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      Netflix

      Von Kaffee und Computern

      Text: Mirijam Trunk @miritrunk

      Es war einmal in den 1980er Jahren: Ein Mathelehrer namens Reed Hastings, der jeden Tag vor seiner Klasse stand und unglücklich war. Er wollte irgendwas mit Computern machen, auf die Technologie-Welle aufspringen, die bald die ganze Welt überrollen sollte. Also schmiss er seinen Lehrer-Job und servierte in einer Computer-Firma Kaffee. Ein Paar Monate später bewarb sich Hastings an der Stanford University für ein Master-Programm in Informatik – und wurde angenommen. „Reines Glück, die haben gesagt, sie wollen ein paar Leute mit außergewöhnlichen Werdegängen“, sagt er heute. Nach dem Studium arbeitete er in verschiedenen Unternehmen und in jedem lernte er etwas Neues dazu. Sein erster Chef beispielsweise, lehrte ihn, dass ein Mensch in einer Führungsposition Leidenschaft für die Mitarbeiter braucht – doch eben auch gutes Urteilsvermögen und den Mumm, unangenehme Entscheidungen zu fällen. Bei seiner ersten eigenen Firma PURE verstand er endlich, “was es bedeutet, ein Produkt dem Markt anzupassen.” Im Jahr 1997 dann gründete er die Firma „Netflix“, einen DVD Verleih, der sich mit der Entwicklung des Internets zu einer Online Plattform entwickelte. Heute ist Netflix mit knapp 60 Millionen Kunden in über 50 Ländern das erfolgreichste Video-on-Demand (VoD) Angebot. Und der Mathelehrer Reed Hastings ist Multimillionär.

      Reed Hastings erzählt seine Geschichte, als wäre sie ein Märchen. Netflix und das Fernsehangebot im Internet werden das Fernsehen revolutionieren, prophezeit er, schon die nächste Fußball-Weltmeisterschaft werden mehr Leute im Internet anschauen als im linearen Fernsehen. „Wenn eine Show um 20 Uhr im Fernsehen kommt, dann heißt das nicht, dass man sie genau dann sehen möchte“, sagt er. „Im Internet kannst du schauen wann du willst! Auf jedem Gerät! Personalisiert und anpassbar!“ In den nächsten 20 Jahren wird das lineare Fernsehen immer schwächer, Internet-Fernsehen immer stärker werden.

       netflix

      Netflix-Chef Reed Hastings im Interview

      Die klassischen Fernsehsender haben lange gedacht, „das Internet ist eine Sache, die sich hoffentlich bald von selbst erledigt“, sagt Hastings. Jetzt versuchen sie sich umso schneller anzupassen, als Vorreiter nennt er die BBC. „Es gibt immer mehr Apps, man versucht auch unkonventionelle Wege zu gehen“, sagt er. Doch Netflix ist schwer einzuholen, der VoD-Anbieter gewann im vergangenen Jahr fast 2,5 Millionen neue Kunden in Europa und knapp 2 Millionen in den USA. Netflix expandiert stetig, nicht nur im Verbreitungsgebiet, auch im Angebot.

      Seit drei Jahren vertreibt Netflix nicht nur Serien und Filme, es produziert seine eigenen. „Im Internet kann jeder ein TV-Network sein“, sagt Hastings. Vor vier Jahren investierte Netflix 100 Millionen Dollar in die Produktion der Serie „House of Cards“. „Das war der Moment, in dem ich wirklich Angst hatte“, erinnert sich Hastings, „wenn das nach hinten losgegangen wäre, wären wir am Ende gewesen.“ Doch für Netflix ging es immer weiter – die Serie ist mittlerweile in der dritten Staffel, hat Millionen Zuschauer und drei Emmys bekommen, ohne jemals im Fernsehen gelaufen zu sein. Am 1. April 2015 verkündete Präsident Obama, er habe Frank Underwood – der Hauptfigur von „House of Cards“ – beigebracht, wie Politik geht. Sogar das Weiße Haus hat also Netflix abonniert.

      Doch damit gibt sich Netflix nicht zufrieden. 2011 hat die Firma begonnen, den Versorgungsbereich auszuweiten – erst nach Kanada, dann nach Mexiko und Südamerika, Ende des letzten Jahres kamen Europa und Deutschland dazu. „In eineinhalb Jahren wollen wir die ganze Welt versorgen“, verkündet Hastings.

      Nach einem halben Jahr auf dem deutschen Markt zeigt sich Hastings zufrieden. Die deutschen Kunden wollen – wie alle anderen auch – unterhalten werden. „Was in Deutschland besonders ist, ist wie empfindlich die Kunden auf Werbung reagieren. Da holen wir sie natürlich genau ab.“ Ein Netflix-Abo kostet ab 7,99 Euro im Monat – dafür gibt es Serien ohne lästige Werbespots – anders als beispielsweise auf Youtube.

      Nicht ganz Europa ist begeistert über das Vorgehen von Hastings – ein französisches Wirtschaftsmagazin nannte den Netflix CEO auf dem Cover „Der Oger“ und kritisierte seinen aggressiven Expansionskurs. Netflix hat seine Europazentrale in die Niederlande verlegt und umgeht so die Steuern und Kulturabgaben, die für französische Sender verpflichtend sind. „Neue Innovation wird von den bestehenden Medien immer als aggressiv gesehen“, sagt er, „was wirklich zählt ist, dass sowas den Leute egal ist. Für die zählt, ob ihnen das Neue gefällt und sie es benutzen wollen.“

      „Manchmal sind Dinge sehr beständig – und dann plötzlich ändern sie sich ganz grundsätzlich“, sagt Reed Hastings im Rückblick. Die Investition in “House of Cards” war „die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben“, meint er, die Serie sei „episch“. In den nächsten Jahren will Netflix 9,5 Millarden Dollar in Eigenproduktionen investieren. „Einige davon werden funktionieren, andere nicht – und das ist in Ordnung. Bisher haben wir für alles ein Publikum gefunden.“ Angst vor dem Scheitern hat er immer wieder gehabt, doch sagt er: „Wir können nicht aufhören, Risiken auf uns zu nehmen. Es macht einfach mehr Spaß mit ein bisschen Risiko.“

      Erziehung

      Junge Digital Natives

      Text: Katja Reim @computerkind

      Das Panel von Tanja und Johnny Haeusler hieß #butterbeidiefische und die zwei tränkten die Medienkompetenz-Fische in Butter. Statt nur mehr Medienkompetenz und Medienbildung zu fordern, riefen sie eine Konferenz für jugendliche Internetuser aus - die Tincon. Und gründeten dafür auch gleich einen Verein. Seit ihrem Buch “Netzgemüse”, das 2012 erschien, reisen die Haeuslers als Medienexperten und Eltern durch Schulen, Gremien und Konferenzen, reden über Aufzucht und Pflege der Digital Natives. Doch wenig änderte sich. Oft, so erzählt Johnny Haeusler, gab es Verständnis, aber auch immer wieder die Frage, was man denn mit denen machen soll, die “nur zum Spaß” im Netz unterwegs sind. “Ja warum denn nicht?”, meinte Johnny Haeusler. Weil sie es müde sind, darauf zu warten, dass sich etwas bewegt, bringen sie selbst Bewegung in die Medienkompetenz-Debatte. Haeusler: “Ich wollte nie in einem Verein sein. Aber jetzt

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