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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Mit seinen Rechnungen, nicht wahr?«
»Ja, mit seinen blauen Rechnungen, mit seinen Luftrechnungen, wie man sagte.«
»Nun wohl Freund, aber sagen Sie mir doch . . .«
»Was?«
»Es mußte ein vortrefflicher Kunde für Sie sein, ein Zögling von diesem Stande?«
»Oh! nein; gerade darin täuschen Sie sich, deshalb bin ich ihm gram, Ihrem Ludwig XVI., Ihrem Vater des Vaterlands, Ihrem Wiederhersteller der französischen Nation. Man hält mich für reich wie Krösus, und ich bin arm wie Hiob.«
»Sie sind arm? Aber was machte er denn mit seinem Gelde?«
»Er gab eine Hälfte den Armen und die andere Hälfte den Reichen, so daß er nie einen Sou hatte. Die Coigny, die Vaudreuil und die Polignac nagten an dem armen Manne! Eines Tages wollte er den Gehalt von Herrn von Coigny vermindern. Herr von Coigny wartete auf ihn vor der Thüre der Schmiede; fünf Minuten, nachdem der König hinausgegangen war, kam er ganz bleich wieder zurück und sagte: »»Oh!l bei meiner Treue, ich glaubte, er werde mich schlagen.«« »»Und der Gehalt, Sire?«« fragte ich ihn. »»Ich habe ihm seinen Gehalt gelassen,«« antwortete er; »»was konnte ich Anderes thun,«« Er wollte ein andermal der Königin Bemerkungen über ein Wickelzeug für Frau von Polignac machen, ein Wickelzeug von dreimal hunderttausend Franken, denken Sie.«
»Das ist hübsch!«
»Nun! das war nicht genug. Die Königin schenkte ihr eines von fünfmal hunderttausend. Sehen Sie auch alle diese Polignac, welche vor zehn Jahren nicht einen Sou besaßen und Frankreich nun mit Millionen verlassen haben! Wenn sie nur Talent hätten, aber geben Sie allen diesen Burschen einen Amboß und einen Hammer, sie sind nicht im Stande, ein Hufeisen zu schmieden, geben Sie ihnen eine Felle und einen Schraubstock, sie sind nicht im Stande, eine Schloßschraube zu verfertigen . . . dagegen Schönredner, Chevaliers, wie sie sagen, die den König aufgestachelt und vorwärts getrieben haben, und nun ihn sich herausziehen lassen, wie er kann, – mit Herrn Bailly, mit Herrn Lafayette und Herrn Mirabeau, während er mich, der ich ihm so gute Rathschläge gegeben hätte, hätte er daraus hören wollen, mit einer Rente von fünfzehn hundert Livres, die er mir bewilligt hat, abspeist, mich, seinen Lehrmeister, mich, seinen Freund, mich, der ich ihm die Feile in die Hand gegeben habe.«
»Ja, doch wenn Sie mit ihm arbeiten, gibt es immer irgend einen Gewinn?«
»Ei! arbeite ich denn jetzt mit ihm? Vor Allem würde ich mich hierdurch gefährden. Seit der Einnahme der Bastille habe ich keinen Fuß mehr in den Palast gesetzt. Einmal oder zweimal bin ich ihm begegnet: das erste Mal waren Leute auf der Straße, und er beschränkte sich darauf, daß er mich grüßte; das zweite Mal, das war aus der Straße nach Satory, wir waren allein; er ließ seinen Wagen halten und sagte mit einem Seuszer: »»Nun, mein armer Gamain, guten Morgen.«« »»Ah! ja, nicht wahr, das geht nicht, wie Sie wollen, doch das wird Sie lehren . . .«« »»Und Deine Frau und Deine Kindern,«« unterbrach er mich, »»es befindet sich Alles wohl?«« »»Vortrefflich! Alle haben einen Höllenappetit.«« »»Höre, Du wirst Ihnen dieses Geschenk von mir überbringen.«« Und er suchte in seinen Taschen, in allen, und brachte neun Louis d’or zusammen. »»Das ist Alles, was ich bei mir habe, mein armer Gamain,«« sagte er, »»und ich schäme mich ganz, daß ich Dir ein so trauriges Geschenk mache,«« Und, in der That, Sie werden zugestehen, er hatte Ursache, sich zu schämen: ein König, der nur neun Louis d’or in seinen Taschen hat, ein König, der einen, Freunde, einem Kameraden ein Geschenk von neun Louis d’or macht! . . .Auch . . .«
»Sie haben es auch ausgeschlagen.«
»Nein; ich habe mir gesagt: »»Man muß es immerhin nehmen, er könnte einen Andern treffen, der weniger verschämt wäre und es annehmen würde!«« Doch gleichviel, er kann ruhig sein, ich werde keinen Fuß mehr in das Schloß von Versailles setzen, wenn er mich nicht holen läßt, und auch dann, auch dann!«
»Dankbares Herz!« murmelte der Unbekannte.
