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als Vater wieder mit Mutter in die Wohnung gegangen war, lief ich zu unserer Schaukel. Sie stand hinten auf dem Hof. Mein Freund Rudi Münchow war in der Zwischenzeit zu uns gekommen. Er wohnte auch in der Blücherstraße, aber in dem Haus Nr. 7, in dem wir früher wohnten.

      Rudi war mein liebster Spielgefährte. Er kümmerte sich viel um mich, war er doch auch schon fünf Jahre älter als ich. Er hatte dunkle Locken auf dem Kopf. Wenn ich schaukeln wollte, schubste er mich unermüdlich gern und doll an. Wenn ich dann ängstlich rief:

      „Mini fällt, Mini fällt!", dann beruhigte er mich gleich wieder und nahm mich anschließend in seine Arme. Er versprach mir damals, dass er mich später heiraten wollte. Darauf war ich ganz stolz.

      Als wir nach dem Turnen alle zu ihm gehen wollten, stand ein großer Lastkraftwagen mit Anhänger vor dem Haus Nr. 7. Das reizte uns, dort hinaufzuklettern. Meine großen Geschwister waren mit Rudi zuerst oben. Auch ich schaffte es. Plötzlich kam aber der Fahrer aus dem Haus und befahl uns, sofort wieder von dem Wagen zu klettern. Das ging ihm nicht so schnell, wie er es gehofft hatte. Mein Bruder Hermann befand sich noch oben, als er den Wagen startete und fahren wollte. Sofort war ich vorne beim Führerhaus und rief ganz jämmerlich:

      „Du darfst nicht wegfahren. Mein Bruder Hermann ist noch oben!"

      Daraufhin wartete er, bis auch Hermann endlich unten war.

      Als ich später mal wieder von der Schaukel in die Wohnung gehen wollte, schaute ich neugierig rechts durch ein Fenster, das offen stand. In dem Raum dahinter stand eine Frau und wischte sich die Tränen ab.

      Ich fragte sie: „Warum weinst du denn?"

      Da zeigte sie mir die vielen Zwiebeln, die sie schon geschält und geschnitten hatte und die anderen, die sie noch schälen und schneiden sollte.

      „Dabei wirst du später, wenn du mal groß bist und Zubereiten des Essens Zwiebeln schälen musst, auch weinen", sagte sie zu mir.

      Und damit hatte sie auch vollkommen die Wahrheit gesprochen. Heute muss ich beim Schälen meiner Zwiebeln doch noch hin und wieder an sie denken.

      Vom Hof aus konnten wir in unseren Keller kommen. Hier waren ein paar Hühner untergebracht worden, die uns schöne frische Eier legten.

      Als Haustier besaßen wir in den ersten Jahren noch Mutters Lieblingstier: Schnippi, einen Kurzhaardackel. Weil wir aber so viele Geschwister geworden waren, mussten ihn meine Eltern zu einem älteren Ehepaar in gute Hände abgeben. Dort ist er leider später an der Zuckerkrankheit eingegangen, was meine Mutter und uns sehr traurig machte.

      Hin und wieder durfte ich vormittags auch allein zu meinem Vater in das Rathaus gehen. Er saß in einem großen Bürozimmer, in dem noch mehr Tische und Stühle vorhanden waren. Er freute sich immer, wenn ich dort bei ihm auftauchte. Dann brachte er mir viel Papier und Buntstifte und setzte mich an einen freien Tisch. Mit Begeisterung malte ich dort die Blätter voll. Einige Bögen davon mit dem Datum darauf besitze ich noch heute.

      Dort beschäftigte er mich so lange, bis er mittags oder abends nach Hause gehen konnte. War das schön!

      Und an einem Nachmittag ging Mutter nicht zu Oma und Opa Lu, sondern in das Schwimmbad in der Ihna. Es war draußen so herrlich warm, dass mir Mutter mein Lieblingskleidchen anzog. Es war ein gelbes Hängerchen mit Puffärmeln, einem weißen Krägelchen und vielen kleinen bunten Kullern auf dem gelben Stoff.

      Es muss Sonntag gewesen sein; denn Vater kam mit uns mit. Weil ich noch nicht schwimmen konnte, durfte ich nur dort in das Wasser gehen, wo es sehr flach war. Mutter passte sehr gut auf. Aber wie sehr staunte ich, als ich die großen Männer und Frauen so frei im Wasser schwimmen sah. Das wollte ich später auch unbedingt lernen, nahm ich mir vor.

