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schweren Kristallgläser auf den Tisch und füllte sie mit blutrot funkelndem Wein.

      »Linda hat mir ein interessantes Angebot gemacht«, begann Dr. Daniel plötzlich zu erzählen, während er sich wieder setzte. »Ein sehr verlockendes Angebot sogar, wie ich gestehen muß.« Er lehnte sich auf dem Sofa zurück. »Sie besitzt in

      Trier eine Klinik… eine sehr moderne Frauenklinik. Im Augenblick ist sie geschlossen, aber Linda möchte sie wieder neu eröffnen – mit mir als Chefarzt.«

      Mit einer Mischung aus Entsetzen und Staunen blickte Stefan seinen Vater an. »Du sollst Chefarzt… heißt das, daß du Steinhausen verlassen wirst?«

      »Im Augenblick heißt es noch gar nichts, Stefan. Linda hat mir den Posten angeboten, und ich habe ihr versprochen, darüber nachzudenken.«

      »Du liebst diese Frau sehr, nicht wahr?« fragte Stefan leise.

      Dr. Daniel zögerte nicht eine Sekunde. »Ja, Stefan. Seit dem Tod deiner Mutter habe ich keine Frau mehr so geliebt. Ein Leben ohne Linda kann ich mir nicht mehr vorstel-len.«

      Stefan senkte den Kopf. »Dann hast du deine Entscheidung ja schon getroffen. Du wirst sie heiraten und die Klinik in Trier übernehmen.« In diesem Moment erkannte er, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde. »Das würde ja bedeuten, daß Steinhausen keinen Gynäkologen mehr hätte und die Waldsee-Klinik ohne Direktor dastünde.«

      Dr. Daniel atmete tief durch. »Genau das ist es ja, worüber ich mir Gedanken mache. Ich kann nicht einfach alle Brücken hinter mir abbrechen und irgendwo neu anfangen.« Er sah Stefan sehr ernst an. »Es ist nämlich absolut nicht so, daß ich mich schon entschieden habe. Linda macht unsere Liebe nämlich nicht von dem Chefarztposten abhängig. Wir werden zusammenbleiben und wahrscheinlich auch heiraten – ob ich die Klinik in Trier nun übernehme oder nicht.«

      »Sie würde also auch zu dir nach Steinhausen kommen, wenn du es möchtest?«

      Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht, Stefan. So genau haben wir darüber noch nicht gesprochen. Und das ist auch nicht das, was mich beschäftigt.« Er senkte den Kopf. »Die Klinik ist hochmodern eingerichtet. Sie bietet Möglichkeiten, von denen ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Andererseits… ich war dort und fühlte mich irgendwie fehl am Platz.«

      Stefan verstand nur zu gut, was in seinem Vater vorging. Schließlich wußte er, daß Dr. Daniel in jungen Jahren von einer modernen Frauenklinik geträumt hatte, doch jetzt hatte er sich seine eigene Praxis aufgebaut und war Direktor der Waldsee-Klinik. Vor allen Dingen aber war er nicht der Typ Arzt, der seine Patientinnen einfach im Stich ließ, nur weil ihm anderswo ein besserer Posten angeboten wurde.

      »Gib mir einen Rat, Stefan«, bat Dr. Daniel leise und riß seinen Sohn damit aus seinen Gedanken.

      »Ich fürchte, das kann ich nicht, Papa. Ich wäre doch nicht objektiv, weil ich mir wünsche, daß du hierbleibst. Die Entscheidung, ob du den Chefarztposten in dieser Frauenklinik annimmst, mußt du schon ganz allein treffen. Ich kann dir dabei nicht helfen. Du hast hier in Steinhausen deine Praxis und auch deine Familie – von Karina einmal abgesehen, aber die kommt eines Tages gewiß auch wieder hierher zurück, da bin ich ganz sicher. Und in der Waldsee-Klinik hast du deine Belegbetten, etwas, was du dir immer gewünscht hast. Außerdem bist du Klinikdirektor. Andererseits wäre die Frauenklinik in Trier eine Aufgabe, die dich verständlicherweise auch reizen würde. Du mußt dich entscheiden, was dir wichtiger ist. Patienten gibt es hier wie dort, und jeder Kranke hat einen so ausgezeichneten Arzt wie dich verdient.«

      »Oh, verdammt, Stefan, du machst es mir ja noch schwerer«, stöhnte Dr. Daniel auf.

