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Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740927233
Автор произведения Marie-Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Staffel
Издательство Bookwire
»Langsam, Erika«, versuchte Dr. Daniel sie zu beruhigen. »Erst mal müssen wir ja herausfinden, ob Sie wirklich wieder schwanger sind.«
»Ich bin ganz sicher, Robert. Es ist genauso wie beim ersten Mal.« Sie schwieg kurz. »Aber es darf nicht wieder so enden.«
Es zeigte sich, daß Erika mit ihrer Vermutung absolut richtig lag. Sie war tatsächlich schwanger, und Dr. Daniel hätte ihr gern versichert, daß sie nicht wieder eine Fehlgeburt erleiden würde, aber das konnte er nicht.
»Hören Sie, Erika, wir werden folgendermaßen vorgehen«, erklärte er. »Die Gefahr einer Fehlgeburt besteht natürlich auch bei dieser Schwangerschaft. Deshalb werde ich Sie jetzt sofort in die Waldsee-Klinik überweisen, und dort werden Sie strikte Bettruhe halten, bis die ersten drei verhältnismäßig problematischen Monate vorbei sind.«
»Und Sie glauben, das nützt etwas?« fragte Erika zweifelnd.
»Sie sind Ärztin«, entgegnete Dr. Daniel ernst. »Also sollten Sie eigentlich wissen, daß Bettruhe gerade in dieser Hinsicht sehr viel hilft. Außerdem hat sich diese Maßnahme schon bei einigen meiner Patientinnen bewährt.« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Vertrauen Sie mir, Erika. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Ihnen dieses Baby zu erhalten.«
*
Die völlige Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten fiel Gabriela Köster nicht leicht. Auf der Flucht vor Haralds Drohungen war sie nach einigem Überlegen schließlich in Australien gelandet – wahrscheinlich nur deshalb, weil das Leben hier in diesem rauhen Land am schwierigsten war und sie auf diese Weise nicht ihren trüben Gedanken nachhängen konnte.
Ihr fragt, wie es mir geht, schrieb sie ihren Eltern, denn sie waren die einzigen, die ihren Aufenthaltsort kannten. Soll ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht, Australien ist ein faszinierendes Land, aber es kostet Kraft, hier zu leben. Im Augenblick kann ich weder die monatelange Dürre noch die oft wochenlang anhaltenden Regengüsse akzeptieren. Das einzige, was mir vorbehaltlos gefällt, sind die Känguruhs. Die Arbeit auf der Farm ist anstrengend, aber auf diese Weise bin ich wenigstens abgelenkt. Die Arbeiter hier schimpfen tagtäglich auf die Kaninchen, sie sagen, daß sie eine Landplage sind. Vielleicht werde ich das auch eines Tages sagen…
Sie las, was sie geschrieben hatte, dann zerriß sie den Brief. So etwas konnte sie ihren Eltern nicht zumuten, obwohl es die Wahrheit gewesen wäre. Ihr Blick wanderte zum Fenster hinaus. Bis vor einer Woche hatte es geregnet, daß man hätte denken können, die Welt würde untergehen, doch jetzt lag schon wieder flirrende Hitze über dem Land, und Gabriela fragte sich, wie lange sie das Leben hier noch würde ertragen können.
*
Die ersten Wochen ihrer Schwangerschaft wurden für Erika Metzler zu einer nervlichen Zerreißprobe. Tagtäglich hatte sie Angst, Schmerzen und Blutungen könnten auch dieses Mal ihre ersehnte Schwangerschaft beenden, und nicht einmal Dr. Daniels beruhigende Worte vermochten ihre Angst zu lindern.
»Liebling, wie fühlst du dich?«
Mit besorgtem Blick betrachtete Dr. Metzler seine hübsche Frau, deren schmales Gesicht jetzt aber den Kummer der vergangenen Wochen widerspiegelte.
Erika zwang sich zu einem Lächeln. »Gut, Wolfi.« Dann wurde sie wieder ernst. »Es ist nur… ich werde mit meiner Angst vor einer erneuten Fehlgeburt einfach nicht fertig.«
Wolfgang setzte sich zu ihr und ergriff dann ihre Hand. »Hast du mit Robert schon darüber gesprochen?«
Erika nickte. »Mehr als einmal. Er sagt, wenn ich Bettruhe halte, besteht praktisch keine Gefahr. Bis jetzt ist ja auch alles in bester Ordnung, aber…« Sie zuckte ein wenig hilflos die Schultern. »Ich habe eben trotzdem Angst. Schließlich war beim letzten Mal auch alles in Ordnung, und dann habe ich von einer Minute auf die andere mein Baby verloren.«
Zärtlich nahm Wolfgang sie in die Arme. »Ich wünschte, ich könnte dir versprechen, daß es diesmal nicht passieren wird.« Er küßte sie. »Nur eines sollst du wissen, Liebes – gleichgültig, wie es ausgeht, an meiner Liebe zu dir wird sich nichts ändern. Selbst wenn du nie ein Baby haben könntest…«
Das zaghafte Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Im nächsten Moment sah Karina herein.
