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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Das ist ganz einfach: die Nadeln hatten Köpfe von Wachs, – die einen von schwarzem Wachs, die andern von blauem Wachs, die dritten von rothem Wachs; nun wohl! der König hielt in der Hand und putzte sich die Zähne, ohne es zu bemerken, mit einer Nadel mit rothem Kopfe.«
»Ah! Gamain, mein Freund,« sagte der Unbekannte, »wenn ich ein neues System der Kunst des Waffenschmieds entdecke, so werde ich Sie nicht in mein Cabinet einlassen, nicht einmal, um es rasch zu durchschreiten, dafür stehe ich Ihnen! Oder ich verbinde Ihnen die Augen, wie an dem Tage, wo man Sie zu dem fraglichen vornehmen Herrn führte; und trotz Ihrer verbundenen Augen bemerkten Sie doch, daß die Freitreppe zehn Stufen hatte, und daß das Haus aus das Boulevard ging.«
»Warten Sie doch!« sagte Gamain, entzückt über das Lob, das man ihm spendete, »Sie sind nicht beim Ende: es war wirklich ein Schrank da!«
»Ah! ah! Und wo dies?«
»Ah! ja wo dies! Errathen Sie ein wenig! . . .In die Mauer eingegraben, mein lieber Freund!«
»In welche Mauer?«
»In die Mauer des innern Corridors, der vom Alcoven des Königs mit dem Zimmer des Dauphin in Verbindung steht.«
»Wissen Sie, daß das, was Sie mir da sagen, sehr interessant ist? . . .Und dieser Schrank war ganz offen?«
»Ja, prosit! . . .Das heißt, ich mochte immerhin mit allen meinen Augen schauen, ich sah nichts und ich sagte: »»Nun, dieser Schrank, wo ist er denn?«« Da blickte der König umher und sprach zu mir: »»Gamain, ich habe immer Vertrauen zu Dir gehabt: es sollte auch kein Anderer als Du mein Geheimniß kennen. Sieh! . . .«« Und so sprechend, während der Geselle uns leuchtete, – denn das Tageslicht dringt nicht in diesen Corridor ein, – nahm der König eine Füllung des Täfelwerks weg, und ich erblickte ein rundes Loch, das ungefähr zwei Fuß im Durchmesser bei seiner Oeffnung hatte. Dann, als er mein Erstaunen sah, sagte er, unserem Gesellen mit dem Auge zublinzelnd: »»Mein Freund, Du siehst wohl dieses Loch? Ich habe es gemacht, um Geld darin zu verbergen; dieser junge Mann hat mir während der vier bis fünf Tage, die er im Schlosse war, geholfen. Nun muß man das Schloß an dieser eisernen Thüre anbringen, welche so schließen soll, daß die Füllung wieder ihren Platz einnimmt und sie verbirgt, wie sie das Loch verbarg . . . Brauchst Du einen Gehilfen, so wird Dich dieser junge Mann unterstützen; kannst Du seiner entbehren, so verwende ich ihn anderswo, doch immer in meinem Dienste.«« »»Oh!«« erwiederte ich, »»Sie wissen wohl, daß ich, wenn ich ein Geschäft allein verrichten kann, keine Hilfe verlange. Es sind hier vier Stunden Arbeit für einen guten Arbeiter, und ich, ich bin Meister, was besagen will, daß in drei Stunden Alles fertig sein wird. Gehen Sie also an Ihre Geschäfte, junger Mann, und Sie an die Ihrigen, Sire, und wenn Sie etwas hier zu verbergen haben, so kommen Sie in drei Stunden wieder.«« Man muß glauben, daß der König, wie er sagte, für unseren Gesellen anderswo Arbeit hatte denn ich habe ihn nicht wiedergesehen; nach Verlauf von drei Stunden kam der König allein zurück und fragte: »»Nun, Gamain, wie weit sind wir?«« »»Es ist fertig,«« erwiederte ich, und ich zeigte ihm die Thüre, welche ging, daß es ein Vergnügen war, ohne den geringsten Ton von sich zu geben, und das Schloß, das spielte wie ein Automat von Herrn Vaucauson. »»Gut,«« sagte er zu mir: »»nun wirst Du mir das Geld zählen helfen, das ich darin verbergen will.«« Und er ließ vier Säcke Doppel-Louis d’or durch den Kammerdiener bringen und sprach zu mir: »»Zählen wir.«« Da zählte er eine Million und ich eine Million, wonach er, da fünf und zwanzig Louis d’or Ueberschuß blieben, zu mir sagte: »»Hier, Gamain, nimm diese fünf und zwanzig Louis d’or; das ist für Deine Mühe;«« als wäre es nicht eine Schande, einen armen Mann, der fünf Kinder hat, eine Million Louis d’or zählen zu lassen und ihm nur fünf und zwanzig zur Belohnung zu geben!! Wie! was sagen Sie dazu?«
Der Unbekannte machte eine Bewegung mit den Lippen und erwiedert: »Das ist filzig!«
