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      Kapitel: 8 Eine Feier im Gänsehäufel

      Tomas und Markus sind damit beschäftigt das Grillfeuer in Gang zu bringen. In wenigen Minuten wird Tomas´ Mutter mit seiner Schwester eintreffen. Sie bringen das Fleisch und den Kartoffelsalat. „Markus wo haben wir denn den Schnaps hin geräumt?“, fragt Tomas. „Der ist noch in der Kühltasche im Wohnmobil. Aber lass das die Fanny machen, die bringt auch noch einen edlen Tropfen aus dem Burgenland mit!“

      Dann hört Tomas seine Mutter und seiner Schwester. Sie scheinen schon mal einen vorab getrunken zu haben. Sie sind ziemlich fröhlich und dann ist da noch die Winny, die schon lange ein Auge auf Tomas hat. „Hallo, du untreue Seele“, meint Winny zu Tomas. „Lass dich in die Arme nehmen, das ist ja schon wieder eine kleine Ewigkeit her, dass ich dich drücken konnte!“ „Stimmt, ich glaube es war letzte Woche“, meint Tomas etwas genervt. Auch Fanny ist inzwischen eingetroffen und so sitzen sie mit den Nachbarn gemeinsam am Feuer und wenden die Fleischstücke. Von ihren Aktivitäten erfahren auch andere Bewohner des Gänsehäufls. Die weithin deutlich sichtbare Rauchfahne signalisiert, „da gibt es etwas Leckeres zu essen.“

      Der köstliche Geruch verbreitet sich schnell. Mittlerweile sind es schon über zwanzig Teilnehmer, einer hat sogar ein großes Bierfass angeschleppt. Die Mutter von Tomas hat etwas auf dem Herzen und so bittet sie ihn zu sich. „Ich muss mit dir reden. Ich habe da einen Umschlag, den sollte ich Dir übergeben und dann muss ich dazu einiges erklären. Dein Vater sagte damals, dass ich selbst entscheiden soll wann es soweit ist. Nun glaube ich, dass du alles wissen solltest. Hier sieh selbst, in diesem Kuvert ist alles für dich von deinem Vater zusammen gestellt.“ Tomas ahnt, dass der Umschlag etwas Brisantes enthält, das sieht er schon am Gesicht seiner Mutter.

      „Dann lass mal sehen!“, meint er mit aufgeregter Stimme. Er beginnt die Papiere auf einem kleinen Tisch auszubreiten. Da gibt es Fotos, Schriftstücke und Urkunden, einige tragen sogar eine notarielle Beurkundung. Zuerst greift Tomas nach den Fotos. „Wer ist das?“ Seine Mutter beugt sich zu ihm und meint: „Das ist der Graf, dein Vater. Aber lies zuerst die Dokumente!“ „Was für ein Graf?“ „Na ja, der Maximilian von Weißenhahn. Du hast doch seine Brieftasche gefunden, wie du mit berichtet hast.“ Tomas nimmt nochmals das Foto in die Hand und meint: „Entweder ist es ziemlich alt oder es ist ein anderer Graf Weißenhahn.“ „Nein, das ist der Graf, der kürzlich hier war. Das Foto ist aktuell.“

      „Das ist aber nicht mein Graf von Weißenhahn. Vielleicht ist es ein Bruder oder Verwandter?“, stellt Tomas fest. Das Bild ist leider von ziemlich schlechter Qualität, so dass Tomas unsicher ist. Er beginnt in den Papieren zu blättern. Nebenbei nimmt er einen Schluck vom frischen Bier und beißt von einem Hühnerbein ab. „Mach bitte keine Flecken auf die Papiere, vielleicht brauchen wir sie noch!“, ermahnt ihn seine Mutter. „Das ist also mein Vater. Warum hast du mir niemals von ihm erzählt? Ist meine Schwester ebenfalls von ihm?“

      „Nein, sie ist vom Steuerinspektor Willner, aber sie weiß es, hat ihn sogar schon öfter besucht.“ Völlig in seine Gedanken versunken sitzt Tomas an einem kleinen Tisch. Sein Bier ist längst getrunken und im Teller liegen die Knochenreste vom abgefieselten Hühnchen. Er entscheidet, die Unterlagen mitzunehmen und daheim in Ruhe zu sichten. Dann steht plötzlich Susanne hinter ihm und schaut ihm über die Schulter. „Ich hab gehört, dass hier eine Feier stattfindet, wollte mal sehen, was es zu feiern gibt.“ Dann tritt Winny hinzu und begrüßt Susanne. „Hey, wie geht es, was macht die Kunst an der Oper?“ Die beiden kennen sich und akzeptieren sich. Susanne hat, wie sie vor kurzem meinte, dem Tomas abgeschworen. So fragt sie Winny: „Wie hältst du es nur mit so einem Ganoven aus?“

      „Ich hab ihn ja immer nur für wenige Minuten. Ich dachte, du wolltest dich von ihm trennen und jetzt bist du doch wieder da. Ich vermute mal, dass er dir mehr gibt als du zugeben willst. Ich glaube, ich muss dir da mal einige Tipps geben“, meint Winny mit breitem Grinsen. „Okay, aber lass uns erst mal zum Ausschank gehen. Tomas muss ja nicht alles hören, sonst kann ich ihn ja nicht überraschen.“ Diese neue Information über seine Abstammung schwirrt Tomas im Kopf herum und so entschließt er sich das Fest zu verlassen und nach Hause zu fahren. Er muss unbedingt einiges im Internet recherchieren.

