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nickte Hariman. »Der Leser wegen, die Euch nicht in Ruhe lassen würden, Sir, wenn sie Eure Anwesenheit erführen.«

      »Allerdings.«

      »Und Mrs. Burton? Man sieht sie nicht.«

      »Sie ist noch nicht mit hier. Ihr werdet sie später sehen. Vielleicht morgen oder übermorgen. Ich war natürlich zuerst im Clifton-House. Da aber standen eure Namen im Buch. Darum wendete ich mich hierher. Ich hoffe, das ist euch recht?«

      »Gewiß, gewiß! Was aber Mrs. Burton betrifft, die wir sehr gern gleich heut begrüßt hätten, so müssen wir, wenn sie noch nicht da ist, leider darauf verzichten, ihr morgen oder übermorgen zu begegnen. Wir reisen nämlich heut schon ab.«

      »So? Dann ist es ja genauso, wie ich Euch vorausgesagt habe: Auch die jetzige Unterredung hat keinen Erfolg.«

      »Das kann man nicht behaupten. Wir hoffen ganz im Gegenteil, mit Euch zum Abschluß zu kommen, Mr. Burton.«

      »Welcher Umstand ist es, der euch diese Hoffnung gibt?«

      »Eure Klugheit, Eure Einsicht. Aber sprechen wir später hiervon! Ich sehe, hier ist nicht der Ort dazu.«

      Da hatte er allerdings Recht. Der Saloon war voller Kaffee-, Tee- und Kakaotrinker, und man hatte sich also zu hüten, etwas Diskretes zu besprechen. Ich beeilte mich darum, mein Frühstück zu beenden, und dann machten wir einen kurzen Spaziergang längs des Stromes, um uns auf einer der am Ufer stehenden Bänke niederzulassen. Da konnten wir alles Mögliche besprechen, ohne daß uns irgend jemand hörte. Hariman war noch so, wie ich ihn im ersten Kapitel beschrieben habe. Sebulon besaß dieselben »traurigen« Augen, schien aber ein mehr verbissener und dabei unzuverlässiger Charakter zu sein. Was mich selbst betrifft, so war ich entschlossen, nicht viel, wie man sich auszudrücken pflegt, »Federlesens« mit ihnen beiden zu machen, sondern mich so kurz wie möglich zu fassen. Als wir uns niedergesetzt hatten, begann Hariman sofort:

      »Ich habe Euch gesagt, daß wir auf Eure Einsicht und auf Eure Klugheit rechnen, Sir. Dürfen wir mit dem Geschäftlichen beginnen?«

      »Ja«, antwortete ich. »Doch muß ich mich bei euch erkundigen, mit wem ihr überhaupt zu sprechen habt, mit dem Westmann oder mit dem Schriftsteller?«

      »Mit dem ersteren vielleicht später, zunächst aber nur mit dem letzteren.«

      »Well! Sie stehen euch beide zur Verfügung; jeder für sich aber höchstens nur eine Viertelstunde. Meine Zeit ist mir nämlich nur sehr sparsam zugemessen.«

      Ich zog meine Uhr, zeigte ihnen das Zifferblatt und fügte hinzu:

      »Es ist, wie ihr seht, jetzt genau acht Uhr. Ihr könnt also bis Viertel auf neun mit dem Schriftsteller und bis halb neun mit dem Westmann reden; dann ist unsere Zusammenkunft zu Ende.«

      »Aber«, warf Sebulon ein, »Ihr habt uns doch geschrieben, daß Ihr zwei volle Stunden für uns haben werdet!«

      »Allerdings! Ich hatte da anderthalb Stunden für den ,Freund‘ gerechnet. Da ihr aber nur mit dem Schriftsteller und nur vielleicht auch mit dem ,Westmann‘ reden wollt, auf den ,Freund‘ aber gar nicht reflektiert, so bleibt es eben bei der halben Stunde.«

      »Wir hoffen aber, daß wir Freunde werden. In diesem Fall dürfen wir auf zwei Stunden rechnen?«

      »Sogar auf noch mehr. Also, beginnen wir! Von der ersten Viertelstunde sind bereits drei Minuten vorüber – — —«

      »Ihr habt eine eigentümliche Art, Geschäfte zu besprechen!« rief Sebulon ärgerlich.

      »Nur dann, wenn ich schon abgelehnt habe und dennoch gezwungen werde, von Neuem Zeit für die erledigte Angelegenheit zu opfern. Also – — bitte – —!«

      Da nahm Hariman das Wort:

      »Es handelt sich also um Eure drei Bände ,Winnetou‘, die wir Euch abkaufen wollen – — —«

      »Um sie drucken zu lassen?« fiel ich ihm in die Rede.

