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Eulenspiegel brachte seiner Mutter das Brot nach Hause und sagte: »Schau her und iß, dieweil

       du etwas hast, und faste mit Sankt Nikolaus, wenn du nichts hast.«

       Die 7. Historie sagt, wie Eulenspiegel das Weck- oder Semmelbrot mit anderen Jungen im

       Übermaß essen mußte und noch dazu geschlagen wurde.

       In dem Flecken, worin Eulenspiegel mit seiner Mutter wohnte, herrschte eine Sitte: wenn ein

       Hauswirt ein Schwein geschlachtet hatte, gingen die Nachbarskinder in das Haus und aßen

       dort eine Suppe oder einen Brei. Das nannte man das Weckbrot.

       Nun wohnte in demselben Flecken ein Gutspächter, der war geizig mit dem Essen und durfte

       doch den Kindern das Weckbrot nicht versagen. Da erdachte er eine List, mit der er ihnen das

       Weckbrot verleiden wollte. Er schnitt in eine große Milchschüssel harte Brotrinden. Als die

       Kinder kamen, Knaben und Mädchen – darunter auch Eulenspiegel -, ließ er sie ein, schloß die

       Tür zu und begoß das Brot mit Suppe. Der Brotbrocken waren aber viel mehr, als die Kinder

       essen konnten. Wenn nun eins satt war und davongehen wollte, kam der Hauswirt und schlug

       es mit einer Rute um die Lenden, so daß ein jedes im Übermaß essen mußte. Und der

       Hauswirt wußte wohl von Eulenspiegels Streichen, so daß er auf ihn besonders achtgab. Wenn

       er einen anderen um die Lenden hieb, so traf er Eulenspiegel noch besser. Das trieb er so

       lange, bis die Kinder alle Brocken des Weckbrotes aufgegessen hatten. Das bekam ihnen

       ebenso gut wie dem Hund das Gras.

       Danach wollte kein Kind mehr in des geizigen Mannes Haus gehen, um Weckbrot oder

       Metzelsuppe zu essen.

       Die 8. Historie sagt, wie Eulenspiegel es machte, daß sich die Hühner des geizigen Bauern um

       die Lockspeise zerrten.

       Als der Hauswirt am nächsten Tage ausging, begegnete er Eulenspiegel und fragte: »Lieber

       Eulenspiegel, wann willst du wieder zum Weckbrot zu mir kommen?« Eulenspiegel sagte:

       »Wenn sich deine Hühner um den Köder reißen, je vier um einen Bissen Brot.« Da sprach der

       Mann: »Dann willst du also lange nicht zu meinem Weckbrot kommen?« Eulenspiegel

       entgegnete: »Wenn ich aber doch eher käme, als die nächste Zeit für fette Metzelsuppe ist?«

       Und damit ging er seines Weges.

       Eulenspiegel wartete, bis es Zeit war, daß des Mannes Hühner auf der Gasse Futter suchten.

       Dann knüpfte er zwanzig Fäden oder mehr jeweils zwei und zwei in der Mitte zusammen und

       band an jedes Ende eines Fadens einen Bissen Brot. Er nahm die Fäden und legte sie verdeckt

       hin, die Brotstücke aber waren zu sehen. Die Hühner pickten und schluckten nun hier und dort

       die Brotbissen mit den Fadenenden in ihre Hälse. Aber sie konnten die Bissen nicht

       herunterschlucken, denn am anderen Ende des Fadens zog ein anderes Huhn, so daß je eins

       das andere zog. Kein Huhn konnte das Brot ganz hinunterschlucken oder es wieder aus dem

       Hals herausbekommen, da die Brotstücke zu groß waren. So standen mehr als zweihundert

       Hühner einander gegenüber und würgten und zerrten an der Lockspeise.

       Die 9. Historie sagt, wie Eulenspiegel in einen Bienenkorb kroch, zwei Diebe in der Nacht

       kamen und den Korb stehlen wollten und wie er es machte, daß die beiden sich rauften und

       den Bienenkorb fallen ließen.

