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liebe dich auch«, bekannte er, doch sein Gesichtsausdruck blieb dabei sehr ernst, fast bedrückt, was Erika natürlich auch bemerkte. Zuerst war es ihr nicht aufgefallen, weil seine Züge von der Sorge um sie und ihr gemeinsames Baby überschattet gewesen waren, doch nun erkannte sie, daß Wolfgang noch etwas anderes belastete, und sie ahnte auch schon, was es war.

      »Hat Robert mit dir gesprochen?« fragte sie in besonders sanftem Ton.

      Erstaunt sah Wolfgang sie an. »Robert? Nein. Wieso auch?« Er winkte ab. »Es ist nichts von Bedeutung, Liebes.«

      »Ich kenne dich besser, als du denkst, Wolfi. Deshalb weiß ich auch ganz genau, was für dich von Bedeutung ist und was nicht.« Zärtlich streichelte sie seine Hand. »Erzähl mir, was passiert ist.«

      Wolfgang seufzte tief auf. »Karina hat mir schwere Vorwürfe gemacht, und nun überlege ich, ob sie wohl gerechtfertigt waren oder nicht.« Wieder winkte er ab. »Mach dir keine Gedanken darüber, Liebes. Ich muß selbst herausfinden, was an Karinas Behauptungen wahr ist und was nicht.«

      Erika nickte und überlegte dabei, ob sie ihrem Mann sagen sollte, worüber sie und Dr. Daniel vor noch nicht einmal einer halben Stunde gesprochen hatten, verwarf diesen Gedanken aber wieder. Jetzt war wohl der ungünstigste Zeitpunkt für ein solches Gespräch.

      In diesem Moment klopfte es an der Tür, dann schaute Oberschwester Lena Kaufmann herein.

      »Herr Chefarzt, Dr. Daniel wünscht Sie dringend zu sprechen«, erklärte er.

      Dr. Metzler seufzte, dann stand er auf. »Wenn der Herr Direktor ruft, dann muß ich eilen. Bin ja gespannt, was der jetzt noch von mir will. Im Augenblick reicht es mir nämlich bis obenhin.« Er küßte Erika liebevoll. »Ich komme später wieder zu dir.«

      Seine Frau sah ihm nach, als er das Zimmer verließ. Sie wußte, daß Wolfgang jetzt kein angenehmes Gespräch bevorstand, und wünschte, daß er sich wenigstens um sie keine Sorgen machen müsse. Doch darauf hatte sie keinen Einfluß.

      Zärtlich streichelte sie über ihr sanft gerundetes Bäuchlein.

      »Also, weißt du«, flüsterte sie ihrem ungeborenen Kind zu. »Wenigstens du müßtest uns keinen solchen Kummer machen. Andere Babys bleiben doch auch gern im Bauch ihrer Mutter. Warum gefällt es dir denn da nicht? Ich habe dich doch jetzt schon so lieb, und deinem Papi geht es nicht anders. Spürst du das denn nicht?«

      Doch aus ihrem Bauch kam keine Antwort. Mit einem leisen Seufzer legte sich Erika zurück und versuchte zu schlafen, aber die Sorge um Wolfgang und auch um die Klinik, die jetzt praktisch ohne einen Anästhesisten dastand, ließ ihr keine rechte Ruhe.

      *

      Nach kurzem Anklopfen betrat Dr. Metzler das Büro des Klinikdirektors, und schon ein erster Blick Dr. Daniels Gesicht zeigte ihm, daß es kein angenehmes Gespräch sein würde, das ihm bevorstand.

      »Ich weiß nicht, was du von mir willst«, begann Dr. Metzler, noch ehe Dr. Daniel ein Wort sagen konnte, »aber bitte, nimm ein bißchen Rücksicht auf meine nicht mehr sehr stabilen Nerven.«

      »Nimmst du denn Rücksicht auf andere?« fragte Dr. Daniel sehr ernst zurück.

      Dr. Metzler schluckte. Schon jetzt spürte er, daß ihm auch von dieser Seite Vorwürfe drohten.

      »Hat Karina dich etwa aufgehetzt?«

      Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Karina? Warum sollte sie?«

      Dr. Metzler ließ sich in den Sessel fallen, der Dr. Daniels Schreibtisch gegenüberstand.

      »Ich darf mich doch setzen, oder?«

      »Selbstverständlich, Wolfgang. Es wird sogar besser sein, wenn du sitzt, denn was ich dir zu sagen habe, ist alles andere als angenehm. Aber du hast meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet. Wie kommst du auf den Gedanken, Karina könnte mich aufgehetzt haben?«

      »Sie war heute vormittag bei mir und hat Anschuldigungen gegen mich vorgebracht, die einfach haarsträubend sind«, erklärte Dr. Metzler. »Unter anderem bezeichnete sie mich als einen rücksichtslosen Despoten und behauptete, ich würde hier in der Klinik wie ein Diktator regieren.«

      »So ist es doch auch, oder?« entgegnete Dr. Daniel ruhig.

