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      »Gut! Ich habe Zeit. Sie werden sich überzeugen, daß ich Ihnen die weitaus größten Vorteile biete…«

      »Das wird sich erweisen«, fiel Strantz ihm zurückhaltend ins Wort.

      »Übrigens, mir gefällt es hier!« Markhoff sah sich unternehmungslustig um. Sein Blick traf mit dem Leonore Grunerts zusammen. Er sah das Aufleuchten darin, und das überwand seine letzten Bedenken. »Ich werde deshalb noch einige Zeit hierbleiben. Sollten Sie es sich inzwischen anders überlegen…«

      »Das wird wohl kaum der Fall sein«, erwiderte Strantz höflich, aber bestimmt.

      Markhoff erhob sich verabschiedend und ging geradewegs auf Leonore Grunert zu.

      »Nun, gnädige Frau, so unschlüssig?« fragte er in seiner geschmeidigen Art.

      »Unschlüssig?« fragte sie zurück. »Wie kommen Sie darauf?«

      »Mir schien, als suchten Sie einen Begleiter für einen Spaziergang.«

      Sie antwortete nicht gleich. Ihre Augen suchten Strantz, der sich hinter einer Zeitung verkrochen hatte.

      »Wenn Sie mich begleiten wollen, bitte!«

      Mit einer tiefen Verbeugung schloß sich Markhoff ihr an. Er hatte wieder einmal, wie so oft schon, Feuer gefangen.

      Strantz ließ die Zeitung sinken und sah dem sich entfernenden Paar nach. Beide waren hochgewachsene, schlanke Gestalten. Markhoff fehlte nur das Aufrechte in der Haltung. Sonst machte er keine schlechte Figur neben der schönen Frau.

      Er schüttelte mißbilligend den Kopf. Was Leonore da trieb, gefiel ihm ganz und gar nicht. Wollte sie ihn etwa eifersüchtig machen? Er würde sie bei passender Gelegenheit zur Rede stellen müssen.

      Auch er erhob sich, schritt grüßend durch die Halle und sah Brigitte und ihre Tochter über den Vorplatz kommen. Sofort war Leonore vergessen. Sein Herz schlug rascher.

      »Brigitte!« murmelte er vor sich hin.

      Doch schon fiel ein Schatten auf diese Freude. Hatte Markhoff sich nicht nach Brigitte umgewandt, und sie gegrüßt? Auch das Kind hatte das Köpfchen nach ihm gedreht. Jetzt flüsterte er der Mutter etwas zu. Es sah aus, als wenn Brigitte ihr Töchterchen zu beruhigen schien.

      »Kennen Sie die Dame?« fragte indessen Leonore Grunert ihren Begleiter, in dem es frohlockte. Besser hätte ihm der Zufall gar nicht zu Hilfe kommen können.

      »Gewiß – die Dame war einmal meine Frau. Wir sind geschieden!«

      Überrascht blieb Leonore Grunert stehen. Unauffällig blickte sie hinter Brigitte her. Schön war sie, und von einer anziehenden Schwermut. Beinahe etwas Geheimnisvolles lag über ihrem Wesen. Sie wußte nur zu gut, daß das nie seinen Reiz auf die Männer verfehlte. Leonore war ehrlich genug, um zu erkennen, daß diese Frau, um deretwillen sie Strantz vernachlässigte, wirklich liebenswert war.

      »Und das Kind?« forschte sie weiter.

      »Es ist mein Kind!«

      Eine weitere Frage unterdrückte Leonore. Sie überlegte nur fieberhaft, in welchem Verhältnis diese beiden Menschen jetzt zueinander stehen mochten?

      Strantz verehrte die Frau, mit der Markhoff einst verheiratet gewesen war. War er ihr nun nachgereist, oder war dieses Zusammentreffen nur ein rein zufälliges?

      »Nun denken Sie wohl darüber nach, wie meine Frau zu Rudolf Strantz kommt?« unterbrach Markhoff ihr Grübeln.

      Leonore verfärbte sich und sah ihn etwas beschämt an.

      »Können Sie Gedanken lesen?« spöttelte sie.

      »Also habe ich doch richtig geraten!« triumphierte er.

