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seinem Onkel 5.000 DM bekommen, denn ihm fehlte noch ein Schein, der für Naturstudien. Er habe keine Zeit, das selbst zu machen. Aber die seien doch signiert, das merke doch der Professor. Nö, das könne man mit einem Passepartout abdecken und der Professor zeichne ohnehin schon lange nicht mehr selbst. Von Manfred Butzmann wollte er wissen, ob die Arbeiten zusammen passen, ob man denken könne, sie seien von einem Künstler. Ja, so war es fast. Neugierig und ungläubig, dass es funktionieren könne, bat Butzmann den Mann, ihm später zu schreiben. Er bekam jedoch nie eine Nachricht.

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       Manfred Butzmann, Foto: Michael Helbig

      Nach der Wende wollten ihm die betroffenen Künstler (Metzkes, Goltzsche und Vent) die Geschichte nicht glauben. Es war üblich gewesen, dass ein Teil des Geldes für verkaufte Arbeiten in West gezahlt wurde und man freute sich sowieso, etwas in den Westen zu verkaufen.

      Ich traf auf Manfred Butzmann 2013 während einer Ausstellungseröffnung im Güldenen Arm in der Potsdamer Elfleinstraße. Es war ein heißer, sehr heißer Sonntag. Auf dem übervollen Hof saßen an einem Tisch der Grafiker Siegfried Lachmann, die Schriftstellerin Christa Müller, der Maler Manfred Nitsche und andere, die Füße in einer riesigen mit Wasser gefüllten Zinkwanne. Die Plätze an diesem Tisch waren begehrt. Von der Steintreppe aus, fotografierend, beobachtete ich die Lage und sah den zeichnenden Mann von hinten. „Wer ist das?“ fragte ich das Personal. „Keine Ahnung“, lautete die Antwort. Später wurde ich in die Tischrunde eingeladen und lernte ihn kennen. Er unterhielt die gesamte nähere Umgebung auf eine Weise, die meine Entscheidung, ihn in mein Potsdam-Buch aufzunehmen, endgültig machte. Auf die Frage, warum ich ausgerechnet ihn ausgewählt und nicht zum Beispiel Siegfried Lachmann oder Peter Rohn, was soll ich sagen, die Auswahl war riesig, das stimmt.

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      Um die Frage zu beantworten, hätte ich weit ausholen müssen. Das wollte ich nicht.

      Man erzählte sich Anekdoten von Magnus Zeller.

      Schließlich durfte ich Butzmanns Tagebuch ansehen und erfuhr, dass es hunderte gebe, einen Teil davon habe er der Akademie der Künste vermacht. Auch die Zeichnungen aus der Kindheit existieren noch. Butzmann schmeißt nichts weg.

      1942 in Bornim geboren, wuchs er von 1945 bis 1955 bei seinem Onkel in Sachsen-Anhalt auf, - sein Vater war '45 von den Russen getötet worden, weil er ein Jagdgewehr besaß. Jemand hatte auf die Russen geschossen und die suchten ihrerseits nun Männer zum Erschießen.

      Die Mutter heiratete den Postbeamten, der sein Stiefvater wurde. Tante und Onkel in Eutzsch bei Wittenberg hatten keine Kinder. Manfred wurde als derjenige angesehen, der später den Hof übernehmen sollte, von LPG war noch nicht die Rede, aber der Junge zeichnete unentwegt. Als die Tante in den Westen flüchtete, kam Manfred zurück nach Hause. Auch in der Oberschulzeit nutzte er jede Gelegenheit. „Ich bin überall hingerannt, wo man zeichnen konnte, zur Volkshochschule und zu den Fachschulstudenten.“

      „Als ich mich im Februar 1961 in Weißensee bewarb“, schreibt er im Katalog Kunst aus Brandenburg, der anlässlich einer Ausstellung von Suse Ahlgrimm gedruckt wurde, „muss ich auf Werner Klemke den Eindruck gemacht haben, sicher damit zu rechnen, dass ich aufgenommen werde. Jedenfalls fragte er mich `Woher wollen Sie wissen, ob wir Sie nehmen werden? ` Ich erinnere mich an meine Antwort damals. `Bis jetzt ist in jedem Jahr einer aus unserer Schule angenommen worden.` Das Vertrauen hatte mir wohl Suse Ahlgrimm eingepflanzt, wie vielen vor mir auch schon. Durch ihre eigene künstlerische Tätigkeit wusste sie genau, wovon sie sprach, wenn sie Korrektur gab oder Spezialaufgaben, wenn der Erfolgsgewöhnte seiner Sache zu sicher wurde. 'Manfred, zeichnen Sie doch mal eine Wendeltreppe von unten!` Also setzte ich mich vor das Belvedere und bekam fast eine Genickstarre davon […], aber ich hatte ein weiteres ungewöhnliches Blatt für die Bewerbung.“

      Suse Ahlgrimm achtete offenbar rundum auf die Schützlinge. Sie habe gehört, er habe wieder eine Fünf in Latein. „Machen Sie bisschen weniger für die Kunstgeschichte und lernen mal paar Vokabeln.“ In dieser Zeit wurde die Vier von mangelhaft auf genügend umbenannt und als Verpflichtung für das FDJ-Studienjahr entschied sich Schüler Manfred, die Vier in Latein halten zu wollen, womit er die Lacher wieder auf seiner Seite hatte.

      Lateinlehrer Ahrens war geschätzt und gefürchtet. „Der hat mit seinem Ehering dagesessen, beobachtete ganz genau bei der Klassenarbeit, wenn jemand schummelte, da hat der nur in die Richtung geguckt und mit dem Ehering an die Tischkante gekloppt, da merkte man, jetzt hat er dich, jetzt noch ein Ding mehr, dann heißt es abgeben…dann hast überlegt, hat der den Nachbarn gemeint, oder hat er mich gemeint, das lief einem eiskalt den Rücken runter, dieses Ringklopfen, da lass mal den Zettel lieber stecken.

      Aber Ahrens ließ sich auch ablenken. Er lief so durch die Klasse, man wusste, er war Spezialist für die Landwirtschaft im Alten Rom, durch eine geschickte Frage konnte man ihn abbringen von seinen Prüfungen, die ihm spontan einfielen, an die Tafel, was deklinieren und so…dann sagte er: Wo war ich stehengeblieben? Da meldet sich Ralf Bischof: Am Fenster, Herr Doktor! Stark. Der Doktor verstand keinen Spaß: Zettel raus! Prüfung.

      Apropos Altes Rom. Butzmann meint, Potsdam habe sehr viel mit dem alten Rom zu tun. Barberini wurde nach einem alten Stich gebaut. Das Säulenhaus am Platz der Einheit (gibt’s nicht mehr), Nachbau eines römischen Tempels nach Piranesi. Das Krongut. „Die Italiener sind ganz begeistert davon. Weil es so was Geschlossenes in Italien selbst gar nicht mehr gibt. In Italien gibt es viel, aber es wurde alles weiter gebaut oder verändert.

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