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Er erhält seine Anweisungen vom Vorarbeiter oder welchem Fabrikmitarbeiter auch immer. Er hat keinerlei Anspruch auf innerbetriebliche Sozialleistungen und erhält nur ein Drittel des Lohnes, der seinen festangestellten ‚Kollegen', monatlich auf ihr Lohn- oder Gehaltskonto überwiesen wird. Der Einsatz dieser Leute in den Unternehmen ist nicht einmal zeitlich befristet.

      Neben der kostengünstigen Beschäftigung existiert für Leiharbeiter und Werkvertragler kein Kündigungsschutz. Das heißt, dass man sich völlig unkompliziert von unliebsamen Mitarbeitern oder von denen, die man nicht mehr benötigt, trennen kann. Auch hier muss die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle des Arbeitnehmers nicht vom Betrieb, sondern von der Vertragsfirma aufgebracht werden.

      Um die soziale Gerechtigkeit zum Teil wiederherzustellen, wurde tarifvertraglich ein Mindestlohn für Leiharbeiter vereinbart, der auch Branchenzuschüsse beinhaltet. Dem Ziel der Forderung nach ‚Gleichem Lohn für gleiche Arbeit‘ kam man hierdurch ein Stück näher. Außerdem wurde die Beschäftigung des einzelnen Leiharbeiters zeitlich befristet. Nach Ablauf dieser Frist muss der Mitarbeiter vom Betrieb entweder übernommen werden, oder er muss den Betrieb verlassen.

      Durch diese Maßnahmen entspricht die Leiharbeit langsam wieder ihrem ursprünglichen Sinn, nämlich kurzfristige Unterbesetzungen auf Grund unerwarteter Auftragseingänge fristgemäß bearbeiten zu können. Der Missbrauch des Instruments Leiharbeit wurde einigermaßen eingeschränkt. Mängel bestehen jedoch immer noch z.B. in dem Punkt, dass es heute üblich ist, einen Arbeitsplatz erst mit einem Leiharbeiter zu besetzen, anstatt einen Mitarbeiter festanzustellen. Eine eventuelle Übernahme des Mitarbeiters sieht dann häufig so aus, dass er zunächst einen befristeten Arbeitsvertrag erhält. Dieses ‚Spiel‘ kann auch mehrere Male fortgeführt werden, bis er eine endgültige Festanstellung erhält. Das Problem in diesen Fällen: Der Arbeitnehmer kann während dieser Zeit keine vernünftige und sichere Planung durchführen, sei es bei der Familiengründung, bei größeren Anschaffungen oder beim Vorhaben ein Haus zu bauen.

      Das Argument der Politik, dass durch die Leiharbeit viele Menschen wieder in Arbeit gekommen seien, und sie ja die Chance hätten, zu einer Festanstellung zu kommen, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Es kommt aber auf die auszuübende Tätigkeit an. Wenn also jemand spezialisiert ist auf eine bestimmte Tätigkeit und nicht so einfach gegen einen anderen Leiharbeiter ausgewechselt werden kann, dann ist die Chance gegeben, dass er vom Betrieb übernommen wird. Wohlgemerkt: Er darf ja nicht unbefristet für das Unternehmen tätig sein und müsste von seiner Leiharbeitsfirma an ein anderes Unternehmen vermittelt werden. Für niedere Arbeiten, die keiner außergewöhnlichen Qualifikationen bedürfen, ist eine Festanstellung wohl weitgehend ausgeschlossen. Dieser Arbeiter wird einfach gegen einen anderen Leiharbeiter ausgetauscht. Und warum ist das so? Nun, weil's halt billiger ist, als ihn fest anzustellen. Inzwischen ist es so, dass in vielen Unternehmen die Personalabteilungen aufgelöst und deren Aufgaben an Personaldienstleister übertragen wurden. Man spart also nicht nur bei den Stundenlöhnen und den Sozialleistungen, sondern auch noch die Kosten für den kompletten administrativen Aufwand.

      Die Folgen für Deutschland, die Folgen für Europa

      Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland ist durch die Agenda 2010 deutlich gestiegen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist allerdings, dass die Vergabe der meisten neu oder wieder zu besetzenden Stellen über Leiharbeitsfirmen und somit zu niedrigeren Löhnen erfolgt. Das Lohnniveau wurde auf diese Weise insgesamt herabgesetzt und dies bei permanent steigenden Lebenshaltungskosten. Mieten, Strom, andere Abgaben aber auch Preise für Lebensmittel steigen stetig an. Immer größer wird die Zahl derjenigen, die trotz Vollbeschäftigung zusätzlich zu ihrem Lohn staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Jungen Berufseinsteigern fehlt die Planungssicherheit. Jeder muss genau überlegen, ob er das Risiko eingehen kann, eine Familie zu gründen. Niemand kann sich sicher sein, auch im Folgejahr noch weiter beschäftigt zu werden. Die andere Seite ist die, dass es schlicht unmöglich ist, mit einem Stundenlohn von 8,84 € (dies ist der Mindestlohn in Deutschland Stand Januar 2017), aus dem sich je nach zu leistenden Wochenarbeitsstunden ein Nettolohn in Höhe von ca. 1.100…1.200 € ergibt, eine Familie zu ernähren. Wenn die Ehefrau im Falle einer Schwangerschaft ihre Anstellung aufgibt oder verliert, und der Mann allein für den Unterhalt aufkommen muss, wird ganz schnell klar, dass man sich Kinder in dieser Situation nun absolut nicht leisten kann. Arbeitnehmer in der Altersgruppe oberhalb 35 Jahren, die in tarifgebundenen Unternehmen z.B. in der Automobil-, Elektro-, Chemie- oder Pharmaindustrie tätig sind, erhalten in der Regel (noch) gute bis sehr gute Löhne und Gehälter, die vielleicht sogar für eine auskömmliche Rente reichen werden. Für Neueinsteiger bleiben diese Regionen wohl für immer unerreichbar.

