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in einem völlig neu eingerichteten Raum die Spezialisten unter den Kriminalern.

      Oberkommissar Dietmar Lauenstein ist unverheiratet, liebt wechselnde Beziehungen und lässt sich gerne von einer jüngeren Kollegin bezüglich seiner Kleidung beraten. Er schätzt an seinen beiden Kollegen Broder und Wildfang vor allem, dass sie bei einem anberaumten amtlichen Treffen immer einen Biergarten als Tagungsstätte aussuchen. Das ist in Frankfurt völlig ausgeschlossen, davon kann Dietmar Lauenstein nur träumen. Alle drei Oberkommissare hatten bei dem folgenden Fall häufig die Gelegenheit sich in München zu einem rein dienstlichen Treffen ausgiebig in den dortigen Biergärten umzusehen.

      Kapitel: 1 „Die Festspiele“

      Es ist ein schwüler Tag, die Menschenmassen drängen durch die Getreidegasse im Herzen von Salzburg. Morgen findet die Premiere der Festspiele statt. Wie jedes Jahr steht „Jedermann“ auf dem Programm. Unumgänglich, als gäbe es Salzburg nicht ohne ihn. Immer in Starbesetzung und immer mit dem unausweichlichem Tamtam. Aber heute, einen Tag vor dem Ereignis, wird nochmals alles kontrolliert, der Sicherheitsdienst wird alle Geräte überprüfen. Wenn noch etwas zu korrigieren ist, dann jetzt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Der diensthabende Kommandant ist durch seinen hochroten Kopf sofort aus der Menge zu erkennen. Eigentlich wollte er dieses Jahr in Pension gehen, aber man bat ihn den Nachfolger einzuarbeiten damit dieser im nächsten Jahr alle Tricks und Gepflogenheiten beherrscht. Schließlich sind zur Premiere fast ausschließlich Prominente anwesend. Schauspieler, Staatsdiener mit ihren Ehegatten und jene Möchtegern-Berühmtheiten, die kaum jemandem bekannt sind.

      Werner Hinteregger ist seit sieben Jahren Kommandant und zuständig für den Bezirk Salzburg-Zentrum. „Sie übernehmen das!“, hieß es seiner Zeit vom Stadtrat Weinzierl und Werner Hinteregger übernahm. Zwischenzeitlich ist es kurz vor vier Uhr. Zeit sich eine kleine Pause zu gönnen. Werner setzt sich in eines der kleinen Lokale in der Getreidegasse und bestellt sich ein Viertel Veltliner. Schließlich hat er einen Adjutanten, der ihn zu vertreten hat.

      Sein Name ist Micha Sperlinger und dieser wächst gerade über sich selbst hinaus. Als er dann seine schicke Uniform zum ersten Mal sieht, ist alles perfekt, er streicht sich durch sein schütteres Haar und empfindet zum ersten Mal an diesem Tag so etwas wie Stolz. Einzig die Überwachungsgeräte ließen sich nicht so anschließen, damit die Kameras aufzeichnen, aber das merkt ja sowieso keiner - so zumindest denkt Micha Sperlinger. Aber nicht nur bei der Festspiel Leitung geht alles drunter und drüber, auch im Hause der Herrschaften von Weißenhahn klappt diesmal gar nichts. Obwohl man bereits viel Erfahrung vorweisen kann. Morgen ist es bereits das neunte Mal, dass Herr und Frau von Weißenhahn bei der Premiere in Salzburg ihren Ehrenplatz einnehmen werden. Maximilian greift in den Kleiderschrank und entnimmt seinen Smoking der in einem extra dafür angefertigten Leinenschutzbeutel hängt. „Damit er nicht einstaubt“, meinte die Haushälterin seinerzeit. Er schlüpft in die dazugehörige Hose und muss feststellen, dass der Reißverschluss sich nicht schließen lässt. „Was ist das denn für eine Schei… Den letzten Teil des Wortes verschluckt er, da es sich nicht geziemt, als Graf zu solchen Wörtern zu greifen.

      Ein lauter Aufschrei, der sich vergleichen lässt mit einem Hilfeschrei, „Ester!... Ich brauch dich hier!“ Ester ist seine zweite Frau. Sie steht ihm seit einundzwanzig Jahren zur Seite. Gleich nach dem tödlichen Verkehrsunfall seiner ersten Frau Irene, lernte er Ester in Zürich kennen. Sie verstand es damals Maximilian zu trösten. Da sie ebenfalls in einer Bank arbeitete, war man sich schnell symphatisch. Ester erkannte damals, dass Maximilian nicht nur ein gerissener Fachmann für Geldangelegenheiten war, sie hatte auch die Gelegenheit genutzt einen Blick auf sein Angespartes zu werfen. Maximilian kann sehr anstrengend sein. Für seine Ungeduld ist er im Kreis seiner Freunde und Kollegen bekannt. Wenn nicht alles wie am Schnürchen läuft, wird er schon mal ziemlich laut.

