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sieht ihr ähnlich«, sagte er aufgebracht. »Ich wette, daß sie sich schon Gedanken gemacht haben, daß ich sterben könnte und sie dann erben.«

      »Denkst du das wirklich?«

      »Ich kenne sie.«

      »Nun regst du dich darüber auf. Ich habe keine Angst vor ihr. Und jetzt sollst du lieber schlafen.«

      »Warte nur, bis sie mit ihrem Mann aufkreuzt. Ich habe sie leider zu spät kennengelernt, sonst hätte ich es mir überlegt, Sabine zu heiraten. Aber sie hat auch unter ihren Eltern gelitten, sie war anders. Nur auch nicht die richtige Frau für mich. Das bist du.«

      »Und du würdest mich wegschicken, wenn es nicht so klappt mit den Augen?«

      »Bedenke doch, was das bedeutet.«

      »Ich weiß nur, daß es viele blinde Menschen gibt, die Höchstleistungen vollbringen.«

      »Du hast den besten Mann verdient.«

      »Den habe ich gefunden.«

      Sie küßte ihn zärtlich, und sie hätte jetzt sogar über das Baby gesprochen, wenn er nicht eingeschlafen wäre.

      Sein Gesicht hatte jetzt einen grüblerischen Ausdruck, und sie konnte sich denken, daß er auch im Schlaf nicht frei war von Gedanken. Sie erlebte es ja auch manchmal beim Schlafen, daß sich etwas in ihrem Kopf abspielte, was man nicht als Traum bezeichnen konnte, sondern eher als Vision.

      Jedenfalls war es für sie nur wichtig, ihn aufzumuntern und anzuspornen, voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Sie war erleichtert, daß sie mit ihm über Charlotte Zander gesprochen hatte und seine Reaktion kannte. Er erwartete keine Toleranz von ihr. Sie hatte schon einmal bei einer früheren Bekannten erlebt, daß es anders sein konnte, wenn der Mann seine erste Frau verloren hatte, aber von der Erinnerung nicht loskam. Darüber war dann auch diese Ehe in die Brüche gegangen.

      Sie fuhr jetzt heim. Die Spannung legte sich. Sie würde nicht kapitulieren. Sie würde um den Mann und um ihre Liebe kämpfen. Sie war dankbar, daß es ihnen beschieden gewesen war, sich wiederzusehen und es kein Abschied für immer geworden war. Es hätte so sein können, wenn das Schicksal es nicht so gut mit ihnen gemeint hätte.

      *

      Charlotte Zander konnte sich nicht lange genug über die Begegnung mit Mary Ann auslassen. Es ging ihrem Mann langsam auf die Nerven.

      »Du mußt dich erkundigen, was das für eine Person ist, Alfred«, forderte sie schrill. »Sie macht sich in dem Haus breit, als würde es ihr gehören. Anscheinend weiß sie nicht, daß es mit unserem Geld eingerichtet wurde.«

      »Jetzt halt aber mal die Luft an, Charlotte. Das Haus war eingerichtet, als Sabine ihn geheiratet hat. Verdreh die Tatsachen nicht.«

      »Sabine hat aber viel verändert, und sie hat uns dauernd auf der Tasche gelegen.«

      »Weil er nicht wissen sollte, wie teuer ihre Kleidung ist. Ich habe mich auch manchmal gefragt, warum sie soviel Geld ausgeben muß. Du hast dir soviel nicht leisten können, als wir jung waren, und du hattest einen geizigen Vater.«

      Daran wollte Charlotte nicht gern erinnert werden, so wechselte sie dann doch das Thema, denn aus ihrem Bekanntenkreis war auch so manches zu berichten, was nicht ihren Beiklang fand. Eigentlich hatte sie bei allen anderen etwas auszusetzen, nur bei sich selbst nicht. Später erinnerte sie ihren Mann aber doch noch mal daran, daß er sich über Mary Ann Wilkens erkundigen sollte, und ob sie wirklich eine leitende Stellung in der Firma hätte.

      Das interessierte Alfred Zander allerdings auch. Sabine war schließlich eine bequeme Frau gewesen, die keine anderen Ambitionen hatte, als durch Eleganz in der Gesellschaft zu glänzen. Mit ihrem Wissen war es nicht weit her gewesen, wenn sie sich auch gut zu unterhalten wußte über all das, was ihr wichtig erschien. Im nachhinein mochte es wohl so aussehen, als wäre es ihr so bestimmt gewesen, ihr junges Leben so intensiv zu genießen. Aber wie wäre alles gekommen, wenn sie länger gelebt hätte und Simon einer Frau begegnet wäre, die andere Qualitäten hatte, die seinen Interessen mehr entsprachen? Die beiden Zanders zerbrachen sich gern die Köpfe über Dinge, die bereits der Vergangenheit angehörten, aber man mußte ihnen das eine zugute halten, daß Sabine ihr einziges Kind war und sie sich schon auf das Enkelkind gefreut hatten. Und es war ja auch so, daß Simon unter dem Verlust gelitten hatte.

