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hauchte auch mehr, als er sie sprach, die Worte:

      »Ja, das ist zugegeben.«

      »Sehr gut,« erwiderte der Jesuit; »wir sagen also, während Sie bei der Gesellschaft der Jesuiten seien, werden Sie durch das Gewerbe des Schauspielers verführt.

      »Mein Vater, ich bin nur Noviz,« entgegnete Banniére hastig.

      »Noviz, um Jesuit zu werden, ist gerade, als ob wir sagten Jesuit, da wir durch Anticipirung schließen und die Zukunft an die Stelle der Gegenwart setzen.«

      Banniére seufzte und ließ den Kopf sinken.

      »Ich sage also, Sie seien durch Ihre Verwandten bestimmt, in den Orden einzutreten,« fuhr der Superior fort, »aber Sie treten ohne Zweifel nicht in denselben im, ohne zum Voraus zu wissen, was die mit diesem Jesuitentitel verbundenen Vorteil und Nachteile sind. Da Sie indessen nicht vollständig unterrichtet sein könnten, mein Sohn, so will Ich Ihnen selbst kurz die einen und die anderen analysieren. . . Hören Sie, mein Sohn?«

      »Ja, mein Vater, »ich höre,« antwortete Banniére, der sich aus den Tisch stützte, um nicht zu fallen.

      »Die Nachteile sind der Zölibat, die kanonische Armut und die disziplinarische Demut!« fuhr der Superior fort. »Sie begreifen mich wohl, nicht wahr?«

      »Vollkommen, mein Vater.«

      »Die Vorteil sind die Assoziation, die Unterstützung beinahe aller menschlichen Intelligenzen in Tätigkeit gesetzt durch ein verborgenes, stets mit der Existenz und dem inneren Glücke jedes Affilierten eng verbundenes Interesse, da unsere Konstitutionen so sind, daß der einfache Gesellschaftsgenosse nie Güter besitzt, ohne daß die ganze Gesellschaft in moralischer wie in physischer Hinsicht daran Teil hat. Sie begreifen immer, nicht wahr, mein Sohn?«

      »Vollkommen, mein Vater/«

      »Es folgt hieraus, daß das Glück von Jedem von uns im Verhältnis steht zu dem Glücke, das wir Allen verschaffen und reciproce. Unter dem Worte Glück begreife ich zwei Worte: Wohlstand und Ruhm, Worte, welche die Haupttriebfedern aller Organisationen sind: Wohlstand, die Triebfeder der materiellen Organisationen, Ruhm, die Triebfeder der Idealistischen Organisationen. Ich füge dem, indem ich mich zusammenfasse, bei, daß jeder Jesuit um so mehr von der Gesellschaft auserwählt und geehrt ist, je mehr er Wohlstand und Ruhm der Gesellschaft selbst verschafft, und daß die Gesellschaft um so mehr Ruhm und Wohlstand hat, je mehr sie ehrenwerte und glückliche Subjekte enthält. Für den Jesuiten handelt es sich also darum, nützlich zu sein, um geschätzt zu werden; ist er einmal geschätzt, so wird er belohnt.«

      »Ich begreife fortwährend, mein ehrwürdiger Vater,« sagte der junge Mann, als er sah, daß der Superior eine Pause der Erwartung machte.

      »Wahnsinnig,« fuhr der Pater Morden fort, »wahnsinnig wären nun die Directoren einer Gesellschaft, wenn sie, den Zweck ihrer Gründung vergessend, es vernachlässigen würden, . über alle Zweige dieses Frucht tragenden Baumes, der das Glück und den Ruhm erzeugt, die verschiedenartig geschickten Hände aller im heiligen Namen Jesu verbundenen Leute auszustrecken. Es genügt, um die Oberen zu erleuchten, welche, wie Sie wissen, immer unter den Kapazitäten gewählt werden, es genügt, ihnen bemerkbar zu machen, nicht nur, daß alle Menschen mit Verschiedenheiten von Anlagen geboren werden, sondern daß Alle, von den Kleinsten bis zu den Größten, irgend eine Fähigkeit haben, da es im Naturgesetze liegt, daß jede Sache oder jedes Wesen aus der Welt seinen Nutzen in sich trägt. Schlimm ist es für diejenigen, welche nicht benützen und nicht benutzt werden; so sterben oft an Leere, Kälte, Vereinzelung die befruchtbaren oder befruchtenden Keime, welche der Wind den Pflanzen oder den Bäumen entführt, um sie aus unkultiviertes Land zu werfen. Aber bei uns, mein Sohn, bei uns, die wir alle Anlagen und Fähigkeiten, zu unterscheiden und aus allen Nutzen zu ziehen wissen, bei uns gibt es keine Leere, keine Kälte, keine Vereinzelung. Jeder Keim ist für uns gut, denn aus jedem Keime ziehen wir den Nutzen, sicher, ihn Frucht tragend anzuwenden. Ich, der ich Vorgesetzter von einer Anzahl Geister und Seelen hin, ich erkläre Ihnen, daß ich durchaus nicht in Verlegenheit gerate über diese Verschiedenheit der Anlagen, die sich unter meinen Händen erschließen, und daß ich ebenso gern in diesem Garten der Intelligenz, der mir anvertraut worden ist, einen Gelehrten, als einen Dichter, einen Ingenieur, als einen Musiker, einen Mathematiker, als einen Künstler blühen sehe. Sie können, da Sie es stark wollen, ein geschickter Schauspieler werden; gut, ich gebe meine Einwilligung dazu; werden Sie also Schauspieler, wenn Sie Ihr Temperament dazu antreibt, wenn es ihr Beruf heischt.«