      »Kauft man etwa Bücher, um – — —«

      »Bitte, keine Verstecke! Kurze Antwort! Ja oder nein! Wollt ihr sie übersetzen und drucken lassen?«

      Sie schauten einander verlegen an. Keiner antwortete. Da fuhr ich fort:

      »Da ihr schweigt, will ich an eurer Stelle antworten: Ihr wollt sie nicht drucken, sondern verschwinden lassen, und zwar aus Rücksicht auf euern eigentlichen Namen und auf euern toten Vater.«

      Da sprangen Beide zu gleicher Zeit von der Bank auf und warfen mir Ausrufungen und Fragen zu, denen ich mit einer energischen Armbewegung ein Ende machte, indem ich rief:

      »Still, still! Ich bitte, zu schweigen! Den Schriftsteller könntet ihr vielleicht täuschen, den Westmann aber nicht. Euer Name ist Sander. Ihr seid die Söhne jenes Sander, der mich leider zwang, von ihm so viel nicht Angenehmes zu erzählen. Ich hoffe, daß ich von euch Besseres berichten kann als von ihm!«

      Sie standen zunächst unbeweglich, wie Bildsäulen aus Holz. Dann setzten sie sich wieder nieder, Einer nach dem Andern, als ob ihnen die Kraft fehle, stehen zu bleiben. Sie sahen vor sich nieder und sagten nichts.

      »Nun?« fragte ich.

      Da wendete sich Hariman an Sebulon:

      »Ich sagte es dir voraus; du aber glaubtest es nicht. Ihm darf man nicht in dieser Weise kommen! Soll ich reden?«

      Sebulon nickte. Da drehte Hariman sich wieder mir zu und fragte:

      »Seid Ihr bereit, uns die Erzählungen zu verkaufen, um sie verschwinden zu lassen?«

      »Nein.«

      »Um keinen Preis?«

      »Um keinen, sei er auch noch so hoch! Aber nicht etwa aus Rachsucht oder Halsstarrigkeit, sondern weil ein solcher Kauf Euch überhaupt nichts nützen würde. Was ich geschrieben habe, kann nicht wieder verschwinden. Es sind viele tausend deutsche Exemplare des ,Winnetou‘ hier in den Vereinigten Staaten verbreitet, und nach den hiesigen Gesetzen bin ich als Verfasser ungeschützt. Jedermann hat das Recht, zu übersetzen oder nachzudrucken, so viel ihm nur beliebt. Das weiß jeder Buchhändler, und Ihr habt mir durch Eure Offerte also schon drüben, als Ihr bei mir wart, bewiesen, daß Ihr keiner seid. Ich könnte Euer Geld einstecken und hinter Euch lachen. Wollt Ihr das?«

      »Hörst du es?« fragte Hariman seinen Bruder. »Er ist ehrlich!«

      Da stand Sebulon von seinem Platz wieder auf und stellte sich gerade vor mich hin. Seine Augen brannten, und seine Lippen bebten.

      »Mr. Burton«, sagte er, »zeigt mir Eure Uhr!«

      Ich erfüllte ihm diesen Wunsch.

      »Nur noch zwei Minuten; dann ist die Viertelstunde zu Ende!« nickte er. »Ihr seht, ich gehe auf die Zeitportionen, die Ihr uns zuteilt, ein. Ich mache es genauso kurz, wie Ihr es wollt. Die Folgen aber kommen dann nicht über uns, sondern über Euch und Euer Gewissen! ja, wir heißen Sander, und unser Vater war der, den Ihr kennt. Verkauft Ihr uns den Winnetou?«

      »Nein!«

      »Fertig mit dem Schriftsteller! Die Zeit ist vorüber, genau bis auf die Sekunde. Nun fünfzehn weitere Minuten für den Westmann! Ich frage Euch: Was haben wir Euch dafür zu zahlen, daß Ihr uns Beide nach dem Nugget-tsil und nach dem ,Dunkeln Wasser‘ führt?«

      »Ich tue das überhaupt nicht; ich bin kein Fremdenführer.«

      »Aber wenn man es gut, sehr gut bezahlt?«

      »Auch dann nicht. Ich brauche kein Geld. Ich tue niemals etwas für Geld.«

      »Auch für die höchsten Summen nicht?«

      »Nein!«

      Da fragte Sebulon seinen Bruder.

      »Soll ich? Darf ich?«

      Nun nickte dieser, und Sebulon fuhr, zu mir gewendet, fort:

      »Ihr werdet es dennoch tun, wenn auch nicht für Geld; darauf könnt ihr Euch verlassen! Kennt Ihr die Sioux?«

      »Ja.«

      »Und

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