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das im kapitalistischen Wettbewerb steckende Leben und was damit individuell und in der breiten Masse der Bevölkerung gemeint ist! Sie können sofort die lebendigen und mit konkreten Erfahrungen gefüllten Wege vom Arbeitsplatz, über den Leib des Menschen bis zu Diagnosen, wie die Krankenkassen des Gesundheitswesens sie benötigen, um die Kosten zu übernehmen, beschreiben. Diese Muster und Entwicklungen sind ihnen durch ihren Beruf in Fleisch und Blut übergegangen. Denn sie hören tagtäglich von Traumata, Problemen, Konflikten, Beziehungsunfähigkeiten, Missbrauch, Idealbild und Differenzen zu Selbst- und Fremdbild, Essstörungen, Depressionen, Abhängigkeiten aller Art und sahen in den letzten Jahren die verheerenden Folgen in den Lebensläufen von Menschen, die aufgrund von wirtschaftlichen und politischen Veränderungen keinen Einfluss mehr auf die Entwicklungen in ihrem Leben hatten und haben. Psychotherapeuten hören diese Probleme nicht nur, sondern sie arbeiten emotional mit den Folgen politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen, wie sie sich in Problemfeldern der erkrankten, gedemütigten und existenziell niedergemetzelten Menschen wie Unrat konzentrieren. Sie arbeiten mit begrabenen Gefühlen, entzogenen Lebensplänen und zerstörten Existenzen von Menschen. Sie arbeiten gleichfalls mit wohlhabenden Menschen, in deren Leben sich ebenso Schicksalsschläge, Übertragungen aus der Familie und Konflikte und Fragen, wie denn zu leben sei, sich aus persönlichen und gesellschaftlichen Bereichen kulminieren und stapeln. Wir werden von allen gesellschaftlichen Schichten und auch Berufsgruppen in allen Positionen gebraucht, sei kurz betont.

      Ohnmachtgefühle gehören in dieser Arbeit zum täglichen Brot – in solchen Augenblicken stimmt jegliche Art von philosophischer Ausrichtung: Das Sein bestimmt das Bewusstsein – und die Kunst besteht darin, den Menschen dahin zu begleiten, ihr eigenes Bewusstsein, ihren eigenen Mund, ihre Seele in dieser Kultur, die ihnen von Nichts und Niemanden zu nehmen sein sollte, wieder zu finden und zu entdecken: über ihr Fühlen das Bewusstsein zu schärfen für ihr Sein, für ihr Leben und es entsprechend zu bilden. Der Wunsch leben zu wollen, führt sie näher zu Wahrheit und Weisheit.

      Wenn Menschen psychisch wachsen, ist ihnen nicht mehr alles zu verkaufen. Sie sind und werden kritischer. Sie fragen sich, wer ihnen denn was gesagt hat, dass sie so fühlten und handelten, wie sie handelten, wie sie geworden sind, wie sie sind, was sie wollen und wohin und mit wem und wie. Sie lernen und erkennen, wie sie für sich selbst besser sorgen können, um zumindest in diesem gesellschaftlichen Drama gesünder zu bleiben, als sie es vorher waren. Gleichzeitig ist transgenerationell emotional zu verstehen, wie quasi in jedem Leben das Thema der Verleugnung des menschlichen Wesens auch in ihrem Leben zuschlägt: als wäre es natürlich, dass Menschen leiden müssen. Der Faden, wie es zu Leiden, Not und Krankheit kommt, kann nicht mehr oberflächlich damit erklärt werden, dass es eben Krieg gab und die Folgen nun zu leben sind. Nicht Kriege sind die Erklärung, sondern die Beantwortung der Frage, warum Kriege geführt wurden und werden. Was Krieg bedeutet, wissen Menschen emotional: Krieg bedeutet Angst und Tod. Und diese Erfahrungen sind nun auch noch vererbbar, graben sich in Areale des Gehirns von Nachkommen ein, die den Krieg gar nicht selbst mitgemacht haben, wie die neueste Forschung kundtut. Diese Reflexion führt direkt in den Bereich gesellschaftlicher Interessen, die verwirklicht worden sind und weiterhin verwirklicht werden sollen. Ist man bei gesellschaftlichen Interessen angelangt, landen der Fragesteller und der Antwortende wiederum bei Geld, das dem menschlichen Wesen vorangestellt wird, wie ich in den vorangegangenen Bänden zur Heillosen Kultur ausführte. Eine solche Werteausrichtung bringt ein Gesundheitssystem hervor, das sich mit den Folgen wirtschaftlicher Entscheidungen und wie sie sich auf Menschen auswirken und sich in ihnen bemerkbar machen, nicht interessiert. Immer mehr Menschen werden krank und pflegebedürftig: damit muss das Gesundheitswesen immer mehr Menschen versorgen. Die Grenzen diesbezüglich wurden in den letzten Jahren erreicht – Lösungen, wie dieser notwendige Geldberg zu bewältigen sei, sieht man darin, Betroffene immer mehr Beiträge und Eigenleistungen zahlen zu lassen. Damit sind diejenigen, die schon immer und in jeder Hinsicht die Leidtragenden waren, noch einmal zu den Opfern dieses gesellschaftlichen Kreislaufes addiert und sie sind dann nicht nur krank, zahlen ihre Beiträge, sondern sie werden nun hinsichtlich ihrer Symptome und deren Dauer noch einmal zur Kasse gebeten und damit ausgeschlachtet. Mit Abhängigkeiten und / oder Symptomen fängt man statt wie mit Speck die Mäuse, das Geld der Versicherten.

