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auch noch das Amtszimmer des Direktors und ein weiterer Raum für die Einrichtung des Festungsschirrhofs beansprucht werden, entwickelt sich im Schulhaus ein derart lebhaftes militärisches Treiben, das ein Schulbetrieb kaum noch möglich ist. Hinzu kommt, dass 12 Mitglieder des Lehrerkollegiums zum Heeresdienst eingezogen werden oder sich freiwillig melden, darunter Alfreds Physik- und Mathelehrer Professor Dr. Glatzel, sein Französisch-Lehrer Oberlehrer Dr. Steinwender und Oberlehrer Biehler, welcher Deutsch lehrt. Trotzdem wird der Versuch gemacht in den verbleibenden sechs Schul-Räumen Unterricht abzuhalten. Der wissenschaftliche Unterricht wird um eine Wochenstunde gekürzt und der technische Unterricht, Zeichenunterricht und Turnen entfallen ganz. Die Schüler werden nun zum Teil vormittags und zum Teil nachmittags für drei bis vier Stunden unterrichtet. Direktor Dr. Fox gibt bekannt, dass die Schüler der Untersekunda, Obersekunda und Unterprima (10. bis 12.Klasse), welche ihre Annahme zum Heeresdienst nachweisen, sofort versetzt werden, um möglichst zügig ihren Regimentern zugeführt werden zu können. Insgesamt 64 Schüler der Oberrealschule werden von der patriotischen Stimmung mitgerissen und melden sich als Kriegsfreiwillige in verschiedene Regimenter. Darunter auch geschlossen beide Oberprimaner-Klassen, für die noch am 8. und 15 August 1914 eine schnell vorbereitete Notreifeprüfung absolviert wird. In Deutsch muss ein Aufsatz zum Thema „Deutsche Treue in Geschichte und Dichtung“ abgegeben werden, zudem werden die Fächer Französisch, Englisch, Mathematik und Physik geprüft. Alle Absolventen bestehen die vorgezogenen Prüfungen und rücken als Rekruten in ihre Regimenter ein. Die je zwei Klassen der Unterprima und Obersekunda, letztere besucht Alfred, können aufgrund der Austritte zu je einer Klasse zusammengelegt werden. Viele der kriegsfreiwilligen ehemaligen Schüler werden ins Landwehr-Infanterie-Regiment 10 aufgenommen und wohnen nun als Soldaten in denselben Räumen, die sie eben noch als Schüler besucht hatten.

      Mit großer Freude erhält Alfred unterdessen die erste Post von Onkel Hermann, der ihm mitteilt, dass er mit seinem Regiment sofort an die Westfront transportiert wurde und im Verbund der 35.Infanterie-Brigade in Belgien einmarschiert ist. In der Zeitung liest Alfred, dass die russische 1.Armee am 17.August in Ostpreußen eingefallen ist. Seine Eltern befürchten, dass die Russen auch nach Schlesien einmarschieren könnten. Alfred und seine Schulkameraden, die noch zu jung für den Heeresdienst sind, versuchen in den Tagen der Mobilmachung sich anderweitig in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. So helfen sie als Straßenbahnschaffner, Briefträger, auf Bahnhöfen oder unterstützen als Erntehelfer auf dem Land. Die Schüler organisieren eine Spendensammlung für den schlesischen Landsturm, der über 200 Mark einbringt. Ebenso wird die Goldsammlung der Schule eifrig unterstützt, bei welcher Gold im Gesamtwert von 10.000 Mark gespendet und der Reichsbank übergeben wird. Ab 23.August wird der Unterricht der Oberrealschule aufgrund der unhaltbaren Zustände im Schulgebäude in das Hauptgebäude der Technischen Hochschule verlegt, was eine Fortführung des Unterrichts wieder im größeren Rahmen ermöglicht, auch wenn Turnen nur noch am städtischen Spielplatz im Stadtteil Grüneiche und in der Turnhalle der benachbarten Viktoriaschule abgehalten werden kann.

