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musste mich zurückhalten, um dem Typen nicht die Fresse zu polieren.“ Junus.

      „Ja, ich mich auch. Aber trotzdem wirst du sie erzürnen, wenn du sie zwingst, mit uns nach New York zu gehen.“ Artis.

      „Das ist mir egal. Ich will in Zukunft wissen, mit wem sie sich rumtreibt. Ihr könnte sonst was passieren. Womöglich wird sie von so einem Affen schwanger oder holt sich Aids.“ Junus. Mann, er führt sich echt auf, als wär er mein Vater.

      „Glaubst du, was sie über Beliar sagen?“ Artis.

      „Meinst du das Gerücht, er würde sich seit seiner Rückkehr durch das halbe Mittelalter vögeln, weil er so gefrustet ist, dass ihn unsere Schwester verschmäht hat. Schon möglich.“ Okay, das bestärkt mich nur noch mehr, mir den Schuss Glücksgefühle zu verpassen.

      „Raven liebt Beliar. Aber ich verstehe nicht, wieso sie nicht mit ihm zusammen sein will?“ Artis.

      „Vielleicht ist sie zu verletzt. Sie ist sechzehn und eine Frau, wer versteht schon Frauen. Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich Männer bevorzuge. Die sind weniger kompliziert.“ Junus. Vielen Dank aber auch.

      „Eine sehr weise Entscheidung.“ Artis. Daraufhin vernehme ich Knutschgeräusche, die mich vertreiben.

      Fassen wir mal zusammen: Beliar bespringt – gerüchteweise – eine Hofdame nach der anderen und hat wahrscheinlich gerade den Spaß seines Lebens, während ich hier Gewissensbisse habe, einen Hexer zu daten – die hatte ich nämlich. Das hört ab sofort auf. Wollen mal sehen, wer hier Spaß hat. Das Zeug ist schneller in meinem Organismus, als ich „Eine Phiole pures Glück, bitte“ sagen kann.

      Die wohlige Wärme zaubert schlagartig ein Lächeln auf meine Lippen. Quietschvergnügt trete ich vor meine Brüder, die erst nach dreimaligem Räuspern die Zungen aus ihren Rachen zurückziehen.

      „Bin startklar“, verlautbare ich.

      „Nimm das Amulett ab, Kleines“, verlangt Junus, als er sich von der Couch erhebt. Weil ich keinen Bock auf Diskussionen habe, tue ich, wonach er verlangt.

      Nach einem kurzen Schauer, der mir über den Rücken zieht, beginnen meine Haare zu wachsen. Einen Wimpernschlag später hab ich die Lockenmähne wieder, die meinen Kopf schwer runterzieht. Na toll, fünfzig Mäuse für den Friseurbesuch in den Wind geschossen.

      Junus lächelt verträumt. „So gefällst du mir wieder.“ Sein Kuss landet auf meiner Stirn, die er sogleich kritisch untersucht. „Du hast immer noch leichtes Fieber“, informiert er mich beunruhigt.

      „Quatsch, meine Haut ist durch die Dusche erhitzt, sonst nichts. Ich fühl mich großartig“, stelle ich richtig.

      Das scheint ihm nicht ganz geheuer zu sein, doch er lässt von dem Thema ab. Schnell lege ich das Amulett wieder an, bevor er Verdacht schöpft und Zauber einsetzt, um mich auszuquetschen oder mein Brazilian Waxing zum Schluss auch noch für den Arsch war.

      Artis legt mir den Arm um die Schulter, als wir zum Auto gehen. Lächelnd kuschle ich mich an ihn.

      Die ganze Autofahrt lang trällere ich die Hits im Radio nach. Junus schüttelt sogar schon den Kopf, weil ihm meine gute Laune nicht geheuer ist. Artis ist nur am Grinsen.

      Ich lache befreit, als mich Junus huckepack durch den Wald trägt und mir andauernd einreden will, dass ich untergewichtig bin. Mit dem Fortschreiten seines Studiums, lässt er wohl immer mehr den Arzt raushängen.

      Im Nu sind wir im Mittelalter – vorher hat mich Artis aber, unter Androhung diverser Gräueltaten, genötigt, mein Amulett abzulegen, damit er mir ein Kleid hexen konnte. Was soll ich sagen, ich wollte eine Hose, da hat er nur genervt mit den Augen gerollt.

      Obwohl ich zugedröhnt bis unters Dach bin, spüre ich schlagartig das Unbehagen, das diese Epoche in mir auslöst, als wir uns vom Steinkreis entfernen.

      Bilder meiner Folter blitzen vor meinem inneren Auge auf. Okay, das müssen starke Emotionen sein, die mich in die Knie gezwungen hätten, wenn sie es ungedämpft durch die rosa Wolke geschafft hätten.

