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      Georg Taubmanns Winken ging um die Welt: Nach Monaten in Gefangenschaft kam er frei. Fotos: MZ-Archiv/Straßer/Shelter Now

      Von Christine Strasser, MZ

      Sulzbach-Rosenberg. Georg Taubmann muss nur die Nachricht von einer Entführung in Afghanistan hören – und die gibt es noch immer –, schon hat er die Bilder von den Gefängniszellen und den unterirdischen Verliesen wieder vor Augen. Taubmann weiß, was Menschen droht, die in der Gewalt der Taliban sind. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie da lebend wieder rauskommen, ist gering.“

      Am 5. August 2001 verhaftete die afghanische Religionspolizei 24 Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation Shelter Now, zu denen auch Georg Taubmann aus Sulzbach-Rosenberg gehörte. Die Taliban beschuldigten die acht Ausländer und 16 Afghanen, Missionierungsversuche unternommen zu haben. Für das radikal-islamische Regime, das damals in Afghanistan herrschte, ein Vergehen, das mit dem Tod bestraft wird. Für Taubmann, seine Mitstreiter und die Angehörigen begann ein monatelanger Nervenkrieg.

      Das Bedürfnis, zu helfen

      Taubmann hatte sich schon früh der Hilfe Bedürftiger verschrieben. Während seiner Lehrjahre als Krankenpfleger in Nürnberg suchte und fand der engagierte Christ den Kontakt zu anderen Menschen, die helfen wollten. Sie organisieren Busse, um hungernde Menschen in Polen mit Lebensmitteln zu versorgen. Im Urlaub in Asien hilft Taubmann beim Bau von Brunnen und Hütten. Anfang der 1980er Jahre geht Taubmann endgültig nach Asien. Seine Frau Marianne , eine gebürtige Vohenstraußerin, lernt er bei seiner Arbeit für verschiedene Hilfsprojekte kennen. Die beiden Söhne des Paares werden in Pakistan geboren. Taubmann wird Projektleiter von Shelter Now in Pakistan und Afghanistan.

      Nach der Festnahme der Shelter-Now-Mitarbeiter gelingt es Diplomaten erst nach Wochen, mit den Inhaftierten in Kontakt zu treten. Ein bizarrer Prozess beginnt. Erst vor Gericht erfahren die vier Deutschen, zwei Amerikaner und zwei Australier, welcher Verbrechen sie überhaupt beschuldigt werden. Die Helfer sollen nach dem Recht der Scharia abgeurteilt werden. Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers krachen und die Amerikaner Afghanistan bombardieren, werden die humanitären Helfer zu Geiseln.

Noch immer ist Traubmann (l.) regelmäßig in Afghanistan.

      Noch immer ist Traubmann (l.) regelmäßig in Afghanistan.

      Taubmann hört und sieht in den Zellen der Geheimpolizei wie die Taliban afghanische Gefangene foltern. Er selbst wird verschont, aber die Angst ist ein ständiger Begleiter. In etlichen Momenten ist er der Verzweiflung nah. Seine Befreiung bezeichnet er als ein Wunder. Nach dem Vormarsch der Nordallianz spitzt sich die Situation zu. Die nervösen Wachen verfrachten die ausländischen Shelter-Now-Mitarbeiter in einen Lastwagen und fahren Richtung Kandahar. In Ghazni, einer Stadt im Südosten des Landes, feuern örtliche Milizen auf den Konvoi und stoppen ihn. Die acht Gefangenen müssen eine bitterkalte Nacht in einem Container verbringen. Dann werden sie in das Gefängnis von Ghazni gebracht, dem laut Taubmann schlimmsten der fünf Gefängnisse, in das die Inhaftierten gesperrt wurden.

      Als die Amerikaner Ghazni bombardieren, wackeln die Gefängniswände. Ein Mann bricht die Türen auf. Mit Patronengürtel und Panzerfaust steht er vor den Gefangenen und ruft „Asad ast“ („Ihr seid frei“). Die befreiten Helfer sollen per Helikopter nach Pakistan ausgeflogen werden, doch die US-Piloten übersehen die kleine Gruppe, die nachts auf einem Feld wartet. Mit Kopftüchern und Teilen der Kleidung entfachen die Shelter-Now-Mitarbeiter ein Feuer, werden entdeckt und nach 101 Tagen in Gefangenschaft gerettet.

