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      »Ja, wir gehen schwimmen und Eis essen«, verkündete Tessa.

      »Das grenzt ja schon fast an Folterei«, beschwerte sich Dr. Daniel, doch er lächelte dabei. »Ich muß ein ernstes Gespräch führen, und meine beiden Damen gehen in der Zwischenzeit schwimmen und Eis essen.«

      »Wir lassen dir auch was übrig, Papa«, versprach Tessa, dann grinste sie schelmisch. »Vom Meer. Damit du später auch noch ein bißchen schwimmen kannst.«

      Dr. Daniel lachte und wirbelte das kleine Mädchen herum, daß es vor Vergnügen quietschte. »Du bist ja ein richtiger kleiner Schlingel.«

      »Kann ich gar nicht sein«, entgegnete Tessa altklug. »Ich bin nämlich ein Mädchen.«

      »Ja, und was für eines«, meinte Dr. Daniel, dann küßte er Tessa auf die Wange und wandte sich schließlich Manon zu, um sich auch von ihr zärtlich zu verabschieden.

      »Ich beeile mich«, versprach er noch einmal, dann machte er sich auf den Weg zu Chiara und Elio Sandrini.

      Wie immer am frühen Nachmittag war Elio zu Hause, denn der große Trubel in der Pizzeria begann erst am Abend, dauerte dann aber auch bis weit nach Mitternacht.

      »Herr Doktor, so rasch hatten wir mit Ihnen gar nicht gerechnet«, erklärte Elio, während er Dr. Daniel eintreten ließ. Dabei vibrierte seine Stimme förmlich. Man merkte ihm an, wie angespannt er war.

      Chiara war allerdings nicht weniger nervös. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie durch ihr langes schwarzes Haar.

      »Ich will Sie nicht lange auf die Folter spannen«, erklärte Dr. Daniel ohne weitere Umschweife. »Die Untersuchung war sehr aufschlußreich. Chiara, Ihre beiden Eileiter weisen schwere Verwachsungen auf.«

      Impulsiv preßte Chiara eine Hand auf den Mund. Sie war nicht ganz sicher, was diese Diagnose für sie bedeutete.

      Elio warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sprach er aus, was sie dachte, aber nicht zu fragen wagte.

      »Heißt das… Chiara wird niemals ein Kind bekommen?«

      Dr. Daniel erkannte die Angst in den Augen der jungen Frau und wußte, was jetzt in ihr vorging. Sie sah sich schon im Kloster – genauso, wie ihr Vater es ihr angedroht hatte.

      »Sagen wir mal so«, entgegnete Dr. Daniel. »Diese Verwachsungen müßten operativ beseitigt werden, aber das kann ich nicht machen.«

      »Chiara müßte also in eine Klinik.« Elio zuckte die Schultern. »Das wird doch kein so großes Problem sein.«

      »Für einen derartigen Eingriff ist in jedem Fall ein Mikrochirurg nötig«, wandte Dr. Daniel ein, dann zuckte er die Schultern. »Ich bin mit den hiesigen Verhältnissen nicht vertraut, daher kann ich Ihnen auch nicht sagen, an wen Sie sich da wenden könnten.«

      »Es ist hoffnungslos«, erklärte Chiara leise. »Mikrochirurg… so etwas habe ich noch niemals gehört.« Sie reckte sich hoch und versuchte eine Entschlossenheit zu zeigen, die sie gar nicht besaß. »Du kannst einen Antrag auf Annullierung unserer Ehe einreichen, Elio. Ich kann dir nicht zumuten, daß du weiterhin mit einer Frau verheiratet bist, die keine Kinder bekommen kann.«

      »Das ist doch Unsinn!« wehrte Elio energisch ab. »Wenn Dr. Daniel sagt, daß man solche Verwachsungen beseitigen kann, dann werden wir auch eine Klinik finden, in der so etwas gemacht wird. Abgesehen davon, daß ich dich auch dann nicht verlassen würde, wenn die Verwachsungen nicht zu beseitigen wären.«

      Erleichtert ließ sich Chiara gegen ihn sinken. Elio hatte das, was er vor wenigen Tagen im Auto zu ihr gesagt hatte, also wirklich ernst gemeint, und gerade jetzt tat es ihr unheimlich gut, seine tiefe Liebe zu spüren.

      Dr. Daniel war ebenfalls froh über Elios Einstellung, aber im Grunde hatte er das nach dem eingehenden Gespräch, das er in der Klinik mit ihm geführt hatte, nicht mehr anders erwartet.

      »In Deutschland wäre das alles kein Problem«, fuhr Dr. Daniel jetzt fort. »Mein Freund ist ein erstklassiger Mikrochirurg, aber… Sie müßten dazu in seine Klinik nach München kommen.«

      Elio und Chiara tauschten einen Blick.

