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Ich versuche zu schreien. Aber die Worte kommen nicht heraus. Ich sehe nach unten und erkenne, dass ich am Boden festgeklebt bin, hinter einer Wand, und er mich nicht sehen kann. Wie sehr ich mich auch bemühe, mich zu befreien, zu ihm zu rennen, seinen Namen zu rufen, ich kann nicht. Ich bin gezwungen, hilflos zuzusehen, wie er durch die leere Wohnung geht und sich überall umsieht.

      „Brooke?“, ruft er aus. „Bist Du hier? Ist irgendjemand zu Hause?“

      Ich versuche wieder, zu antworten, aber meine Stimme versagt. Er sucht in jedem Zimmer.

      „Ich habe doch gesagt, ich komme zurück“, sagt er. „Warum hat denn niemand auf mich gewartet?“

      Dann bricht er in Tränen aus.

      Mein Herz bricht, und ich versuche mit aller Kraft, zu ihm zu rufen. Aber wie sehr ich es auch versuche, nichts kommt heraus.

      Schließlich wendet er sich ab und verlässt die Wohnung, vorsichtig schließt er die Tür hinter sich. Das Klicken des Griffs hallt in der Leere nach.

      „PAPA!“ Ich schreie, endlich ist meine Stimme wieder da.

      Aber es ist zu spät. Ich weiß, dass er für immer weg ist, und es irgendwie alles meine Schuld.

      Ich blinzele, und das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich wieder zurück in den Bergen bin, in Papas Haus, ich sitze in seinem Lieblingssessel neben dem Feuer. Papa sitzt auf der Couch, lehnt sich nach vorne, mit dem Kopf nach unten, und spielt mit seinem Messer vom Marine Corps. Ich bin entsetzt, als ich bemerke, dass die Hälfte seines Gesichtes weggeschmolzen ist, bis auf die Knochen; ich kann tatsächlich die Hälfte seines Schädels sehen.

      Er sieht zu mir hoch, und ich habe Angst.

      „Du kannst Dich nicht für immer hier verstecken, Brooke“, sagt er, in einem ruhigen Ton. „Du denkst, Du wärst hier sicher. Aber sie werden Dich holen kommen. Nimm Bree und versteck Dich.“

      Er steht auf, kommt zu mir herüber, greift mich an den Schultern und schüttelt mich, seine Augen brennen vor Intensität. „HAST DU MICH GEHÖRT, SOLDAT?!“, schreit er.

      Er verschwindet, und zugleich werden alle Türen und Fenster geöffnet, in eine Kakophonie aus splitterndem Glas.

      Und in unser Haus stürmen ein Dutzend Sklaventreiber mit gezogenen Gewehren. Gekleidet in ihre gänzliche schwarzen Uniformen, ihr Markenzeichen, von Kopf bis Fuß, mit schwarzen Atemschutzmasken, rasen sie durch jeden Winkel des Hauses. Einer von ihnen greift Bree von der Couch und trägt sie mit sich fort, schreiend, während ein anderer direkt auf mich zuläuft, seine Finger in meinen Arm krallt und seine Pistole direkt auf mein Gesicht richtet.

      Er drückt ab.

      Ich erwachse, schreiend.

      Ich fühle, wie sich tatsächlich Finger in meinen Arm krallen und in der Verwirrung zwischen meinem Traum und der Wirklichkeit bin ich bin bereit, zuzuschlagen. Aber als ich aufsehe, ist es Bree, die dort steht und meinen Arm schüttelt.

      Ich sitze immer noch in Papas Stuhl, und das Zimmer ist mit Sonnenlicht durchflutet. Bree weint hysterisch.

      Ich muss mehrmals blinzeln, während ich mich aufsetze und versuche, mich wieder zurechtzufinden. War das alles nur ein Traum? Es hat sich so real angefühlt.

      „Ich hatte einen fürchterlichen Traum!“ Bree weint und hält immer noch meinen Arm fest.

      Ich sehe herüber, sehe, dass das Feuer längst ausgegangen ist. Dann sehe ich das helle Sonnenlicht und erkenne, dass es spät am Vormittag sein muss. Ich kann nicht glauben, dass ich in dem Stuhl eingeschlafen bin – das ist mir noch nie passiert.

      Ich schüttele meinen Kopf, um die gefühlten Spinnweben herauszubekommen. Der Traum hat sich so real angefühlt, es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass das nicht passiert ist. Ich habe vorher schon oft von meinem Vater geträumt, aber noch nie etwas mit dieser Unmittelbarkeit. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er nicht immer noch bei mir im Zimmer ist, und ich sehe mich wieder im Raum um, um sicher zu gehen.

      Bree hält sich immer noch untröstlich an meinem Arm fest. Ich habe sie noch nie so gesehen.

