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Zutaten. Zudem gab es noch Nahrungsergänzungsmittel, vornehmlich aus Australien, darunter auch den pflanzlichen Zuckerersatz Stevia. Das bedarf einer kurzen Erklärung:

      Nach dem ich 2003 die Schule vorzeitig verlassen musste, war ich gezwungen, Geld zu verdienen.

      Ich hatte mich über die Jahre zuvor bereits mit allerlei exotischen Themen beschäftigt: Alternative Medizin, gesunde Ernährung, Heilkräuter und besonders Yoga. Dabei lernte ich auch Stevia kennen und baute mir mit finanzieller Unterstützung eine kleine, aber ausreichende Existenz mit dem Handel von Stevia auf. Ich konnte meinen Lebensunterhalt sichern, ohne mich allzu sehr zu verausgaben und hatte genügend Zeit für Yoga und alles, was mich sonst noch interessierte.

      „Bali Buddha“ wurde für uns zu einem täglichen Anlaufziel. Sei es wegen der unvergleichlich gute frisch gekochte Gewürzchai, der warme Haferbrei mit Walnüssen und Zimt oder die leckeren Salate. Alles gab es zu für uns Europäer unvorstellbar niedrigen Preisen und trotzdem exzellenter Qualität. So langsam stieg bei mir die Spannung und Vorfreude auf das Yoga-Retreat. Am Abend gab es dann die erste kleine Zusammenkunft in einem Restaurant neben unserem Hotel. Wir saßen in der milden Abendluft bei Kerzenlicht draußen auf der Veranda des Restaurants: Die bis dahin angekommenen Retreatteilnehmer, Lin und ich.

      Womit ich auch an dem Punkt angelangt wäre, an dem es zur Beantwortung der Frage kommt: wieso Bali?

      Rückblickend war es eine unvorhersehbare Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse. Ob das nun Karma, Schicksal oder Zufall gewesen ist, sei dahingestellt. Mehrere Jahre hatte ich für mich zu Hause Yoga gelernt und ausgeübt.

      Als ich 2003 die Schule wegen chronischer Schmerzen verließ, war es das Einzige, was mir wirklich half, im Gegensatz zur klassischen Medizin, die bis auf Krankengymnastik oder manuelle Therapie keine Ideen hatte. Beides hatte ich probiert, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. So begab es sich, dass ich mit Hilfe von DVDs und Büchern Yoga lernte. Meine erste DVD hieß passenderweise „Yoga für Dummies“. Über die Jahre konnte ich die Veränderung meines Körpers und Geistes verwundert und fasziniert mitverfolgen.

      In der Schule war ich völlig unsportlich (ich gewann nie eine Medaille bei den Bundesjugendspielen) und als grobmotorisch verschrien. Nun hatte ich es durch Ausdauer, Disziplin und Konzentration geschafft, mich fließend und im Einklang mit meinem Atem bewegen zu können. Das Wichtigste jedoch war, dass ich den Schmerz überwunden hatte.

      Er war zwar noch da, aber ich stand über ihn.

      Ich lebte für mich allein, doch war ich zufrieden und glücklich mit dem Leben, was ich hatte: Eat, work, relax and do yoga. Ich entwickelte eine geradezu kindliche Unbekümmertheit und ebenso eine große Dankbarkeit für das, was ich erreicht hatte. Mitte des Jahres 2007 entschloss ich mich dann mit Yoga unter die Leute zu gehen und so kam es mir sehr gelegen, dass in Köln ein Yoga Festival stattfand. Zum ersten Mal Yoga außerhalb meiner eigenen vier Wände und dann gleich bei einem großen Event. Das war sinnbildlich für mein Selbstbewusstsein und meine Unbekümmertheit zu der Zeit. Im Vorfeld stellte ich mir einen Zeitplan zusammen, denn im Rahmen des Festivals gab es drei Workshops zeitgleich und über den Tag verteilt. Ich hatte die Qual der Wahl und besonders schwer fiel es mir, mich für meine erste Stunde zu entscheiden. Zu Hause übte ich noch mit anderen DVDs, hauptsächlich fließendes und dynamisches Yoga. Wie der Zufall es wollte, war auch eine der Lehrerinnen von den DVDs dort:

      Seane Corn.

      Sie unterrichtete gleich am ersten Morgen eine Stunde. Zeitgleich gab es eine weitere von Lin, einer Lehrerin, von der ich bis zu dem Zeitpunkt nichts gehört hatte. Sie praktizierte einen ähnlichen Stil und ich studierte ihre Internetseite. Dort wirkte sie auf mich sehr interessant und sympathisch. Eine Mischung aus Neugier und Bauchgefühl bewog mich, zu Lins Stunde zu gehen. Ich wurde bestärkt durch die Angabe in der Workshopbeschreibung:

      Für alle Levels offen – von Anfänger bis Fortgeschrittene.

