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gespaltenen Zunge in Erwartung der kommenden Mahlzeit.

      »Er hat noch nicht gefressen«, grunzte Balu erleichtert, sobald er das prächtige braun und gelb gesprenkelte Kleid sah. »Sei vorsichtig, Baghira, er ist immer ein wenig blind nach dem Häuten und stets bereit, auf bloßen Verdacht hin zuzustoßen!«

      Kaa war keine Giftschlange – vielmehr verachtete er die Giftschlangen als feige Brut. Seine Stärke lag in dem ungeheuren Körper, mit dem er sein Opfer umklammerte. Wer einmal in diese Umzingelung geriet, nun, über den war nicht mehr viel zu berichten.

      »Gute Jagd!« rief Balu und ließ sich in gemessener Entfernung auf die Hinterbeine nieder.

      Kaa war, wie alle Schlangen seines Stammes, etwas taub und hörte zuerst den Jagdgruß nicht. Dann aber rollte er sich blitzschnell zusammen, den Kopf gesenkt, zum Kampf bereit.

      »Sssss! Wer ist’s?« zischte er. »Ah, Balu! Was bringt dich hierher? Jagdheil, Baghira! Gute Jagd uns allen! Eins weiß ich! Sssss! Zum mindesten einer von uns dreien ist hungrig. Ist Wild in der Nähe? Eine Ricke vielleicht oder auch ein junger Bock? Sagt schnell. Leer und hohl bin ich wie ein ausgetrockneter Brunnen.«

      »Wir sind auf der Pirsch!« meinte Balu leichthin. Er wußte, es lohnte sich nicht, Kaa zu drängen. Kaa war zu stark.

      »Soso! Erlaubt, daß ich mit euch komme!« sagte Kaa. »Ein Schlag mehr oder weniger macht dir nichts aus, Baghira oder Balu, aber ich – ich muß tage-und monatelang auf der Lauer liegen und muß eine halbe Nacht lang herumklettern, um bei gutem Glück einen jungen Affen zu erhaschen. Psshan! Die Äste sind heutzutage nicht mehr, was sie in meiner Jugend waren. Dürres Zeug, trockene Stengel überall!«

      »Vielleicht liegt das auch ein wenig an deinem großen Gewicht«, meinte Balu.

      »Es läßt sich nicht leugnen – ich habe eine stattliche Länge«, antwortete Kaa ein wenig stolz. »Dennoch, glaube ich, liegt es im Grunde an dem neugewachsenen Holz. Als ich das letztemal jagte, war ich nahe daran, zu fallen – sehr nahe daran; mein Schwanz war nicht fest verankert am Stamm, und als ich rutschte und glitt, scheuchte der Lärm die Bandar-log hoch. Und mit den gemeinsten Worten hat es mich geschmäht, das Affengesindel.«

      »Fußloser gelber Regenwurm«, schnurrte Baghira in die Borsten seines Bartes, als ob er versuche, sich zu erinnern.

      »Sssss! Haben sie mich so genannt?« zischte Kaa.

      »Fußloser gelber Regenwurm oder so ähnlich, so riefen sie beim letzten Vollmond zu uns herab, aber wir schenkten ihnen keine Beachtung. Allerlei schwatzten sie, die Bandar-log – sie sagten sogar, daß du zahnlos seist, großer Kaa, und dich daher höchstens an ein schwaches Zicklein heranwagst, weil du – wirklich, diese Badar-log sind unglaublich frech und schamlos – weil du Angst hättest vor den Hörnern des Bocks.« Baghiras Stimme klang wie süßer Honig.

      Eine Schlange, besonders ein würdiger, alter Python, läßt sich selten den Ärger anmerken, doch diesmal konnten Balu und Baghira sehen, wie die großen Schlingmuskeln an beiden Seiten von Kaas Rachen auf und ab wogten.

      »Die Bandar-log haben sich auf die Wanderschaft gemacht«, sagte er mit erzwungen ruhiger Stimme, aber hie und da zitterte sie doch ein wenig. »Als ich mich heute in die Sonne legte, hörte ich sie in den Baumwipfeln lärmen!«

      »Den – den Bandar-log spüren wir jetzt gerade nach«, sagte Balu, aber die Worte blieben ihm fast in der Kehle stecken, denn es war seines Wissens zum erstenmal, daß einer vom Dschungelvolk offen zugab, den Affen irgendwelche Beachtung zu schenken.

      »Das muß allerdings etwas ganz Außergewöhnliches sein, das zwei so große Jäger – Führer in der Dschungel, ohne Frage – auf die Fährte der Bandar-log treibt!« antwortete Kaa höflich, aber gebläht vor Neugier.

