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      Saigon ist die wirtschaftliche Metropole Vietnams: eine boomende Stadt, viele Menschen und scheinbar noch mehr Motorräder, ein Verkehrsgewusel ohnegleichen. Sieben Millionen Einwohner und drei Millionen registrierte Mofas sind gezählt. Doch die Zahlen überholen sich täglich. Alle Mofafahrer tragen einen Helm. Ist wohl Gesetz, denn sonst würden die meist jugendlichen Fahrer kaum einen Helm aufsetzen. Wegen des Smogs tragen viele Frauen einen Mundschutz, mal einen weißen, aber oft bunte. Die meisten Frauen stülpen sich einen Sonnenhut auf, unter dem Helm. Die Sonne sticht und sie wollen wohl nicht zu braun werden im Gegensatz zu Europäern. Manche telefonieren während des Fahrens. Autos gibt es nur wenige und wenn dann einen großen Wagen. Autos und Mofas japanischer Marken prägen das Straßenbild.

      In den Straßen ist im Februar noch der Weihnachtsschmuck dekoriert. Bald ist das chinesische Neujahrsfest - das Tet-Fest. Geschäfte bereiten sich darauf vor und schmücken ihre Schaufenster und Fassaden. Deshalb sind an jeder Straßenecke Blumenstände zu sehen. Die Familie kommt zum Fest. Frische und blühende Pflanzen gehören unbedingt in die Wohnungen. Die zum Teil großen Pflanzen werden selbstverständlich wagemutig auf dem Mofa transportiert.

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      Sehenswürdigkeiten in Saigon sind im Zentrum und zu Fuß gut zu erkunden. Sind die Füße lahm, fahren überall Motorradtaxis herum, die für wenig Geld zu weiter entfernten Sehenswürdigkeiten transportieren.

      In der Innenstadt fallen etliche renovierte, französische Gebäude auf. Die Franzosen hinterließen nicht nur das, sondern auch ihren Lebensstil, wie zum Beispiel das Baguette oder die vielen Cafés. Die Kolonialbauten sind gut erhalten und sehen gepflegt aus. Heute nutzen Botschaften, teure Geschäfte, Firmen oder Sternehotels die Häuser. Die Amerikaner hinterließen ihren Dollar. Mit Dollar lässt sich ebenso gut bezahlen wie mit dem Dong (VND), der vietnamesischen Währung.

      Palast der Wiedervereinigung

      Der Palast der Wiedervereinigung, auch Einheits- oder Kulturpalast genannt, ist heute ein nüchterner, sozialistisch anmutender Bau in einem weitläufigen Park. An seiner Stelle stand früher ein schöner Bau des französischen Gouverneurs. Später residierte dort der südvietnamesische Präsident. Mit ihm war das Militär nicht einverstanden. Zwei Piloten der Luftwaffe bombardierten kurzerhand den Palast und zerstörten ihn weitgehend. Mit amerikanischer Unterstützung baute man den Palast zwar wieder auf, doch der verhasste Präsident erlag dennoch einem Attentat, bevor er in seine neue Residenz einziehen konnte. Dafür bezog sein Nachfolger die Räume. Der allerdings musste 1975 vom Dach seines Palastes mit dem Hubschrauber vor den Kommunisten fliehen. Eile war nötig, denn die Nordvietnamesen überrollten mit Panzern die Palasttore. Hier endete am 30. April 1975 der Vietnam-Krieg. Die rote Flagge mit dem gelben Stern wurde vormittags auf dem Dach gehisst. Ein denkwürdiger Moment nach den unzähligen Opfern in dem Krieg, der das ganze Land verwüstete.

       Geschichte hautnah

      Der Palast der Wiedervereinigung ist heute zu besichtigen, außer es finden gerade Konferenzen statt oder Staatsgäste sind in Saigon zu Besuch. Im Innern erstrecken sich lange Korridore und Säle im Stil der 60er Jahre. In den 95 Räumen auf sechs Etagen verteilt sind Möbel, Lackarbeiten und Kunstschätze zu besichtigen. Zwei Etagen liegen unterirdisch. Die gleichen einem Hochsicherheitstrakt und dienten als militärische Zentrale.

      Der Palast der Wiedervereinigung ist sehr interessant und eine Besichtigung vermittelt praktische, politische Bildung. Keiner möchte an diesen schrecklichen Krieg und die nachfolgende „Umerziehung“ des Volkes mehr denken, doch das gehört zur Geschichte des Landes. Hätte sich Vietnam nicht geöffnet, könnten keine Touristen das Land bereisen. Der große und dominierende Nachbar China hat es vorgemacht und es profitieren beide davon. Zur Erinnerung an den grausigen Vietnam-Krieg mit Millionen von Toten und die Einheit von Nord- und Südvietnam stehen immer noch Panzer gut sichtbar im Garten.

