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Buch “101 Nachkriegsnächte” eine Rahmengeschichte, die absichtlich verstören soll, denn nur durch Störung kommt Entwicklung zustande. Die erste von ihnen ist weitgehend, die beiden folgenden teilweise fiktiv. Der Kernteil des Buches ist einerseits wieder autobiografisch und geht andererseits in Bereiche der Naturphilosophie und Kultur,- zwei Begriffe, die es in Ostasien in dieser Form gar nicht gibt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Sex ist nicht das Hauptthema.

      Nicht Casanova

      Das Paradies auf Erden? Gibt es das wirklich? Oh ja,- mann muss nur an der richtigen Stelle eine Eintrittskarte lösen. Kann das nicht ganz einfach sein, oder? Aber alle Zwei­fel zurückgestellt,- wo könnte es das denn geben?

      Es gibt in Europa nicht wenige Menschen, die meinen, dass die italienische Toskana diejenige “geheime” Landschaft ist, die dieses Prädikat am ehesten verdient. Aber was ist denn dort so paradiesisch? Pinien und Zypressen in unvergesslichen langen Reihen auf geschwungenen Hügel­ketten, malerische kleine Städtchen hoch oben auf Bergkuppen, ein ewig blauer Himmel, der perfekt zu den sanften Pastelltönen der Landschaft passt? Schöne Menschen, die in voller Harmonie zu dieser Landschaft leben? Sind das nicht bürger­liche Illusionen?

      Oh Wanderer, kommst du nach Aventurina, so tritt auf die Bremse! Die große Durch­gangsstraße dort schaut zwar absolut nicht paradiesisch aus, ist laut, vom Verkehr über­lastet, auch nicht gerade schön. Aber der Name des Ortes sollte dich hellhörig machen. Hat er nicht mit aventura, mit Abenteuer zu tun? Doch wahrscheinlich wirst du mit der Schulter zucken und dich fragen, wo denn auf dieser Lastwagenpiste Pinien oder Zypressen, malerische Bergkuppen oder schöne Pastelltöne zu sehen sind. Nichts als gehetzte Berufstätige, bürgerliche Realität.

      Die beiden exotisch aussehenden Frauen in ihrem kleinen Auto mit offenen Verdeck wussten genau, an welcher Stelle frau zu der Therme abbiegen muss. Weil der Blinker seinen Geist aufgegeben hatte, streckte die Fahrerin kichernd den Arm aus dem offenen Fenster und reihte sich auf der Abbiegespur ein. Der heftige Berufsverkehr am einsetzenden Abend brachte sie nicht aus der Ruhe. Wenige Minuten später stiegen sie auf dem staubigen Parkplatz bei der Therme aus ihrem bescheidenen Gefährt, angelten sich große Handtücher vom Rücksitz, warfen sie sich über die Schultern und begaben sich zur Kasse. Nur wenige Leute kamen um diese Tageszeit hierher.

      Recht verschieden schauten sie aus, im Alter wohl beide um die Dreißig, aber nicht genau einschätzbar. Ein erfahrener Asienreisender hätte gewiss sofort gesehen, dass am Steuer eine Thailänderin saß und ihre Freundin eine Balinesin war. Die kleine Thailänderin trug einen fast elegant wirkenden Minirock aus Jeansstoff und ein enges kurzes tief sitzendes Hemdchen. Was sie im Wunder-Bra zu bieten hatte, ließ sich so voll in Augenschein nehmen. Die etwas größere Balinesin stand ihr in Schönheit nicht nach. Doch sie war völlig anders gekleidet, eher europäisch mit einem „kleinen Schwarzen“, einem eng anliegenden Abendkleidchen aus Synthetik-Stoff. Zusammen boten die beiden einen hinreißenden Kontrast, ohne jedoch in dieser italienischen Umgebung unangenehm aufzufallen. Ein akzent-behaftetes, aber charmant klingendes Englisch sprachen sie miteinander.

      „Hast du genug Geld für die Eintrittskarten?“, fragte die Thailänderin ihre Freundin.

      „Natürlich nicht“, gluckste diese, verdrehte ihre malaysischen Augen wie ein Schalk und zog gleichzeitig einen Geldschein aus dem Portemonnaie.

      „Ich habe aber wirklich kein Geld dabei, habe gestern alles meiner Familie geschickt. Aber der Typ muss ja zahlen. Kannst du hier für mich auslegen?“

      „Weißt du, ich bewundere, wie du das immer tust,- so viel Geld denen schicken. Ich bin da etwas egoistischer. Du siehst ja, dass ich für das Kleid einiges ausgegeben habe, und morgen ist es vielleicht hinüber.“ Beide lachten laut los. Sie wussten genau, dass keiner von den Umstehenden verstand, was sie wirklich meinte. Das lag gewiss nicht an man­geln­den Englischkenntnissen.