      Es herrschte eine komische Atmosphäre. Die Yogamatten wurden in einem Halbkreis arrangiert, rund um mich nur durchtrainierte, athletische Frauen. Lediglich mir direkt gegenübersaß ein junger Mann aus Osteuropa. Spannung und Vorfreude lagen in der Luft. Dann sah ich Lin, die ich vorher nur von Bildern auf dem Flyer und aus dem Internet kannte. Ich war umgehend von ihr fasziniert.

      Sie war Amerikanerin mit asiatisch-europäischen Wurzeln, eine kleine Person mit starker Ausstrahlung und langen, dunklen Haaren, bedacht in jeder ihrer Bewegungen und sofort alle Blicke auf sich ziehend. Sie hatte etwas Königliches wie Kleopatra, dachte ich mir.

      Zu Beginn der Stunde thematisierte sie Recycling und Nachhaltigkeit. Sie erzählte in diesem Zusammenhang von Erlebnissen auf ihren Reisen und, an denen sie sich wünschte, jeder würde sich ein Beispiel nehmen. Bei ihr passte alles zusammen. Sie entsprach beinahe komplett meinem Idealbild einer Frau.

      Die Stunde gestaltete sich für mich äußerst unterhaltsam, denn die Übungssequenzen, die Lin hier unterrichtete waren mir fremd und neu. Besonders die Rechts-links-Dreh-Sequenzen brachten mich mehrmals aus dem Konzept - was mich nicht sonderlich störte. Es überwogen die Genugtuung und der Genuss dieser Erfahrung, nach der harten Arbeit über die Jahre zuvor. Es war wohl auch für Lin ein interessantes Bild: Um mich herum waren viele fortgeschrittene Yoginis, die durchaus etwas von meiner leichten Unbeholfenheit genervt waren. Ich war dazwischen mit einem Dauerlächeln und einer Zufriedenheit, die ich bis dahin selten empfunden hatte. So kam es dazu, dass Sie mich zur Demonstration einiger Übungen zu sich nach vorne holte. Wir hatten sofort eine Verbindung miteinander.

      Schnell spürte ich, dass ich mehr Zeit mit diesem Menschen verbringen und ihn besser kennenlernen wollte. Passend dazu lagen nach Ende der Stunde Flyer für ihren Bali-Retreat aus und ich wusste sofort, das ist es:

      Das musst du machen.

      Es waren so viele Dinge, die mich reizten: die Reise nach Asien, da ich seit Ewigkeiten nirgendwo mehr hingereist war, mehr Yoga von Lin zu lernen und sie näher kennenzulernen, und zu sehen, wie mein Körper auf die intensive Yogapraxis dort reagiert – sozusagen als Härtetest, bevor ich eine Ausbildung beginnen wollte.

      Das Festival dauerte zwei weitere Tage. Ich war noch bei anderen Klassen, auch von Lin.

      Die gesamte Zeit war großartig. Ich war in der Welt angekommen, in die ich schon immer hingehörte.

      Kurz nach dem Festival schrieb ich ihr eine Email:

      „Liebe Lin, ich möchte dir nochmals für die herausfordernde und sehr inspirierende Praxis in Köln danken. Dafür, dass es meine erste „echte“ Yogastunde war, hätte ich mir keine bessere Lehrerin vorstellen können. Obwohl ich zugeben muss, dass ich heute noch jeden Muskel spüren kann :-) (..) Hoffentlich hat dir die Zeit in Köln ähnlich viel Freude gemacht wie mir.“

      Ich hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet und war daher sehr überrascht, dass ich wenige Tage danach von ihr hörte. Sie freute sich sehr über meine E-Mail und schrieb, dass sie es großartig fand, mich in ihren Klassen gehabt zu haben, dass sie unsere Gespräche danach genossen hat und dass wir uns sicher wieder begegnen würden. In der folgenden E-Mail erzählte ich ihr, dass ich mich für den Bali-Retreat entschlossen hatte.

      Es gingen noch ein paar E-Mails hin und her:

      Sie schickte mir auch ein Foto ihrer Familie samt ein paar Worten zu ihren Eltern. Das berührte mich sehr. Ich kannte diese Frau doch nur flüchtig von einem Yoga Festival.

      Trotzdem zeigte sie mir etwas persönliches, was starkes Vertrauen voraussetzte. So hatte ich ein klares Ziel vor Augen und die nächsten Wochen verflogen.

      Eh ich es mich versah saß ich mit ihr an einem Tisch auf einer Insel, irgendwo zwischen dem Indischen Ozean und dem Pazifik. Während unserer Unterhaltung erwähnte ich beiläufig, dass ich vor ein paar Tagen Geburtstag hatte.

      Nur wenige Minuten später stand ein großes Stück Schoko-Kokos-Kuchen vor mir. Ich zögerte, weil es schon spät war und ich abends recht empfindlich auf koffeinähnliche Stoffe reagierte. Die liebevolle Geste konnte ich jedoch nicht ausschlagen, daher aß ich etwas von dem vorzüglichen Kuchen und bedankte mich herzlich.

      Die folgende

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