      Energisch schüttle ich die dunklen Gedanken ab und ergreife die Hand von Artis, der mich vor sich auf sein gezaubertes Pferd zieht.

      Mein holder Arsch hat es kaum vom Pferd geschafft, da werde ich von Junus bereits wieder untersucht. Mit zusammengekniffenen Augen fühlt er die Temperatur meiner Stirn und schüttelt den Kopf. „Bei dem Fieber müsstest du eigentlich total erschöpft sein. Bist du sicher, dass du dich wohlfühlst?“, hakt er nach.

      „Jaaaaa“, stoße ich genervt aus. Mein Körper fühlt sich wohlig warm an – zum ersten Mal friere ich nicht, wie ich es meistens tue. Schwacher Kreislauf, sag ich nur. Meine Haut ist von einem leichten Schweißfilm überzogen, der mir aber nichts ausmacht.

      „Du könntest dir eine Geschlechtskrankheit geholt haben. Habt ihr ein Kondom benutzt?“, hat er jetzt nicht grad echt gesagt. Das wird schön langsam lästig.

      „Das nächste Mal vielleicht, wenn wir wieder in den Swingerclub gehen“, verarsche ich ihn lächelnd.

      Junus hält mich grob am Arm fest. „Raven, ich kann nur Verletzungen mit meiner Magie heilen, keine Krankheiten. Nimm das nicht auf die leichte Schulter.“

      Mein Ziehvater, der mit beidseitig ausgestreckten Armen auf mich zukommt, befreit mich dann aus der strengen Musterung meines Bruders, mit der er anscheinend jeder Ferndiagnostik alle Ehre machen will. Vergnügt lasse ich mich in seine Umarmung fallen.

      „Hoppla, du bist aber stürmisch, meine Tochter“, stellt er fest, während er mich an sich drückt. Ich schließe die Augen, weil das gerade total guttut.

      Zu seiner Verblüffung presse ich meine Lippen auf seine Wange und richte ihm seinen Mantel zurecht, der meiner Knuddel-Attacke zum Opfer gefallen ist. Auch ihn habe ich seit dem Rauswurf aus meinem Krankenzimmer nicht mehr gesehen.

      „Lass dich ansehen“, verlangt er, mit beiden Händen an meinen Wangen. „Du wirst von Tag zu Tag schöner“, schwärmt er. „Komm, ruh dich aus.“

      Beschwingt greife ich nach seiner mir dargebotenen Hand und lasse mich von ihm in die Burg geleiten.

      Dabei ist mir der feindselige Blick, mit dem er Junus bedacht hat, nicht entgangen. Mein Vater scheint die Verbindung meiner Brüder wohl nicht so recht gutzuheißen. Naja, war irgendwie klar. Zumindest lässt er ihn rein, das ist ja schon mal ein gutes Zeichen. Dennoch ramme ich meinem Vater den Ellbogen in die Seite, was er mit angehobenen Augenbrauen quittiert.

      „Keine bösen Gedanken solange ich hier bin. Hier herrscht Liebe und sonst gar nichts“, befehle ich.

      Mein Vater lächelt gequält. „Du vermagst also meine Gedanken zu lesen, Tochter. Ganz ohne Zauberkräfte.“

      „Nenn mir eine Frau, die Zauberkräfte braucht, um im Gesicht eines Mannes lesen zu können. Es verrät euch alle“, erkläre ich rechthaberisch.

      „Und was lest Ihr in meinem Gesicht, Mylady?“, kommt es von einer fremden Stimme. Ja toll, mal die Klappe wieder ganz weit aufgerissen, Raven. Ein fetter Edelmann verbeugt sich schleimspurlegend vor mir.

      „Darf ich vorstellen: Lord Loxvill Sussex und sein Sohn Thomas. Meine Tochter Rose Anne Victoria Erin Nazire Owen“, stellt uns mein Vater vor.

      Also sein Sohn ist definitiv schnucklig, der kommt wahrscheinlich nach seiner Mutter, denn da ist alles am rechten Platz und wohlgeformt in stahlharter Muskelmasse verpackt. Er scheint aber etwas schüchtern zu sein, denn er hält meinem Blick keine zwei Sekunden stand. Oder er ist schwul.

      „Und?“, fordert der Lord ungeduldig. Ach ja, ich muss ja noch das Häschen aus dem Hut zaubern und in seiner hässlichen Visage lesen.

      Ich lasse meinen Blick kurz über ihn schweifen und erkläre: „Ihr hattet Gulasch zu Mittag.“ Ich habe wohl den Nagel auf den Kopf getroffen, denn er zieht verblüfft die Augenbrauen hoch. „Woher wusstet Ihr das?“, fragt er mich alarmiert.

      „Teile

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