      »Was mich betrifft, so muß ich leider gestehen, ich bin nichts als der alte und manchmal recht törichte Lehrer der jungen Sioniwölfe … und Baghira hier – – –«

      »Ist und bleibt Baghira!« unterbrach der schwarze Panther, und seine furchtbaren Kiefern schnappten stählern ein, denn er spielte nicht gern den Demütigen. »Höre, Kaa, jene Nußknacker und Taugenichtse haben unser Menschenjunges gestohlen, von dem du wohl schon gehört hast.«

      »Hm – ja! Ich habe etwas läuten hören von einem Menschenjungen, das sie in einem Wolfsrudel aufnahmen. Ikki erzählte mir davon, das Stachelschwein, ich wollte es aber nicht glauben. Ikki tut sich immer dick mit Neuigkeiten, die er nur halb verstanden hat und dann unrichtig ausposaunt.«

      »Aber es ist wahr. Ein so prächtiges Menschenjunges hat es noch nie gegeben«, sagte Balu. »Es ist das beste und klügste und mutigste von allen Menschenjungen, mein eigener Zögling, der Balus Namen berühmt machen wird in den Dschungeln weit und breit; und im übrigen liebe ich – lieben wir ihn, Kaa.«

      »Tss! Tss!« machte Kaa, den Kopf hin und her wiegend. »Auch ich habe einmal gewußt, was Liebe ist. Ssss! Ich könnte euch Geschichten erzählen ….«

      »Ein andermal. Mit leerem Magen vermögen wir nicht, sie genügend zu würdigen!« sagte Baghira schnell. »Unser Menschenjunges ist jetzt in den Händen der Bandar-log. Wir aber wissen, daß sie von allen Wesen in der Dschungel Kaa allein fürchten.«

      »Ja, nur mich fürchten sie und haben guten Grund«, sagte Kaa. »Schwätzer, Narren, Gecken – Gecken, Narren, Schwätzer – das sind diese Affen. Aber so ein Menschending in ihren dummen Händen – das ist allerdings eine böse Sache. Sie werden überdrüssig der Nüsse, die sie pflücken, und werfen sie weg. Zweige schleppen sie halbe Tage hindurch mit sich herum, in der Absicht, wer weiß was für große Dinge damit zu verrichten – zerknicken sie dann und lassen sie liegen. Wahrhaftig, dieses Menschending ist nicht zu beneiden. Und sie haben mich – was war es doch gleich? – gelber Fisch genannt, nicht wahr?«

      »Wurm – Regenwurm – gelben Regenwurm«, verbesserte Baghira, »und noch vieles andere sagten sie, das man sich schämen muß zu wiederholen.«

      »Nun gut, wir müssen ihnen einen Denkzettel geben, so daß sie in Zukunft von ihrem Herrn und Meister mit Achtung reden! Aaa-ssp! Wir müssen ihrem Gedächtnis etwas nachhelfen! Wohin, sagst du, haben sie das Junge geschleppt?«

      »Die Dschungel allein weiß es. Gegen Sonnenuntergang, glaube ich«, erwiderte Balu. »Wir dachten, du könntest uns Auskunft geben, Kaa!«

      »Ich? Wieso? Ich verspeise sie, wenn sie mir in den Weg kommen, aber ich schleiche ihnen nicht nach, diesen Bandar-log, diesen Kaulquappen, dieser übelriechenden Sumpfpest. Hssss!«

      »Hoch, hoch! Hoch, hoch! Hillo, illo, illo! Sieh doch, Balu vom Sionirudel!«

      Balu wandte den Blick aufwärts, um auszumachen, woher die Stimme kam – und dort oben schoß Tschil, der Geier, aus dem Äther herab, und seine Schwingen flammten im Abendlicht. Es war schon fast die Stunde für Tschil, zur Ruhe zu gehen; aber weit war er gesegelt über der Dschungel und hatte den Bären lange vergeblich im Dickicht gesucht.

      »Was gibt’s?« fragte Balu.

      »Ich habe Mogli bei den Bandar-log gesehen. Er bat mich, euch Botschaft zu bringen. Ich folgte ihnen. Sie haben ihn zur Affenstadt geschleppt, den ›Cold Lairs‹, auf der anderen Seite des Flusses. Vielleicht bleiben sie dort eine Nacht oder zehn Nächte oder auch nur eine Stunde. Ich habe den Fledermäusen aufgetragen, während der Dunkelheit Wache zu halten. Das ist alles. Jagdheil euch allen dort unten!«

      »Vollen Magen und guten Schlaf wünsche ich dir, Tschil!« rief Baghira. »Ich werde deiner gedenken bei nächster Jagd und den Kopf ganz allein für dich zurücklegen, du bester aller Geier!«

      »Keine Ursache – durchaus keine Ursache – das Menschending wußte das Meisterwort – ich tat nur meine Pflicht«, und Tschil kreiste empor, hin zum felsigen Horst.

      »Das lobe ich mir!« lachte Balu stolz. »Er hat den Kopf nicht verloren, der Prachtkerl! So jung er ist, hat er das Vogelwort nicht vergessen – und dabei noch auf der wilden Jagd durch die Baumwipfel.«

      »Nachdrücklich genug ist es ihm eingetrichtert

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