      Und auch kassenärztlich zugelassene Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten sind ja im Grunde genommen nicht tatsächlich freiberuflich tätig, sondern haben die Vorstellungen und gesetzlichen Vorgaben, was unter Behandlung zu verstehen ist, nach Sollvorgaben zu erfüllen, und zu schweigen. Wir dürfen unsere Patienten verstehen und gut versorgen, aber wie mit uns umgegangen worden ist und wird, sollen wir nicht ganz genau benennen und am besten auch selbst nicht verstehen und die Öffentlichkeit sowieso nicht: Die Mehrzahl der Darstellungen bezieht sich auf das Wohl der Patienten und die passenden Forderungen für sie, ihre eigene existenzielle Situation bleibt im Hintergrund und dringt höchstens oberflächlich in Bezug auf Honorardebatten an die Oberfläche in der Öffentlichkeit. Also bleibt der wissenschaftliche Königsweg und wir, die Psychologischen Psychotherapeuten und die medizinischen Psychotherapeuten bieten Fallbeschreibungen an, die bestenfalls zu einem Destillat von Erklärungen für Symptomkomplexe führen. Ein Beispiel davon werden Sie noch in diesem Buch nachlesen können.

      Aber auch in dem Bereich der Psychotherapeuten gibt es durch die Gesundheitsreform und Zulassungsbestimmungen Grabenkriege, bei denen sich Mediziner nicht scheuen, einen Weg anzutreten, meinen Fachbereich der Psychologischen Psychotherapeuten trotz großer Probleme in der Gesellschaft oder gerade deshalb, unterzuordnen und zu benachteiligen, obwohl wir qua Berufsordnung als unabhängig und eigenständig gelten. Man möchte uns wieder in die Knie zwingen und damit, entgegen des Zieles der sozialrechtlichen Zulassung für Psychotherapie in die medizinische Abhängigkeit und Unterordnung zwingen. Damit ist aber der Berufsinhalt der analytischen Psychotherapie verfehlt: Denn hier geht es um die Seele, die Psyche und den Leib von Menschen. Die Zusammenhänge zwischen Leib und Gesellschaft sollen medizinisch in Modulen verschwinden, in denen es nicht mehr darum geht, Zusammenhänge zu begreifen und zu heilen, sondern Symptome zu beseitigen!

      Ich möchte betonen, dass wir als Psychologische Psychotherapeuten „mehr drauf haben“, als man uns zugestehen möchte und mehr als was man von uns politisch und behandlerisch erwartet. Und wir haben Geduld. Schließlich haben wir gelernt zuzuhören, Hypothesen zu bilden, Schlüsse zu ziehen aus dem, was wir in bestimmten Situationen fühlen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir dies in dieser Art und Weise, so wie bisher, weiter machen, weil unser Gegenüber glaubt, es mit uns machen zu können. Der Glaube und die Hoffnung, dass wir weiter schweigen, werden sich nicht bestätigen. Dass wir lange genug einsichtig waren und es auch weiterhin sein werden, dürfte ein Irrtum sein. Einsicht ist an dieser Stelle mit Verzichtsbereitschaft zu übersetzen und in manchen Fällen glatt mit Blödheit, wenn wir glauben, was man uns glauben machen wollte.

      Natürlich liest jeder Mensch gern bei Bedarf in psychologischen oder besser quasipsychologischen Büchern nach, wie Zusammenhänge zu denken und zu fühlen sind. Und da wir tiefenpsychologisch und psychoanalytisch geschulten Psychotherapeuten uns in Konfliktbewältigung und Kriseninterventionen, Übertragung und Gegenübertragung auskennen, haben wir vielleicht Scham, dieses Wissen nicht sofort auch bei entsprechenden politischen Gesprächen oder Verhandlungen oder gesellschaftlichen Analysen anzuwenden oder einzusetzen. Man käme sich glatt wie ein Verräter an der Menschheit und dem menschlichen Wesen in Bezug auf sein Gegenüber vor! Man hätte das Gefühl, das eigene fachliche Wissen zu missbrauchen. Also lässt man es und schaut zu, wie und was das Gegenüber von sich gibt.

      Höflich spiegeln wir unsere Einfühlung für das Vorgetragene unseres Gegenübers wieder, ergänzen vielleicht noch den einen oder anderen emotional nicht genannten, verborgenen Aspekt – aber das ist schon das Höchste der Gefühle. Wir sind vornehm, gütig, nachsichtig und einfühlsam, weil wir uns vieles erklären können. Von diesem Verhalten ist nun ein wenig Abstand zu nehmen – im eigenen Interesse wie in unser aller Interesse. Die „Psyche“ wird zukünftig nicht mehr denjenigen gehören, die uns als Berufsgruppe verleugnen, klein halten, schlecht bezahlen und uns kein Gehör verschaffen, um so unsere Forschungsergebnisse und Methoden besser für sich einsetzen zu können – im Dienste der Manipulation und nicht in dem Dienst, in dem wir tätig sind: Der Heilung. Modul-

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