      „Du wirst uns doch nicht schon verlassen, oder ist es wegen der Unterlagen?“, will seine Schwester wissen. „Da gibt es einen Mann, der mein Vater sein soll und der besucht euch regelmäßig und ich weiß nichts davon.“ „Er hat es so verlangt, sogar verboten hat er uns, nur ein Wort zu dir zu sagen. Er meinte immer, dass er dich persönlich informieren wird, wenn es an der Zeit ist. Übrigens, er hat immer pünktlich den Unterhalt für dich bezahlt.“ Mit einem lauten Ciao verabschiedet sich Tomas. Kaum zu Hause angekommen, wirft Tomas seine Jacke über den Stuhl und dann eilt er zum Computer. Im Internet versucht er etwas über die Weißenhahns zu erfahren. Seine Recherche bleibt erfolglos, da ist nichts zu finden, bis auf einen Hinweis, dass der Graf Geschäftsführer einer Bank ist. Der Clan hat sich gut abgeschirmt. Darüber ist sich Tomas sicher. Er entschließt sich dazu, die Unterlagen in einen Schuhkarton zu verstauen. Zur Tarnung legt er ein Paar alte Filzpantoffel oben auf. Es läutet und Susanne steht vor der Türe. „Warum bist du so plötzlich verschwunden? Waren es die Unterlagen oder hat es dich gestört, dass ich aufgetaucht bin?“ „Es geht um die Unterlagen, aber ich will jetzt nicht darüber reden.“ „Die Winny hat mir da etwas erzählt, darf ich etwas ausprobieren?“

      „Ich bin nicht in Stimmung. Wie du weißt, hab ich vor einer Stunde erfahren wer mein Vater ist.“ „Und, wer ist es? Kenn ich ihn?“ „Nein, aber es sind einige Zufälligkeiten die mich stören.“ „Es ist wegen des Grafen, hab ich Recht?“, fragt Susanne. „Vielleicht. Wo haben wir den Inhalt aus der Brieftasche?“ „Wie immer, in die Mülltüte. Aber warte mal, du sagtest damals dass wir die Papiere aufheben sollten, und deshalb schob ich sie hinter den Geschirrschrank, du weißt doch, in unser Geheimfach.“ „Hol sie mal, ich muss da etwas überprüfen!“, bittet Tomas. Gerd Wildfang steigt aus dem Intercity und wird von seinem Kollegen Lauenstein herzlich begrüßt. „Du altes Haus, da brauchen wir einen Mord um uns zu sehen.“

      „Du weißt doch, wie das ist. Die Zeit verfliegt und immer sagst du dir, den Dietmar solltest du mal besuchen. Wie geht es deiner Frau?“ „Ihr geht es gut, seitdem sie mich verlassen hat.“ Sie beginnen sich gegenseitig aufzuziehen. Frotzeln wie zu alten Zeiten. Die Ehefrau vom Dietmar Lauenstein ist ebenfalls bei der Polizei und zwar bei der Sitte. Wirklich verlassen hat sie ihn natürlich nicht, aber sie ist auf einem Kurs in Hamburg für drei Wochen. So muss sich Dietmar daheim selbst zurechtfinden. „Verstehe, deshalb hat dein Hemd so seltsame Querstreifen“, zieht ihn Gerd auf.

      „Erzähl vom Fall! Das scheint mir ja alles etwas seltsam.“ „Wir sind da schon einige Schritte weitergekommen. Wir bekamen von Australien ein Fax, das einiges erklärt.“ Als sie aufs Revier kommen und Gerd Wildfang sieht, dass es neu eingerichtet ist, kann er sich vor Begeisterung kaum beherrschen. „So etwas könnten wir in München auch gebrauchen!“ Eine Mitarbeiterin aus Lauensteins Abteilung fragt: „Kaffee oder Wasser?“ „Kaffee mit einem doppelten Cognac!“, meint Gerd Wildfang. „Sieh mal, hier haben wir unsere Aufzeichnungen.“ An einer modernen Glaswand, die sich als Bildschirm herausstellt, bekommt Wildfang die ersten Fotos zu sehen. „Hier haben wir sogar ein Foto, das ein Verkehrsteilnehmer mit seinem Handy aufgenommen hat. Aber das Tollste sollst du gleich sehen.“ Hauptkommissar Lauenstein reicht ihm ein Kuvert mit Dokumenten, die auf Englisch sind. „Das haben wir heute früh aus Australien bekommen, es kam per Eilkurier über Europol.“

      Wildfang beginnt zu blättern und erkennt, dass es Unterlagen aus einer psychiatrischen Klinik in Adelaide sind. „Ja du siehst richtig, sie ist aus einer Heilanstalt entflohen. Wie sie in den Flieger nach Europa gekommen ist, ist völlig unklar. Wir haben eine Anfrage an die Fluggesellschaften herausgegeben und hoffen bald auf eine Antwort. Eine Pause des Schweigens entsteht, Wildfang starrt auf die Papiere bis die Sekretärin die ungewöhnliche Ruhe unterbricht.

      „Wir haben einen ersten Bericht vom Arzt. Der Graf Weißenhahn ist wohl über den Berg, aber sagen wird er uns nichts mehr, sein Gehirn ist schwer geschädigt.“ „Ach du große Scheiße!“, entfährt es Lauenstein. Wildfang kann es nicht verstehen. „Ich sehe das so, dass sie ganz

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