»Sie sagen?«
»Ich sage, Meister Gamain, es sei rührend, eine Ergebenheit wie die Ihrige das Unglück überleben zu sehen! Ein letztes Glas Wein auf die Gesundheit Ihres Lehrlings.«
»Ah! bei meiner Treue! er verdient es kaum, doch gleichviel! Dennoch aus seine Gesundheit!«
Er trank.
»Und wenn ich bedenke,« fuhr er fort, »wenn ich bedenke, daß er in seinen Kellern mehr als zehntausend Flaschen hatte, von denen die am mindesten gute zehnmal so viel werth war als diese, und daß er nie zu einem Bedienten sagte: »»So und so, nimm einen Korb Wein und trage ihn zu meinem Freunde Gamain!«« Ah! jawohl, er ließ ihn lieber von seinen Gardes du corps, von, seinen Schweizern und von seinen Soldaten vom Regimente Flandern trinken: das ist ihm gut bekommen!«
»Was wollen Sie?« sprach der Unbekannte, während er sein Glas in kleinen Zügen leerte, »die Könige sind so, die Undankbaren! Doch stille! wir sind nicht mehr allein.«
Es waren in der That drei Personen, zwei Männer aus dem Volke und eine Poissarde, in dieselbe Schenke eingetreten und hatten sich an den Tisch gesetzt, der Seitenstück zu dem bildete, an welchem der die zweite Flasche vollends mit Meister Gamain leerte.
Der Schlosser schaute nach ihnen hinüber und betrachtete sie mit einer Aufmerksamkeit, welche den Unbekannten lächeln machte.
Diese drei neuen Personen schienen in der That einiger Aufmerksamkeit würdig.
Von den zwei Männern war der Eine ganz Rumpf; der Andere war ganz Beine.
Der Mann, der ganz Rumpf war, glich einem Zwerge; er war kaum fünf Fuß hoch; vielleicht verlor er auch ein paar Zoll von seiner Höhe durch das Biegen seiner Kniee, welche, wenn er stand, sich innen berührten, so weit auch seine Füße aus einander liefen. Statt den Eindruck dieser Mißstaltung zu schwächen, schien sie sein Gesicht noch viel bemerkbarer zu machen; fett und schmutzig, lagen seine Haare flach auf seiner niedergedrückten Stirne; seine schlecht gezeichneten Brauen schienen durch Zufall gewachsen zu sein; seine Augen waren im gewöhnlichen Zustande glasig, trübe und ohne Flammen, wie die einer Kröte; nur in den Momenten der Aufreizung sprühten sie einen Funken, ähnlich dem, welcher aus dem zusammengezogenen Augapfel einer wüthenden Schlange springt; seine Nase war geplattet und verstärkte noch, von der geraden Linie abgehend, die Hervorragung der Backenknochen; dieses häßliche Gesammtwesen vervollständigend, bedeckte sein krummer Mund mit seinen gelblichen Lippen ein paar spärliche, wackelnde, schwarze Zähne.
Dieser Mensch schien beim ersten Anblick Galle statt des Blutes in den Adern zu haben.
Der Zweite, der das Gegentheil des Ersten bildete, dessen Beine kurz und krumm, schien wie ein Reiher auf ein Paar Stelzen gestellt zu sein. Seine Aehnlichkeit mit dem Vogel, mit dem wir ihn verglichen, war um so größer, als er ebenfalls buckelig und als sein völlig zwischen seinen beiden Schultern verlorener Kopf sich nur durch zwei Augen, welche zwei Blutflecken zu sein schienen, und durch eine lange, schnabelartige Nase kenntlich machte. Im ersten Moment hätte man auch glauben sollen, er habe die Fähigkeit, seinen Hals nach Art einer Feder auszudehnen und auf eine gewisse Entfernung ein Auge demjenigen auszustoßen, dem er diesen schlechten Dienst hätte leisten wollen. Doch es verhielt sich nicht so; seine Arme allein hatten diese seinem Halse verweigerte Elasticität, und, so wie er saß, brauchte er nur den rechten zu verlängern, um ein Taschentuch aufzuheben, das er hatte fallen lassen, nachdem er sich seine zugleich vom Schweiß und vom Regen befeuchtete Stirne abgewischt.
Der Dritte oder die Dritte, wie man will, war ein amphibisches Wesen, dessen