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      Tsagaan Suvarga – Eine markante Felsformation in der Mittelgobi. Die Färbungen im Boden deuten auf Bodenschätze hin.

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      Ongiin Khiid – Das Kloster in der Mittelgobi.

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      Drei Uhr morgens. Der eisige Gegenwind hat uns aufgehalten. Um wach zu bleiben kratze ich ein kleines Guckloch frei. Es ist ermüdend, durch die vereiste Fensterscheibe irgendetwas in der Nacht zu erkennen. Da sehe ich einen schwachen Lichtschimmer, der auf das kleine Örtchen hindeutet. Sukhee bestätigt durch ein Kopfnicken das baldige Ankommen. Sein Gesicht sieht müde aus. Ich schaue zu Battulga, der in Wolldecken eingewickelt auf dem Rücksitz schläft. Wir sind kurz vor Bulgan, dem Austragungsort des Kamelfestes.

      Eine Ansammlung Häuser und Jurten erwarten uns. Sukhee fährt durch die schneeverwehten Straßen und steuert zielsicher die Herberge an. Eine verspätete Ankunft ist, wie jeder hier weiß, die Regel, besonders während der eisigen Wintermonate. Daher sind wir verwundert, im Haus seines Freundes kein Licht zu sehen. Alles ist still und dunkel. Vor dem Haus liegt ein Fellbündel, aus dem bedrohlich ein Augenpaar in die Scheinwerfer starrt. Wir haben die lange Anreise endlich geschafft. Meine Hand schon am Türgriff will ich aussteigen. Hastig gibt mir Sukhee zu verstehen: Vorsicht, die Tür bleibt zu. Mit mongolischen Hunden ist nicht zu spaßen, ohne Vorwarnung greifen sie jeden Eindringling an.

      Er beginnt ein Hupkonzert. Nach fünfzehn Minuten erkennen wir, dass sich rein gar nichts ändert. Alles bleibt friedlich, nicht einmal das schwarze Wollknäuel lässt sich zu einem Kläffen hinreißen. Dem Vorschlag Battulgas, das zentrale Heizkraftwerk am Ortseingang anzufahren, stimmen wir sofort zu. Eventuell finden wir dort eine Unterkunft.

      Vor dem Kraftwerk ist eine kleine Lampe montiert. In einer feuerroten Fensteröffnung sehe ich zwei schemenhafte Gestalten. Alle paar Minuten müssen die beiden Arbeiter den Ofen von Hand füttern. Bei jeder Zugabe von Kohle lodern die Flammen meterhoch aus der Feuerstelle. Eine überaus harte, verantwortungsvolle Arbeit. Sie tragen Sorge dafür, dass in der bitteren Kälte die Wärme nie nachlässt und das Feuer nie erlischt. Ich möchte keinesfalls mit ihnen tauschen. Leider schätzen die beiden Arbeiter unsere Anfrage nicht sonderlich. Sie schicken uns wieder zurück in die Siedlung. In der Kneipe würden wir ein paar Dorfbewohner antreffen. Das wüssten sie aus eigener Gewohnheit, denn hin und wieder wären auch sie als Gäste dort.

      Mittlerweile ist es fast vier Uhr. Allein der Gedanke, im ausgekühlten Fahrzeug übernachten zu müssen, lässt uns erschaudern. Meine mongolischen Begleiter hegen wenig Hoffnung, in der Kneipe um diese Uhrzeit noch jemanden anzutreffen. Dennoch machen wir uns auf den Weg. Das Scheinwerferlicht huscht über die weiße Straße. Plötzlich sehen wir drei davoneilende Männer. Sukhee beschleunigt seinen Geländewagen und erreicht die Nachtschwärmer, bevor sie hinter dem Holzzaun verschwinden. Ich rufe ihnen nach und tatsächlich hält einer inne, fragt, ob er etwas für uns tun könne. Baatar, so der Hilfsbereite, schätzt die Lage richtig ein. Ohne Zögern bietet er seine Gastfreundschaft an.

      Er öffnet die Jurte und schaltet das Licht ein. Seine Frau liegt mit dem kleinen Kind unter Wolldecken versteckt in einem Bett. Baatar wirkt noch sehr jung. Ich schätze ihn auf 25 Jahre. Erschöpft setzen wir uns auf dem Boden. Der Hausherr zündet das erloschene Feuer im Ofen an und kocht den obligatorischen Milchtee. Seine Frau erwacht. Sie reibt sich die Augen und schaut auf die fremden Gäste, dann nimmt sie ihrem Mann die Arbeit ab.

      Die Ofenwärme ist jetzt genau das Richtige. Höflich frage ich nach dem Platz, an dem ich meinen Schlafsack in der Jurte ausrollen kann. Ich bin völlig übermüdet. Aber meinem Wunsch wird nicht stattgegeben. Boogii, die Frau unseres Gastgebers, holt von draußen tiefgekühlte Buuz. Ohne Frage, sie wird jetzt für uns kochen. Die Herzlichkeit dieser Menschen überrascht und beeindruckt mich jedes Mal. Einerseits ist mir die Situation peinlich, zum anderen freue ich mich auch auf etwas Essbares. Die Willkommensrituale der Nomaden schreiben vor, dass ihre Gäste nie durstig und hungrig zu Bett gehen dürfen.

