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Die Grump-Affäre. Robert Wagner
Читать онлайн.Название Die Grump-Affäre
Год выпуска 0
isbn 9783991312611
Автор произведения Robert Wagner
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er allein mit seiner Frau und seinem Sohn, das letzte Mal, für immer.
Die Identifizierung der beiden Toten war das Schlimmste, was John jemals erlebt hatte. Man hatte ihm zwar nur die Gesichter gezeigt und nur für einen kurzen Augenblick, der allerdings hatte genügt, um sich zu übergeben. Die starren Augen und der halb geöffnete Mund von Felix waren seither in sein Gedächtnis eingebrannt.
John zog seine Jacke an und fuhr zum Marble Cemetery, hier wurden seit langer Zeit alle Brockmanns bestattet. Er hatte eine Trauerrede vorbereitet, verbunden mit zwei Versprechen. Er wollte, wenn die Zeit gekommen war, neben ihnen liegen, und er gab das Versprechen, die Leute zur Rechenschaft zu ziehen, die zwei Leben auf so furchtbare Art genommen hatten.
Als John aus dem Taxi ausstieg, begann es leicht zu regen. „Auch der Himmel weint“, dachte sich John und ging zu den Gräbern, wo der Bestatter bereits auf ihn wartete.
Marco war erneut zu Nachforschungen bei seinen alten Freunden unterwegs, um mehr über die Hintermänner in Erfahrung zu bringen und vielleicht doch etwas über den unbekannten Italiener herauszufinden.
John hatte in der Zwischenzeit im Büro angerufen. Seine Assistentin Katie Lopez war voller Mitgefühl und Mitleid, als sie das Gespräch entgegennahm. Sie ließ ihm von seinem Chef ausrichten, er solle zuerst einmal freinehmen, um seine Angelegenheiten zu regeln. Niemand würde erwarten, dass er in den nächsten zwei Wochen im Büro vorbeischaue. Sein Abteilungsleiter für Nutzer mit Prominentenstatus könne die schwierigen Accounts so lange übernehmen.
Ja, es war kein guter Zeitpunkt, die Amtseinführung des Präsidenten war aktuell der News Hotspot, aber jeder hatte Verständnis.
Eine weitere Schlagzeile in der New Yorker Presse war eine mysteriöse Explosion. Die Nähe zu dem bekannten Gebäude des möglichen zukünftigen Präsidenten, dessen Namen es trug, wurden als schlechtes Omen für die Präsidentschaft gewertet. Viele Anwohner der Straße hatten ihre Häuser verkauft, entweder weil sie plötzlich Angst vor Gasleitungen hatten oder weil ihnen gute Angebote gemacht wurden. In den Zeitungen wurde über ein weiteres Großprojekt spekuliert.
John stand auf und packte seine Sachen, er wollte zum Grundbuchamt gehen und herausfinden, wer jetzt als Eigentümer für sein Grundstück eingetragen war. Vielleicht war das eine Spur, der man folgen konnte.
Die Dame im grauen Zweiteiler hinter dem Tresen schaute über die Ränder ihrer Brille, als John an der Reihe war.
„Hallo, ich hätte gern Einsicht in das Grundbuch von Manhattan, Baker Street 13. Wer ist als Eigentümer eingetragen?“, fragte John im süßesten Tonfall, zu dem er angesichts seiner aktuellen Lage im Stande war.
„Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht einfach so sagen, junger Mann. Nur berechtigte Personen dürfen Einblick nehmen“, antwortete die Dame.
„Sehen Sie hier, ich bin dort wohnhaft.“ John zeigte seinen Ausweis. „Und ich bin der eigentliche Eigentümer.“
Die Dame schaute kurz auf. „Das ist eine ungewöhnliche Anfrage, Mr. Brockmann. Wenn Sie selbst der Eigentümer sind, was erwarten Sie, wer im Grundbuch eingetragen ist? Mickey Mouse?“
Mit einem Mal musste die Dame herzhaft lachen, was im völligen Kontrast zu der Umgebung, ihrem Outfit und vor allem zu ihren Gesichtszügen stand. John wusste erst einmal gar nicht, wie er reagieren sollte. Da ihm nichts Besseres einfiel, stimmte er in ihr Gelächter ein. Das zeigte Wirkung. Die Dame bewegte die Maus ihres Rechners und fing an zu klicken. Der Drucker hinter ihr begann zu rattern, und mit einem Schwung, den man ihr nicht zugetraut hätte, reichte sie John ein Blatt Papier mit den Eintragungen der Baker Street Nummer 13 der letzten Jahre.