      »Man muß sich höllisch vor Ihnen in acht nehmen«, scherzte sie. »Allerdings, ich gestehe, daß ich mir Gedanken darüber machte.«

      »Reiner Zufall«, behauptete Markhoff. »Ich wäre bestimmt nicht hierhergekommen, wenn ich dieses gewußt hätte.« Er warf ihr einen bewundernden Seitenblick zu. »Leider hätte ich dann auch nicht das Ver-gnügen gehabt, Sie kennenzulernen.«

      Leonore sah verlegen zu Boden.

      »Wissen Sie, ob Rudolf Strantz Ihrer Frau nachgereist ist?« erkundigte sie sich zögernd; sogleich aber bereute sie die Frage. Ein unbestimmtes Gefühl warnte sie vor diesem Mann. Es war sicher nicht gut, solche vertraulichen Gespräche mit ihm zu führen.

      »Ich möchte annehmen, daß meine Frau Strantz erst hier kennengelernt hat – man kann allerdings nie wissen«, setzte er rasch hinzu und hinterließ damit wieder Zweifel in Leonore.

      Der ganze Spaziergang war ihr nun verdorben. Unruhe war in ihrem Herzen und große Trauer. Noch nie hatte sie sich einen Wunsch versagen müssen. Man hatte sie umschwärmt, aber ihr Herz hatte immer geschwiegen.

      Nun hatte Strantz alle Sehnsüchte, alles Gute in ihr geweckt. Sie hatte ihn liebengelernt, wie sie noch keinen Menschen geliebt hatte. Sie fürchtete sich mitunter selbst vor der Größe dieses Gefühls. Wohin würde es treiben?«

      »So nachdenklich?« riß Markhoff sie aus ihrem Sinnen.

      Sie strich sich rasch über die heißen Wangen.

      »Ich dachte gerade darüber nach, was für ein entzückendes Mädel Ihre kleine Tochter ist.«

      Fred lächelte geschmeichelt, war aber überzeugt, daß diese Anerkennung nur eine Ausrede war.

      Er glaubte ihren Gedankengang erraten. Hier bot sich ein überraschend guter Angriffspunkt gegen Strantz…

      »Gehen wir wieder zurück«, schlug Leonore vor, und Markhoff war widerspruchslos damit einverstanden.

      *

      Brigitte saß, in ihren Mantel ge-hüllt, auf einer Bank, während Strantz mit dem Kind spielte. Ursula schien ihre helle Freude daran zu haben, denn ihr fröhliches Lachen war weithin hörbar.

      Nach einer Weile stand er atemlos neben Brigitte. Ursula spielte inzwischen allein weiter, flog wie ein Schmetterling hinter ihrem Ball her.

      »Ursel hat die Folgen des Unfalls sehr gut überwunden. War es eigentlich schlimm?« erkundigte er sich, ohne Brigitte dabei anzusehen.

      »Ja, es war schlimm. Ein paar Monate hat Ursel im Krankenhaus gelegen. Es war eine furchtbare, aufreibende Zeit«, erklärte sie ihm, scheinbar ruhig. Ihre Seele aber bangte. Wie sollte sie sich verhalten, wenn er mehr wissen wollte? Was sollte sie tun? Zu irgendeiner belanglosen Lüge greifen?

      Gottlob, er schien sich damit zufrieden zu geben. Aber die nächste Frage, die eine Feststellung war, trieb ihr das Blut in die Wangen.

      »Ich habe Sie gestern abend weinen hören!«

      Ihr Kopf flog herum.

      »Sie waren bei mir?«

      Er nickte ernst.

      »Mir war es plötzlich zu laut hier. Ich sehnte mich nach Stille, und mit einemmal stand ich vor Ihrem Haus. Zuerst wollte ich Sie zu einem Spaziergang bitten, aber dann…«

      Er brach ab, und Brigitte vollendete bitter:

      »… dann hörten Sie mich weinen. Ja – es stimmt!« Sie seufzte tief auf.

      »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Er suchte nach ihrer Hand, die sie in den Stoff des Mantels gekrampft hatte.

      »Nein! Mir kann niemand helfen!«

      »Nicht einmal Sie selbst?« forschte er weiter.

      Sie schüttelte traurig den Kopf.

      »Stehen wir nicht unserem eigenen Kummer meist machtlos gegenüber, während wir uns fremdem Leid gegenüber stark, mächtig und hilfsbereit fühlen?«

      Strantz sah nachdenklich vor sich hin.

      »Ist Fred Markhoff eigentlich ein Verwandter von Ihnen?«

      Brigitte

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