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waren nicht groß, aber etwas breit und ziemlich roth. Handschuhe trug sie nicht.

      – Sie lieben auch den Gartenbau? fragte Astachow weiter.

      – Ja.

      Astachow erzählte nun von dem sehr schönen Garten eines reichen Gutsbesitzers N.* aus seiner Nachbarschaft. Der Obergärtner, ein Deutscher, bekommt an Gehalt allein 2000 Silberrubel, sagte er unter Anderem.

      – Und wie heißt dieser Gärtner? fragte plötzlich Iwan Iljitsch.

      – Ich erinnere mich nicht, mir däucht Meyer oder Müller. Warum fragen Sie?

      – Nur so, entgegnete Iwan Iljitsch. – Um den Namen zu wissen.

      Astachow fuhr in seiner Erzählung fort. Die kleinen Mädchen, Michail Nikolaitschs Töchter, waren unterdeß auch wieder herein gekommen, hatten sich still hingesetzt und horchten dem Erzähler zu . . .

      Ein Diener erschien in der Thür und meldete die Ankunft Jegor Kapitonitsch’s.

      – Ah, bitte, bitte! rief Ipatow.

      Ein kleines, dickes, altes Männchen, von der Gattung der sogenannten Dachsfüßler, mit einem vollen und dabei runzeligen Gesichtchen, einem gebratenen Apfel nicht unähnlich, trat in das Zimmer. Er hatte einen grauen Schnürrock mit schwarzem Besatze und stehendem Kragen an; seine weiten, kaffeebraunen Beinkleider aus Halbsammet reichten lange nicht bis an die Fußknöchel.

      – Guten Tag, mein werthgeschätzter Jegor Kapitonitsch!l rief Ipatow, ihm entgegentretend, – wir haben uns lange nicht gesehen.

      – Was wollen Sie, entgegnete Jegor Kapitonitsch mit schnarrender, weinerlicher Stimme, nachdem er vorher alle Anwesenden begrüßt hatte, – Sie wissen ja, Michail Nikolaitsch, bin ich denn mein eigener Herr?

      – Und wie wären Sie es denn nicht, Jegor Kapitonitsch?

      – Sie glauben nicht, Michail Nikolaitsch, Familie, Geschäfte . . . Und dann noch Matröna Markowna!

      Er machte eine Bewegung mit der Hand.

      – Was ist es denn mit Matröna Markowna? fragte Ipatow.

      Und dabei zwinkerte er Astachow zu, als wollte er zum Voraus dessen Aufmerksamkeit wecken.

      – Die alte Geschichte, erwiderte Jegor Kapitonitsch, indem er sich niederließ, – ist immer unzufrieden mit mir, als ob Sie es nicht wüßten! Was ich auch sagen mag, es ist immer nicht recht, nicht delikat, nicht anständig. Und warum es nicht anständig ist, das mag der Himmel wissen. Und meine Fräulein Töchter halten es mit der Mutter, nehmen sich dieselbe zum Muster. Ich kann nicht anders sagen, Matröna Markowna ist eine vortreffliche Frau, aber doch gar zu streng in Betreff der Manieren.

      – Aber ich bitte Sie, Jegor Kapitonitsch, was wäre denn Anstößiges in Ihrem Benehmen?

      – Das denke ich auch, es hält aber schwer, ihr’s recht zu machen. Gestern zum Beispiel sagte ich bei Tisch: »Matröna Markowna (und Jegor Kapitonitsch gab seiner Stimme einen möglichst einschmeichelnden Ton), Matröna Markowna, sage ich, was ist denn das aber, der Aldoschka schont ja die Pferde nicht, er versteht ja nicht zu fahren, sage ich, der schwarze Hengst ist schon ganz dämlich geworden. Ist sie da aufgefahren, meine Matröna Markowna, hat sie mich durchgehechelt; verstehst nicht anständig zu sprechen, sagte sie, in Gegenwart von Damen: die Mädchen sind alle gleich vom Tische aufgesprungen und am folgenden Tage wurde es den Birülew’schen Fräuleins, den Nichten meiner Frau, gleich wiedererzählt. Und was war denn Schlechtes in meinen Worten? sagen Sie selbst! Wenn mir zuweilen unvorsichtigerweise Etwas entschlüpft, was doch bei Jedem vorkommen kann, besonders zu Hause, am anderen Tage wissen es schon die Birülew’schen Fräuleins. Man weiß wirklich nicht mehr, wie man sich benehmen soll. Zuweilen sitze ich da und denke so vor mir hin, – Sie wissen vielleicht, wenn ich denke habe ich einen schweren Athem, – da fängt Matröna Markowna wieder an, mich vorzunehmen: was schnarchst Du? sagt sie, wer schnarcht denn heut zu Tage! Was schiltst Du, sage ich, Matröna Markowna? Ich bitte Dich, Mitleid solltest Du haben und Du schiltst! Auch zu denken habe ich jetzt aufgehört, wenn ich zu Hause bin. Ich sitze blos da und stiere den Fußboden an. Bei Gott! Erst vor Kurzem war es, da sagte ich, als wir zu Bette gingen, Matröna Markowna, sagte ich, Du verwöhnst aber auch gar zu sehr Deinen kleinen Dienstburschen, sieh doch das Ferkel an, nicht einmal Sonntags wäscht er sich das Gesicht. Nun? ich denke, hier habe ich mich doch zart genug ausgedrückt; aber auch darin hatte ich es nicht getroffen, wiederum nahm mich Matröna Markowna vor: Du verstehst Dich nicht in Damengesellschaft zu benehmen, und am andern Tage schon wußten die Birülew’schen Fräuleins Alles. Wie wollen Sie, daß ich da noch an Besuchemachen denke, Michail Nikolaitsch?