»Entschuldigt bitte, ich wollte euch nicht stören«, erklärte sie und wurde dabei ein wenig verlegen. »Ich dachte, Erika wäre allein und…«
»Schon in Ordnung, Karina«, meinte Dr. Metzler und stand auf. »Ich muß ohnehin wieder an die Arbeit gehen.« Er beugte sich noch einmal zu Erika hinunter und küßte sie. »Ich komme später wieder zu dir.«
»Ja, Wolfi.« Ein zärtliches Lächeln spielte um ihre Lippen, das erst verlosch, als Dr. Metzler den Raum verlassen hatte.
»Ich wollte hier wirklich nicht so hereinplatzen«, beteuerte Karina noch einmal. »Weißt du, auf der Station ist es im Moment sehr ruhig… ich hatte nichts zu tun, und da dachte ich mir, ich könnte dir ein wenig Gesellschaft leisten.«
»Das ist sehr lieb von dir, Karina«, meinte Erika und brachte dabei sogar die Andeutung eines Lächelns zustande. »Du brauchst dir deswegen auch keine Gedanken zu machen; du hast uns wirklich nicht gestört. Wolfi kommt mehrmals am Tag zu mir… immer, wenn er ein paar Minuten Zeit hat.«
Karina lauschte diesen Worten nach. Welche Zärtlichkeit doch in Erikas Stimme lag!
Sie lieben sich grenzenlos, mußte Karina unwillkürlich denken und wunderte sich, daß ihr dieser Gedanke keine Schmerzen bereitete. Und erst jetzt kam ihr zu Bewußtsein, daß sie auch vorhin, als sie Wolfgang und Erika in inniger Umarmung überrascht hatte, keinen Stich im Herzen gefühlt hatte. Bedeutete das, daß es ihr endlich gelungen war, sich von ihrer unglücklichen Liebe zu Wolfgang zu befreien? Oder spielten ihr ihre Gefühle wieder einmal nur einen Streich? Gewaltsam schüttelte sie diese Gedanken ab und zog sich einen Stuhl an Erikas Bett.
»Was glaubst du, Karina, war es ein Fehler, daß ich so schnell wieder schwanger geworden bin?« fragte Erika leise. »Weißt du, manchmal denke ich… wenn mehr Zeit vergangen wäre, wäre meine Angst vielleicht nicht mehr so groß gewesen.«
»Das glaube ich eigentlich nicht«, entgegnete Karina ernst. »Ich selbst halte es sogar für ausgesprochen gut, daß du jetzt schon wieder ein Baby erwartest, und mein Vater ist da meiner Meinung.« Sie lächelte beinahe entschuldigend. »Wir haben uns erst vor ein paar Tagen über dich unterhalten.«
»Allmählich scheine ich hier zum Tagesgespräch zu werden«, meinte Erika und mußte dabei sogar ein wenig lächeln. »Es tut gut zu wissen, daß sich alle um mich sorgen. Das macht vieles erträglicher… zum Beispiel die Einsamkeit hier in diesem Zimmer. Wolfi kommt zwar, so oft es geht, und ich bekomme auch recht viel Besuch, aber manchmal ist es erdrückend still hier drinnen.«
»Soll ich mit Papa sprechen?« bot Karina sofort an. »Er wollte dir mit diesem Einzelzimmer bestimmt etwas Gutes tun, aber wenn du unter dem Alleinsein hier leidest, dann ist er sicher bereit, dich in ein anderes Zimmer zu verlegen. Schließlich sollst du ja nicht auch noch depressiv werden.«
Erika seufzte. »Ach, weißt du, Karina, an eine Verlegung in ein Zwei- oder Dreibettzimmer habe ich auch schon gedacht. Andererseits bleibt Wolfi manchmal über Nacht bei mir, und das wäre dann ja nicht mehr möglich.« Sie winkte ab. »Ich bin wohl einfach nur unzufrieden mit mir selbst und dieser ganzen verfahrenen Situation. Schau mal, so viele Frauen bekommen Kinder… einfach so.« Traurig senkte sie den Kopf. »Manchmal denke ich, ich bin gar keine richtige Frau.«
»Das ist doch Unsinn!« wehrte Karina energisch ab. »Du bist sogar eine ganz wundervolle Frau – so liebenswert und warmherzig.«
»Es ist schon seltsam, so etwas von einer anderen Frau gesagt zu bekommen«, meinte Erika, dann griff sie nach Karinas Hand. »Aber deine Worte haben mir jetzt sehr gut getan.« Sie lächelte, und diesmal kam es von Herzen. »Ich glaube, wir beide werden noch einmal sehr gute Freundinnen.«
»Werden?«