      »Aber dann, mein Vater, bin ich nicht mehr Noviz,« rief Banniére ganz betäubt vor Freude; »ich studiere nicht mehr, ich verlasse die Jesuiten.«

      »Warum dies?

      »Weil das Leben des Schauspielers, unverträglich mit dem Leben des Klausners ist, weil der Eine ein mit dem Kirchenbann belegter, zum Voraus für die Hölle bestimmter Gottloser und der Andere eine heilige, zum Voraus für die Kanonisierung bestimmte Person ist. Ich muss wählen, das fühle ich wohl, da man nicht zugleich zweien Herren dienen kann. Sie sind so gut, mir die Freiheit zu lassen, mein Vater; wohl denn, ich gestehe Ihnen, daß die frische Lust, die Übungen der Gebärde, das Studium der Eindrücke des Publikums für mich beherrschende Reize, unwiderstehliche Anziehungskräfte haben.«

      »Gut, sehr gut, mein Sohn.«

      «Und daß ich dann die Jesuiten verlassen werde, um mich beharrlich den Übungen meines neuen Standes zu widmen.«

      »Die Jesuiten verlassen?« versetzte der ehrwürdige Pater mit ruhigem Tone; »ich bitte, warum dies?«

      Banniére schaute den Superior mit Erstaunen an.

      »Wie, mein Vater,« sagte er, »Sie würden wollen, daß ich halb im Theater, halb im Kloster lebe, einen Fuß aus der Szene, den andern in der Kirche? Das ist ja unmöglich, mein Vater! das wäre eine Ruchlosigkeit, wie mir scheint.«

      »Ich sage Ihnen das aber ganz und gar nicht, mein Sohn: die Jesuiten verlassen, das wäre nicht nur Undank, sondern Albernheit.«

      »Sie also nicht verlassen . . . Entschuldigen Sie, mein Vater, mein Geist ist ohne Zweifel verwirrt, denn Wahrhaftig, ich verstehe nicht recht,« sagte der unglückliche Noviz, der sich aus dem allmählich durch die hinterhältige Dialektik des Superior heiß gemachten Rost krümmte.

      »Es kann doch nichts leichter zu begreifen sein, mein Sohn; denn nichts ist klarer, und wenige Worte werden genügen, um Ihnen zu beweisen, daß die volle Vernunft aus meiner Seite ist. Ich bitte, geben Sie nur die Definition des Schauspielers.«

      »Mein Vater,« erwiderte Banniére, Anfangs verlegen, »der Schauspieler . . der Schauspieler . . . .«

      »Sagen Sie es, mein Sohn, sagen Sie es.«

      »Das ist ein Mensch, der öffentlich spricht.«

      »Gut. Der öffentlich spricht, behalten wir das.«

      »Mein Gott! mein Gott! was will er denn von mir mit den Fußangeln, die er mir legt?« murmelte Banniére.

      »Fahren Sie fort in Ihrer Definition des Schauspielers,« sprach Mordon.

      »Nun denn! der Schauspieler, mein Vater, ist ein Mensch, der vor den um ihn zu hören versammelten Leuten die schönsten Gemeinsprüche vorträgt, welche die Moral über die Tugenden und die Lager, über die Verbrechen und die Strafen, über die Schwächen und über die Leidenschaften liefern kann.«

      »Sehr gut,« sagte Mordon, der jedes der Worte der Definition mit niedergeschlagenen Augen, mit zu« stimmendem Nicken des Kopfes und einer völlig billigenden Pantomime verfolgt und wiederholt hatte.

      »Der Schauspieler,« sprach Banniére, »ist endlich derjenige, welcher in einem Kostüme, das geeignet ist, sein Äußeres geltend zu machen, dem Publikum Gemütsbewegungen einflößt, deren Zweck es ist, zu gefallen, zu unterrichten, zu bessern.«

      »Das ist wohl Alles, nicht wahr?« fragte Mordon.

      »Ich sehe nichts Anderes,« erwiderte Banniére, dem es bei dieser Billigung unbehaglicher war, als es ihm bei einem Streite gewesen wäre.

      »Nun, mein Sohn,« sprach Mordon, »Ich hatte Recht, als ich Ihnen die

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