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      In der Schule beherrschen nun in allen Fächern und an wöchentlichen Treffen Mitteilungen von der Front das tägliche Geschehen. Insbesondere Schulfestlichkeiten, wie der Sedantag am 2.September 1914, werden für patriotische Ansprachen genutzt. Alfreds Klasse begeistert besonders eine Ansprache von Direktor Dr. Fox, in der er eindrucksvoll die Ereignisse um die gewonnene Schlacht bei Tannenberg im Zeitraum vom 26.8. bis 30.8.1914 und den bisherigen Kriegsverlauf erläutert. Mitte September wird an der Schule bekannt, dass Oberlehrer Bestgen, der als Leutnant der Reserve in einem Infanterie-Regiment an der Westfront dient, schwer verwundet wurde. Am 30.September 1914 erliegt er im Lazarett seinen schweren Verletzungen. Zu seinen Ehren hält Alfreds Englischlehrer Suckel in der Aula der Viktoriaschule vor dem Kollegium und den Schülern eine bewegende Trauerrede. Mit zunehmendem Kriegsverlauf werden immer mehr Lehrkräfte zum Heeresdienst eingezogen. So verlässt auch Alfreds Zeichenlehrer Kik die Oberrealschule und die einrückenden Lehrkräfte werden durch junge, angehende Lehrer, sogenannte Probekandidaten, ersetzt. Die zunehmend verlustreichen Schlachten an der West- und Ostfront sind auch bei Alfred und seinen Freunden Gesprächsthema. Am 22.November 1914 fällt als erster ehemaliger Schüler der Oberrealschule der Kriegsfreiwillige Kurt Wolff bei einem Sturmangriff des Landwehr-Infanterie-Regiments 10 in Polen. Direktor Dr. Fox lässt in der Schule einen Brief verlesen, den Kurt Wolff vor seinem Ausmarsch ins Feld aufsetzte und im Falle seines Ablebens von seinem Vater an den Direktor überbracht haben wollte: „Sehr geehrter Herr Direktor! Wenn diese Zeilen in Ihre Hände gelangen, dann weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Dann ist es mir vergönnt gewesen, mein junges Leben fürs Vaterland opfern zu dürfen. Ich bitte Sie ergebenst, diejenigen von meinen Büchern, die noch verwendbar sind, der Unterstützungsbücherei zuzuweisen. Vielleicht finden Sie auch Verwendung für beiliegende Sammlung von Farbenphotographien aus unseren Kolonien. Mit besten Grüßen an Sie und meine hochverehrten Lehrer verbleibe ich Ihr Kurt Wolff.“ Der Direktor schließt mit den Worten, dass der Geist aufopfernder Vaterlandsliebe, der den jungen Helden Wolff beseelte, den zukünftigen Schüler ein hohes Vorbild bleiben solle. Als Anfang Februar 1915 das Rekrutendepot des Landwehr-Infanterie-Regiments 10 aus den Gebäuden der Oberrealschule ausquartiert wird, können am 8.Februar 1915 zur Freude des Kollegiums und der Schüler die alten Unterrichtsräume wieder bezogen werden. Am 7.März 1915 fällt ein weiterer ehemaliger Schüler, der Kriegsfreiwillige Hellmut Pollack, der bei einem Gefecht als Gefreiter im Grenadier-Regiment 3 in Galizien tödlich getroffen wird. Oberlehrer Professor Dr. Urbat wird in Russisch-Polen schwer am Hinterkopf verwundet. Ebenfalls wird die Verwundung von Oberlehrer Dr. Hildebrand und Alfreds ehemaligen Deutschlehrer Oberlehrer Biehler bekannt, die beide im Lazarett liegen. Im März geht das turbulente Kriegsschuljahr dem Ende entgegen. Alfreds Mitschüler Gerhard Nobel und Erich Greulich erhalten für ihre guten schulischen Leistungen eine Auszeichnung von Direktor Dr. Fox überreicht. Erich Greulich, der älter ist als Alfred, hat um den Eintritt zum Heeresdienst gebeten. Er wird angenommen und verabschiedet sich im April 1915 von seinen Schulkameraden. Ende des Schuljahres 1915 machen sich erstmals Lieferengpässe bei der Lebensmittelversorgung, insbesondere der städtischen Bevölkerung, bemerkbar. Die im Felde stehenden Truppen benötigen große Mengen an Nachschub, der durch die seit 1914 eintretende englische Seeblockade immer schwerer zu gewährleisten ist. Alfred schreibt eifrig seinem Onkel Hermann. Er schickt ihm neben Briefen einen selbstgebackenen Kuchen und will von ihm mehr von den großen heldenhaften Ereignissen an der Front erfahren, die er den täglichen Kriegsberichten in der Schlesischen Zeitung entnimmt und die seine Lehrer im Unterricht begeisternd erzählen. Ein Bericht über das Regimentsjubiläum des schleswig-holsteinischen Füsilier-Regiments 86, welches am 27.09.1915 im Feld stattfindet und über das die schlesische Zeitung in einem patriotischen Zeitungsartikel schreibt, beeindrucken Alfred besonders. Sein Onkel hat in den zahlreichen Briefen gar nichts von den vielen Liebesgaben, dem Festessen und der Verleihung von Eisernen Kreuzen am Jubiläumstag erwähnt. Alfred schneidet den Artikel aus der Zeitung und schickt ihn mit einem Brief an seinen Onkel ins Feld. Mit Spannung erwartet er die Antwort Onkel Hermanns, welche Ende Oktober 1915 bei ihm eintrifft.

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      Hermann Schlenker, Alfreds Patenonkel, zieht mit dem schleswig-holsteinischen Füsilier-Regiment 86 in den Weltkrieg. Er kämpft im Oktober 1915 mit seinem Regiment in der Champagne-Schlacht an der Westfront.

      Den 18.10.15

      Mein lieber Alfred!

      Soeben liege ich in meinem Zelt, es ist gerade Mittagszeit, und will die kurze Ruhepause dazu benutzen um dir zu schreiben. Recht sehr danke ich dir für die Zusendung deines Kuchens, er schmeckte ausgezeichnet. Auch danke ich dir für deinen Brief und dem Zeitungsausschnitt. Ich erhielt alles einen Tag vor unserem Abmarsch. Den Inhalt des Zeitungsausschnitts wirst du wohl noch in deinem Gedächtnis haben. Nun will ich dir darauf antworten und warum ich nichts in meinen Briefen erwähnte. Von den großen Kisten Liebesgaben erhielt ich ein kleines Notizbuch und die kleine Tabakpfeife, welche ich meinem Vater zuschickte. Sonst habe ich von dem Regimentsjubiläum nichts gemerkt. Gemeinschaftliches Essen hatten wir,

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