»Warten Sie doch, das ist nicht Alles. Ich nehme die fünf und zwanzig Louis d’or, ich stecke sie in meine Tasche und sage: »»Ich danke, Sire! doch mit Allem dem habe ich seit heute Morgen weder gegessen, noch getrunken, und ich sterbe vor Durst.«« Ich hatte nicht geendigt, als die Königin durch eine masquirte Thüre eintrat, so daß sie plötzlich, ohne nur: Aufgeschaut! zu sagen, vor mir stand; sie hielt in der Hand einen Teller, worauf ein Glas Wein und eine Butterstolle. »»Mein lieber Gamain,«« sagte sie zu mir, »»Sie haben Durst, trinken Sie dieses Glas Wein; Sie haben Hunger, essen Sie diese Butterstolle.«« »»Ah!«’ erwiederte ich, indem ich mich verbeugte, »»Frau Königin, Sie hätten sich meinetwegen nicht bemühen sollen.«« Sprechen Sie, was denken Sie hiervon? ein Glas Wein einem Menschen, der sagt, er habe Durst, eine Butterstolle einem Menschen, der sagt, er habe Hunger! . . .Was soll man damit machen, Königin? . . .Man sieht wohl, daß das nie Hunger und nie Durst gehabt hat? Ein Glas Wein! . . .man bekommt wahrlich Mitleid!«
»Sie haben es also ausgeschlagen?«
»Es wäre besser gewesen, ich hätte es ausgeschlagen . . .nein, ich habe es getrunken. Die Butterstolle wickelte ich aber in mein Taschentuch ein, und ich sagte zu mir: »»Was nicht gut für den Vater ist, ist gut für die Kinder.«« Dann dankte ich Ihrer Majestät, wie es der Mühe werth war, und ich begab mich auf den Weg, indem ich schwur, daß sie mich in den Tuilerien nicht Mehr sehen sollen! . . .«
»Und warum sagen Sie, Sie hatten besser daran gethan, den Wein auszuschlagen?«
»Weil sie Gift hineingemischt haben müssen! Kaum hatte ich den Pont Tournant überschritten, als mich ein Durst erfaßte . . .aber ein Durst! . . .dergestalt, daß ich, da ich den Fluß zu meiner Linken und die Weinschenken zu meiner Rechten hatte, einen Augenblick schwankte, ob ich nicht in den Fluß gehen sollte . . .Ah! da sah ich, was für eine schlechte Qualität Wein sie mir gegeben hatten: je mehr ich trank, desto mehr bekam ich Durst. Das dauerte so lange, bis ich das Bewußtsein verlor. Sie können auch ruhig sein: fordert man mich je zum Zeugniß gegen sie auf, so werde ich sagen, sie haben mir fünf und zwanzig Louis d’or dafür gegeben, daß sie mich hatten vier und zwanzig Stunden arbeiten und eine Million zählen lassen, und aus Furcht, ich könnte den Ort verrathen, wo sie ihren Schatz verbergen, haben sie mich vergiftet wie einen Hund.13«
»Und ich, mein lieber Gamain,« versetzte, während er aufstand, der Waffenschmied, der ohne Zweifel Alles wußte, was er wissen wollte, »ich werde Ihr Zeugniß unterstützen und sagen, ich habe Ihnen das Gegengift gegeben, durch welches Sie ins Leben zurückgerufen worden seien.«
»Zwischen uns,« sprach Gamaln, indem er die Hände des Unbekannten ergriff, »zwischen uns Beiden fortan auf Leben und Tod!«
Und nachdem er mit einer ganz spartanischen Mäßigkeit das Glas Wein zurückgewiesen, das ihm zum dritten oder vierten Male der unbekannte Freund anbot, dem er so eben eine ewige Zärtlichkeit geschworen halte, schlug Gamain, auf welchen der Ammoniak seine doppelte Wirkung, indem er ihm im Augenblick den Rausch benahm und bei ihm für vier und zwanzig Stunden einen Ekel gegen den Wein erregte, hervorgebracht hatte, schlug Gamain, sagen wir, wieder den Weg nach Versailles ein, wo er wohlbehalten Morgens um zwei Uhr mit den fünf und zwanzig Louis d’or in seiner Westentasche und der Butterstolle der Königin in seiner Wammstasche ankam.
Der falsche Waffenschmied aber, der hinter ihm im Cabinet geblieben war, zog aus seinem Sacke Tabletten von Schildpatt mit Gold incrustirt und schrieb darein die doppelte Notiz:
»Hinter dem Alcoven des Königs, in dem schwarzen Corridor, der zum Zimmer des Dauphin führt, – eiserner Schrank.
»Sich versichern, ob dieser Louis Lecomte, Schlossergeselle nicht ganz einfach der Graf Louis, Sohn des Marquis von Buoillé, vor elf Tagen aus Metz angekommen, wäre.«
XLI
Die Maschine von Herrn Guillotin
Durch die seltsamen und vielfachen Verzweigungen des Verkehrs, welche Cagliostro in allen Classen der Gesellschaft, selbst im Dienste des Königs besaß, wußte er, zwei Tage nachher, daß der Graf Louis von Bouillé am 15. oder 16. November in Paris angekommen, von Herrn von Lafayette, seinem
13
Das war wirklich die Anklage, welche dieser Elende vor dem Connent vorbrachte.