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ob sich Frank Nobilinis Geist dort aufhielte und nur auf sie wartete. Vielleicht war er genau dort auf dem leeren Platz in der Garage, wo sein BMW – der mehrere Blocks vom Fundort seiner Leiche auf einem Parkplatz entdeckt worden war – hätte stehen sollen. In der Garage war es kalt gewesen; Kate hatte damals das Gefühl gehabt, sich in einer Grabkammer zu befinden. Aus Gründen, die sie nie verstanden hatte, war dies die Szene, an die sich über die Jahre tief in ihr Gedächtnis gebrannt hatte.

      In Frank Nobilinis Fall hatte es keinerlei Hinweise darauf gegeben, warum ihn jemand umgebracht hatte. Man hätte annehmen können, dass sich jemand seines sehr schönen BMWs bemächtigen wollte, aber die Autoschlüssel hatte man in Franks Hand gefunden. Sein Haus war sauber gewesen – und zwar so sauber, dass es schon fast unheimlich wirkte. Es lagen keine Papiere herum, es gab keine Einträge in seinem Kalender, keinerlei Post. Nichts.

      In ihrem Traum sah Kate sich in der Seitengasse stehen. Wie ein Kind, das vorsichtig einen Tropfen Sirup auf dem Küchentisch berührt, fuhren ihre Finger über die an der Hauswand klebende Masse. Sie wandte sich um und blickte hinter sich, in Richtung des Eingangs zur Gasse, aber sie sah stattdessen das Innere von Nobilinis Garage. Als ob man sie hereingebeten hatte, stieg sie im Traum die hölzerne Treppe hinauf, die zur Verbindungstür zur Küche führte. Dann bewegte sie sich auf eine fließende Art und Weise, wie man es nur in Träumen konnte; sie schwebte eher, als dass ihre Beine sie trugen. Irgendwie gelangte sie in das Badezimmer und blickte in die Duschwanne entlang der hinteren Wand. Sie war gefüllt mit Blut. Etwas schien sich unter der Oberfläche zu bewegen und ließ kleine Bläschen aufsteigen. Wenn eine die Oberfläche erreichte und zerplatzte, hinterließ dies kleine Blutspritzer an der gekachelten Wand.

      Vor Schreck stolperte sie rückwärts zur Badezimmertür hinaus und in den Flur, wo ihr Frank Nobilini entgegen kam. Hinter ihm stand seine Frau Jennifer und schaute dem Geschehen zu. Sie winkte Kate sogar kurz zu, als ihr toter Ehemann den Flur entlang auf sie zu taumelte. Frank bewegte sich langsam, zombieartig, mit einem starken Hinken.

      „Es ist alles okay“, sagte da eine Stimme hinter ihr.

      Sie wandte sich um und sah Cass Nobilini, Franks Mutter, auf dem Boden sitzen. Sie sah müde aus, geschlagen… als warte sie auf des Henkers Schwert.

      „Cass…?“

      „Du hättest den Fall niemals gelöst. Das hattest du einfach nicht drauf. Aber die Zeit… die ändert Dinge, nicht wahr?“

      Kate wandte sich wieder zu Frank um, der immer noch auf sie zukam. Als er an der Tür zum Badezimmer vorbeikam, sah Kate, dass das Blut über den Rand der Duschwanne getreten und über den Boden gelaufen war und sich jetzt im Flur ausbreitete. Als Frank in das Blut trat, war ein schmatzendes Geräusch zu vernehmen.

      Frank Nobilini lächelte sie an und erhob wie zum Gruße eine schon vermoderte, abgefaulte Hand. Kate trat einige Schritte rückwärts, hob die Hände vors Gesicht und begann zu schreien.

      Durch ihr Schreien wachte sie auf. Dieses verdammte Haus. Sie hatte nie begriffen, warum es sie so verstört hatte. Vielleicht lag es an Jennifer Noblinis Schreien, die damals durch dieses perfekt scheinende Haus gehallt waren… das alles war total surreal gewesen. Wie etwas aus einem Horrorfilm.

      Kate setzte sich im Bett auf und drehte sich zur Bettkante. Nachdem sie ein paar Mal tief Luft geholt hatte, blickte sie auf ihren Wecker: es war 1:22 Uhr morgens. Das einzige Licht im Raum stammte von den Digitalzahlen ihres Weckers und von der Lampe draußen, deren schwacher Schein kaum durch die geschlossenen Jalousien drang.

      Sie hatte schon zuvor von Cass Nobilini und diesem ersten Fall geträumt, aber dieser Traum war wirklich allzu realistisch gewesen. Ihr Herz hämmerte noch in ihrer Brust, als sie aus dem Bett stieg und zum Minikühlschrank ihres Hotelzimmers ging, um sich dort eine Flasche Wasser zu holen. Sie trank davon, während sie das Zimmer durchquerte und sich auf die Bettkante neben ihrem Laptop, der auf dem Nachttisch daneben stand, setzte.

      Sie knipste die Nachttischlampe an, fuhr den Laptop hoch und checkte ihre Emails. Sie hatte nur eine neue Mail, und die kam von Director Durans Assistentin Nancy Saunders. Die hatte einen Agent beauftragt, die Nobilini-Akte auszubuddeln, welche ihr kurz vor Mitternacht gemailt wurde.

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