      So hat Ester es sich zur Gewohnheit gemacht, nicht gleich beim ersten Aufschrei zu sprinten. Sie wartet gelassen auf den zweiten Hilferuf und begibt sich dann maßvollen Schrittes an die Seite ihres Gatten, ins Ankleidezimmer. „Die Hose wurde zu heiß gebügelt. Sie lässt sich nicht schließen“, beschwert sich Maximilian als Ester an seine Seite tritt. „Du hast zugenommen, mein Schatz.“ Der in diesem Satz versteckte Seitenhieb auf sein maßloses Schlemmen in den letzten Monaten bleibt ihm nicht verborgen. „Und was soll jetzt geschehen? Ich kann doch nicht als Ehrengast in Unterhosen zum Empfang erscheinen, schließlich vertrete ich die Bank.“

      „Nein, mein Schatz, dass wäre wohl nicht ganz passend. Ich rufe die Schneiderin an, vielleicht kann sie ein wenig Stoff an deiner Hose herauslassen?“ „Mach dass“, poltert Maximilian. Seine Geduld ist bereits am Ende. Um es vorwegzunehmen, Vroni die Schneiderin kommt umgehend in die Villa, sieht sich das Dilemma an und schnappt sich die Hose. „Aber das wird nicht auf Dauer gehen, morgen Früh, bring ich sie zurück“, verspricht sie und verschwindet mit der Hose unter dem Arm. „Na, hoffentlich kommt sie wirklich morgen Früh, schließlich wollen wir spätestens um zwei Uhr losfahren.“ Weißenhahns wohnen in München, genauer gesagt im Stadtteil Bogenhausen. Sie besitzen am Normannenpatz eine kleine Villa mit zehn Zimmern. Maximilian hat noch zwei Jahre, bis er in Pension gehen wird. Er ist im Vorstand einer bekannten Investment Bank in München und er ist froh, wenn er es endlich hinter sich hat. Gemeint ist die Arbeit in seiner geliebten Bank. Gerade in letzter Zeit steht er in der Kritik mit seinem Führungsstil. Er betont aber immer wieder von neuem, es liege nicht an ihm, es sei alleine die Politik, die ihn zum Wahnsinn treibt. „Das ewige Hü und Hott, muss nun bald ein Ende haben.“

      Aber nicht nur in München bereitet man sich auf die Feierlichkeiten in Salzburg vor. In der Schüttaustraße in Wien, wohnen Tomas und Susanne. Es ist ein einfaches Viertel, aber im Moment können sie sich keine bessere Wohnung leisten. Sie sind nicht verheiratet und leben sozusagen in wilder Ehe. Tomas findet Heiraten sowieso völlig überflüssig. Allein die Scheidungskosten, die ja unweigerlich auf einen zukommen, würden das gesamte Vermögen verschlingen, das sich die beiden, ergaunert haben. Susanne würde schon gerne in so einem Traum von Brautkleid für einen Tag Prinzessin spielen, doch immer, wenn sie vor dem Schaufenster eines Brautladens steht, sagt sie, „Wenn sie einen von uns beiden schnappen und wir sind verheiratet, kann der andere kaum behaupten er habe von nichts gewusst.“

      Diese Aussage gefällt Tomas eigentlich nicht, da sie doch bedeutet, dass in diese Fall der verbleibende Teil mit dem Hab und Gut auf und davon ginge. Tomas und Susanne nutzen die jährlichen Festspiele um sich für den Rest des Jahres ein finanzielles Fettpölsterchen zuzulegen. Sie haben sich auf Taschendiebstahl spezialisiert. So legen sie großen Wert auf ihre täglichen Übungsstunden. Eine Ungeschicktheit kann sich keiner von ihnen beiden leisten. Außerdem ist es Ehrensache so perfekt wie möglich zu sein.

      Es war vor vier Jahren, als sie einen Ganoven vom vierten Bezirk kennen lernten, dem die schmalen und geschmeidigen Hände von Tomas auffielen. Er versicherte ihm, solche Hände seien wie gemacht für die Kunst des „Ziehens“. Noch am selben Abend begann für Tomas und Susanne der Unterricht. Anfangs begleitete sie ihr Lehrmeister noch, wenn sie auf Beutezug gingen, und erhielt dafür einen kleinen Anteil. Mittlerweile haben sie ihn finanziell abgefunden. Seit einiger Zeit arbeiten sie immer nach demselben Muster.

      Susanne bleibt einige Schritte hinter Tomas. Beide haben sie den winzigen Knopf eines Kopfhörers im Ohr, das Mikro ist am Kragen befestigt. So stehen sie über Funk ständig in Verbindung. Tomas geht schnellen Schrittes durch die belebten Gassen. Er sieht sich seine Opfer im Vorbeigehen genau an. Wo tragen sie ihre Brieftasche? An welchem Arm die wertvolle Uhr? Sobald er sich ein Opfer ausgesucht hat, teilt er Susanne mit, für wen er sich entschieden hat. Dann macht er auf Kommando eine abrupte Kehrtwende, so dass er mit dem Opfer zusammenstößt. In diesem Sekundenbruchteil zieht Tomas die Brieftasche. Susanne, die folgt, öffnet nun wie rein zufällig ihren Umhängebeutel, so dass Tomas die Brieftasche darin entsorgen kann. Sollte der Bestohlene merken, dass seine Brieftasche verschwunden ist, ist es bereits zu spät. Selbst die herbei gerufene Polizei wird bei Tomas nichts mehr finden. Inzwischen sind die beiden so gut auf einander eingespielt, dass Tomas manchmal sogar zwei Personen gleichzeitig um ihre Brieftasche erleichtert.

      Zur Vorbereitung auf die Festspiele haben sie sich für diesen Abend noch eine Übung im Zentrum Wiens vorgenommen. Ziel

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