Скачать книгу

120, während der Blutdruck noch weiter unter 100 abgefallen war. Rasch und geschickt legte Dr. Parker die Infusion.

      »Und jetzt ab mit ihr in den OP«, ordnete er an. »Aber schnell.«

      Er half Schwester Bianca, die fahrbare Trage in den Operationssaal zu bringen, dann ließ er sich von der OP-Schwester Petra Dölling keimfreie Handschuhe überstreifen, nahm die vorbereitete Spritze entgegen und preßte deren Inhalt direkt in die Infusionskanüle, die er zuvor gelegt hatte. Das Medikament wirkte rasch und ließ Eva-Maria einschlafen, während Dr. Parker noch einmal Puls und Blutdruck kontrollier-

      te.

      »Wie sieht’s aus?« wollte Dr. Daniel wissen, der jetzt in Alenas Begleitung in den Operationssaal kam.

      »Nicht besonders«, antwortete Dr. Parker. »Die Infusion bringt leider nur wenig.« Er trat an das Kopfende des OP-Tisches und begann mit der Instubation.

      »Tubus ist drin«, erklärte er schließlich. »Sie können anfangen, Robert.«

      Dr. Daniel streckte die rechte Hand aus und bekam von der OP-Schwester ohne Aufforderung das Skalpell gereicht. Er führte den Bauchschnitt durch, dann setzte Alena die Operationshaken an.

      »Meine Güte«, stieß sie hervor, als sie einen ersten Blick auf das Operationsfeld werfen konnte. »Wie kann eine Fehlgeburt zu so massiven intraabdominalen Blutungen führen?«

      Dr. Daniel seufzte. »Ich fürchte, Eva-Maria hat mich belogen. Vermutlich hat sie versucht abzutreiben und dabei die Gebärmutterwand durchstoßen.«

      Währenddessen hatte die OP-Schwester schon begonnen abzusaugen, doch es dauerte eine Weile, bis Dr. Daniel freie Sicht bekam.

      »Uterusperforation durch…« Der Arzt stockte. »Oh, das ist ja die Spirale… und ich dachte…« Er beendete den Satz nicht, sondern entfernte die Spirale, die sich durch die Muskulatur der Gebärmutter gebohrt und damit zu den extremen inneren Blutungen geführt hatte.

      »Petra, noch einmal absaugen, bitte.«

      Die OP-Schwester kam Dr. Daniels Aufforderung nach, dann warf der Arzt einen kurzen Blick zum Anästhesisten.

      »Wie sieht’s jetzt aus, Jeff?« wollte er wissen.

      Dr. Parker zuckte die Schultern. »Noch immer nicht gut, aber etwas stabiler.«

      Dr. Daniel behob den Schaden, den die Spirale bei der Gebärmutter angerichtet hatte, doch trotzdem sickerte noch immer weiter Blut in den Bauchraum.

      »Sie sackt wieder ab«, knurrte Dr. Parker. »Mensch, Mädchen, mach doch keinen Mist.« Er nahm eine der bereitgestellten Blutkonserven, schloß die Infusion an und regelte die Tropfgeschwindigkeit. Über einen weiteren Zugang bekam die Patientin Kochsalzlösung, doch das Ergebnis war unbefriedigend. Der Blutdruck war noch immer bedenklich niedrig. »Er liegt jetzt bei sechzig. Der zweite Wert ist nicht mehr meßbar.«

      »Die zurückgebliebene Plazenta scheint ebenfalls Blutungen zu verursachen«, erklärte Alena.

      Dr. Daniel nickte. »Das kann aber nicht das einzige sein.« Er warf Dr. Parker einen kurzen Blick zu. »Geben Sie ihr Ergometrin.« Er konzentrierte sich wieder auf das Operationsfeld, und plötzlich erkannte er, daß die verirrte Spirale noch ganz andere Schäden angerichtet hatte. »Ich hab’s. Kein Wunder, daß Sie die Patientin nicht stabil kriegen.« Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, fuhr er fort: »Petra, lassen Sie meinen Sohn rufen. Ich brauche hier noch mehr Hände.«

      Schwester Petra gab die Anweisung weiter und stand wenig später wieder am OP-Tisch, um Dr. Daniel weiter zu assistieren. Auch sein Sohn Stefan ließ nicht lange auf sich warten. In knappen Worten informierte Dr. Daniel ihn, dann übernahm Stefan von Alena die Operationshaken, während die junge Gynäkologin Dr. Daniel half, die vielen kleinen Wunden zu schließen, die die verirrte Spirale gerissen hatte.

      »Sie kollabiert!« rief Dr. Parker in diesem Moment.

      Dr. Daniel brauchte nicht eine Sekunde, um zu einem Entschluß zu kommen.