      Dr. Metzler schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Jetzt reicht’s aber! Bin ich denn…«

      »Halt dich bitte zurück, Wolfgang!« fiel Dr. Daniel ihm streng ins Wort. »Sonst schlage nämlich auch ich einen anderen Ton an, und ich bin sicher, daß dir das nicht gefallen würde.« Er schwieg einen Moment, und als er dann weitersprach, klang seine Stimme wieder etwas ruhiger. »Hör zu, Wolfgang, ich weiß genau, daß jetzt der ungünstigste Zeitpunkt ist, um mit dir über dieses Thema zu sprechen, aber ich kann damit einfach nicht länger warten – und zwar aus Rücksicht auf die Ärzte und Schwestern, die hier arbeiten, und vor allem aus Rücksicht auf meinen Sohn, der unter deiner Tyrannei am meisten zu leiden hat.«

      »Ach, daher weht also der Wind«, meinte Dr. Metzler mit offenem Sarkasmus. »Der Herr Assistenzarzt übergeht den Dienstweg und beschwert sich gleich beim Direktor. Und dabei hat er auch noch das Glück, daß der Herr Direktor sein Vater ist.«

      »Jetzt ist es aber genug, Wolfgang!« erklärte Dr. Daniel mit unüberhörbarer Schärfe. »Die Beschwerde über dich kam nicht von Stefan, sondern von Gerrit. Und ihm als Oberarzt steht es doch wohl zu, sich an den Direktor der Klinik zu wenden, wenn der Chefarzt offensichtlich die Kontrolle über sich verloren hat.«

      Es war, als hätten diese Worte Dr. Metzler plötzlich wachgerüttelt. Nahezu verzweifelt sah er Dr. Daniel an.

      »Robert, sei ehrlich, bin ich wirklich so schlimm?« fragte er, und Dr. Daniel hörte die drängende Hoffnung aus seiner Stimme heraus – die Hoffnung, er würde diese Frage verneinen.

      Spontan kam Dr. Daniel um seinen Schreibtisch herum und legte beide Hände auf Dr. Metzlers Schultern.

      »So leid es mir tut, Wolfgang, aber nach allem, was ich erfahren habe, scheint es wirklich so zu sein«, erklärte er. »Früher warst du streng aber dabei gerecht, doch jetzt… jetzt bist du noch strenger geworden, darüber hinaus aber auch noch ungerecht.«

      Dr. Metzler vergrub das Gesicht in den Händen, und dann setzte er sich zum ersten Mal mit dem auseinander, was seit Wochen in ihm ablief.

      »Ich habe meine innere Ruhe verloren.« Seine Stimme war bei diesen Worten fast tonlos geworden, dann hob er langsam den Kopf und sah Dr. Daniel an. »Nur zu Hause… in Erikas Nähe, konnte ich noch ich selbst sein. Kaum habe ich die Klinik betreten, dann…« Er zuckte die Schultern. »Ich weiß selbst nicht so genau, was da mit mir passiert ist.«

      Dr. Daniel zögerte, dann sprach er doch aus, was sich ihm unwillkürlich aufdrängte. »Erika meint, es wäre dein Ehrgeiz. Du möchtest unbedingt ein perfekter Chefarzt mit einem fehlerlosen Team sein.«

      Mit nahezu gequältem Gesichtsausdruck sah Dr. Metzler ihn an. »Erika hat es auch gemerkt… und mir nichts gesagt?«

      Dr. Daniel seufzte. »Weißt du, Wolfgang, so wie du in letzter Zeit gewesen sein mußt, hat es wohl niemand mehr gewagt, etwas zu dir zu sagen – nicht einmal Erika oder Gerrit, obwohl sie deine plötzliche Härte und Ungerechtigkeit wohl noch am wenigsten zu spüren bekommen haben. Und ich…« Er zuckte die Schultern. »Ich bin zwar mindestens zweimal pro Tag hier in der Klinik, aber diese Zeit reicht eben nicht aus, um so etwas mitzubekommen. Außerdem hast du dich mir gegenüber vollkommen korrekt verhalten, und wenn das einmal nicht der Fall war, dann habe ich es auf deine Anspannung geschoben, der du zur Zeit unterliegst. Schließlich ist es auch für einen Mann keine einfache Sache, wenn seine Frau eine Fehlgeburt erleidet.«

      Wolfgang nickte. »Das ist zwar richtig, trotzdem ist es keine Entschuldigung für mein Verhalten.« Wieder senkte er den Kopf. »Karina hat gesagt, sie hätte sich nie in mich verlieben können, wenn ich schon immer so gewesen wäre wie jetzt. Ihre Worte vom rücksichtslosen

      Despoten und dem Diktator haben mich tief getroffen, trotzdem

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