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was weh, Mami?« fragte Jan, als er die Tränen seiner Mutter bemerkte.

      »Nein, mein Kleiner. Ganz im Gegenteil. Es ist alles wunderbar«, sagte Daniel leise und drückte ihn an sich.

      Nach einer Weile befreite sich Jan aus der Umarmung. »Aber was ist denn dann los?« fragte er ungeduldig. Er konnte die ganze Aufregung nicht verstehen.

      Fee wischte sich die Tränen ab. »Wir haben gedacht, du hättest eine ganz schlimme Krankheit. Aber Jenny hat uns gerade gesagt, daß alles in Ordnung ist. Deshalb freuen wir uns so.«

      »Und warum weint ihr dann?«

      Fee mußte lachen. »Das ist bei Erwachsenen manchmal so.«

      Kurze Zeit später konnte Jan mit seiner Mami das Krankenhaus verlassen. Daniel hatte noch ein Gespräch mit Jenny. Bei der Gelegenheit ließ er sich den neuen Befund zeigen und studierte ihn mit aller Sorgfalt. Schließlich legte er das Papier zur Seite.

      »Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich über dieses Schreiben bin.«

      »Vermutlich hat dir ein Befund noch nie soviel Freude gemacht«, stellte Jenny lächelnd fest.

      »Das kann man wohl sagen. Obwohl ich bei meinen Patienten natürlich auch immer froh bin, wenn sich ein böser Verdacht nicht bestätigt. Aber das kann man nicht vergleichen.«

      »Das glaube ich dir sofort. Ich freue mich jedenfalls sehr für euch. Was geschieht jetzt mit Jan?«

      »Eine konkrete Behandlung gibt es ja bei Pfeifferschem Drüsenfieber nicht. Er wird ein paar Wochen zu Hause bleiben müssen, das ist alles.«

      »Wenigstens kennst du jetzt den Namen seiner Krankheit. Das macht vieles leichter.«

      Daniel konnte Jenny ohne Einschränkung zustimmen. Dann wechselten sie das Thema und kamen auf den Fall des verschwundenen Kindes zu sprechen. »Hat Frau von Berg schon etwas erfahren?« erkundigte sich Daniel.

      »Bis jetzt noch nicht. Sie ist noch nicht stabil genug.«

      »Wie ist die Operation verlaufen?«

      »Ohne Probleme. Aber gestern mußte sie noch eine böse Überraschung erleben.«

      »Davon habe ich schon gehört.«

      »Sie hat sich mehr aufgeregt, als sie in ihrem Zustand verkraften kann.«

      »Ich werde zu ihr gehen und mit ihr sprechen. Vielleicht kann ich mehr über den Vater des Kindes erfahren, ohne daß sie Verdacht schöpft.«

      »Tu das.« Jenny verabschiedete sich von Daniel, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen.

      Während Anian unterwegs war, um nach Muriel zu suchen, verbrachten Lisa und Helene einen unruhigen Vormittag. Ständig klingelte das Telefon, und Lisa mußte ununterbrochen lästige Anfragen nach Interviews ablehnen. Als es an der Tür klingelte, war sie wütend. Sie drückte den Knopf der Sprechanlage.

      »Wir geben keine Interviews, und Fotos dürfen Sie auch nicht machen«, schimpfte sie ohne eine Begrüßung.

      »Mein Name ist Zettler von der Kriminalpolizei«, meldete sich eine Stimme.

      »Oh, entschuldigen Sie, das habe ich nicht gewußt. Kommen Sie doch herauf.« Sie öffnete die Tür und erwartete den Kommissar mit seinem Kollegen.

      Er begrüßte sie freundlich. »Es tut mir leid, daß ich so grob war. Aber den ganzen Tag belästigt uns die Presse schon. Ich bin mit den Nerven am Ende.«

      »Das kann ich verstehen«, antwortete Zettler und nahm im Wohnzimmer Platz.

      »Haben Sie schlechte Nachrichten?« fragte Lisa angstvoll.