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte die Dame sichtlich immer noch amüsiert. John sah sie lächelnd an. „Danke nein, Sie haben mir sehr weitergeholfen!“ Er strahlte, drehte sich um und verließ das Gebäude.
Er blieb auf dem Fußweg stehen und nahm das Papier in die Hand, das er nur flüchtig beim Rausgehen in seine Jackentasche gestopft hatte.
„Bridgewater and Partner“ stand in der Zeile für den aktuellen Eigentümer, Brooklyn Tillary Street. Eingetragen gestern. Als Verweis ein Dokument mit dem Titel „Kaufvertrag Brockmann/Bridgewater“.
John sprang auf die Straße und hielt wild gestikulierend das erstbeste Taxi an.
„Tillary Street, Ecke Jay Street!“
Der Taxifahrer sagte kein Wort, legte den Gang ein, und sie fuhren über die Brooklyn Bridge direkt nach Downtown Brooklyn.
Als das Taxi anhielt, sah John lediglich ein älteres Geschäftsgebäude mit einem Supermarkt, einem Laden für Hobbybedarf und einen Friseursalon. Dazwischen versteckte sich ein kleiner Eingang mit einigen Klingeln für Wohnungen im Hinterhaus und zwei kleinen Messingtafeln, die alt und schon leicht verfärbt aussahen.
Auf der Obersten stand „Bridgewater and Partner Inc.“
John versuchte die Tür zu öffnen, konnte den Knauf aber nicht drehen. Er drückte auf eine Klingel, an der „Miller“ stand, und hörte kurz darauf ein Summen. Die Tür sprang auf. Durch einen schmalen Gang kam man in ein enges Treppenhaus. Die Treppe teilte sich, und man musste sich entscheiden, welchen Gang man weitergehen wollte. Links hörte John ein „Hallo?“. Das musste Familie Miller sein, also entschied sich John für den rechten Treppenaufgang. Es gab keine Fenster, nur diffuses Licht, einen Schalter konnte er nicht finden. Das alles sah nicht nach einer Firma aus, die mal eben so eine Million Dollar für ein Grundstück hinblättern konnte.
Egal, er stieg bis ganz nach oben. Ein wenig außer Atem stand er vor einer dieser typischen Büroeingangstüren mit Fensterscheibe und der Firmenaufschrift ins Glas geätzt.
Eine Klingel gab es nicht, daher klopfte John an. Nachdem niemand öffnete, rüttelte er an der Tür, als plötzlich ein älterer Mann mit abgetragenem Anzug vor ihm stand.
„Sì, che cosa vuole?“
Völlig überrascht, zum einen, weil die Tür so plötzlich aufging, und zum anderen, weil er auf Italienisch angesprochen wurde, antwortete John:
„Ähm, ja, sorry, ich suche den Inhaber der Firma Bridgewater.“
Der Mann sah ihn von oben bis unten an und sagte: „Sono il proprietario della compagnia. Come la posso aiutare?“
John verstand kein Wort, glaubte aber, einen unfreundlichen Unterton herauszuhören. „Okay. Danke, es scheint sich um ein Versehen zu handeln. Ich habe mich wohl einfach in der Adresse geirrt.“
John drehte auf dem Absatz um und ging zügigen Schrittes die Treppe hinunter. Er hörte er noch, wie ihm jemand hinterherrief:
„Blöde Amerikaner, verstehen nicht mal eine zivilisierte Sprache!“
„Mist! Scheiße! Ich Idiot“, dachte John. Ein wenig mehr Recherche vorher, und mir wäre diese Peinlichkeit erspart geblieben. Er hoffte inständig, dass dieser Typ nicht irgendwen anrief, um Alarm zu schlagen, weil sich Fremde plötzlich für diese bedeutungslose Firma interessierten.
Er sprang in das nächste freie Taxi und fuhr zurück zu Marcos Haus.
Es brannte Licht in der Küche. Von außen konnte man sehen, dass Marco mit einem weiteren Mann am Küchentisch saß und gestikulierte.
Als John klingelte, sprang Marco sofort auf und lächelte John erleichtert an, als er öffnete.
„Mann, ich dachte schon, die Bullen haben dich einkassiert oder Schlimmeres.“
„Nein, das nicht, aber ich habe interessante Neuigkeiten, und danke der Nachfrage, die Beerdigung war würdevoll.“
Marco und John gingen in die Küche, und Marco stellte den anderen Mann vor.
„Das ist Toni.