       Einmal begab es sich, daß Eulenspiegel mit seiner Mutter in ein Dorf zur Kirchweih ging. Und

       Eulenspiegel trank, bis er betrunken wurde. Da suchte er einen Ort, wo er friedlich schlafen

       könne und ihm niemand etwas täte. Hinten in einem Hof fand er einen Haufen Bienenkörbe,

       und dabei lagen viele Immenstöcke, die leer waren. Er kroch in einen leeren Korb, der am

       nächsten bei den Bienen lag, und gedachte, ein wenig zu schlafen. Und er schlief von Mittag

       bis gegen Mitternacht. Seine Mutter meinte, er sei wieder nach Hause gegangen, da sie ihn

       nirgends sehen konnte.

       In derselben Nacht kamen zwei Diebe und wollten einen Bienenkorb stehlen. Und einer sprach

       zum anderen: »Ich habe immer gehört, der schwerste Immenkorb ist auch der beste.« Also

       hoben sie die Körbe und Stöcke einen nach dem anderen auf, und als sie zu dem Korb kamen,

       in dem Eulenspiegel lag, war das der schwerste. Da sagten sie: »Das ist der beste

       Irnmenstock«, nahmen ihn auf die Schultern und trugen ihn von dannen.

       Indessen erwachte Eulenspiegel und hörte ihre Pläne. Es war ganz finster, so daß einer den

       anderen kaum sehen konnte. Da griff Eulenspiegel aus dem Korb dem Vorderen ins Haar und

       riß ihn kräftig daran. Der wurde zornig auf den Hinteren und meinte, dieser hätte ihn am Haar

       gezogen, und er begann, ihn zu beschimpfen. Der Hintermann aber sprach: »Träumst du, oder

       gehst du im Schlaf? Wie sollte ich dich an den Haaren rupfen? Ich kann doch kaum den

       Immenstock mit meinen Händen halten!« Eulenspiegel lachte und dachte: das Spiel will gut

       werden! Er wartete, bis sie eine weitere Ackerlänge gegangen waren. Dann riß er den Hinteren

       auch kräftig am Haar, so daß dieser sein Gesicht schmerzlich verziehen mußte. Der

       Hintermann wurde noch zorniger und sprach: »Ich gehe und trage, daß mir der Hals kracht,

       und du sagst, ich ziehe dich beim Haar! Du ziehst mich beim Haar, daß mir die Schwarte

       kracht!« Der Vordere sprach: »Du lügst dir selbst den Hals voll! Wie sollte ich dich beim Haar

       ziehen, ich kann doch kaum den Weg vor mir sehen! Auch weiß ich genau, daß du mich beim

       Haar gezogen hast!«

       So gingen sie zankend mit dem Bienenkorb weiter und stritten miteinander. Nicht lange

       danach, als sie noch im größten Zanken waren, zog Eulenspiegel den Vorderen noch einmal

       am Haar, so daß sein Kopf gegen den Bienenkorb schlug. Da wurde der Mann so zornig, daß

       er den Immenstock fallen ließ und blindlings mit den Fäusten nach dem Kopf des

       Hintermannes schlug. Dieser ließ den Bienenkorb auch los und fiel dem Vorderen in die

       Haare. Sie taumelten übereinander, entfernten sich voneinander, und der eine wußte nicht, wo

       der andere blieb. Sie verloren sich zuletzt in der Finsternis und ließen den Immenstock liegen.

       Nun lugte Eulenspiegel aus dem Korbe, und als er sah, daß es noch finster war, schlüpfte er

       wieder hinein und blieb darin liegen, bis es heller Tag war. Dann kroch er aus dem Bienenkorb

       und wußte nicht, wo er war. Er folgte einem Weg nach, kam zu einer Burg und verdingte sich

       dort als Hofjunge.

       Die 10. Historie sagt, wie Eulenspiegel ein Hofjunge wurde und ihn sein Junker lehrte, wo er

       das Kraut »Henep« fände, solle er hineinscheißen; da schiß er in den

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