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Vor dem Morgengrauen . Морган Райс
Читать онлайн.Название Vor dem Morgengrauen
Год выпуска 0
isbn 9781632916563
Автор произведения Морган Райс
Серия Gefallene Vampire
Издательство Lukeman Literary Management Ltd
"Hey!" rief sie, nachdem sie in Hörweite von Elijah war.
Er drehte sich um und sah sie verwirrt an. In dem Moment, in dem sich ihre Augen trafen, schoss wieder einmal ein seltsames Gefühl durch Kate. Da war eine Intensität in Elijahs Augen, ein gequälter Ausdruck. Wenn die Augen wirklich die Fenster zur Seele waren, dann schien Elijahs Seele älter zu sein als er.
Benommen von dem Gefühl in ihrem Körper, betätigte Kate die Bremsen an ihrem Lenker. Aber sie war viel schneller als sie normalerweise fuhr, ihr Fahrrad war alt, die Bremsen abgenutzt und sie griffen nicht so schnell wie sie sich gewünscht hätte. Sie flog praktisch und raste mit unheimlicher Geschwindigkeit auf das Ende der Straße zu. Sie erkannte voller Angst, dass es die Schnellstraße war.
Kates Herz begann zu hämmern, als ihr klar wurde, dass sie nicht rechtzeitig würde anhalten können. Sie hielt genau auf die Straße zu.
Die Zeit schien sich qualvoll zu verlangsamen, als sie zu der unausweichlichen, unaufhaltbaren Erkenntnis kam, dass sie sterben würde. Ihr Fahrrad fuhr an dem Stoppschild vorbei, ihre nutzlosen Bremsen quietschten und ließen den Geruch von verbranntem Gummi um sie herum wabern. Dann flog sie über die weiße Markierung der Straße – genau in den entgegenkommenden Verkehr.
Kate sah ein Wohnmobil genau auf sich zukommen. Sie sah die Augen des erschrockenen Fahrers – und dann fühlte sie den Aufprall.
Kates Körper schlug gegen das Wohnmobil. Sie fühlte keinen Schmerz, aber sie wusste durch das ohrenbetäubende, knirschende Geräusch, dass etwas gebrochen war. Möglicherweise alles.
Die Hupe begann zu tönen, als sie gegen die Windschutzscheibe geworfen wurde, erst nach oben und dann den ganzen Weg wieder herunterrollte. Ihr Fahrrad flog durch die Luft und fiel. Sie rollte von der Haube des Wohnmobils und traf mit dem Kopf zuerst auf dem Boden auf.
Sterne tanzten vor ihren Augen. Ihr Fahrrad landete neben ihr und zerbrach in mehrere Teile auf dem harten Asphalt. Kate wurde sich der Taubheit in ihrem Körper bewusst und des metallischen Geruchs von Blut.
Aber der Schmerz kam nicht. Sie wusste, das war schlecht. Es war schlecht, dass sie sich nicht bewegte. Schlecht, dass sie nichts fühlte.
Kates Kopf fiel zur Seite und ihr Blick auf den glitzernden Ozean in der Ferne. Wie durch das Ende eines langen Tunnels konnte Kate das Geräusch von bremsenden Wagen, zuschlagenden Autotüren und rufenden Menschen hören. Sie konnte Benzin riechen, Gummi und Metall, und das etwas brannte.
Dann, durch all das Chaos, sah sie Elijahs Gesicht auftauchen und fühlte wie er sie in seine Arme hob. Er sagte etwas, aber sie konnte seine Worte nicht verstehen. Sein Ausdruck war angespannt, panisch.
Und kurz bevor ihr schwarz vor den Augen wurde, sah es so aus, als würden Reißzähne aus seinem Mund wachsen. Sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht einmal schreien. Aber dann spürte sie etwas Scharfes, Heißes und Nasses auf ihrem Hals und sie war sich sicher, dass sie richtig gesehen hatte.
Dann verschwamm die Welt um sie herum.
KAPITEL FÜNF
Das Erste was Kate hörte, war ein elektronisches Biepen. Sie hatte sich noch nicht viele Gedanken über das Sterben gemacht, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es sich nicht so anhörte. Bald kam ein neues Geräusch dazu; ein kontinuierliches Quietschen. Und dann wurde ihr bewusst, dass sie sich vorwärts bewegte.
Räder, dachte sie. Ich bin auf einer Liege.
Dann kam der seltsame, zu saubere Geruch von Bleiche und Desinfektionsmittel.
Ich bin in einem Krankenhaus, dachte sie.
Also nicht tot, wurde ihr klar. Zumindest noch nicht.