      Am nächsten Tag geht unsere Fahrt zu den Sanddünen. Ich wage einen neuen Anlauf. Diesmal möchte ich die karge, winterliche Landschaft erkunden, die Sanddünen von Khongoriin Els. Wie im Vorjahr ist die Piste dorthin wieder unbefahrbar. Die bittere Kälte von –35 °C an einem sonnigen Vormittag ist eine zusätzliche Belastung. Die ersten zehn Kilometer sind leichtes Gelände. Sukhee und ich sind aber vorgewarnt. Auf einer Kuppe halten wir an und studieren das Gelände: Gräben und Verwehungen, schroffe Eisschichten. Die nahe Hügelkette bietet eine gute Orientierung, denn dahinter liegen die Dünen von Khongoriin Els. Zuvor müssen wir durch das riesige Schneefeld, in das der scharfe Wind eingreift und immer neue, gefährliche Veränderungen schafft. Jedem Fahrer der Mongolei ist diese Tour eine absolute Herausforderung.

      Sukhee tastet sich mit fahrtechnischem Geschick in das unsichere Terrain. So oft ihm das Umfahren von Schneehindernissen auch gelingt, die Richtung auf die Hügelkette geht dabei verloren. Ich will mir die Idee, die Sanddünen zu erreichen, jedoch nicht aus dem Kopf schlagen. Deshalb ermutige ich Sukhee, seine ganze Erfahrung aufzubieten. Erfolglos. Hat er den Furgon wieder auf Kurs gebracht, vielleicht sogar festgefrorenen Boden unter den Rädern, taucht die nächste Verwehung auf. Wir müssen den Wagen freischaufeln und sind ungeschützt dem peitschenden Wind ausgeliefert. Angespornt von meinem Temperament, lässt er sich auf einen neuen, waghalsigen Versuch ein. Aber wir bleiben stecken. Der Furgon hat sich nahezu einen Meter in die lockere Schneedecke gewühlt. Dabei ist die Auspuffanlage abgerissen.

      Ohne große Worte zu verlieren, schaufeln wir den Wagen aus dem Schnee. Das sinnlose Ankämpfen gegen die Winterlandschaft hat Sukhee wohl geahnt. Aber ohne das bittere Ringen um das Letztmögliche würden die Menschen der Natur, dem harten Leben hier unterliegen. Daran muss ich denken, als ich meinen treuen Fahrer sehe. Mit einem Stück Draht, den er für den Notfall immer dabei hat, repariert er kunstfertig die Auspuffanlage.

      Ohne Probleme kehren wir zu Baatars Jurte zurück. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass unser Ausflug nicht von Erfolg gekrönt war. Wir seien an diesem Tag die Einzigen gewesen, die das Wagnis auf sich genommen hätten. Für Sukhee und mich eine zweifelhafte Anerkennung.

      Die nächste Nacht verbringen wir hier in Bulgan bei der Familie, die uns nachts zuvor bereits beherbergen sollte. Sie ist vor dem Fernseher versammelt und schaut „Deutschland sucht den Superstar“. Am Ende der Welt flimmert Dieter Bohlen auf Mongolisch auf dem Bildschirm, auch hier ein beliebter Medienstar. Heute werden wir in aller Freundlichkeit empfangen. Der Hausherr trägt einen Stuhl und stellt ihn ehrenvoll auf meinen Logenplatz. Bestens positioniert werde ich morgen das Kamelfest ansehen können.

      Frühmorgens macht sich das Festkomitee auf dem Dorfplatz zu schaffen Die Veranstaltung wird bald beginnen. Nach dem Sonnenaufgang, dem Vorfahren des alten Pritschenwagens, dem Schmücken der Festbühne? Bald, heißt es immer wieder. Eine genaue Zeit kann ich nicht erfahren. Die mongolische Zeitansage beruhigt mich weiterhin mit: gleich.

      Ich warte nicht allein. Draußen kommen die ersten Zuschauer zusammen. Touristen in bunten Overalls und mit Skibrillen gegen den beißenden Wind, dann die Nomaden, auf Kamelen sitzende Reiter und einfache Leute. Außerhalb des Dorfs hat das Festkomitee die Rennstrecke markiert. Die meisten Besucher kennen den Ablauf des Festes und stehen geduldig vor der Bühne, andere ziehen die guten Plätze am Start und Ziel den Eröffnungsreden vor. Ich sehe, wie die Reiter ihre Leibchen mit den Startnummern richten. Auf die Plätze, heißt es. Die Tiere trampeln durch den frischen Schnee. Folgsam zieht die Menge hinaus auf das freie Feld. Das Spektakel beginnt.

      Fertig und los. Die Reiter treiben die Kamele in die winterliche Einöde. Die lange Strecke muss zweimal absolviert werden. Mich überrascht, wie schnell das Rennen ist, und dass gleich zu Beginn ein Nomade die Führung übernimmt und nicht mehr abgibt. Das Feld der Verfolger ist an diesem Tag

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