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der Braut durch den Verspruch vor dem Vormund und durch die Übergabe der Braut an den Bräutigam durch die Heimführung. Durch die Verlobung erstanden dem Bräutigam bereits rechtliche und eheliche Ansprüche an die Braut, deren Verletzung durch Dritte gesetzliche Ahndung findet. Daher wird mit Recht der Satz aufgestellt, dass die Verlobung die Eheschliessung, die Trauung aber nur den Vollzug der Ehe darstellte. Die Verlobung schildert das Nibelungenlied bei Gelegenheit des Verspruches von König Giselher mit der Tochter Rüdegers von Bechelaren. Nachdem des Königs Brüder als Freiwerber das Jawort erhalten haben, der Jungfrau seitens des burgundischen Geschlechts das Wittum festgelegt wurde und der Brautvater eine Summe Gold und Silber als Mitgift ausgesetzt hat, heisst man das junge Paar nach alter Sitte in den »rinc« (einen Kreis) treten, fragt die Jungfrau, ob sie gewillt sei, den Recken zum Manne zu nehmen, und als sie das auf ihres Vaters Rat bejaht, reicht Giselher der Braut die Hand zum Gelöbnis.

      Der Ring, als Zeichen der Verlobung, kam mit dem Eindringen des Christentums zu den europäischen Völkern. In der Gudrun »jedwederz dem andern daz gold stiez an die hant«.71

      War die Verlobung auch identisch mit der Ehe selbst, so räumte sie dem Bräutigam doch keine ehelichen Rechte ein. Das geschlechtliche Zusammenleben Verlobter war untersagt und auf vorzeitigen Beischlaf standen strenge Bussen. Untreue der Braut galt vielfach als Ehebruch; der Verführer erlitt Todesstrafe, wenn er nicht durch zwölf Eideshelfer beschwören konnte, von der stattgehabten Verlobung nichts zu wissen. Über die Untreue des Bräutigams glitt man leichter hinweg. Das Hamburger Stadtrecht von 1270 bestimmt, wenn der Verlobte von einem Weibe wegen intimen Umgangs mit ihr verklagt werde, so habe die Braut drei Monate auf die Entscheidung zu warten; könne die Sache nur in Rom geführt werden, so warte sie ein Jahr. Ist der Prozess auch dann noch nicht zu Ende, so ist das Verlöbnis aufgelöst und der Braut gebührt eine Entschädigung von 40 Mark Pfennig. Dasselbe galt für eine Klage gegen die Braut.72 Wer eine Braut entführte, hatte ausser den Blutsverwandten auch den Verlobten zu sühnen, unter Umständen den zehnfachen Brautkauf zu erlegen, und musste die Entführte behalten, denn der Raub löste die Verlobung. Nur die bayrischen Rechte verlangten die Rückgabe der Braut an den Bräutigam. Die Entführung wurde von unseren Vorfahren zu den schwersten Verbrechen gerechnet; Notzucht und Frauenraub fielen in den Gesetzen mehrfach zusammen. Selbst das Asylrecht in den Klöstern und anderen Freistätten, die kein Scherge betreten durfte, blieb den Frauenräubern verschlossen. Karl der Grosse verhängte über den Entführer der Tochter seines Herrn die Todesstrafe, die Kirche belegte alle diese Verbrecher mit ihrem Bann. Schwere Geldbussen waren allen Gesetzen des Mittelalters gemeinsam, wenn sie nicht auf Leib- und Lebensstrafen erkannten. Das Hamburger Stadtrecht von 1270 bedroht den mit Todesstrafe, der eine Jungfrau unter 16 Jahren, wenn auch mit ihrem Willen, oder eine ältere gegen ihren Willen entführt; der Entführer geht nur dann frei aus, wenn er ein nacktes Mädchen über 16 Jahre mit seinem Einverständnis entführte.73

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      1

      Tacitus, Germania, § 8.

      2

      Tacitus a. a. O. § 8.

      3

      Karl Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, I. 218 ff.

      4

      Tacitus a. a. O. § 19.

      5

      Der 37. Artikel: Wer eines Mannes ehelich Weib öffentlich behuret, oder sonst ein Weib oder Magd notzöget, nimpt er sie darnach zur Ehe, eheliche Kinder gewinnet er nimmermehr bey ihr. (Übers. von Jacob Friedrich Ludovici 1750.)

      6

      Caesar, De bello gallico, VI. 21.

      7

      Einhard, Das Leben Karls d. Gr. Übers. und erl. von H. Althof, S. 42 ff.

      8

      Einhard a. a. O. S. 45.

      9

      Einhard, a. a. O. S. 45 Anmerkung 3.

      10

      Scheible, Das Kloster, VI.

      11

      Weinhold a. a. O. I. 301.

      12

      Memmingen, Stälin u. a. »Beschreibung der württemb. Aemter«, Heft 20.

      13

      Aug. Bebel, Die Frau und der Sozialismus, 29. Aufl., S. 67.

      14

      Diu frowe sol hie ouzen gân,

      Einen stein in der stoûchen hân

      Mit riemen drîn gepûnden

      Swaere pi drîen pfunden

      Diu stouche sol sol wesen lînîn (leinen)

      Und zweier ellen lanc sîn.

(Apollonius 20446.)

      15

      Ha

1

Tacitus, Germania, § 8.

2

Tacitus a. a. O. § 8.

3

Karl Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter, I. 218 ff.

4

Tacitus a. a. O. § 19.

5

Der 37. Artikel: Wer eines Mannes ehelich Weib öffentlich behuret, oder sonst ein Weib oder Magd notzöget, nimpt er sie darnach zur Ehe, eheliche Kinder gewinnet er nimmermehr bey ihr. (Übers. von Jacob Friedrich Ludovici 1750.)

6

Caesar, De bello gallico, VI. 21.

7

Einhard, Das Leben Karls d. Gr. Übers. und erl. von H. Althof, S. 42 ff.

8

Einhard a. a. O. S. 45.

9

Einhard, a. a. O. S. 45 Anmerkung 3.

10

Scheible, Das Kloster, VI.

11

Weinhold a. a. O. I. 301.

12

Memmingen, Stälin u. a. »Beschreibung der württemb. Aemter«, Heft 20.

13

Aug. Bebel, Die Frau und der Sozialismus, 29. Aufl., S. 67.

14

Diu frowe sol hie ouzen gân,Einen stein in der stoûchen hânMit riemen drîn gepûndenSwaere pi drîen pfundenDiu stouche

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<p>71</p>

D. Paulus Cassel, Die Symbolik des Ringes, S. 21.

<p>72</p>

Weinhold a. a. O. I. 348 ff.

<p>73</p>

Weinhold a. a. O. I. 308 ff.