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Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ruhig lächelnd legte er mir durch eine Handbewegung Schweigen auf, dann sagte er:
– Genug, mein Fräulein, genug für heute! Ich weiß nun, was Sie denken, und in unserer ersten Unterhaltung werde ich Sie zu überführen suchen, wozu ich den lebhaften Wunsch in mir verspüre. Fräulein von Chamrond ist meine gute Freundin, und schon ihretwegen möchte ich Sie dahin bringen, daß Sie mich verstehen. Was die Aenderung meiner Ansicht und meines Glaubens anbetrifft, so erlauben Sie mir, nichts damit vorzunehmen. Ich glaube, weil ich liebe, und dies ist die beste und gediegenste aller Glaubenslehren. Gott ist der Herr meines Herzens und meines Geistes. Wenn es mir gelingt, Sie bis zu demselben Anschauungspunkte zu führen, so werden Sie es mir in dieser und in jener Welt danken.
Der gute Bischof sprach sehr wahr; aber ich habe nie jenen Punkt erreichen können, und ich kann es auch jetzt noch nicht, trotz meines hohen Alters, trotz meines Verstandes, trotz meines Willens, und selbst meines Herzens. Der rebellische Geist, der in der Schule der Zweifler dieses Jahrhunderts genährt ist, will sich nicht beugen. Ich mag beginnen, was ich will – nichts zähmt ihn. Massillon hatte keinen größern Erfolg, als ich. Er kam indeß mehr als zehnmal hintereinander; endlich leistete er darauf Verzicht, zwar mit Schmerz und Güte, aber er leistete Verzicht.
– Mein Fräulein, sagte er mir, Gott hat Sie erschaffen, damit Sie ein Engel werden sollten; ich weiß nicht, welcher böse Geist aus Ihnen einen Dämon gemacht hat.
Das Wort war hart, aber in dem Lächeln, von dem es begleitet ward, lag so viel Zauber, so viel Nachsicht, daß man ihm nicht grollen konnte.
– Gott ist groß, fügte er hinzu, er vermag Alles, ich werde für Sie zu ihm beten. Vielleicht werden meine unwürdigen Gebete unerhört bleiben, aber die Güte Gottes ist größer als meine Unwürdigkeit. Hoffen wir!
Er verließ mich. Wie meine arme Tante ihren Träumen, so mußten meine Eltern ihren Plänen mit mir entsagen. Wie konnte man ein junges Mädchen, das die Gebräuche und die Glaubenslehren des Klosters von sich stieß, der Religion widmen! Es blieb ihnen nichts, als mir einen Mann zu suchen, oder mich wieder zu sich zu nehmen und nach Art der Engländer eine Tante aus mir zu machen, das heißt eine Erzieherin der Kinder meines Bruders. Ich fühlte dazu durchaus keinen Beruf in mir. Ich erklärte laut, daß ich die erste passende Aussicht ergreifen, daß ich sie mir selbst eröffnen würde, und daß ich nicht daran dächte, die heilige Katharina zu putzen. Meine Mutter und mein Vater antworteten mir, daß ich mit dem Manne auch eine Aussteuer zu suchen hätte. Ich entgegnete, daß ein gebildetes Mädchen wie ich des Geldes nicht bedürfe.
– Ein großes Vermögen macht Sie gebildet, Fräulein von Chamrond! antwortete mein Vater. Verschmähen Sie das Geld, wenn Sie können – ich kenne keinen Mann, der nicht darnach fragt.
Die Herzogin von Luynes, meine Tante, ließ mich um jene Zeit oft zu sich kommen; sie unternähme es, sagte sie, mich zu verheirathen, und ich ließ sie gewähren. In ihrem Saale fand man mich schön: man rühmte mich; es umschwärmten mich einige Liebhaber, aber keiner war reich genug, um meinen Mangel an Vermögen zu übersehen, oder fähig, ihn zu ersetzen. Ich seufzte, aber ich verlor den Muth nicht.
Sie bat mich einmal, mit ihr nach Dampierre zu gehen und dort einige Wochen bei ihr zu bleiben. Da ich siebzehn Jahre alt war, besuchte ich die Schule nicht mehr, und man erlaubte mir um so mehr die Einladung anzunehmen, als meine darüber entzückte Mutter mir nach Kräften beizustehen suchte. Ich reiste mit der Herzogin ab; eine war entzückt über die andere. Wir waren ohne alle Begleitung, denn wir wollten in Familie sein, wie sie mir gesagt hatte, um von der Welt auszuruhen.
– Wir werden nur einen Secretair des Herrn de Luynes haben, in den wir uns verlieben. Dieser Secretair besitzt Geist, er wird seinen Weg machen.
– Da Sie so von ihm reden, Madame, werden Sie ihn mir doch nicht zum Manne vorschlagen? fragte ich lachend.
– Sie werden überall Männer sehen, antwortete sie mit einem verachtenden Achselzucken; dieser hier ist ein Mensch von Nichts, der natürliche Sohn irgend eines Jemandes; wird er es wagen, auch nur daran zu denken?