      Kaum hatten sie den Kasseneingang passiert, lag wirklich ein nicht einmal ganz kleines Paradies vor ihnen. Ein nur ungefähr rundes, von Natursteinen umgebenes Wasserbecken von ansehnlicher Größe grenzte hinten an eine kleine Felswand, aus der ein dampfender Quellbach sprudelte. Die beiden Frauen interessierten sich nicht für das Schild, welches besagte, dass diese Therme bereits vor 2000 Jahren von lebenslustigen Römern frequentiert wurde. Offensichtlich mit dem Ort vertraut, prüften sie, ob das Wasser im Becken genauso warm wie beim letzten Mal war. Doch die im rötlichen Abendlicht romantische Felsenkulisse und der plätschernde Wasserzufluss im Hintergrund nahmen sie auch diesmal gefangen, so dass sie im ersten Moment ihren Bekannten Igor gar nicht bemerkten, der an einem Tisch am vorderen Beckenrand bereits auf sie wartete. Das Zwitschern von Vögeln schien sich dem rhythmischen Geplätscher anzupassen, der entspannende Anblick und die Töne fügten sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

      „Hallo Enni, was gibt es Neues in Thailand?“ ließ Igor sich aus dem Hintergrund vernehmen. Als würde er keine Antwort erwarten, fügte er hinzu: „Du siehst wieder so schön aus.“ Er legte seinen Arm um sie, was ihr offensichtlich ebenso wie dieses Kompliment gefiel.

      „Na, nimmst du mich auch noch zur Kenntnis?“, frotzelte nun Anjali ein wenig unsicher, schien aber nicht eifersüchtig zu sein, dass er sich zuerst ihrer Freundin zugewandt hatte. Doch ihre größere Zurückhaltung ließ sich nicht übersehen.

      „Ihr wisst doch, dass ich euch alle beide mag“, flüsterte Igor fast, als er sich kritisch angeschaut fühlte. Die beiden Frauen kannten sein Alter nicht, hielten ihn für etwa doppelt so „jung“ wie sie selber, denn sein kurz geschorenes Haar und seine gebräunte Haut machten eine Schätzung schwierig. Nicht nur älter, auch einen Kopf größer als sie war er. Doch er fühlte, dass sie ihn trotzdem mochten, und das gab ihm vielleicht Sicherheit.

      Sie setzten sich zu ihm an seinen Tisch und wurden sogleich mit Cocktails verwöhnt, die sie ohne Zweifel gerne mochten. Die Stimmung wurde schnell noch lockerer als am Anfang. Neues aus Thailand war nicht zu erfahren, und aus Bali ebenso wenig. Kleine Anzüglichkeiten kamen ihnen dafür umso leichter über die Lippen. Und keiner hatte etwas dagegen, als diese nach etwas Alkohol erheblich saftiger wurden. Doch es wurde nicht viel nachbestellt. Ganz klar hatten alle Drei etwas ganz anderes im Sinn.

      Enni platzte als erste damit heraus: „Ich möchte jetzt baden!“ Dazu reckte sie sich so sinnlich, dass kaum Widerspruch kommen konnte.

      „Ihr habt mal wieder kein Badezeug dabei“, grinste Igor.

      „Das macht doch ohne Badezeug viel mehr Spaß. Das weißt du doch ganz genau“. Sie legte ihre Uhr ab, stellte die Sandalen unter ihren Stuhl, und gluckste zu Anjali: „Du passt hier schön auf alle Sachen auf.“ Man merkte, mit wie viel Spaß sie an den Beckenrand ging, sich genüsslich streckte, langsam mit den Händen über ihre Kleidung strich und dann kopfüber hinein sprang.

      Kaum war sie im Wasser verschwunden, fühlte er, wie sich Anjalis Blick veränderte. Da gab es keinen Zweifel, wie gern sie mit ihm baden würde. Igor gefiel das. Er erwiderte ihre Blicke gern, zog sich gleichzeitig aber seine Jeans und sein Oberhemd aus und sprang ebenfalls ins Wasser.

      Wenige Minuten später lag am hinteren Rand des großen Beckens Enni in seinen Armen. Hier konnte man von ihnen nicht viel sehen, vollends nicht die wilde Erregung, die beide nun packte. Die Slips auszuziehen war für beide kein Problem. Ganz fest packte er sie unter ihrem kleinem Rock und führte sie voller Sinnlichkeit an sich heran. Sie machte keinen Hehl daraus, wie gern sie es hatte, als er immer tiefer in sie eindrang.

      Als sie triefend nass zum Tisch zurück kamen, schien es, als ob Anjali eingeschlafen war. Doch ein kleines Blinzeln ihrer Augen machte schnell klar, dass sie die Situation zumindest vage beobachtet hatte. Enni beugte sich zu ihr, nahm sie liebevoll in die Arme und hatte gleichzeitig vollen Spaß daran, wie nass nun auch ihre Freundin in dem schönen Kleid war. Lachend ging sie um den Stuhl herum, beugte sich nun von hinten über ihren Rücken und sorgte dafür, dass auch hier nur wenig trocken blieb. Ihr lautes Gelächter erzeugte einige Aufmerksamkeit an den Nachbartischen, doch es schien, als ob hier im wesentlichen alle mit sich selbst beschäftigt waren. Und wenn nicht mit sich selbst, dann mit der Speisekarte. Inzwischen war die

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