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eleganten Tracht einer Poissarde, mit goldenen Ketten und Ohrringen, mit Halbschleier und Spitzensacktuch; ihre Züge waren, so weit man sie durch eine Lage von weißer und rother Schminke, die ihr Gesicht bedeckte, und durch die Schönpflästerchen von allen Formen, welche diese Schminke besternten, leicht verwischt, wie man dies bei den ausgearteten Racen gewahrt. Hatte man sie einmal gesehen, war man einmal bei ihrem Anblick in den Zweifel eingetreten, den wir so eben ausgedrückt haben, so wartete man mit Ungeduld, daß sich ihr Mund öffne, um ein paar Worte zu sprechen, denn man hoffte, der Ton ihrer Stimme werde ihrer, ganzen zweifelhaften Erscheinung einen Charakter geben, mit dessen Hilfe diese Ungewißheit sich lösen ließe. Doch es war nicht so. Ihre Stimme, welche die eines Sopran zu sein schien, versenkte den Neugierigen und den Beobachter noch tiefer in den Zweifel, welchen ihre Person erregt hatte; das Ohr klärte das Auge nicht auf; das Gehör ergänzte den Gesichtssinn nicht.

      Die Strümpfe und die Schuhe der zwei Männer, sowie die Strümpfe der Frau zeigten an, daß diejenigen, welche sie trugen, sich schon lange aus der Straße herumtrieben.

      »Es ist erstaunlich,« sagte Gamain, mir scheint, »das ist eine Frau, die ich kenne.«

      »Das mag sein; doch sobald diese drei Personen beisammen sind, mein lieber Herr Gamain, darf man annehmen, daß sie etwas mit einander zu thun haben,« sagte der Unbekannte, indem er seine Flinte ergriff und seine Mütze tiefer aus das Ohr drückte; »sobald sie aber etwas zu thun haben, muß man sie beisammen lassen.«

      »Sie kennen sie also?« fragte Gamain.

      »Ja, vom Sehen,« antwortete der Unbekannte. »Und Sie?«

      »Ich, ich wollte dafür stehen, daß ich diese Frau auch irgendwo gesehen habe.«

      »Bei Hofe wahrscheinlich,« sagte der Unbekannte.

      »Ah! ja wohl! eine Poissarde!«3

      »Sie gehen seit einiger Zeit oft dahin.«

      »Wenn Sie sie kennen, so nennen Sie mir doch die zwei Männer; das wird mir sicherlich die Frau erkennen helfen.«

      »Die zwei Männer?«

      »Ja.«

      »Welchen soll ich Ihnen zuerst nennen?«

      »Den Krummbeinigen.«

      »Jean Paul Marat.«

      »Ah! Oh!«

      »Hernach?«

      »Den Buckeligen?«

      »Prosper Verrières.«

      »Ah! Ah!«

      »Nun! bringt Sie das aus die Spur der Poissarde?«

      »Bei meiner Treue, nein,«

      »Suchen Sie.«

      »Ich zerbreche mir den Kopf.«

      »Nun, die Poissarde?«

      »Warten Sie . . . Doch nein, ah! ja, ah! nein.«

      »Doch  . . .«

      »Es . . . es ist unmöglich.«

      »Ja, beim ersten Anblick sieht es aus, als ob es unmöglich wäre.«

      »Es ist  . . .«

      »Oh! ich sehe wohl, daß Sie ihn nie nennen werden, und daß ich ihn nennen muß: die Poissarde ist der Herzog von Aiguillon.«

      Als dieser Name ausgesprochen wurde, bebte die Poissarde und wandte sich, wie die zwei andern Männer, um.

      Alle Drei machten eine Bewegung, um aufzustehen, wie man es vor einem Vorgesetzten thun würde, dem man seine Ehrfurcht bezeigen wollte.

      Doch der Unbekannte legte seinen Finger aus den Mund und ging hinaus.

      Gamain folgte ihm; er glaubte zu träumen.

      Vor der Thüre wurde er von einem Menschen gestoßen, der zu fliehen schien, verfolgt von Leuten, welche riefen:

      »Der Friseur der Königin! der Friseur der Königin!«

      Unter diesen laufenden und schreienden Leuten waren zwei, welche jeder einen blutigen Kopf am Ende eines Spießes trugen.

      Es waren die Köpfe von zwei unglücklichen Gardes du corps, Varicourt und Deshuttes, welche, vom Leibe getrennt, jeder an das Ende eines Spießes gesteckt worden waren.

      Diese Köpfe bildeten, wie gesagt, einen Theil des Trupps, der dem Unglücklichen, welcher Gamain gestoßen, nachlief.

