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      06.10.2009

      Arbeitsamt. Ach, ist doch egal, wie die jetzt heißen. Tun die wirklich was für Arbeitssuchende? Jetzt sehe ich so langsam die Gerüchte, die überall erzählt werden, am Stammtisch breit geklopft werden, als bestätigt. Man bekommt ein Profil auf der Homepage der Jobbörse und dann muss man selbst gucken, wo man bleibt. Also so, als ob ich alleine dafür verantwortlich wäre, nur dass ich ohne Kontrolle und Nachweis meiner Bemühungen kein Arbeitslosengeld erhalte – als ob der Zustand, nur alleine daheim rumzuhocken, so spannend ist! Gemeinsam mit meinem Berater suche ich heute drei Angebote, auf die ich mich bewerben soll. Insgesamt muss ich im Monat Oktober fünf Nachweise meiner Bemühungen beim nächsten Termin vorlegen, sonst wird mir das Arbeitslosengeld gestrichen. Ach ja, „nur“ fünf, da mein „Zustand“ zurzeit so schwierig ist, obwohl meine Qualifikationen hervorragend sind. Und mein Berater fordert mich mehr oder weniger direkt auf, nicht zu sagen, dass ich schwanger bin – weist mich darauf hin, dass ich beim Bewerbungsgespräch nicht nach einer Schwangerschaft gefragt werden darf und wenn doch, dass ich dann lügen darf, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Ich sage ihm, dass das nur die ersten paar Monate geht, da man dann an meinem Bauch sieht, was los ist. Seine Antwort war mehr als ausweichend. Er meinte zum Schluss, dass er von mir deswegen auch nur fünf Bewerbungen verlangt...

      ***

      07.10.2009

      Hatte heute das ersten Bewerbungsgespräch bei einer Zeitarbeitsfirma. Hatte sich was mit „Gespräch“ - ich frage mich jetzt noch, warum ich da persönlich erscheinen sollte...

      Ich durfte ein zweiseitiges Formular ausfüllen, Lebenslauf beilegen – das war's! „Wir melden uns.“ Toll! Ich also auf zur nächsten Zeitarbeitsfirma. Dort war es noch besser: Lebenslauf abgeben – das war's. „Wir melden uns. Tschüss!“ Hallo!? Ist denen die Qualität ihrer Bewerber völlig egal? Sammeln die nur Lebensläufe? Verdienen die damit ihre Kohle?

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      Oh man, bin immer noch den ganzen Tag müde und mir ist rund um die Uhr schlecht. Mein Mann ist in Hamburg und kommt erst um 23.30 Uhr zurück. Ich habe ihm ein paar leckere Häppchen vorbereitet, auf die er sich dann stürzen kann. Hab mich bis zu seiner Ankunft irgendwie wachgehalten. Er war richtig froh, dass ich noch wach war und er noch etwas zum Essen bekam.

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      09.10.2009

      Juhu! Heute sind ganz viele Bücher von Amazon gekommen! Da ich zurzeit richtig viel Zeit zum Lesen habe, habe ich mir die richtige Literatur bestellt, die ich jetzt brauche, um mich hoffentlich völlig ablenken zu können: 20 Bücher von einem Autor, der über einen Meeresbiologen schreibt, dessen Abenteuer die reinsten Krimis sind, der Protagonist selbst eine Mischung aus Indiana Jones und James Bond, die Romane immer unheimlich spannend sind und zum Glück immer ein Happy End aufweisen. Ich mag keine tragischen Romane – da trage ich noch tagelang danach ein schlechtes Gefühl in mir, geht mir einfach zu nah.

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      Mein Mann bekam heute Abend richtig Angst, weil sich schon die Bücherregale durchbiegen. Er meinte, wir müssen wohl anbauen. Ups...

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      10.10.2009

      Mir ist so schlecht, dass ich denke, ich muss mich übergeben. Kommt aber nix! Manchmal wünschte ich mir, dass ich endlich einmal alles von mir geben könnte und es mir dann besser gehen würde! Naja, ich habe schon gelesen, dass alles in den ersten drei Monaten normal ist und auch die letzten drei Monate wieder so sein kann. Und ich habe halt gleich alles auf einmal erwischt. Wenn es so weitergeht, werde ich mich zweidrittel der Schwangerschaft schlecht fühlen. Juhu! Aber am allergeilsten fand ich in einem Schwangerschaftsbuch, in dem es heißt, dass es in der Selbstdisziplin der Frau liegt, ob sie die ganzen Symptome bekommt oder eben nicht. Man soll in der Schwangerschaft täglich drei Liter Wasser trinken, Vollkornbrot und Gemüse essen und sich viel bewegen. Wetten, dass das ein Mann geschrieben hat? Wer kann all dies verwirklichen, wenn es einem rund um die Uhr schlecht ist, der Bauch sich sowieso immer voll anfühlt und schmerzt!? Seufz.