Hier endete diese Unterredung. Ich beschäftigte mich nicht mit dem Secretair, ich sah ihn auch den ganzen Tag nicht, nachdem wir in Dampierre angekommen waren; aber Abends beim Souper, als Herr de Luynes eintrat, bemerkte ich hinter ihm einen der schönsten jungen Männer von der Welt. Haltung, Gestalt und Eleganz waren von der Art, wie man sie nur bei Hofe und unter den vornehmen Herren findet. Ich hielt ihn wenigstens für einen Herzog oder für einen Pair.
– Fräulein von Chamrond, sagte die Herzogin, ich halte das Versprechen, das ich Ihnen gegeben habe; wir werden allein sein, Herr de Luynes, Sie und Herr Larnage, der Secretair, von dem ich Ihnen gesagt habe.
Ich konnte ein unwillkürliches Gefühl der Ueberraschung nicht zurückhalten, und machte eine tiefere Verbeugung, als sie einem Secretair zukam. Er verbeugte sich wie vor der Nichte der Frau von Luynes, nämlich sehr achtungsvoll; aber mir schien, daß er mich nicht eben so achtungsvoll ansah. Die jungen Mädchen verstehen bewunderungswürdig die Abstufungen dieser Art. Er war sehr aufgeräumt, der Herzog und die Herzogin billigten es. Er sprach mit Geist und Takt, was ihm sehr gut stand, und über alle Dinge. Seine Unterhaltung war in der That ein Feuerwerk: er wußte Alles, er hatte Alles gesehen, Alles gelesen, und obgleich er noch sehr jung war, besaß er dennoch die Gelehrsamkeit eines Benedictiners. Ich hörte ihm mit Vergnügen zu; wenn ich mitunter schüchtern ein Wort zu äußern wagte, so verfehlte er nicht, es aufzunehmen. Ich gestand aufrichtig meine Unwissenheit ein, und gab zu, daß man mich nichts gelehrt hatte, und daß ich große Lust habe zu lernen.
– Nichts ist leichter als das, mein Fräulein; ich bin überzeugt, daß Sie nur zu fragen brauchen. Mit einer Intelligenz wie der Ihrigen kann man schnell Alles verstehen und behalten.
– Aber Sie, Herr Larnage, sagte mein Onkel, der Sie Alles wissen, könnten sie wenigstens in dem Nöthigsten unterweisen. Sie sind hier für einige Zeit beisammen, benützen Sie diese Zeit und arbeiten Sie. Wollen Sie es?
– Ich stehe Fräulein von Chamrond zu Diensten, und sie wird mir eine große Ehre erzeigen, wenn sie mir erlaubt, daß ich ihr Unterricht ertheile. Welch eine Schülerin werde ich da haben!
– Ach, ich verlange nichts Besseres! antwortete ich verwirrt.
Frau von Luynes sagte nichts; sie leitete selbst das Gespräch auf einen andern Gegenstand, so daß ich die Ansicht gewann, sie fürchte eine Annäherung zwischen mir und diesem jungen Manne; wie ward ich überrascht, als sie mir nach Tische sagte:
– Erlernen Sie nicht Alles, mein liebes Kind, Sie würden unerträglich werden; ich habe mehrere pedantische Frauen gekannt, mit denen es unmöglich war zu leben. Sie wissen genug, ich versichere Sie! Zu viel Kenntnisse erschrecken die Ehemänner.
Ich war nicht dieser Ansicht, ich dachte sogar das Gegentheil, und sprach es der Herzogin aus. Herr de Luynes stimmte mir glücklicherweise bei. Man stritt viel. Es ward endlich beschlossen, daß Herr Larnage am folgenden Tage beginnen solle mich oberflächlich in einigen Wissenschaften zu unterweisen, und daß wir oft während meines Aufenthaltes in Dampierre Stunden abhielten, unbeschadet derer in Paris, wo wir fortfahren würden.
Ich erwähne hier dieser Einzelheiten aus einem Grunde, den Sie nicht leicht ahnen werden. Dieses Abenteuer meiner Jugend ist der erste Keim zu der »Neuen Heloise« gewesen. Ich erzählte es einst in Gegenwart Rousseau's. Es interessirte allgemein, nur er allein äußerte sich nicht darüber. Aber am folgenden Tage kam er zu mir und dankte mir.
– Sie haben mir eine Idee gegeben, nach der ich längst suchte, fügte er hinzu. Sie werden es sehen.
Als das Buch vollendet war, brachte er es mir. Er fragte mich, ob es mich nicht freue, das Muster der Julie geliefert zu haben.
Ich versprach ihm zu antworten, wenn ich das Buch gelesen haben würde. Leider kam mir diese Julie sehr langweilig vor, und ich hoffte, daß ich ihr nicht ähnlich sei. Und dieser Saint-Preux! Mein Larnage war doch etwas Anderes! Was Herrn Du-Deffand anbetrifft, so hatte er