      Notre Dame Basilika

      Die christliche Notre Dame Basilika bauten die Franzosen. Damals hatte die Basilika die höchsten Türme in der Stadt. Heute wirkt die Kirche sehr groß und irgendwie fehl am Platze mit ihren vermeintlich roten Backsteinen. Doch die Backsteine entpuppen sich bei näherer Betrachtung als rote Fliesen aus Marseille, die die Schiffe aufwendig ins Land transportierten. Die Buntglasfenster stammten aus Chartres. Sie waren im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und dort durch herkömmliches Glas ersetzt worden. Die recycelten Fenster bekam die Kirche Notre Dame in Saigon. Der Aufwand für diese Kirche mutet unvorstellbar und nicht gerade preisgünstig an. Doch die Franzosen in einem fremden, heißen Land brauchten wohl etwas aus ihrer Heimat.

       Am Sonntag ist Messe

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      Es ist ein Sonntag im Februar, in der Kirche findet gerade eine katholische Messe statt. Katholiken haben zwar keinerlei Bedeutung mehr in Vietnam, aber trotzdem ist die Messe gut besucht. Der Pastor steht vorne am Altar und singt vor, dann gibt er die Einsätze für die Gemeinde - ungewöhnlich. Nur sonntags ist der Glockenturm geöffnet und er kann bestiegen werden. Oben angekommen belohnt die imposante Aussicht über die Dächer der Stadt. Vor der Kirche steht eine Marien-Statue, die extra aus Rom her transportiert wurde. Sie sollte Vietnam zum ersehnten Frieden verhelfen. Das ist ihr spät, aber dennoch gelungen.

       Sonntags vor der Kirche

      Der Verkehr flutet wie immer in den Straßen. Viele Menschen putzten sich heraus und genießen den freien Tag. Auf der Straße steht ein Brautpaar und lässt sich in aller Ruhe mit der Kathedrale im Hintergrund fotografieren. Die Braut trägt stolz ihr weißes Kleid. Der christliche Brauch des weißen Brautkleides ist auf der ganzen Welt beliebt. Natürlich fotografiert nicht nur die Profifotografin, sondern die beobachtenden Touristen ebenso.

      Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist eine Sportgruppe unterwegs. Die Jugendlichen bekamen wahrscheinlich den Sonntagsauftrag, die Touristen anzusprechen. Sie können etwas Englisch und wir verstehen uns. Es soll etwas in Vietnamesisch von einem Zettel vorgelesen werden. Was das wohl heißen mag? Doch wir lesen vor, die Schüler verneigen sich kurz als Dank. Der Sinn der Übung war nicht auszumachen. Warum auch, eine schöne und ungezwungene Begegnung. Alle hatten ihren Spaß.

      Hauptpostamt

      Das Saigoner Hauptpostamt liegt gegenüber der Notre Dame Basilika. Nur kurz über die Straße geht es zum Gebäude aus dem 19. Jahrhundert von Gustave Eiffel gebaut. Kaum ist man in der Halle, drängt sich die Vorstellung von Frauen in rauschenden Kleidern und Männern in steifen Anzügen aus dem vorigen Jahrhundert auf. Am Eingang fällt sofort der schöne Fußboden mit Fliesen in den Blick. Hölzerne Telefonkabinen sind rechts untergebracht. Uhren zeigen die Uhrzeit aus Weltstädten wie London, Moskau, Tokyo, Beijing, Seoul, Pretoria oder Paris an. Das Hauptpostamt verströmt den Charme des vorletzten Jahrhunderts. Ein großes Bild des Staatsgründers Ho-Chi-Minh dominiert die rückwärtige Wand. Mit seinem freundlichen Blick schaut er auf das Treiben der Einheimischen und der neugierigen Touristen. Zwei alte Männer sitzen ungestört vom Trubel auf einer Bank und unterhalten sich. Die Kunst des Nebeneinanders von Hektik und gleichzeitiger Entspannung und tiefer Ruhe ist hier deutlich zu spüren.

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      Im Saigoner Hauptpostamt ist es voll. Touristen fotografieren und schauen sich in den seitlich gelegenen Souvenirshops um. In der Mitte hat ein Verkaufstresen seinen Platz. Dort sind auch Postkarten und Briefmarken für die ersten Karten nach Hause zu bekommen. Den notwendigen Kleber gibt es an den Türen.

      Es lohnt, etwas in oder vor der Post zu verweilen. Plötzlich sammelten sich Frauen in traditionellen Kleidern – Hosen mit langen, geschlitzten Oberteilen – direkt vor der Post. Sie halten Werbeprospekte in ihren Händen und werden von

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