      »Sieh da, Herr Leonard,« sagte dieser.

      »Stille, nenne mich nicht!« rief der Friseur, in die Schenke stürzend.

      »Was wollen sie denn von ihm?« fragte der Schlosser den Unbekannten.

      »Wer weiß?« antwortete der Anderes »sie wollen ihn vielleicht die Köpfe dieser armen Teufel frisiren lassen. In Revolutionszeiten hat man so wunderliche Einfälle!«

      Und er vermischte sich mit der Menge und ließ Gamain, dem er ohne Zweifel Alles entlockt hatte, was er zu wissen brauchte, wie es ihm gutdünkte, nach seiner Werkstätte in Versailles zurückkehren.

       IV

      Cagliostro

      Es wurde dem Unbekannten um so leichter, sich mit dieser Menge zu vermischen, als sie zahlreich war.

      Sie bildete die Vorhut vom Zuge des Königs, der Königin und des Dauphin.

      Man war, wie es der König gesagt hatte, gegen ein Uhr Nachmittags von Versailles abgegangen.

      Die Königin, der Dauphin, Madame Royale, der Graf von Provence, Madame Elisabeth und Andrée4 waren in den Wagen des Königs gestiegen.

      Hundert Wagen hatten die Mitglieder der Nationalversammlung, welche sich vom König unzertrennlich erklärt, aufgenommen.

      Der Graf von Charny und Billot waren in Versailles geblieben, um die letzte Ehre dem Baron George von Charny zu erweisen, der, wie wir erzählt haben, in der erschrecklichen Nacht vom 5. auf den 6. October getödtet wurde, und um es zu verhindern, daß man seinen Leichnam verstümmelte, wie man die Leichname der Gardes du corps Baricourt und Deshuttes verstümmelt hatte.

      Die Vorhut, von der wir gesprochen, welche zwei Stunden vor dem König aufgebrochen war und ihm ungefähr eine Viertelstunde voranging, war gewisser Maßen um die zwei Köpfe der Gardes du corps versammelt, die ihnen als Fahne dienten.

      Als diese Köpfe bei der Schenke vom Pont de Sèvres anhielten, machte die Vorhut mit ihnen und zu gleicher Zeit mit ihnen Halt.

      Diese Vorhut bestand aus zerlumpten, halb trunkenen Elenden, – Schaum, wie man ihn auf der Oberfläche jeder Ueberschwemmung sieht, mag diese nun von Wasser oder von Lava sein.

      Plötzlich entstand in dieser Menge ein gewaltiger Tumult. Man hatte die Bajonnete der Nationalgarde und das weiße Pferd von Lafayette erblickt, welche unmittelbar vor den Wagen des Königs kamen.

      Lafayette liebte sehr die Volksversammlungen; in der Mitte des Volkes von Paris, dessen Idol er war, regierte er wahrhaft.

      Doch er liebte den Pöbel nicht.

      Paris, wie Rom, hatte seine plebs und seine plebecula.

      Er liebte besonders die Executionen nicht, welche der Pöbel selbst vollzog. Man hat gesehen, daß er Alles gethan, was er hatte thun können, um Flesselles, Foulon und Berthier von Sauvigny zu retten.

      Es war also zugleich um vor ihm ihre Trophäe zu verbergen und um die blutigen Insignien beizubehalten, welche ihren Sieg bestätigten, diese Vorhut so weit vorangegangen.

      Doch es scheint, daß, verstärkt durch das Triumvirat, welches sie in der Schenke zu treffen das Glück gehabt, die Fahnenträger ein Mittel gefunden hatten, Lafayette auszuweichen, denn sie weigerten sich, mit ihren Gefährten abzugehen, und beschlossen, da Seine Majestät erklärt habe, sie wolle sich nicht von ihren getreuen Garden trennen, so werden sie Seine Majestät erwarten, um ihren Cortége zu bilden.

      Dem zu Folge begab sich

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<p>3</p>

 Man erlaube uns, obgleich wir das gute deutsche Wort Fischweib dafür haben, die in der Revolution von 89 so historisch gewordene Benennung Poissarde beizubehalten, D. Uebers.

<p>4</p>

 Wir sprechen immer in der Ueberzeugung oder wenigstens in der Hoffnung, unsere Leser von heute seien unsere Leser von gestern und folglich vertraut mit unseren Personen. Wir glauben also nicht nicht nöthig zu haben, sie an etwas Anderes zu erinnern, als daran, daß Fräulein Andrée von Tavernen, die Gräfin von Charny, die Schwester von Philipp und die Tochter des Baron von Taverney von Maison-Rouge ist. A. Dumas.