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in ihrer Stimme hören.

      »Dann hat es dir also Spaß gemacht?« Doch vom Rücksitz kam keine Antwort mehr. Anneka war mit einem seligen Lächeln auf den Lippen eingeschlafen.

      Wie fast alle Mütter konnte Fee fast keinen Schlaf finden, bis ihre Kinder zu Hause waren. Sie lag schon lange im Bett und las, als kurz nach zwölf ein Auto vorfuhr. Kurz darauf drehte sich der Schlüssel im Schloß, und sie konnte hören, wie die Tür leise geschlossen wurde. Vorsichtig stiegen ihre beiden Jungen die Treppe hinauf und kicherten immer wieder, nicht ohne sich gegenseitig zur Ruhe zu mahnen. Zufrieden löschte Fee das Licht. Die beiden sollten nicht das Gefühl haben, überwacht zu werden, denn Fee wußte, daß sie ihren Kindern vertrauen konnte. Mit dem angenehmen Gefühl, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf, der durch nichts gestört wurde.

      *

      Jenny Behnisch hatte alles andere als einen ruhigen Abend. Sie war in der Klinik aufgehalten worden, und als sie sie endlich gegen zehn Uhr verlassen wollte, erhielt sie einen Notruf. Bei dem Anrufer handelte es sich um den Vater der Schülerin Jana Steffens, der Mitschülerin von Daniel Nordens Sohn Danny. Sie hatte am Abend auf den kleinen Dominik Jobst aufgepaßt, nachdem seine Mutter ausgegangen war. Der Vater war wie oft nicht zu Hause. Dominik war bereits im Schlafanzug und Jana brauchte ihm nur noch seinen Abendbrei füttern. Als sie ihn liebevoll in den Arm nahm, um ein wenig mit ihm zu kuscheln, begann er plötzlich schrecklich zu weinen. Jana erschrak, denn sie dachte, sie hätte ihm weh getan und versuchte, den Kleinen zu beruhigen. Doch es gelang ihr nicht. Die Zeit verging, und Dominik schrie und schrie, sodaß es Jana mit der Angst bekam. Sie telefonierte mit dem schreienden Kind auf dem Arm mit ihrem Vater, der sich ins Auto setzte, und seiner Tochter zur Hilfe kam. Herr Steffens warf nur einen kurzen Blick auf das Kind, das inzwischen blau angelaufen war und entschloß sich, in der nächstgelegenen Klinik anzurufen.

      Jenny Behnisch nahm den Anruf entgegen und erläuterte Herrn Steffens den kürzesten Weg in das Krankenhaus. Kurze Zeit später traf sein Wagen vor der Notfallstation der Behnisch-Klinik ein. Manfred Steffen begleitete seine Tochter, die das jämmerlich weinende Kind im Arm hatte.

      »Was ist geschehen?« fragte Jenny besorgt.

      »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn in den Arm genommen, um mit ihm zu kuscheln, und da hat er fürchterlich zu weinen begonnen.«

      Jana war den Tränen nahe.

      »Ich untersuche ihn sofort.« sagte Jenny und nahm Dominik hoch.

      »Ist das Ihr Kind?« fragte sie, während sie ihn auszog.

      »Nein, ich bin die Babysitterin. Die Mutter ist ausgegangen heute abend und ich weiß nicht, wohin.«

      »Sehen Sie sich das an!« Jenny war entsetzt, als sie das Kind bis auf die Windel ausgezogen hatte. Er war übersät mit blauen Flecken. Der linke Arm ausgerenkt. Ist ja gut, mein Kleiner.« Jenny versuchte, das wimmernde Kind zu beruhigen.

      »Das ist mir gar nicht aufgefallen. Er war schon umgezogen, als ich heute abend kam«, stammelte Jana. »Wahrscheinlich habe ich ihm weh getan, als ich ihn auf den Arm genommen habe.«

      »Wir werden ihn sofort röntgen. Es ist nicht auszuschließen, daß er noch weitere Verletzungen hat.«

      Manfred Steffens und Jana begleiteten Dominik in den Röntgenraum.

      Jenny erklärte dem diensthabenden Arzt kurz, welche Aufnahmen sie benötigte. Dann blieb Dominik mit einer Schwester allein zurück. Manfred Steffens beruhigte seine weinende Tochter.

      »Wie konnte das passieren?« fragte Jenny fassungslos.

      »Ich habe ihm nichts getan«, wimmerte Jana.

      »Das glaube ich dir«, versuchte Jenny sie zu beruhigen. »Hast du eine Vorstellung davon, was geschehen ist?«

      Jana schüttelte den Kopf und putzte sich die Nase. Ihrem Gesichtsausdruck sah man an, daß sie mit sich kämpfte.

      »Du mußt mit uns sprechen. Jana. Hab’ keine Angst, es wird die nichts passieren.«

      »Ich glaube, daß Dominik geschlagen wird«, stieß sie auf einmal hervor.