      *

      Auch bei dem Ehepaar Norden war das Gesprächsthema wieder Simon Karsten und Mary Ann gewesen, denn jetzt hatte Daniel einen neuen Fall, der Parallelen mit diesem aufwies. Eine junge Frau, ihr Name war Carola Gassmann, war seit einem halben Jahr verheiratet und erwartete ein Baby. Ihr Mann war mit einem Kamerateam nach Israel und Palästina geschickt worden. Es war Dr. Norden durchaus verständlich, daß sie Angst um ihn hatte. Davon hatte er Fee erzählt, und die reagierte so spontan, wie er sie kannte.

      »Ich verstehe nicht, daß er keine Rücksicht auf seine schwangere Frau nimmt und sich lieber einen weniger gefährlichen Job gesucht hat«, sagte Fee.

      »Es ist nun mal sein Beruf, und sie hat es gewußt, als sie ihn geheiratet hat«, meinte er. »Es muß ja nicht gleich was passieren.«

      »Wie schnell was passieren kann, wissen wir ja durch Simon Karsten, und der ist nicht in ein Krisengebiet geflogen.«

      »Ein Mann steht auf einer Verkehrsinsel und wartet auf Grün, und als die Ampel umschaltet, kommt ein Auto angerast und überfährt ihn. Der Mann ist tot und hat sich keineswegs in Gefahr begeben, mein Schatz. Wie nennt man so was?«

      »Schicksal«, erwiderte sie beklommen.

      »Also ist man nirgends sicher.«

      »Wo du recht hast, hast du recht«, räumte sie ein.« Hoffen wir, daß Herr Gassmann gesund zurückkommt.«

      »Es wäre auch zu schrecklich, wenn so ein kleines Wesen zur Welt kommt und seinen Vater nicht mal kennenlernt. Glaubst du, ich mache mir darüber keine Gedanken?«

      »Das weiß ich doch.«

      Am nächsten Tag hatte Mary Ann zum ersten Mal starke Beschwerden, und sie bekam es mit der Angst.

      Ausgerechnet jetzt, wo es für Simon kritisch wurde, weil die ersten Reaktionsproben für die Augen stattfinden sollten. Sie fuhr gleich morgens zu Dr. Norden, aber er schickte sie zu Dr. Leitner, nachdem er mit ihm telefoniert hatte. Und der hatte zufällig Zeit und konnte Mary Ann gleich untersuchen.

      Er war ganz anders als Dr. Norden, sehr konzentriert und ernst bei der Sache, und er war sehr wortkarg. Aber er war ihr gleich sympathisch, weil er nicht viel herumredete und ihr dann sehr ruhig und verständlich erklärte, daß sie tatsächlich mit einer nicht leichten Schwangerschaft rechnen müsse. Sie brauche viel Ruhe und sollte zumindest in den nächsten Wochen, bis sie den vierten Monat überstanden hatte, viel liegen.

      Sie erklärte ihm ihre Situation. »Ich muß alle Aufregungen von Simon fernhalten, und er weiß nicht, daß ich schwanger bin.«

      »Sie wollen es ihm nicht sagen?« fragte Dr. Leitner verwundert.

      »Seine erste Frau ist bei der Geburt gestorben, und er hat Angst, mich auch zu verlieren.«

      »Dann wird er Verständnis haben, daß Sie sich schonen müssen.«

      »Sie verstehen das vielleicht nicht, aber ich kann es ihm nicht sagen. Ich will das Kind zur Welt bringen, aber ich muß mir etwas einfallen lassen. Wenn er doch nur sein Augenlicht wiederbekäme, dann könnte er sich auf der Insel der Hoffnung ein paar Wochen erholen und ich kann sagen, daß ich in der Firma unabkömmlich bin und sehen, wie ich die Wochen überstehe. Sollte ich doch noch eine Fehlgeburt bekommen, darf er es nicht erfahren, aber ich kann mein Kind nicht töten lassen, das kann ich nicht!«

      »Sie haben sich schon viele Gedanken darüber gemacht«, sagte er.

      »Von dem Tage an, als ich erfahren habe, daß es eine Risikoschwangerschaft werden wird. Ich wollte jetzt noch kein Kind, weil ich wußte, wie Simon denkt, aber als ich es erfuhr, stand es für mich fest, daß ich es bekommen will. Ich hatte

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