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      11.10.2009

      Ich habe die schlimmste Nacht hinter mir seit ich schwanger bin. Ich hatte gestern den ganzen Abend Bauchweh – ja, leider quält mich nun auch das für Schwangere so typische Problem der Verstopfung. Und als Schwangere darf man nix dagegen nehmen. Außer natürliche Hausmittel, die meiner Erfahrung nach aber gar nicht oder nur verzögert helfen. Mir ist die letzte Woche eh schon aufgefallen, dass ich nur noch selten aufs Klo kann und wenn, dann ist es fest, tut weh, sprengt mir fast den Enddarm! Scheißthema! Und als ich heute morgen meinen Magen-Darm-Tee aufbrühen will, lese ich, dass man den als Schwangere AUCH nicht trinken darf! Hallo? Darf ich überhaupt noch etwas!? Also mache ich mir eine Bettflasche, obwohl wiederum in vielen Foren steht, dass man das auch nicht soll, weil das Baby dann überhitzt wird, aber das kann ich mir nun echt nicht vorstellen! Dann dürfte ich ja noch nicht mal mehr heiß duschen!

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      Den ganzen Tag ist mir so was von schlecht – wie die letzten zwei Wochen zusammengenommen. Meinem Mann tu ich echt leid. Er nahm mich in den Arm und meinte, dass er bedauert, dass er mir nicht helfen kann. Das ist echt süß!

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      12.10.2009

      Mein Tagesablauf von heute (ungefähr):

      8 Uhr: Aufstehen, mir ist schlecht vor Hunger, ich esse ein paar Spekulatius und trinke Wasser, nun ist mir schlecht, weil ich etwas im Magen habe

      9 Uhr: Ich mache mir einen Fencheltee (diesen darf man als Schwangere TATSÄCHLICH trinken!!), nun ist mir kotzübel und ich beginne etwas zu lesen, um mich abzulenken

      11 Uhr: Bin schon wieder müde, nee, das darf jetzt nicht sein, also beschließe ich duschen zu gehen

      12 Uhr: Duschen hat gut getan, ich trinke Orangensaft und mir wird schon wieder schlecht, aber ich esse noch ein Brötchen, weil ich Hunger habe; mir fallen die Augen zu, aber ich widerstehe dem Drang zu schlafen und lese weiter, bestaune zwischenzeitlich draußen den Wolkenbruch, der etwa eine Stunde lang runterkommt

      14 Uhr: Ich gebe es auf, ich lege mich jetzt hin

      16 Uhr: Jetzt aber raus, oh man, jetzt spinnt mein Kreislauf herum; o.k., jetzt keine Ausrede mehr – ich beginne meine Bücher von A-Z nach Autorennamen zu sortieren; macht Spaß und lenkt mich ab

      18 Uhr: Ich koche Spaghetti mit Paprika, Chili, Shrimps und beim Essen wird mir sofort wieder schlecht – ich trete alles an meinen Mann ab

      19 Uhr: Küche sauber, Kamin brennt, ich setze mich noch ein wenig an meinen PC

      20 Uhr: Ich brühe mir einen Entspannungstee auf, setze mich an den Kamin und – oh Wunder! - mir ist nicht schlecht, aber ich bin schon wieder müde

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      So, oder so ähnlich, laufen zurzeit all meine Tage ab. Gut, dass ich alles aufschreibe, weil, wenn es mir nach den (hoffentlich) obligatorischen drei Monaten der Frühschwangerschaft wieder besser geht, dann spiele ich das nicht so runter wie die anderen Mütter á la: „War doch gar nicht so schlimm.“

      Außerdem HASS ich die blöden Sprüche wie: „Das geht vorbei.“ - „Da kann man nix machen.“ - „Da muss man durch.“ - „Das wird bald besser.“ - „Hilft alles nix.“ - „Beiß die Zähne zusammen.“

      Stimmt vielleicht alles – nur hilft es in dieser Situation nicht! Das will man auch nicht wirklich hören, es spielt das Elend herunter!

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      14.10.2009

      Oh man, ich nehme in der Schwangerschaft wohl echt alles mit was geht: Zahnschmerzen! Dabei bin ich DER Schisshase was Zahnarzt angeht. Habe gleich heute Morgen einen Termin bekommen und es war zum Glück nur ein kleines Loch.

      Der Arzt hatte echt Nerven! Ich lag eh schon total zittrig auf dem Behandlungsstuhl und der Arzt bedauerte ständig,

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