      Stefan brachte ein Lächeln zustande. »Das wollte ich eigentlich gar nicht, Papa.« Er schwieg einen Moment. »Vielleicht solltest du einmal Urlaub machen. Übernächste Woche ist Weihnachten. Warum machst du die Praxis nicht einfach ein paar Tage eher zu und fährst zu deiner Hütte im Zillertal? Aus der Ferne sieht vielleicht manches ganz anders aus.«

      »Ja, schon möglich.« Dr. Daniel zögerte. »Stefan, läßt du mich jetzt ein bißchen allein?«

      »Natürlich, Papa.« Er stand auf. »Nur eines noch: Gleichgültig, wie du dich nun entscheiden wirst – ich werde es in jedem Fall akzeptieren. Und ich bin sicher, daß ich in diesem Punkt auch für Karina und Tante Irene spreche.«

      Da lächelte Dr. Daniel. »Danke, Stefan.«

      *

      Oskar Pellendorf, der sich selbst als den besten Privatdetektiv Deutschlands bezeichnete, war nicht überrascht, als er an diesem Dienstagmorgen von seiner alten Freundin Linda Böhnig angerufen wurde.

      »Na, wie läuft’s mit deinem Doktor?« wollte er wissen.

      »Ausgezeichnet«, versicherte Linda. »Er war bis gestern hier bei mir, und wenn ich denmächst wieder zu ihm nach Steinhausen fahre, dann wird sein Heiratsantrag wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.«

      Oskar pfiff anerkennend durch die Zähne. »Alle Achtung, Linda, du gehst aber ran.«

      Linda ließ ihr tiefes, gurrendes Lachen hören. »Du kennst mich doch, Oskar. Ich habe mein Ziel immer auf direktem Weg angesteuert. Außerdem war Robert nun wirklich keine harte Nuß für mich. Die Tatsache, daß ich eine Kusine seiner verstorbenen Frau bin und darüber hinaus auch noch für ein bißchen Ähnlichkeit mit der lieben Christine gesorgt habe, hat ihn in meinen Händen zu Wachs werden lassen. Da er sehr romantisch veranlagt ist, werden wir wohl unter dem Weihnachtsbaum Verlobung feiern.«

      »Und warum rufst du dann an?« wollte Oskar wissen. »Hat die Geschichte also doch einen Haken?«

      »Haken ist vielleicht übertrieben«, entgegnete Linda. »Sagen wir mal, ein Häkchen. Der gute Mann ist bedauerlicherweise ein ziemliches Familientier. Seine beiden Kinder gehen ihm anscheinend über alles. Und dann sind da auch noch diese dämliche Praxis und diese Waldsee-Klinik in Steinhausen.« Sie schwieg einen Moment. »Ich gestehe es nur ungern ein, aber du hattest von Anfang an recht. Es wird schwierig sein, ihn von dort loszueisen.«

      Oskar nickte, als könne Linda am andere Ende der Leitung das sehen. »Kein Wunder. Nach meinen neuesten Informationen wurde ihm die Villa, in der er seine Praxis betreibt, von seiner Frau vererbt. Und die Klinik ist mehr oder weniger auf sein Betreiben hin gebaut worden. Ein junger Arzt hatte damals auch noch seine Finger mit drin – Dr. Wolfgang Metzler. Ist inzwischen Chefarzt der Waldsee-Klinik. Diese beiden müssen dem Steinhausener Bürgermeister und dem Gemeinderat sozusagen das Messer auf die Brust gesetzt haben, denn die Klinik ist ohne große Schwierigkeiten innerhalb eines halben Jahres aus dem Boden gestampft worden.«

      »Sonst hast du nichts weiter herausbekommen?« hakte Linda sofort nach.

      »Jedenfalls nicht viel. Aber ich kann ja mal bei dir vorbeikommen und dir zeigen, was ich noch alles habe.«

      Linda überlegte kurz. »Das ist eine gute Idee, Oskar. Kannst du gleich kommen?«

      »Ich fliege!« versprach er, und es schien Linda bald darauf, als wäre er tatsächlich geflogen, denn schon knapp zehn Minuten später bog sein Porsche in die Einfahrt.

      »Du siehst gut aus«, urteilte Oskar, während er noch Lindas Hand festhielt und schließlich einen formvollendeten Kuß daraufhauchte. »Besser als je zuvor.«

      Linda winkte ab. »Du übertreibst maßlos. Ich war seit zwei Wochen nicht mehr beim Friseur, von der Kosmetikerin ganz zu schweigen, aber das werde ich morgen gleich nachholen.«

      Inzwischen hatten sie in dem weitläufigen Salon Platz genommen, und Oskar holte einen Ordner, der seit seinem letzten Besuch bei Linda noch dicker geworden war, aus seiner Aktenmappe.

      »So, was willst du wissen?« fragte er und begann dabei schon geschäftig zu blättern.

      »Hat er irgend einen dunklen Punkt?« erkundigte sich Linda ohne die geringsten Skrupel.

      Wie elektrisiert blickte Oskar auf. »Wie bitte?« Und dann dämmerte es ihm. »Du willst ihn erpressen?«

      »Ein böses

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