      Für Politik und Wirtschaft wird es immer mehr zur Selbstverständlichkeit, dass Frauen mitarbeiten. Es werden auf der einen Seite immer Anregungen gegeben, dass die Frauen mitarbeiten sollen, zum anderen können junge Familien auf den Zuverdienst der Ehefrauen gar nicht verzichten. Es wird dabei entweder in Kauf genommen; man könnte aber auch zu der Annahme kommen, dass es gewollt ist, dass immer weniger Kinder geboren werden.

      Alles, was bisher zur Diskussion stand oder noch steht: Frauenquote, Mindestanzahl an Kitaplätzen, der gesamte Emanzipationswahn, Rentenkürzungen usw. führen dazu, die Frauen in die Arbeit zu drängen.

      Fakt aber ist, dass das Aufstocken der Löhne durch den Staat jährlich Milliarden von Steuergeldern verschlingt. Nicht wesentlich den Aufstockern wird geholfen, sondern es werden die Lohn- und Gehaltszahlungen der Unternehmen subventioniert, und jeder, der brav seine Steuern zahlt, unterstützt Arbeitgeber, die nicht mehr als nur Löhne auf unterstem Niveau zu zahlen bereit sind.

      Die Tricks, die z.B. in der Fleischbranche angewendet wurden, haben dazu geführt, dass Fleischer in europäischen Nachbarländern aber auch deutsche Fleischer ihre Jobs verloren, dafür aber Bulgaren, Rumänen und andere hier in Deutschland Beschäftigung fanden, zusammengepfercht in menschenunwürdigen Unterkünften unter menschenunwürdigen Bedingungen und abgespeist mit menschenunwürdigen Löhnen. An Hand solcher Beispiele drängt sich wirklich die Frage auf, für wen die deutsche Regierung überhaupt tätig ist, etwa für die Bürger dieses Landes oder ist es der reine Lobbyismus, der hier Blüten treibt? Täglich landen in Deutschland LKW-Ladungen mit geschlachteten Schweinen und Rindern z.B. aus Richtung Dänemark, um dann mit den hier zerlegten Tieren die Rückreise anzutreten. Deutschland - ein wahres Billiglohnland.

      Während Deutschland in Richtung Vollbeschäftigung marschierte, stieg die Arbeitslosigkeit in den südlichen europäischen Ländern permanent an. Besonders unter den Jugendlichen liegt sie zum Teil bei annähernd 60%. Zahlen, die eigentlich alle Alarmglocken zum Klingen bringen müssten. Rezepte, die diesen Trend aufhalten könnten, gibt es offenbar nicht. Zumindest zeigt keine der bisher eingeleiteten Maßnahmen Wirkung. Wie sollte es auch dazu kommen? Das einzige Konzept, das angewendet wird, heißt SPAREN. Anstatt Anreize für Industrieansiedlungen zu schaffen, die vorhandene Industrie und den Konsum zu fördern, Hilfe zu leisten, die Bürokratie zu verschlanken, heißt es immer nur: sparen, sparen, sparen. Die Länder, die eine Lohnpolitik analog zu Deutschland nicht mitgegangen sind, bleiben auf der Strecke. Ihre Wettbewerbsfähigkeit im globalen Vergleich bleibt weit hinter der von Deutschland zurück. Eine ganze Generation ist ohne jede Chance, in eine Ausbildung zu kommen, Arbeit zu finden, eine Familie zu gründen. Der soziale Frieden ist in Gefahr. Man sitzt dort regelrecht auf einem Pulverfass. Wehe, es kommt zur Explosion. Mit aller Gewalt wird am Euro festgehalten, aus Angst, die gesamte Wirtschaft würde zusammenbrechen, wenn irgendein Staat sich vom Euro als Landeswährung verabschieden würde.

      Welches Interesse aber hätte unsere Bundesregierung daran, andere Länder zu stärken, dafür zu sorgen, dass sie wettbewerbsfähiger werden? Dies ginge nicht ohne Einbußen für die deutsche Wirtschaft von statten. Wettbewerbsfähiger hieße ja schließlich mehr Konkurrenz für deutsche Exporte. Die Zugewinne anderer Staaten würden also mindestens zum Teil zu Lasten der deutschen Exportwirtschaft gehen. Schließlich ist der Markt nicht beliebig zu vervielfältigen. Sicherlich würde durch Stärkung der südeuropäischen Länder auch die dortige Kaufkraft und die Nachfrage gestärkt werden. Der Konsum würde anziehen. Es dahin zu bringen, erfordert aber erst einmal Investitionen, und das, was es später einbringen könnte, wird sich

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