      In diesem Sommer bekam ich Masern und musste das Bett hüten. Draußen schien die Sonne. In der Stube war es sehr warm. Mutter hatte die Gardinen vor die Fenster gezogen, weil mir die Helligkeit in den Augen schmerzte. Mutter stellte mir ein kleines Betttischchen über das Oberbett, stützte mit einem Kissen meinen Rücken ab und gab mir herrlich gezuckerte Erdbeeren. Danach legte sie mir Papier und Buntstifte hin. Bei dieser Beschäftigung vergaß ich alles um mich herum, bis ich müde wurde und zum Schlafen hingelegt wurde.

      Als ich wieder gesund war, gingen Vater und Mutter mit uns sonnabends und sonntags gern in unseren Garten. Dazu mussten wir wieder bis zum Eisturm, an ihm rechts unter den hohen Bäumen des Blücherplatzes quer zur Jungfernbrücke über die Ihna gehen. Anstatt links den Weidensteig zu nehmen, gingen wir geradeaus quer über den Bismarckplatz zur Wiekstraße. Hier hinten befand sich unser Grundstück, wo Vater später ein Haus für uns bauen wollte. Bis jetzt hatte er das Grundstück vorne mit Blumen und Gemüse und dahinter mit vielen Obstbäumen bepflanzt.

      Heute zeigte er uns die neue Gartenlaube, die er gebaut hatte. In ihrem Innern befanden sich rundherum Bänke. In der Mitte stand ein Tisch, von dem wir aßen. Meine Lieblingsblumen waren die weißen Phloxstauden mit dem roten Punkt in jeder Blütenmitte. Und während ich mich gerade an einer Blütendolde erfreute, kam eine für meine Verhältnisse große Heuschrecke auf meinen Fuß gesprungen und biss mich. Mit lautem Wehklagen suchte ich Hilfe und Schutz bei Vater und Mutter. Seitdem habe ich um diese Tierchen immer einen großen Bogen gemacht.

      An diesem Tag war Oma Blücher auch zu uns in den Garten gekommen. Sie war eine resolute alte Dame und fing einen Maulwurf, der in unserem Garten seinen Maulwurfshügel aufgeworfen hatte. Kurz entschlossen tötete sie ihn und befestigte ihn auf einer Stange, die sie in dem Garten aufstellte.

      „Warum machst du das denn, Oma?" fragte ich sie.

      Sie antwortete mir mit felsenfester Überzeugung: „Wenn andere Maulwürfe diesen toten Maulwurf sehen und merken, dass er nicht mehr lebt, dann kommt keiner mehr in unseren Garten, um ihn umzuwühlen."

      Und dann nach einer kleinen Pause erzählte sie mir: "Früher habe ich alle gefangenen Maulwürfe auch noch abgezogen und die kleinen Felle gegerbt. Zum Trocknen heftete ich sie an die innere Kellertür. Daraus ließ ich mir dann eine Pelzjacke anfertigen."

      Das imponierte mir sehr.

      Gegen Abend gingen wir wieder langsam nach Hause. Nach dem Abendessen und vor dem Abendgebet sangen wir noch mit Vater und Mutter dieses Lied:

      Weißt du, wie viel Sternlein stehen

      an dem blauen Himmelszelt?

      Weißt Du, wie viel Wölkchen ziehen

      weit hinüber alle Welt.

      Gott, der Herr, hat sie gezählet,

      dass ihm auch nicht eines fehlet

      an der ganzen großen Zahl,

      an der ganzen großen Zahl.

      Weißt Du, wie viel Mücklein spielen

      in der heißen Sonnenglut?

      Wie viel Fischlein auch sich kühlen

      in der hellen Wasserflut?

      Gott, der Herr, rief sie mit Namen,

      dass sie alle ins Leben kamen,

      dass sie nun so fröhlich sind,

      dass sie nun so fröhlich sind.

      Weißt Du, wie viel Kinder frühe

      stehen aus ihrem Bettlein auf?

      Dass sie ohne Sorg und Mühe

      fröhlich sind im Tageslauf?

      Gott im Himmel hat an allen

      seine Lust und Wohlgefallen,

      kennt auch dich und hat dich lieb,

      kennt auch dich und hat dich lieb.

      Bald waren wir in einen tiefen und gesunden Schlaf gefallen.

      Das Haus Blücherstraße 12A beherbergte noch mehr Familien. Über uns wohnte der Studienrat Krockow, darüber der Staatsanwalt Weiß und ganz oben Frau Puttlich. Uns gegenüber in der Blücherstraße wohnte eine sehr dicke Frau. Sie hieß Frau

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