      Manfred Steffens starrte seine Tochter ungläubig an.

      »Seit wann hast du den Verdacht?« fragte er heiser.

      »Schon länger. Ich wollte mit niemandem darüber sprechen, bevor ich mir nicht sicher bin.«

      »Das ist ein schwerer Verdacht.«

      »Ich weiß. Deshalb habe ich ja nichts gesagt. Nur mit Danny Norden hab’ ich einmal darüber geredet.« Jana stiegen erneut die Tränen in die Augen.

      »Meine erste Vermutung war auch, daß das Kind mißhandelt wurde«, bestätigte Jenny zu Manfred Steffens gewandt. »Es war richtig von Ihnen, mit dem Kleinen hierher zu kommen.«

      Schließlich brachte die Schwester die Röntgenaufnahmen, gefolgt von dem Arzt, der Jenny beiseite nahm und mit einem ernsten Gesichtsausdruck mit ihr sprach. Diese nickte hin und wieder und wandte sich dann Jana und Manfred Steffens zu.

      »Dominik hat einen ausgerenkten Arm. Außerdem haben wir eine Schädelfraktur festgestellt und einen alten Bruch am Schienbein. Das Kind wird vermutlich seit langem schwer mißhandelt.«

      »Das ist ja grauenvoll«, sagte Manfred Steffens mit rauher Stimme.

      »Leider kommt es heutzutage immer noch öfter vor, als man denkt«, bemerkte Jenny. »Wir behalten Dominik hier und versorgen ihn ärztlich. Den Arm renke ich gleich ein, das ist normalerweise eine Kleinigkeit. Vorher erhält er ein geeignetes Schmerzmittel, damit er nicht mehr leiden muß. Mit der Mutter wird sich die Polizei in Verbindung setzten.«

      »Wird Dominik wieder gesund?« schluchzte Jana.

      »Mach dir keine Sorgen. Körperlich wird er wieder ganz gesund werden. Ob er seelische Schäden davonträgt, kann ich jetzt noch nicht sagen. Auf jeden Fall muß dafür gesorgt werden, daß ihm kein Leid mehr zugefügt wird.«

      »Kann ich ihn besuchen?«

      »Das wird die Polizei entscheiden, die sicher mit dir sprechen will. Aber ich glaube schon.« Aufmunternd lächelte Jenny Jana an, die sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. »Morgen früh sollten Sie sich bei der Polizei melden. Ich setze mich heute schon mit der zuständigen Stelle in Verbindung. Wenn Sie mir bitte Ihre Adresse und die der Mutter geben«, sagte sie zu Janas Vater. Er entnahm seiner Brieftasche eine Visitenkarte und notierte auf der Rückseite die Anschrift, die Jana ihm nannte. Dann reichte er Jenny die Karte und verabschiedete sich. Jenny blickte Vater und Tochter nach, wie sie Arm in Arm die Klinik verließen. Es war ein tröstlicher Anblick. Dann machte sie sich auf den Weg, um nach Dominik zu sehen.

      Von all der Aufregung hatte Nicola Brandon natürlich nichts mitbekommen. Sie hatte sich den ganzen Tag über sehr ruhig verhalten, denn sie wollte unter gar keinen Umständen auffallen. Als Sarah zu Besuch kam, gab sie vor, sehr müde zu sein, so daß ihre Tochter die Klinik bald wieder verließ.

      Martin Sassen erkundigte sich telefonisch nach seiner Mandantin und stellte zufrieden fest, daß sie einen sehr guten Eindruck machte, was auch Daniel Norden nur bestätigen konnte. Niemand ahnte etwas von Nicolas großer Verzweiflung, die sie geschickt vor allen verbarg. Und doch richtete sich ihr ganzes Denken auf die Nacht, in der sie ihren Plan endlich ausführen konnte. Ungeduldig schaute sie immer wieder auf die Uhr und sah zu, wie dieZeit verrann. Es wollte und wollte nicht später werden. Mehr als einmal seufzte sie tief, bis ihr eine Idee kam. Sie ließ sich Papier und Stift von einer Schwester bringen und verbrachte lange Zeit damit, einen Brief zu schreiben. Endlich schien sie mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Sorgfältig faltete sie das Blatt zusammen, schrieb einen Namen darauf und verstaute ihn in der Schublade ihres Nachtkästchens. Erschöpft lehnte sich Nicola in die Kissen zurück und lächelte zufrieden. Nun mußte sie nur noch abwarten, daß es Nacht wurde und Ruhe in der Klinik einkehrte. Mit diesem Gedanken schlief sie schließlich ein. Sie erwachte auch nicht, als die Schwester ihr das Abendessen brachte. Diese stellte das Tablett leise ab, um die Patientin nicht zu stören und zog behutsam die Vorhänge zu.

      Nicola

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