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dieser unterdrückten Völker zu bekommen.

      Die wirklich kriminelle Unterdrückung und sogar Ausrottung der ursprünglichen dortigen Völker wird heutzutage meist nicht mehr praktiziert. Aber,- und dieses Wort “aber” müsste man an dieser Stelle tausendfach wiederholen,- das heißt natürlich nicht, dass die Nachkommen der Überlebenden der damaligen grausamen Pogrome heute kein Recht auf Rückerstattung hätten. Das ist natürlich nicht das Problem von dorthin reisenden Besuchern von anderen Kontinenten, doch andererseits gibt es auch kein internationales Gesetz, das diesen verbietet, das Maul aufzureißen.

      Am eklatantesten scheinen diese Fragen in Brasilien zu sein. Einerseits ist dieses Land ein unglaublicher Schmelztiegel und damit wohl dasjenige, welches am besten die Integration der verschiedenen Bevölkerungsteile bewerkstelligt. Andererseits wird aber auch heute dort eben jene durchaus als krimi­nell zu bezeichnende Ausrottung von eingeborenen Völkern praktiziert, die in den Wäldern noch über­lebt haben. Solch ein de facto unkontrollierbares Land bietet natürlich einzelnen Menschen Nischen zur eigenen Entwicklung in einem anderswo ungekannten Maße, was manchen Leuten dann als Rechtfertigung für das von dem Land als Ganzem eingeschlagene Verhalten dient.

      Als Beispiel sei der deutsch-stämmige brasilianische Architekt Oscar Niemeyer genannt, der in nicht nur einer Hinsicht absolut ungewöhnlich gewesen ist. Im Alter von über hundert Jahren immer noch aktiv tätig hat er mit 99 Jahren noch einmal geheiratet, seine frühere Sekretärin, und keinen Hehl daraus gemacht, wie ihm immer noch die Frauen gefielen,- ein im Alten Kontinent nur schwer akzeptier­tes Verhalten. Andererseits verfocht er mit Vehemenz eine Architektur ohne gerade Linien und ohne rechte Winkel, und war damit sicher Vorreiter einer auf uns zukommenden Entwicklung, vor welcher man anderswo angesichts der angeb­lich so praktischen Fertigbauteile und einer mit Lego-Bausteinen groß gewordenen Architekten-Gene­ra­tion nur zu gerne die Augen verschließt. Es soll ja alles vor allem preisgünstig sein, vor allem wegen der asiatischen Konkurrenz.

      Mehr oder weniger völlig das tun zu können, was man möchte, ohne viel fragen oder gar noch vor Bürokraten einen Kotau machen zu müssen, das setzt im Grunde die Gesetzlosigkeit des Dschungel voraus. So hat Oscar Niemeyer auch die neue Hauptstadt seines Landes Brasilia mitten im Dschungel gebaut. Der brasilianische Dschungel präsentiert sich als ein Regenwald von unglaublichen Dimensio­nen. Ein wenig mehr oder weniger davon, das schien zunächst nicht sehr wichtig, und nach indigenen Kulturen fragte zunächst kaum jemand.

      Braucht jede Kultur nicht Freiheit? Für daran interessierte Menschen, und ganz beson­ders, wenn sie von der Bürokratie die Nase voll haben, sollte in einem solchen Land eigentlich das Paradies lie­gen. Doch immer wieder vergaß man die Kultur an derartigen magischen Orten zugunsten zum Beispiel eines anderen, den sie Eldorado nannten. Woran war doch die Suche nach jenem Eldorado in Brasilien gescheitert? Ach ja, es ging nur um das Geld in seiner majestätischten Form, um das Gold.

      Kap. 4 Der Dschungel

      In anderen Teilen der Welt, wo die Dschungelgebiete räumlich begrenzter und daher fragiler sind, traf man auf eine völlig verschiedene Situation. In Asien hat sich mehr das entwickeln können, was wir traditionell als Kultur bezeichnen.

      Sich allein und ohne Rückfahrkarte, also mit einem One-Way-Ticket, wie das modern ausgedrückt heißt, in den asiatischen Dschungel zu wagen und da auch noch ein kulturelles Eldorado zu vermuten, da schüt­teln die meisten Leute im Westen schon bedenklich den Kopf. Manche zweifeln an der körper­lichen Tüchtigkeit des verrückten Reisenden, andere halten ihm vor, er solle sich doch besser um seine eigene Familie kümmern. Die eigene Position scheint kaum jemand unter diesen Fragenden in Frage zu stellen.

      Was jedoch den Dschungel betrifft, ist dieser wirklich so gefährlich? Welche Gefahren lauern dort eigent­lich? Werden solche Fragen gestellt? Der arme Reisende,- er gesteht offen ein, dass ein Motiv für sein Ausklinken aus der europäischen Wohlstandsgesellschaft eben auch seine Armut war,- wusste selber nicht so recht, ob solche Überlegungen die Gedanken der Freunde daheim beherrschen. Ob sie sich überhaupt überlegten, wie der Dschungel hier wohl aussieht?

