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Die wichtigsten Werke von Novalis. Novalis
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Novalis
Год выпуска 0
isbn 9788027215980
Автор произведения Novalis
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Auch mir hat ja ein heißes volles Herz,
Die Mutter an der Wiege zugeschworen
Und Maß und Zahl in Freude und in Schmerz.
Sie gab mir immer freundlich himmelwärts
Zu schaun, wenn selbst die Hoffnung sich verloren;
Und stählte mich mit Frohsinn und mit Scherz;
Auch ich bin in Arkadien geboren!
Komm, reiche mir die brüderliche Hand!
Zu Brüdern hat uns die Natur erkoren,
Und uns gebar ein mütterliches Land.
Ich habe Dir längst Liebe zugeschworen,
Gern folgsam meinem bessern Genius.
Gib mir die Hand, und einen Bruderkuß!
Zarte Schwingungen umbeben leise
Meines Busens junges Saitenspiel,
Und ein höher schlagendes Gefühl
Atmet in mir in so fremder Weise.
Deine Lieder wehn aus fernem Kreise
Aus der Aftertöne Marktgewühl
Ach! so freundlich, heilig, lieb und kühl
Her zu meines Pfades stillem Gleise.
Mancher Stunde lieh ich Flügel schon,
Daß zu Dir, der jüngsten Muse Sohn,
Zu Dir, dem Holden, Lieben, sie mich brächte;
Daß ich mich an Deine Brust gelehnt,
Und an reineren Genuß gewöhnt,
An des Schicksals stillem Neide rächte.
Oft schon hört ich, wenn im Dichterlande
Ich zu jeder stillen Laube ging,
Welche schirmend vor dem Sonnenbrande
Einen Dichter-Jüngling kühl umfing,
Deine Lieder, und ein goldner Ring
Knüpft im Traum, den mir die Hoffnung sandte
Und an dessen Lipp' ich schmachtend hing
Freundlich uns in sanfte Lebensbande.
Wäre dieser Traum der Ehrenhold
Einer schönen Feenzeit gewesen,
Da Du mich zu Deinem Freund erlesen;
Ewig wollt ich, meinem Schicksal hold,
Treue schwören allen guten Wesen
Und von jedem Geistesfehl genesen. –
Auch ich bin in Arkadien geboren,
Auch mir hat mancher gute Genius
Am Mutterbusen Liebe zugeschworen,
Und manchen süßen, freundlichen Genuß.
Auch ich empfand in Ahndungen verloren
Das leise Wehn von manchem Geisterkuß,
Und fühlte oft im heiligen Erguß
Mich zu der Sonne reinem Dienst erkoren.
Verzeih wenn mich mein eignes Herz nicht trügt,
Und mich auf Flügeln stolzer Träume wiegt,
Daß ich so kühn in Eure Reihen trete;
Und fassest Du mich auch so rein und warm,
Wie ich Dich liebe, mit Dir Arm in Arm,
Um Ewigkeit für unser Bündnis bete. –
An Julien
Daß ich mit namenloser Freude
Gefährte deines Lebens bin
Und mich mit tiefgerührtem Sinn
Am Wunder deiner Bildung weide –
Daß wir aufs innigste vermählt
Und ich der Deine, du die Meine,
Daß ich von allen nur die Eine
Und diese Eine mich gewählt,
Dies danken wir dem süßen Wesen,
Das sich uns liebevoll erlesen.
O! laß uns treulich ihn verehren,
So bleiben wir uns einverleibt.
Wenn ewig seine Lieb uns treibt,
So wird nichts unser Bündnis stören.
An seiner Seite können wir
Getrost des Lebens Lasten tragen
Und selig zueinander sagen:
Sein Himmelreich beginnt schon hier,
Wir werden, wenn wir hier verschwinden,
In seinem Arm uns wiederfinden.
An mein Schwert
Ich wuchs, da gab mein Vater mir
Ein Schwert von hartem Stahl,
Nun weihe ich ein Liedchen dir
O eines Jünglings schönste Zier
Nun mein zum erstenmal.
Sei stets des Hülfbedürftgen Schutz
Geführt vom starken Arm
Und biete jedem Feinde Trutz
Sei meinen Freunden stets zu Nutz,
Zerstreu der Räuber Schwarm.
Doch diene den Tyrannen nicht
Und blink fürs Vaterland
Und hau den, der für Sklaven ficht,
(Gewiß er ist ein schlechter Wicht),
Geführt von meiner Hand.
An meine Freunde
Sind wir denn hier das Spiel des Glückes
Das sich bald hier bald dorthin neigt,
Und liegen auf der Waage des Geschickes,
Die vorhin sank, nun steigt?
Und sollen immer denn Tyrannen
Beherrschen unser Wohl und Leid
Erhöhen, wenn sie Redliche verbannen
Die Niederträchtigkeit!
Und stolze Priester uns gebieten
Was unsre Seele glauben soll,
Mit Feuer und Schwert verkündigen den Frieden
Des heiligen Wahnsinns voll!
Und Kriege ganze Nationen
Ins Unglück stürzen um den Ruhm
Daß Einem untertan mehr Regionen
Als Waffeneigentum?
Und soll uns dann in Fesseln zwingen
Die nachgeahmte Häßlichkeit
Um Weihrauch einem Mächtigen zu bringen
Nur groß durch Schändlichkeit?
Nein! Freunde kommt, laßt uns entfliehen
Den Fesseln, die Europa beut,
Zu Unverdorbnen nach Taiti ziehen
Zu ihrer Redlichkeit.