, noch nicht jetzt, aber in ein paar Jahren.« Sie schwieg kurz. »Nach den Erfahrungen dieser Schwangerschaft…, ich meine…, wird es bei mir auch später immer so schwierig sein?«
»So etwas läßt sich schwer vorhersagen«, entgegnete Dr. Daniel. »Aber es ist durchaus möglich, daß bei Ihnen jede Schwangerschaft in dieser Art verlaufen wird.«
»Sie würden mir also von einem weiteren Kind abraten«, folgerte Brigitte.
Doch Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, das nun auch wieder nicht. Ihr Gesundheitszustand und auch der des Babys müssen nur unbedingt gründlich überwacht werden.« Er schwieg kurz. »Damit bin ich auch gleich bei dem Thema, das ich in den nächsten Tagen ohnehin noch angesprochen hätte. Wie ich vorhin sagte, müssen wir mit einer Frühgeburt rechnen. Gerade bei Diabetes besteht die Gefahr einer Plazentainsuffizienz, die gegen Ende der Schwangerschaft auftreten kann. Das bedeutet, daß Ihr Baby dann nicht mehr optimal versorgt werden würde. Wir müssen den Kaiserschnitt also möglichst durchführen, bevor eine solche Situation eintritt, aber Ihr Kind wird zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein sein und wahrscheinlich eine Frühgeborenen-Intensivstation benötigen. Über die verfügt die Waldsee-Klinik allerdings nicht.«
Brigitte nickte. »Ich muß also in ein großes Krankenhaus nach München.« Plötzlich stiegen Tränen in ihre Augen. »Warum ist das denn alles nur so kompliziert? Ich hätte so gern hier…, bei Ihnen entbunden.«
Tröstend griff Dr. Daniel nach ihrer Hand. »Wenn Sie es möchten, dann kann ich den Kaiserschnitt selbst durchführen. Mein Freund hat sicher nichts dagegen. Dr. Georg Sommer – der Name ist Ihnen vielleicht schon bekannt.«
»Der Mikrochirurg?«
»Genau der«, nickte Dr. Daniel. »Allerdings ist seine Klinik nicht nur auf diesem Gebiet führend. Dr. Sommer verfügt auch über eine ganz ausgezeichnete Entbindungsstation und
eine Frühgeborenen-Intensivstation mit einem Spezialisten, dessen Namen man in München und Umgebung kennt. Dort wüßte ich Sie und das Baby in den besten Händen, und wie gesagt – den Kaiserschnitt kann ich selbst durchführen, wenn Sie es möchten.«
»Ja, Herr Doktor, es würde mich wirklich beruhigen, wenn Sie mein Baby holen könnten. In welcher Klinik ich dann liege, ist mir egal. Hauptsache, für mein Kind