      »München«, murmelte Elio, dann sah er Dr. Daniel an. »Wenn Chiara operiert wird…, ich meine… es gibt vermutlich keine Garantie, daß sie danach schwanger werden kann, oder?«

      »Nein, eine Garantie gibt es nicht«, gab Dr. Daniel zu. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß Dr. Sommer schon mehrfach solche Operationen durchgeführt hat, und in sehr vielen Fällen haben die Frauen danach tatsächlich ein Baby bekommen.«

      »Dann versuchen wir es«, beschloß Elio spontan.

      Ein glückliches Lächeln huschte über Chiaras Gesicht, während sie nach der Hand ihres Mannes griff und sie sanft drückte.

      Dr. Daniel lächelte das junge Ehepaar an. »Ich glaube, da haben Sie soeben eine gute Entscheidung getroffen.«

      *

      Als Stefan Daniel zum Nachtdienst in die Waldsee-Klinik kam, wartete der Chefarzt bereits auf ihn.

      »Bin ich zu spät?« fragte Stefan und warf einen erschrockenen Blick auf die Uhr.

      Dr. Metzler schüttelte lä-chelnd den Kopf. »Nein, Stefan, ganz und gar nicht. Du hast sogar noch eine halbe Stunde Zeit bis zu deinem Dienstbeginn, und wenn ich auf dich warte, dann bedeutet das nicht zwangsläufig etwas Schlechtes.«

      Inzwischen hatten sie das Büro des Chefarztes erreicht, und Dr. Metzler ließ Stefan vorangehen, dann bot er ihm Platz an, bevor auch er sich setzte.

      »Es geht um folgendes«, erklärte er. »Gerrit und ich sind heute abend bei den Gröbers eingeladen, das heißt, daß du uns im Notfall nicht zu Hause erreichen kannst. Alena hat zwar Bereitschaftsdienst, aber sie ist Gynäkologin und würde dir im Falle einer Notoperation vermutlich nicht viel nützen.«

      »Kein Problem«, urteilte Stefan. »Wenn etwas sein sollte, dann rufe ich beim Gröber-Hof an. Seit Martin die Zufahrtsstaße hat bauen lassen, ist man von dort oben innerhalb einer Viertelstunde in Steinhausen.« Er grinste. »Ihr könntet natürlich auch eure Piepser mitnehmen.«

      »Eben nicht«, entgegnete Dr. Metzler. »Du weißt, wie oft die Dinger in letzter Zeit schon verrückt gespielt haben. Seit zwei Tagen sind sie in Reparatur.«

      »Na ja, vielleicht wird es eine ruhige Nacht«, meinte Stefan. »Und wenn nicht, dann weiß ich ja, wo ich euch erreichen kann.«

      »Gut.« Dr. Metzler betrachtete die Krankenakten, die er sich hergerichtet hatte. »Auf der Station liegen noch ein paar Patienten, auf die du ein besonderes Auge haben solltest.« In knappen, präzisen Worten umriß er die jeweiligen Fälle, und Stefan machte sich Notizen.

      »Ich schätze, in dieser Nacht wird es mir nicht langweilig werden«, vermutete er, als Dr. Metzler fertig war. »Wenn auf der Gynäkologie auch noch ein paar Problemfälle liegen sollten, dann bin ich rund um die Uhr beschäftigt.«

      Dr. Metzler lächelte. »Das denke ich auch, aber ein bißchen Arbeit hat noch keinem Assistenzarzt geschadet.«

      »Danke für deine aufmunternden Worte«, erwiderte Stefan, mußte dabei aber ebenfalls lächeln, dann stand er auf. »Ich gehe jetzt in die Gynäkologie hinüber. Mal sehen, was Alena noch alles für mich hat.«

      Doch Stefans Bedenken erwiesen sich als unbegründet. Auf der Gynäkologie war alles ruhig, und Alena versicherte, daß es zumindest hier für Stefan nach einer eher ruhigen Nacht aussah.

      »Nur ich persönlich habe noch ein Attentat auf Sie vor«, gestand die Gynäkologin mit einem verlegenen Lächeln. »Mein Schwiegervater feiert heute nämlich seinen fünfundsechzigsten Geburtstag und hat seine langjährige Haushälterin Leni, Markus und mich in ein ganz exklusives Restaurant eingeladen.« Sie seufzte leise. »Eigentlich hätte ich ja Bereitschaft, aber ich glaube, Papa wäre sehr enttäuscht, wenn ich nicht dabei wäre.«

      »Das ist doch nicht so tragisch, Alena«,

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