      Ich knie mich hin und umarme sie. Sie klammert sich an mich.

      „Ich habe geträumt, dass diese gemeinen Männer gekommen sind und mich mitgenommen haben! Und Du warst nicht hier, um mich zu retten!“ Bree weint in meine Schulter hinein. „Geh nicht!“, fleht sie hysterisch. „Bitte, geh nicht. Verlass mich nicht!“

      „Ich gehe nirgendwohin“, sage ich und umarme sie fest. „Schschsch … Es ist in Ordnung…  Du musst Dir keine Sorgen machen. Es ist alles in Ordnung.“

      Aber tief drinnen kann ich nicht anders, als das Gefühl zu haben, dass nicht alles in Ordnung ist. Im Gegenteil. Mein Traum verstört mich wirklich, und dass Bree auch so einen schlechten Traum hatte – über Dasselbe – tröstet mich nicht gerade. Ich glaube nicht an Omen, aber ich kann mir nicht helfen, ich frage mich, ob das alles ein Zeichen ist. Andererseits höre ich kein Geräusch und spüre keine Bewegung, und wenn da irgendjemand auch nur einen Kilometer entfernt wäre, wüsste ich das sicherlich.

      Ich hebe Brees Kinn hoch, wischen ihre Tränen weg. „Atme mal tief durch“, sage ich.

      Bree hört zu, langsam bekommt sie wieder Luft. Ich zwinge mich, zu lächeln. „Siehst Du“, sage ich. „Ich bin doch hier. Alles ist in Ordnung. Es war nur ein schlechter Traum. Okay?“

      Langsam nickt Bree.

      „Du bist nur übermüdet“, sage ich. „Und Du hast Fieber. Deswegen hast Du schlechte Träume. Es wird alles in Ordnung sein.“

      Als ich dort knie und Bree umarme, wird mir klar, dass ich langsam in die Gänge kommen muss, auf den Berg klettern, unser neues Haus noch einmal prüfen und Essen besorgen. Mir schwindet der Mut, als mir klar wird, dass ich Bree das sagen muss, und ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren wird. Mein Timing könnte nicht schlechter sein, das ist klar. Wie kann ich ihr jetzt nur sagen, dass ich weggehen muss? Auch wenn es nur für eine oder zwei Stunden ist? Ein Teil von mir will hier bleiben, sie den ganzen Tag im Auge behalten. Aber ich weiß auch, dass ich gehen muss, und: Je schneller ich das erledigt habe, desto eher werden wir in Sicherheit sein. Ich kann nicht einfach den ganzen Tag hier sitzen und nichts tun, außer auf die Dunkelheit zu warten. Und ich kann nicht nur wegen unseren dummen Träume riskieren, den Plan zu ändern und den Umzug bei Tageslicht zu machen.

      Ich ziehe Bree zurück, streiche ihr das Haar aus dem Gesicht und lächle so lieb, wie ich kann. Ich zwinge mich zur stärksten, erwachsensten Stimmlage, über die ich verfüge.

      „Bree, Du musst mir zuhören“, sage ich. „Ich muss jetzt rausgehen, nur ganz kurz –“

      „NEIN!“, jammert sie. „Ich WUSSTE es! Genau wie in meinem Traum! Du wirst mich verlassen! Und Du kommst nie mehr zurück!“

      Ich halte sie an den Schultern fest und versuche, sie zu trösten.

      „So ist es nicht“, sage ich mit fester Stimme. „Ich muss nur für eine Stunde oder zwei weg. Ich muss sicherstellen, dass unser neues Haus für unseren Umzug heute Abend sicher ist. Und ich muss jagen. Bitte, Bree, versteh das. Ich würde Dich mitnehmen, aber Du bist noch zu krank und musst Dich ausruhen. Ich bin ein paar Stunden schon zurück. Ich verspreche es. Und heute Abend gehen wir dann zusammen dort hoch. Und weißt Du, was das Beste ist?“

      Langsam sieht sie zu mir hoch, sie weint immer noch, und schließlich schüttelt sie den Kopf.

      „Ab heute Abend werden wir zusammen dort oben sein, sicher und geborgen, und wir werden jeden Abend ein Feuer haben und alles Essen, was wir wollen. Und ich kann direkt vor dem Häuschen jagen und fischen und alles andere tun, was ich tun muss. Ich werde Dich nie wieder alleine lassen müssen.“

      „Und Sasha kann auch mit?“, fragt sie, durch ihre Tränen hindurch.

      „Natürlich kommt Sasha mit“, sage ich. „Ich verspreche es. Bitte vertrau mir. Ich komme zurück und hole Dich. Ich würde Dich nie verlassen.“

      „Versprichst Du es?“, fragt sie.

      Ich bringe alle Feierlichkeit

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