      »Alena, legen Sie einen arteriellen Zugang«, ordnete er an, dann wandte er sich Dr. Parker zu. »Geben Sie ihr das Blut im Druckbeutel.«

      Alena und der Anästhesist kamen der Aufforderung unverzüglich nach, während Dr. Daniel nun allein versuchte, der vielen Blutungen in Eva-Marias Körper Herr zu werden, doch der Zustand der Patientin blieb weiterhin bedenklich.

      »Alena, geben Sie ihr einen Milliliter Atropin«, ordnete Dr. Daniel an, ohne von seiner Arbeit aufzublicken, dann wandte er sich an die OP-Schwester. »Petra, bereiten Sie eine Doparmin-Infusion vor.«

      »Multifokale Extrasystolen!« rief Dr. Parker.

      »Auch das noch«, knurrte Dr. Daniel und warf einen Blick auf den Monitor, der anzeigte, daß Eva-Marias Herz den Belastungen nicht mehr standhielt. »Jeff, spritzen Sie der Patientin hundert Milligramm Lidocain intravenös.«

      Der schrille Piepton, der im nächsten Augenblick vom Monitor ertönte, fuhr allen Ärzten in die Glieder. Herzstillstand!

      »Den Defibrillator!« rief Dr. Daniel, doch die OP-Schwester stand schon bereit und reichte ihm die beiden Defibrillatorpaddel.

      »Auf 260 laden«, kommandierte Dr. Daniel, dann drückte er die Defebrillatorpaddel auf Eva-Marias Brust. »Zurücktreten!« Er bestägte den Knopf, der einen kurzen Stromstoß durch den Körper der Patientin jagte. Noch immer schrillte der entsetzliche Piepton durch den Raum.

      »300!« rief Dr. Daniel und wiederholte das Manöver. Der schrille Pfeifton verstummte und machte dem regelmäßigen Piepen Platz, das anzeigte, daß das Herz seine Arbeit wieder aufgenommen hatte.

      »Wir haben sie«, stieß Dr. Daniel hervor, und die Erleichterung war ihm dabei deutlich anzuhören.

      »Der Blutverlust ist noch immer enorm hoch«, gab Alena zu bedenken.

      »Geben Sie ihr eine weitere Konserve«, ordnete Dr. Daniel an. »Ich muß zusehen, daß ich die Blutungen endlich zum Stillstand bringe.«

      »Blutdruck ist noch immer nicht meßbar«, erklärte Dr. Parker.

      Dr. Daniel erwiderte nichts. Er wußte, daß Eva-Marias Leben am seidenen Faden hing, und wenn es ihm nicht gelang, die vielen kleinen Wunden zu schließen und damit die Blutung zu stoppen, bevor ihr Herz ein weiteres Mal versagte, würden wohl alle Wiederbelebungsversuche versagen.

      »Kammerflimmern!« rief Dr. Parker.

      »Halte durch, Mädchen«, murmelte Dr. Daniel wie beschwörend vor sich hin. »Ich hab’s ja gleich.«

      Diesmal war es Dr. Parker, der den Defibrillator betätigte, und er brauchte schon doppelt so viele Versuche wie Dr. Daniel zuvor, obwohl es noch nicht einmal zu einem Herzstillstand gekommen war.

      »Ein drittes Mal kriegen wir sie nicht mehr«, prophezeite er, aber das wußte auch Dr. Daniel. Es grenzte fast an ein Wunder, daß es Dr. Parker überhaupt noch gelungen war, den Herzschlag der Patientin wieder stabil zu bekommen.

      Angestrengt blickte Dr. Daniel auf das Operationsfeld, doch es schien, als wäre es ihm nun endlich gelungen, sämtliche Wunden zu schließen.

      »Blutdruck ist wieder meßbar«, meldete sich Dr. Parker in diesem Moment. »Siebzig zu

      fünfzig. Nicht berauschend, aber immerhin.«

      Dr. Daniel atmete auf. »Ich glaube, wir haben’s geschafft.« Noch einmal vergewisserte er sich, ob wirklich kein Blut mehr in den Bauchraum trat, dann sah er seinen Sohn an. »Stefan, du kannst die Wunde schließen. Ich muß mich jetzt um die Reste der Plazenta kümmern.«

      Die Beine der Patientin wurden vorsichtig auf die speziellen Bügel gelegt, um Dr. Daniel die nötige Sicht zu verschaffen. Vorsichtig begann er, mit Dehnungsstiften die Zervix zu weiten, dann führte er die Kürette ein und nahm die Ausschabung vor.

      Währenddessen hatte Stefan den Bauchschnitt geschlossen.

      »Das war ziemlich knapp«, meinte er.

      Dr.

Скачать книгу