      Schönheitssalon in Kabul eröffnet

      So schlimm diese Erlebnisse waren, so schnell war für Taubmann klar, dass er wieder zurück nach Afghanistan will. Einige Monate später kehrte er tatsächlich wieder zurück. Die gesamte Organisationsstruktur, die er für Shelter Now aufgebaut hatte, war zerstört. Auch sein eigenes Haus war ausgeplündert. Sein christlicher Glaube habe ihm geholfe, wieder von vorne anzufangen – und die starke Liebe zu den Menschen. „Die Afghanen sind froh, dass wir helfen“, betont Taubmann, der bis heute mit der Region eng verbunden ist. Er spricht Paschtu, ist vertraut mit den Gepflogenheiten. Er bohrte mit den Einheimischen Brunnen, baute Felder an und errichtete Schulen. 2008 baten ihn die Vorsitzenden von Shelter Now zurückzukehren. Aber er fliegt mindestens drei Mal im Jahr nach Afghanistan.

Am 8. August 2001 berichtete die MZ erstmals über die Entführung.

      Am 8. August 2001 berichtete die MZ erstmals über die Entführung.

      20 Projekte betreibt Shelter Now derzeit in Afghanistan. Ein Beispiel: eine Schule für Gehörlose in Kabul. Junge Frauen können dort neuerdings auch eine Ausbildung zu Friseurinnen machen und in einem „Ladie’s Center“, der Beschreibung nach eine Art Schönheitssalon, arbeiten. Im Land habe sich vieles verändert, sagt Taubmann. Neue Häuser seien errichtet, Straßen asphaltiert worden. Dennoch haben viele Menschen Angst.

      Die Taliban haben angekündigt, dass sie die Präsidentschaftswahlen am Sonntag stören wollen. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagt Taubmann, der eigens für die Zeit während der Wahl wieder nach Afghanistan geflogen ist, „um meine Mitarbeiter zu unterstützen“. Auf Büros von Hilfsorganisationen, Hotels und Restaurants, wo sich Ausländer aufhalten, habe es bereits im Vorfeld gezielte Anschläge gegeben. Taubmann sagt, dass das geschieht, weil die Wahlen ein Schlüsselereignis für das Land sind. Sehr viel sei möglich, wenn der „richtige Mann“ an die Macht kommt.

      Der Samuraimord und seine Folgen

      In Amberg metzelt ein psychisch-kranker Mann einen anderen mit einem Schwert nieder. Eine Augenzeugin erklärt, wie man so einen Schock verarbeitet.

Der „Samuraimord“ sorgte bundesweit für Entsetzen und Schlagzeilen: 38 Hieb-, Stich- und Schnittverletzungen zählte der Leichnam, nachdem der Täter von dem Amberger Familienvater abließ. Fotos: Archiv/dpa

      Der „Samuraimord“ sorgte bundesweit für Entsetzen und Schlagzeilen: 38 Hieb-, Stich- und Schnittverletzungen zählte der Leichnam, nachdem der Täter von dem Amberger Familienvater abließ. Fotos: Archiv/dpa

      Von Pascal Durain, MZ

      Amberg. Es war das Schaufenster, das über den Tod des Waffenhändlers Wolfgang B. (*) entscheiden sollte. Um kurz vor 10 Uhr betrat Max D., ein junger, kräftiger Mann den Laden, und ließ sich von B. die Schwerter zeigen, wählte eines aus und bezahlte 99 Euro dafür. Dann geschah an diesem sonnigen Herbsttag, dem 11. Oktober 2004, das Bestialische.

      Als Wolfgang B. gerade das Packpapier holte, prüfte sein Kunde die Schärfe der Klinge. „Schärfer wird’s nimmer“, soll B. mit einem Grinsen zu D. gesagt haben, der sich dann dachte: „Jetzt gibt es keine bessere Gelegenheit“, und dann plötzlich auf den Mann hinterm Tresen einschlug.

      Geschockt und mit einer klaffenden Wunde versuchte der 50-Jährige noch zu fliehen. Er schleppte sich über die Hintertür in das benachbarte Haushaltswarengeschäft, in dem sich gerade sieben Menschen aufhielten. Darunter waren auch drei Redakteure des Bayerischen Rundfunks, die für die Sendereihe „Montagsretter“ hier Station machten. Zu stoppen war der Mann mit dem Schwert aber nicht. Ein Passant, der das Geschehen mitbekam, rannte in den Laden, sprang auf Max D. und rang ihn zu Boden. Der Helfer fiel dabei in eine Vitrine. D. richtete sich einfach wieder auf, schaute den Mann drohend an, ehe er sich wieder Wolfgang B. zuwendete, der auf einem Treppenabsatz liegen geblieben war. Die BR-Redakteurin Beate P. versteckte sich unter einem Tisch und hörte B. noch sagen: „Jetzt sterbe ich.“

      Der Täter stellte sich wenige Minuten später widerstandslos der Polizei. Wolfgang B. starb im Haushaltswarengeschäft.

      Im

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