Kate fühlte etwas in ihrem Hals und etwas, das in ihrem Arm steckte. Nicht schmerzhaft, aber nervig. Sie versuchte ihre Hand zu heben, aber nichts passierte. Sie konnte seltsame Geräusche um sich herum hören, Menschen, die wie durch Wasser redeten. Nach und nach wurden die Worte deutlicher und sie konnte die Stimmen klarer hören.
"Es ist ein Wunder," sagte jemand. Sie erkannte die Stimme nicht.
"Ich habe noch nie jemanden mit solchen Verletzungen zurückkommen sehen," sagte eine andere Stimme.
"Wir sollten sehen, ob wir die Einwilligung ihrer Eltern bekommen, um sie zu testen," sagte die erste Stimme wieder. "Sie hatte keinen Puls mehr, als der Wagen ankam und dann plötzlich hat sie wieder geatmet. Sie hatten nicht einmal Zeit den Defibrillator zu nutzen."
Kate fragte sich, wie lange es her war, dass der Wohnwagen sie getroffen hatte. War sie gerade erst im Krankenhaus angekommen oder hatte sie Jahre im Koma verbracht? Der Gedanke an das Letztere ließ sie panisch werden. Was wenn sie an ihrem siebzehnten Geburtstag ohnmächtig geworden und erst an ihrem dreißigsten Geburtstag wieder aufgewacht war? Oder dem Vierzigsten? Oder dem Achtzigsten!
Sie regte sich immer mehr auf, bei dem Gedanken Amy, Dinah und Nicole verheiratet und mit Kindern zu sehen. Sie wusste, sie sollte froh sein zu leben, aber der Gedanke, dass jeder mit seinem Leben weitergemacht hatte, war erschreckend.
Als würde sie durch ihre intensiven Emotionen angespornt werden, schaffte sie es die Augen zu öffnen.
"Sie wacht auf," sagte jemand.
"Das ist nicht möglich. Sie ist in einem künstlichen Koma."
"Ich sage dir, sie wacht auf," sagte die erste Stimme wieder, noch nachdrücklicher. "Sie hat gerade ihre verdammten Augen aufgemacht."
Kate konnte am Ton ihrer Stimmen hören, dass etwas nicht stimmte. Nach der Geschwindigkeit, mit der sie getroffen worden war, dem Winkel, in dem sie auf den Boden gestürzt war, der Weise, in der ihr Kopf auf dem Asphalt aufgekommen war, hätte sie hundertprozentig tot sein sollen.
Die Stimmen zu hören, zu wissen, dass es gegen jede Logik ging noch am Leben zu sein, brachte sie noch mehr in Panik. Sie fing an zu blinzeln und war in der Lage sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Über ihr waren weiße Deckenplatten und auf jeder ihrer Seiten standen verwirrt aussehende Ärzte und Sanitäter.
Sie versuchte zu fragen was passiert war, aber sie konnte ihre Zunge nicht richtig bewegen. Da war etwas in ihrem Mund.
Sie streckte ihre Hand aus und versuchte einen der Ärzte zu packen. Als sie sich bewegte, bemerkte sie eine Linie, die von ihrem Handgelenk ausging. Es war eine Art Nadel für eine Infusion oder so etwas. Der Anblick machte sie schwindelig – sie hatte Nadeln noch nie gemocht. Da war getrocknetes Blut auf ihrem Arm.
Dadurch wurde Kate klar, dass es kurz nach ihrem Unfall sein musste. Sonst wäre kein Blut dagewesen und auch keine Sanitäter. Sie würden sie nicht so den Flur entlang hasten. Wenn sie jahrelang in einem Koma gelegen hätte, dann wäre sie jetzt irgendwo in einem abgelegenen Zimmer, wahrscheinlich von allen vergessen und voller Spinnweben.
Zu wissen, dass nicht viel Zeit vergangen war, beruhigte sie ein wenig, aber die Gesichtsausdrücke der Ärzte machten sie noch immer nervös.
Schließlich schaffte sie es sich auszustrecken und einen der Ärzte am Ärmel zu greifen. Er sah auf ihre Hand, die den Stoff seines Kittels in ihrer Faust hielt. Er wurde blass, als hätte er einen Geist gesehen. Er sah zu den Sanitätern.
"Ich dachte ihr habt gesagt ihre Knochen sind zersplittert."
Auch der Sanitäter sah auf ihre Hand.
"Das waren sie," sagte er.
Er blieb abrupt stehen, als wäre er so verblüfft, dass er nicht weitergehen konnte. Sie ließen ihn zurück und er verschwand aus ihrer Sicht.
Schließlich fühlte Kate, wie die Liege um eine Ecke bog und endlich anhielt. Die Ärzte wuselten um sie herum und schlossen sie an verschiedene Maschinen an, die alle ihre ganz eigenen piepsenden Geräusche von sich gaben. Sie wurde gepiekt und untersucht. Aber mit jeder Minute die verging,