      »Nein, ich habe gar keine Nachrichten. Deshalb bin ich hier. Ich brauche nähere Informationen von Ihnen über Herrn Kunert.«

      »Aber das habe ich dem Kollegen heute nacht doch schon alles erzählt.«

      »Ich habe noch ein paar Fragen.«

      Lisa berichtete noch einmal ausführlich, was sie über Michael Kunert wußte.

      Endlich war der Kommissar zufrieden. »Wir werden jetzt Frau Kunert aufsuchen. Vielleicht kann sie uns Näheres über den Verbleib ihres Mannes sagen.«

      »Informieren Sie mich dann?«

      »Sie hören von mir.« Damit war das Gespräch beendet.

      Die Polizisten verließen die Wohnung und stiegen in ihr Fahrzeug.

      »Hast du die Adresse von Kunert notiert, Georg?« fragte Helmut Zettler seinen Kollegen.

      »Hier ist sie.«

      Kurze Zeit später trafen sie vor dem schmucken Einfamilienhaus von Iris und Michael Kunert ein.

      »Ja, bitte?« fragte Iris verwundert, als sie die Tür öffnete. Sie war eine schlanke, hochgewachsene Frau mit dunklen Haaren, der man ihr Alter nicht ansah.

      »Sind Sie Frau Kunert?«

      »Ja, um was geht es?«

      »Mein Name ist Zettler, Kriminalpolizei. Das ist mein Kollege Georg Weidner.«

      Iris erschrak. »Ist etwas passiert?«

      »Wir müssen mit Ihrem Mann sprechen. Ist er zu Hause?«

      »Nein, er ist auf Geschäftsreise.«

      »Dürfen wir trotzdem hereinkommen?«

      »Natürlich, bitte.« Iris öffnete die Tür ganz, um die Beamten einzulassen. Sie führte sie ins Wohnzimmer, das mit Antiquitäten aus aller Welt eingerichtet war.

      »Sehr schön haben Sie es hier«, lobte Zettler und sah sich bewundernd um.

      Iris war geschmeichelt.

      »Nicht wahr? Ich bin sehr stolz auf meine Antiquitätensammlung.«

      »Haben Sie beruflich damit zu tun?«

      »Nein. Es ist ein Hobby von mir.«

      »Ein sehr kostspieliges, nehme ich an.«

      »In der Tat. Meine Eltern haben mir ein Vermögen hinterlassen, das es mir erlaubt, solche Hobbys zu pflegen«, erklärte Iris bereitwillig.

      »Und Ihr Mann?«

      »Michael? Er arbeitet als Geschäftsführer einer Künstleragentur.«

      »Wo ist er jetzt?«

      »Wie ich schon sagte, auf Geschäftsreise. Warum wollen Sie das wissen?«

      »Ihr Mann steht unter dringendem Verdacht, ein Kind entführt zu haben.«

      »Was sagen Sie da?« fragte Iris entsetzt.

      »Sagt Ihnen der Name Christina von Berg etwas?«

      »Ja. Sie war die Geliebte meines Mannes. Er hat es mir kürzlich erst gestanden.«

      »Wußten Sie, daß es aus dieser Verbindung ein Kind gibt?«

      »Auch das weiß ich. Wir wollen die Kleine zu uns nehmen. Die Mutter läßt sie ziemlich verwahrlosen und ist hoffnungslos überfordert mit der Erziehung.«

      »Hat Ihnen Ihr Mann diese Geschichte aufgetischt?«

      »Ich bitte Sie, Herr Kommissar, wie sprechen Sie über meinen Mann?«

      Iris war empört.

      »Sind Sie je auf die Idee gekommen, daß Ihr Mann Sie belügen könnte?«

      »Warum sollte er das?«

      »Das müssen Sie besser wissen als ich.«

      Iris schwieg. Man sah ihrer Miene an, daß sie fieberhaft nachdachte. Schließlich entschloß sie sich zu sprechen.

      »Michael wollte mir helfen. Mein Kinderwunsch blieb unerfüllt, und ich wurde depressiv. Da gestand er mir, daß er ein Kind mit einer anderen Frau hat. Er hat mir versprochen, alles zu regeln, damit wir das Mädchen

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