      Eigenartigerweise begab sich der Reisende gar nicht in den aus Fernsehserien jedem Zuschauer bekannten Ein­heits-Dschun­gel, sondern verbrachte den meisten Teil seiner Zeit in einer Großstadt von der dreifachen Größe Berlins, wo er ja vorher schon eine Weile gewohnt hatte. Wie groß war ihm Berlin erschienen, als er mit einem Halbstarken-Mountainbike die Weiten dieser westöstlichen Stadt durchpflügte! Und in der asiatischen Metropole besaß er nicht einmal ein Fahrrad, mochte sich überhaupt nicht einmal in den zur lebenslänglich geschulten Gehirnstruktur antisymmetri­schen Verkehr wagen (volkstümlich Linksverkehr genannt). Wieso also all das Gerede vom Dschungel? So scheint Aufklärung über diesen Dschungel notwendig zu sein.

      Erste wichtige Erfahrung: Der Dschungel sieht nur von weitem einheitlich aus. Doch je näher man kommt, desto mehr unterscheidet sich eine Stelle von der anderen. An manchen Stellen wachsen Holzhütten, an anderen krabbelt man über riesige Müllhalden, dann plötzlich wachsen Wolkenkratzer aus dem Boden, die unversehens wieder in scheinbar nicht betrachtenswerte Slums übergehen. Und die Lebewesen? Äußerlich zwar anders, doch ihrer Art nach scheinbar ähnlich wie in europäischen Wäldern. Auch hier findet man in einem solchen riesigen Ameisenhaufen Arbeiter, Soldaten, Drohnen und hin und wieder eine wirklich schöne Amei­sen­königin, über deren Intelligenz aber meist nichts bekannt ist.

      Zweite Erfahrung: Der Dschungel war zu jener Zeit spannend und voller Überraschun­gen, aber manchmal wirklich durchaus gefährlich. Die Ameisen hatten für europäische Augen ganz ungewohnte Färbungen un­d wech­selten diese auch noch. Zwischen den Wolkenkratzern wimmelten besonders viele gelbe Ameisen herum, zwischen den Hütten dagegen beobachtete man eher rote Ameisen. Der Reisende erinnerte sich an sein Schullehrbuch. Besonders gefährlich unter den roten Ameisen sollten Termiten sein, die sogar ganze Gebäude zum Einstürzen bringen könnten. Neugierig begab er sich zu den roten Ameisen, die im Frühjahr in die Stadt gekommen waren, wo offensichtlich auch ständig eine nicht zu unter­schätzende Zahl dieser Sorte lebte, und stellte fest, dass es sich um außerordentlich freundliche, Verstän­digung suchende und friedliche Lebewesen handelte. Doch das Gerassel ihrer trommelnden Geräusche schien den gelben Ameisen absolut bedrohlich und wurde als ideologisch denunziert, wobei sie selber jede Ideologie weit von sich wiesen.

      Dritte Erfahrung: Im Dschungel geht es vor allem ums Überleben. Die Bäume hängen zwar voller Früchte, doch sie zu erlangen ist ein gar nicht leichtes Unternehmen. Außerdem wachsen diese nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen (wir wollen ja niemanden mit dem dauernden Gerede von der Klimakatastrophe verschrecken!).

      Vor allem die gelben Ameisen waren im Verspritzen ihrer gefürchteten Ameisensäure gar nicht kleinlich. Schließlich wurde das den roten Ameisen zu viel, und sie rächten sich damit, dass die Termiten unter ihnen einen Wolkenkratzer fast nach New Yorker Manier zum Einsturz brachten und nach einem Blitzschlag das Feuer über weite Teile der Innenstadt ausbrei­teten, welche dann tagelang in dicke schwarze Rauchwolken gehüllt war.

      Ob das etwas genutzt hat? Die roten Ameisen hatten sich an ihren orangenen Brüdern in der Ukraine orientiert und auch der Friedfertigkeit verschrieben. An dieser Stelle muss ein bestimmtes farbliches Detail hervorgehoben werden. Es gab hier auch eine kleine Zahl orangefarbener Ameisen. Diese als buddhistische Mönche bekannte Gruppe verhielt sich sehr zwiespältig. Manche neigten offen zur einen Seite, andere zur anderen, und manche meinten, im neutralistischen Nichtstun den vorgezeigten Weg der Mitte zu finden, ohne zu merken, dass sie auf ihm auch nicht voran kamen. Doch schlussendlich scheiterte die hiesige Friedfertigkeit genauso wie in der Ukraine.

      Was tun? Ist Russland ein Beispiel, wo doch die friedliche Revolution in den Neunzierjahren angeb­lich gelungen sein soll? Grinn! Dort saßen inzwischen die alten Chargen wieder fest in den Löchern, der Geheimdienst hatte seinen Namen geändert und war derselbe geblieben, und der letzte der großen Regionalfürsten, der Bürgermeister von Moskau, war seiner Macht beraubt worden. Oder ist etwa Teutschland ein Beispiel, wo die einstige DDR erfolgreich friedlich befreit und gleichzeitig die euro­päische Währungsgemeinschaft auf den Weg gebracht wurde? Puuh,- die angebliche Befreiung bedeu­tete die Installation des vorgeb­lich ideologiefreien

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