      – Was Sie da eben gesagt haben, nimmt mich sehr Wunder, entgegnete Ipatow, – das hätte ich von Matröna Markowna durchaus nicht erwartet; sie ist ja doch, wie es scheint . . .

      – Eine ausgezeichnete Frau, fiel Jegor Kapitonitsch ein. – ein Muster, kann man wohl sagen, von Gattin und Mutter, aber streng in Betreff der Manieren. In Allem, sagt sie, wäre ein Ensemble nothwendig, mir aber fehle ein solches Ich spreche, wie Sie wissen; nicht französisch, hin und wieder verstehe ich nur Einiges. Was für ein Ensemble ist denn nun aber das, was mir fehlen soll?

      Ipatow, der gleichfalls im Französischen nicht besonders bewandert war, zuckte blos die Achseln.

      – Und was machen ihre Kinderchen, Ihre Knaben? will ich sagen, fragte er wiederum nach einer kleinen Weile Jegor Kapitonitsch.

      Dieser blickte ihn von der Seite an.

      – Ja, die Jungen, nun, ich bin mit ihnen zufrieden. Die Mädchen, die sind ganz ausgeartet, mit den Jungen bin ich aber zufrieden. Lelja ist ordentlich im Dienste, seine Vorgesetzten loben ihn; der Lelja ist ein gewandter Bursche. Michez – nun, mit dem steht es anders: ein wahrer Philantrop ist er geworden.

      – Wie so, ein Philantrop?

      – Weiß Gott! Er will mit Niemanden sprechen, thut scheu und Matröna Markowna verwirrt ihn noch mehr. Was nimmst Du Dir den Vater zum Vorbild? sagt sie. Vor ihm habe Achtung, aber was die Manieren betrifft, so nimm ein Beispiel an Deiner Mutter. Nun, mit der Zeit wird es sich schon geben.

      Astachow bat Ipatow, er möge ihn mit Jegor Kapitonitsch bekannt machen. Zwischen Beiden entspante sich ein Gespräch. Maria nahm nicht Theil an demselben; Iwan Iljitsch setzte sich zu ihr und brachte auch nur ein paar Worte hervor. Die kleinen Mädchen traten zu ihm heran und erzählten ihm flüsternd Etwas . . . Die Haushälterin trat herein, eine trockene Alte mit einem dunkeln Tuche um den Kopf und meldete, das Essen sei bereit. Alle begaben sich in den Speisesaal.

      Die Tafel zog sich ziemlich in die Länge. Ipatow hatte einen guten Koch und die Weine waren auch nicht schlecht, obgleich er dieselben nicht aus Moskau, sondern aus der Kreisstadt kommen ließ. Ipatow führte ein behagliches Leben. Er besaß im Ganzen nicht über dreihundert Seelen, schuldete aber Niemanden Etwas und hatte sein Gut in bester Ordnung. Bei Tische führte hauptsächlich der Wirth das Gespräch. Jegor Kapitonitsch mischte sich auch hinein, vergaß aber sich selbst dabei nicht: er aß und trank nach Herzenslust Maria war die ganze Zeit über schweigsam, nur zuweilen erwiderte sie mit einem halben Lächeln die hastigen Reden der beiden – Kleinen, die ihr zu Seiten saßen; sie schienen sie sehr lieb zu haben. Astachow versuchte einige Male ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, jedoch ohne besonderen Erfolg. Klappseele Bodräkow zeigte selbst beim Essen Trägheit und Flauheit. Nach der Tafel begaben sich alle auf die Terrasse zum Kaffee. Das Wetter war wunderschön. Aus dem Garten zog der liebliche Duft der gerade in voller Blüthe stehenden Linden herauf; die Sommerluft, vom dichten Laube der Bäume und der Feuchtigkeit des nahen Teiches leicht gekühlt, verbreitete eine einschmeichelnde Wärme. Plötzlich wurde hinter den Pappeln des Dammes Pferdegetrappel hörbar und einen Augenblick daraus zeigte sich eine Reiterin in langem Amazonenkleide und rundem, grauem Hute auf einem fuchsbraunen Pferde; sie ritt im Galopp; auf einem kleinen, weißen Klepper folgte ihr ein Dienstbursche.

      – Ah! rief Ipatow, – Nadeschda Alexejewna kommt angeritten – das ist doch eine angenehme Ueberraschung.

      – Allein? fragte Maria, die bis dahin unbeweglich an der Thür gestanden hatte.

      – Allein . . . Peter Alexejewitsch

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