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      Sei still ich muss mich konzentrieren.

      Das Kerzenlicht flackert auf dem dürren Gesicht.

      Antichrist, Luzifer, gefallen und verbannt aus dem Paradies, erhöre mich, dein treuer Diener …

      In diesem Moment knallt es und eine Wolke aus Licht verbirgt für einen Augenblick den Beschworenen und Vinzenz. Erschrocken weichen die Teenager zurück, wobei die Gothprinzessin fast über einen Grabstein fällt. Vinzenz Beine sind zu schwach, um ihn zu tragen, er fällt auf die Knie und übergibt sich auf den Kiesweg. Luzifer wischt sich das restliche Licht von der Schulter.

      Ich bin Satan, in den Staub ihr Sünder.

      Die vier Kinder der Nacht befolgen seinem Befehl und knien sich sofort auf den Boden.

      Ich habe euch etwas mitgebracht. Es ist ein Exorzist.

      Vinzenz atmet schwer, Luzifers Art zu reisen bekommt einem Menschen nicht sonderlich. Sein Körper zuckt in Panik. Verstört meldet sich der Rädelsführer.

      Und was sollen wir mit ihm machen?

      Ihr sollt ihm erklären, was falsch ist am Exorzismus.

      Verwundert sehen sich die vier Erhörten an. Die Gothprinzessin beginnt.

      Ich, ich, ich hab keine Ahnung. Vielleicht wegen den Epileptikern?

      Luzifer wendet seinen Blick zu einem unserer bisher stillen Anwesenden.

      Er ist stumm, mein Fürst.

      Ich weiß, aber wenn er die Antwort hat, darf er sie aussprechen.

      Überfordert prallen die Gedanken des Stummen an seine Schädeldecke, er strengt sich an, aber findet keine gute Antwort auf die Frage des Höllenfürsten. Luzifer wendet sich zu dem anderen Schweigsamen.

      Und du? Bist du auch stumm?

      Scheu beginnt der Seelenträger.

      Ein Dämon ist ein gefallener Engel. Auch wenn er Gott nicht mehr folgt, so will er nichts Böses für den Menschen. Das Böse sagt und tut der Mensch. Der Dämon will ihn hindern. Ihr müsst den Menschen heilen, dann wird der gefallene Engel von alleine gehen. Wer den Dämon vertreibt, vertreibt auch das Böse, aber es zieht weiter und nimmt sich einen anderen Menschen. Es ist der falsche Weg.

      Luzifer senkt seinem Blick zum Exorzisten.

      Hast du gehört, Vinzenz? Das war eine verdammt gute Antwort. Zur Belohnung darf der Seelenträger mir eine Frage stellen.

      Er dreht wieder zu dem Halbstarken.

      Krass, Boah. Ich muss kurz überlegen.

      Ob es einen Gott gibt, hat sich für den Satanisten, nun deutlich geklärt, darum stellt er die zweite Frage die ihm in den Kopf kommt.

      Wie ist das so der Teufel zu sein?

      Meistens ist es geil, sehr geil sogar, aber wenn ihr solche Dinge tut wie die Inquisition, den Holocaust oder die Sklaverei, kommt in mir immer wieder dieselbe Frage auf. Warum erlaubt Gott euch eine eigene Meinung, wenn er dieses Privileg seinen Engeln verwehrt?

      Luzifer streicht sich durch sein Haar.

      Vinnie, wir müssen los. Keine Panik, beim zweiten Mal ist es nicht mehr so schlimm.

      Der stumme Satansanbeter öffnet seinen Mund.

      Machen Sie 's gut.

      Du auch.

      Mit offenem Mund starren die jungen Seelenträger auf ihren Freund, der zum ersten Mal in ihrer Gegenwart ein Wort gesprochen hat. Luzifer wirft einen letzten Blick in die Runde.

      War nett euch kennen zu lernen.

      Vinzenz steht wieder im Zimmer der Besessenen. Ihre Mutter kniet, vor Glück weinend, auf dem Bett und umarmt ihre befreite Tochter. Nepomuk dreht sich zu seinem Schüler.

      Gut gemacht, Bruder Rocco.

      _KAPITEL 9

      _Wohnküche // Heute Nacht

      E

      in Schritt reicht aus und Samson steht hinter den zwei Exorzisten. Verängstigt drehen sich Vinzenz Augen zur Seite, sein Hals folgt ihnen zögernd. Sein scheuer Blick prallt gegen Samsons Brustkorb. Aus zwei Meter zwanzig Höhe, sehen zwei ausgestochene Augen auf das schwitzende Antlitz des Geistlichen. Die grauen kräftigen Haare des Riesen reichen bis zu seinen Handgelenken. Eine, fast surreal, tiefe Stimme schallt aus der, Fleisch gewordenen, Wand.

      Ich bitte sie höflichst sich auf den Boden zu knien. Es ist der Situation angemessen.

      Ohne jede Eile legt Samson seine Hand auf Vinzenz kalte Schulter. In einer Bewegung drückt er den Priester, sanft doch bestimmend, in die gewünschte Position. Nepomuks Blick verharrt starr auf Johannes, der sein frisch gezapftes Getränk zum Toast erhebt. Wie eine Person folgt der ganze Raum seinem Beispiel und streckt Flaschen und Gläser in die Luft.

      Auf alles was Engel und Dämonen mit all ihrem Wesen beschützen, auf alles Schöne!

      Jedes Glas im Raum leert sich. Der Dämon Abaddon leert seine Tasse in einem Zug.

      Wir verhandeln nicht bevor der Sünder Respekt zeigt.

      Die Stimme des Dämons ist geduldig. Nepomuks Stimme bebt.

      Ihr feiert und betrinkt euch, obwohl uns allen die Sklaverei droht und dass unter einer Macht, vor der selbst euer selbsternannter Fürst zittert. Warum sollte ich also Respekt vor euch haben, geschweige denn ihn zeigen? Brennen, eines Tages werdet ihr alle brennen, in Ewigkeit und Gott wird sich daran erfreuen!

      Johannes füllt sein Glas erneut.

      Da wäre ich mir gar nicht mal so sicher, auf wie vielen Gemälden haben eure Maler mir einen Heiligenschein verpasst? Beim ersten Mal hab ich mich echt nicht mehr ein bekommen, aber egal. Die Sache ist, der Mensch ist Gut und Böse. Wir sind das nicht und im Gegensatz zu euch, erfüllen wir nur unsere Aufgabe. Wir haben jedoch Bedingungen und die Erste lautet, die Exorzisten werden vor den Dämonen knien.

      Ich verneige mich nicht vor dir oder irgendeinem anderen Verdammten. Bringen wir es hinter uns, Dämon, ich habe so viele von euch zurück in die Hölle geschickt, was zählt da ein Exorzist? Vinzenz, es reicht, steh wieder auf!

      Wütende Abscheu klingt in den Worten des alten Mannes. Vinzenz Gedanken zittern, Samsons Berührung hat Runen auf seiner Priesterkutte hinterlassen, die wie Spinnen auf ihm umher krabbeln. Als sich die gesamte Hand der Hexe auf Vinzenz Schulter legt, fliehen die Runen vor ihrer Berührung. Der kniende Priester erschreckt sich, doch es passiert nichts. Die zarte Hand fährt, auf den Fingernägeln, seinen Nacken hoch, hinauf bis zum Hinterkopf. Als Mergas sanfte Stimme erklingt, verscheucht sie auch die restlichen Runen, in die dunklen Ecken des Raumes.

      Vinzenz, dein Meister ist ein böser alter Mann. Und wenn du nicht so enden willst wie er, bleibst du lieber wo du bist.

      Für seine und Dämonenaugen steigt plötzlich Rauch aus den Fingerspitzen des Predigers. Schwarze krampfende Adern ziehen sich von seiner Schultern bis zu den Händen. Er verliert kurz die Sehkraft auf seinem linken Auge. Aus Panik vor einer weiteren schmerzvollen Nach-Toderfahrung folgt Vinzenz Mergas Rat, worauf der Rauch sich sofort auflöst und die Adern sich zurückziehen. Nun legt der Hüne seine Hand auf Nepomuks Schulter. Johannes zieht an seinem Blunt, seine Stimme füllt sich mit Rauch.

      Keine Bange Sam, der Exorzist wird sich hinknien.

      Plötzlich beginnt die Türklingel zu randalieren, bis sie zu einem endlosen Ton versteinert.

      Wenn man vom Teufel spricht. Macht mal einer auf?!

      _KAPITEL 10

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